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Stellungsnahme des 1. Vorsitzenden zu den Festbeträgen

06 Jan 2007 02:04 - 06 Jan 2007 17:33 #1 von matti
Sehr geehrte Damen und Herren,

die gesetzlichen Krankenkassen scheinen sich aus dem System der Vollversorgung zu verabschieden. Dabei geht es längst nicht mehr darum, daß die Kassen die Kosten gelegentlich auftretender geringfügiger Krankheiten nicht mehr bezahlen. Betroffen sind vielmehr Patienten, die chronisch krank sind und dauerhaft Arznei-, Heil- oder Hilfsmittel benötigen

Eine Studie, welche im ersten Jahr nach Einführung der bundesweiten Festbeträge für Hilfsmittel durchgeführt wurde, offenbart bedenkliche Entwicklungen. Diese Ergebisse gehen aus einer Umfrage des Kommunikationsforums Hilfsmittel (KFH) unter nahezu 1.000 Leistungserbringern im Gesundheitswesen hervor. Sie fasst das momentane Stimmungsbild der Branche in konkrete Zahlen: Achtzig Prozent der befragten Unternehmen konnten unter diesen Umständen die Versorgungsqualität ihrer Patienten hinsichtlich der zu erbringenden Dienstleistung und/oder der benötigten Produkte nicht aufrechterhalten.

Diese Entwicklung birgt die Gefahr, dass die qualitativ notwendige Versorgung im Stoma- und Inkontinenzbereich nicht mehr sichergestellt ist. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass für die Entwicklung innovativer Produkte, die erfahrungsgemäß die Versorgungsqualität erhöhen und Fallkosten senken, kein Platz in einem System bleibt, bei dem es erklärtermaßen nur noch um den Preis geht. Der weltweit führende Stand Deutschlands in der Entwicklung von medizinischen Hilfsmitteln geht verloren.
Qualitätssicherung oder gar Verbesserung könnten künftig sogar ausgeschlossen sein.

Nahezu neunzig Prozent der Unternehmen gaben an, dass die neuen Festbeträge ihre bisherige Kostenstruktur nicht mehr abdecken. In der Praxis bedeutet dies, dass Serviceleistungen, die bisher mit der Lieferung verbunden waren, nicht mehr erbracht werden können. Dienstleister, wie z.B. Homecare Unternehmen wird es immer schwieriger ihre Dienstleistung kostendeckend anzubieten, weil die Vergütung auschließlich über den Produktpreis erwirtschaftet wird.

Hausbesuche werden seltener, Beratungsgespräche fallen kürzer aus und eine individuelle Betreuung der Patienten ist kaum noch möglich. Gerade die positiven psychosozialen Nebeneffekte, welche aus der persönlichen und individullen Beratung entstehen sind immer schwieriger zu finanzieren. Die mit den verminderten Hausbesuchen verbundene regelmäßige medizinischer und pflegerischer Kontrolle geht zu Lasten der Betroffenen.

Es ist leider zu befürchten, dass die Krankenkassen die Gesetzesänderung und die damit verbundenen Anpassungsprozesse heute und in Zukunft dafür verwenden werden, die Festbeträge so weit zu reduzieren, dass die Qualität der Versorgung in der bisherigen Form nicht mehr leistbar ist. Die Einführung der Festbeträge für saugende Inkontinenzprodukte hat vor allem eines bewirkt: Unzählige Billiganbieter aus Fernost haben den deutschen Markt überschwemmt. Mit teilweise qualitativ minderwertigen Produkten bestimmen sie aber zukünftig den Festbetrag. Den aus den vorliegenden Produktpreisen werden die niedrigsten genommen, um daraus einen durchschnittlichen Erstattungspreis (Festbetrag) zu bilden.


