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ISK Frau im aktiven Alltag

26 Nov 2016 20:59 #1 von April
Hallo zusammen,

Ich bin neu hier im Forum und habe schon alleine durch lesen viel gelernt - danke an die Organisatoren erst mal dafür!

Ich habe schon seit Jahren aufgrund einer inkompletten Querschnittslähmung/Caude Equina Syndrom Harninkontinenz (Belastung) und Blasenentleerungsstörung. Ich entleere seit 15 Jahren mit Bauchpresse. Ich kenne alle Nachteile davon aber so kann ich halt überall und schnell entleeren. Kein Restharn, Reflux oder HWI. Ich bin erst 30, Fussgänger trotz Gehbehinderung, sehr aktiv mit Urlauben und anspruchsvollem Job ca. 80 Stunden pro Woche und den ganzen Tag ausser Haus.

Obwohl ich die Inkontinenz gewöhnt bin und mich gut arrangiert habe überlege ich einen künstlichen Schliessmuskel oder ein Band einlegen zu lassen, was aber bedeutet, dass meine Bauchpresse nicht mehr funktionieren würde. Ich zögere mit diesem Schritt v.a. weil ich Angst habe mit ISK meine Aktivität im Alltag einschränken zu müssen. Deswegen habe ich einige Fragen an die Frauen mit viel Erfahrung:
- Wie lange dauert die Durchführung bei euch in Minuten? Wie viel länger dauert es als spontane/normale Entleerung?
- Wenn ihr im Stehen entleert, wie benutzt ihr einen Spiegel?
- Kann man auf die Desinfektion verzichten?
- Wenn ihr ohne Spiegel entleeren könnt, klappt das weil ihr wisst wie/wo ihr den Katheter einführen müsst oder weil ihr es spürt? Ich frage weil meine Empfindung stark eingeschränkt ist und ich deswegen nicht verstehe wie das ohne Spiegel klappen soll.

Freue mich auf eure Antworten! Danke!

April

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26 Nov 2016 22:06 #2 von Elkide
Hallo liebe April,

herzlich willkommen im Forum des Inkontinenz-Selbsthilfe-Vereins. Wie du ja bestimmt schon den Beiträgen entnommen hast, sind wir ein Verein von Betroffenen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, anderen evtl. durch ihre Erfahrungen helfen zu können.

Du bist ja noch sehr jung und hast schon viele Jahre Erfahrungen sammeln müssen. Klasse, dass du es trotz dieser schlimmen Beeinträchtigung geschafft hast, einer anspruchsvollen und zeitaufwändigen Berufstätigkeit nachzugehen.

Sicherlich werden dir die Ärzte ja auch gesagt haben, dass die Bauchpresse für den Beckenboden und damit auch für die Inkontinenz nicht sehr gut ist. Von daher sind die geplanten OPs auf jeden Fall empfehlenswert.

Den ISK führe ich seit zwei Jahren durch. Da ich keine vernünftige Einweisung erhalten hatte, war der Anfang erst sehr schwer. Ich habe es im Stehen mit Beinspiegel und Beutel, umständlicher Desinfektion und oft mehrmaligen Fehlversuchen begonnen. Bin dann zum Glück auf ein Video von der Firma Coloplast gestoßen und seit dieser Zeit kann ich ISK als die einfachste und schonendste Entleerungsmöglichkeit weiterempfehlen.

Am leichtesten geht es im Sitzen auf der Toilette mit Ableitung direkt ins Becken. Mit ein bisschen Übung findest du ohne Spiegel und ohne Fehlversuche die Harnröhrenöffnung. Anschließend reinige ich mit einem Babyreinigungstuch und das ganze dauert nicht länger, wie bei einer normalen Blasenentleerung. Das Wichtigste ist, dass du es dir von einer Fachfrau erklären lässt. Die Firmen haben speziell geschultes Fachpersonal, die dir da professionelle Hilfestellung geben können.

Wünsche dir mit einem künstlichen Schließmuskel bzw. Band-OP und ISK ganz viele tolle Reisen.

Alles Liebe
Elke

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27 Nov 2016 00:32 #3 von matti
Hallo April,

auch ich möchte dich auf dem Online-Angebot der Inkontinenz Selbsthilfe e.V. herzlich begrüßen.