Matthias Zeisberger
1. Vorsitzender des Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

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06 Jan 2007 15:57 #2 von Jens Schriever ✝
Hallo

Eigentlich ist die Festbetragsregelung meiner Meinung nach gar nicht so verkehrt.
Wenn man sieht, wie die Industrie mit Gesundheit Profit macht, muss irgendwas geschehen.
Wie die Industrie mit der Gesundheit Profit macht, kann man sehen an einem Beispiel was ich erst vor kurzem im TV gesehen habe. Es wurde dort eine Teemischung gezeigt. Bei der ersten Version handelt es sich um eine ganz normale Teemischung ohne Zubereitungsanleitung. Bei der gleichen Teemischung (gleiche Rezeptur) mit einer Gebrauchsanleitung wurde aus dieser Teemischung dann ein Heiltee und somit um ein vielfaches teurer.
Nächstes Beispiel: Babywindeln gibt es in jeden Kaufhaus, Drogerie zu kaufen. Inkontinenzwindeln für Erwachsene gibt es in Apotheken und Sanitätshäuser und sind um ein vielfaches teurer. Der Aufwand, eine Babywindel und einen Inkontinenzsilp ist der gleiche, wobei die Babywindel qualitativ hochwertiger ist. Bei der Babywindel handelt es sich um einen normalen Hygieneartikel, während ein Inkontinenzslip ein medizinisches Heilmittel ist und dadurch kommt der Preisunterschied zustande. Warum hat Hartmann die Babywindeln (Fixies) schon vor Jahren vor der Festbetragsregelung abgegeben und jetzt nur noch Inkontinenzartikel anbietet? (um mehr Profit zu machen?)
Dieses System verlangt von allen Einschränkungen ab. Nicht nur vom Endverbraucher. Das dieses System so nicht funktionieren kann liegt daran das Firmen aus Fernost den Markt überschwemmen und so die Preise nach unten drücken. Wenn der Markt nicht von diesen Billigprodukten überschwemmt würde und die Industrie ihre Profitgier zurückschrauben würde dann würde das System gut funktionieren. Da es unsere Regierung gefragt (Gesundheitsreform?).


Gruss Jens

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06 Jan 2007 18:48 #3 von matti
Mein lieber Jens,

hast du schon mal eine Informationsbroschüre dieser Billiganbieter in den Händen gehalten? Hast du schon einmal eine Informationsveranstaltung oder einen Messestad eines Billiganbieters besucht? Kannst du an einen Referenten erinnern, welche Betroffene in einem Vortrag geschult hat, welcher extra aus Fernost angereist war?

Gerade die Firma Hartmann sichert durch ihren Produktionsstandort Deutschland Arbeitsplätze und zwar in Deutschland. Das die Arbeitslöhne hier teuerer sind als in Fernost dürfte bekannt sein.

Hast du schon einmal ein innovatives Produkt, in welche viel Entwicklung, also Geld, geflossen ist als Neues Produkt eines Billiganbieters gesehen. Ich habe diese Produkte gesehen, allerdings als Nachbau der Entwicklungsarbeit anderer.

Hat ein Billiganbieter schon einmal ein Projekt der Selbsthilfearbeit unterstützt. Bei mir hat sich niemand gemeldet.

Wenn du meinen Beitrag gelesen hast dürfte dir meine Argumentation bezüglich der Situation der Dienstleister nicht entgangen sein.
Meinst du es währe für ein Homecare Unternehmen wirtschaftlich ihr komplettes Dienstleistungsangebot anzubieten, wenn sie für das einzelne Produkt keine Gewinnmarchen mehr erzielen können. Nein, sie können noch nicht einmal mehr kostendeckend arbeiten, so sieht das aus.

Dies geht letztendlich doch zu Lasten der Betroffenen.

Jedes Produkt hat seinen Preis. Wenn man deiner Argumentation folgen würde, dann währen wir auf dem besten Weg zur Zwei Klassenversorgung. Der chronisch Kranke muss sich mit dem einfachen Produktserien begnügen, der wirtschaftlich stärkere erhält das Premium Produkt.

Ganz davon abgesehen das diese Rechnung eh völlig falsch ist.
Ich musste meinen Monatsbedarf um 30 Stück auf 180 Stück erhöhen, weil ich mir nur noch die Standartversorgung leisten kann. Dies hat zur Folge, dass ich nun 30 mal! häufiger auf die Hilfe der professionellen Pflege angwiesen bin. Nun rechne mal nach wo die Krankenkasse mehr gespart hätte. Pflege ist nicht für 1 € zu haben!

Matti

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