Ich würde dir für den Fall des Selbstkathterisierens auf jeden Fall den aseptische Selbstkatheterismus empfehlen. Dies ist auch die Empfehlung sämtlicher Experten (beispielsweise des Robert Koch Instituts) und der Ausbildungsrichtlinie in Pflegeberufen.

Den Rat von Elke, einer gründlichen Einweisung durch Fachfrau oder Fachmann würde ich auf jeden Fall empfehlen. Ich bin allerdings etwas verwundert, dass dabei das Abwischen mit einem nicht sterilen und auch nicht aseptischen Feuchtuch als Ergebis heraus gekommen ist. Im Coloplast Video wird dies auch anderes dargestellt!

Die Händedesinfektion ist vor und nach jeder potentiell infektionsgefährdenden Tätigkeit durchzuführen. Deshalb sollten neben dem gründlichen Waschen der Hände zudem eine Desinfektion der Hände erfolgen. Es gibt dazu neben der Sprühdesinfektion auch bereits fertige Desinfektionstücher. Wichtig ist, dass die auf der Verpackung angegebene Einwirkzeit beachtet wird.

Danach sollte eine Desinfektion des Intimbereichs stattfinden. Dafür eignet sich entweder die Sprühdesinfektion, die direkt auf die Schamlippen und den Harnröhreneingang gesprüht wird.
Alternativ eignet sich auch die Wischdesinfektion, wobei ein Tupfer bzw. Kompressen in Schleimhautdesinfektionsmittel getränkt wird und große und kleine Schamlippen mit je einem Tupfer oder einer Kompresse von der Symphyse zum Anus desinfiziert wird. Mit einem Tupfer zudem die Harnröhrenöffnung desinfizieren

Dies würdest du aber alles bei einer Einweisung erlernen.

Ich kenne Männer und Frauen die für das komplette Prozedere nicht länger als fünf Minuten benötigen. Teilweise sind sie noch schneller.

Wie bist du auf die Idee eines künstlichen Schliessmuskel oder der ein Band einzulegen gekommen. Mit deinem Beschwerdebild scheint mir dies fraglich als Option. Du solltest dies mit einem Facharzt besprechen.

Ohne den Entleerungsdruck zu kennen, kann die Entleerung der Harnblase durch aktives (oder passives) Pressen nicht empfohlen werden. Diesen stellt man mittels Blasendruckmessung fest. Ist dies bei dir schon einmal erfolgt?

Zur Info:



Gruß

Matti

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27 Nov 2016 05:03 #4 von Maulwurf
Hallo April,

Ich bin zwar ein Mann, aber habe ebenfalls eine Querschnittslähmung, jedoch leider deutlich stärker.
Zum Thema Desinfektion kann ich aber auch was beitragen: im Endeeffekt wird dir keiner beantworten können, ob dies bei dir notwendig ist. Ich kenne ganz viele, die vollständig darauf verzichten und trotzdem keinerlei Infekte haben. Ich persönlich achte penibel drauf und kämpfe trotzdem noch mit Infektionen.

Auch bei Ärzten wirst du unterschiedliche Meinungen hören, insofern wundert es mich nicht, wenn auch nach einer Einweisung herauskommt, dass die Desinfektion nicht notwendig ist. Viele Ärzte und Fachfirmen vertreten diese Meinung. Zumindest wenn der Anwender dadurch keine Probleme mit Infekten hat.

Auf der sicheren Seite bist du nur mit Desinfektion. Ist aber auch nicht sonderlich aufwändig. Zumindest bei mir nicht als Mann, bei Frauen vielleicht etwas aufwändiger, aber auch durchaus machbar. Was wirklich schwierig ist im Alltag, ist genug Platz zu finden und Ablageflächen. Gerade wenn du viel unterwegs bist und viel arbeitest könnte das ein Problem darstellen. Aber auch dafür werden sich bestimmt Lösungen finden lassen.

Zu den anderen Dingen kann ich nicht viel sagen, außer dass ich auch hier Leute erlebt habe, die seit 40 Jahren mit Bauchpresse entleeren und damit glücklich sind. Heutzutage wird es aber streng abgelehnt. Hierzu kenne ich mich aber nicht genug aus.

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27 Nov 2016 09:14 #5 von Elkide
Hallo liebe April,

auf jeden Fall hast du jetzt ein genaues Bild, wie der ISK so abläuft. Alles andere ist - glaube ich - ein persönliches Ausprobieren oder eine Auskunft deines Arztes, der deine Situation am besten einordnen kann.

Meine persönliche Erfahrung war, dass ich nach der Desinfektion jedesmal ein unangenehmes Brennen verspürte. Der Professor der Klinik meinte, dass man trotzdem nicht darauf verzichten sollte. Der ltd. Oberarzt und der Stationsarzt (beide wesentlich jünger), waren überzeugt davon, dass es mehr schaden wie nutzen würde. Ein gesundes Immunsystem würde damit fertig werden, während eine gereizte Schleimhaut viel anfälliger wäre. Seit dem wasche ich mir nur ganz normal die Hände und benutze hinterher ein schonendes Baby Reinigungstuch.

Nun mag aber auch das Alter eine Rolle spiele. Ich bin 66 Jahre und habe eh seit Jahren eine Dauerinfektion der Blase, die man aber nicht mehr behandelt, da sie keinerlei Beschwerden verursacht.

Sicherlich hängt das alles von so vielen persönlichen Faktoren ab, dass spezielle Fragen nur dein behandelnder Arzt beantworten kann.

Liebe Grüße
Elke

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27 Nov 2016 09:22 #6 von Elkide
Liebe April,

noch ein Nachtrag! Wenn du viel auf Reisen bist, fordere den Euro-WC Schlüssel an. Damit kannst du überall an den Autobahnraststätten oder in öffentlichen Gebäuden die behinderten Toiletten benutzen. Die sind wesentlich geräumiger und verfügen über genügend Ablageflächen.

Nähere Informationen über Beantragungsverfahren usw. findest du oben in der Leiste bei Forum durchsuchen Stichwort Euro-WC Schlüssel.

Liebe Grüße
Elke

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27 Nov 2016 22:34 #7 von Ria
Das Thema finde ich als ebenfalls weibliche inkomplette Tetraplegikerin sehr interessant. Ich bekomme den ISK nicht wirklich hin.
Eine Krankenschwester sagte auch mal zu mir, dass man als Frau beim ISK einfach das nachsehen hätte, erst recht, wenn im Rollstuhl.

Elkide, du schreibst was von Dauerinfektion der Blase. Wie merkst du sie, wenn du doch keine Beschwerden hast? Ist so eine dauerhafte Infektion der Blase sehr schädlich?

Hast du evtl.mal naturheilkundliche Maßnahmen versucht? Soll wohl helfen. ..

Schönen Abend wünsche ich euch!

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28 Nov 2016 13:09 #8 von Elkide
Liebe Ria,

die Infektion der Blase verursacht bei mir keinerlei Beschwerden, so dass die Ärzte meinen, dass eine Behandlung nicht nötig ist. Es gibt da auch einen speziellen Begriff. Ich weiß aber nicht mehr ob es ruhige oder stille Infektion heißt.

Festgestellt wird das jedesmal bei der Urinuntersuchung vor den Botoxspritzen. Durch verschiedene homöopathische Arzneimittel wurde keine Änderung an den Laborwerten festgestellt. Meine Ärztin ist Fachärztin für Homöopathie.

Ich vertraue da ganz auf meine Ärzte. Wird schon richtig sein, was die machen!

Danke jedenfalls für den Hinweis. Denke auch, dass die Naturheilmittel oft ganz gute Wirkung haben.

Liebe Grüße
Elke

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28 Nov 2016 13:25 #9 von matti
Nun Elke,

ich denke das bei dir ein Bakteriennachweis erfolgt. Von einer Dauerinfektion im wörtlichen Sinne dürftest du entfernt sein. Eine Dauerinfektion kann das Urothel massiv schädigen und letztlich zur Entwicklung eines Harnblasenkarzinoms beitragen.

Das am weitesten verbreitete Symptom der chronischen Harnblaseninfektion ist der andauernde Beckenschmerz, der häufig erst nach dem Urinieren verschwindet. Sobald sich die Blase langsam wieder füllt, beginnt der Schmerz erneut.

Auch wenn deine Ärztin die "Zauberkunst" (nicht soooo böse gemeint ;) ) versteht, sollte man doch vielleicht einnmal die Ursachen ergründen. Zudem vielleicht aber auch einmal die von dir betriebene Anwendung des Selbstkatheterisierens hinterfragen.

Ja, du bist 66 Jahre alt. Dies schreibst du ja in jeden "dritten" Beitrag. Bei einer durschnittlichen Lebenserwartung von über 84 Jahren für Frauen in Deutschland, kann dies sonst noch ein langer Leidensweg werden.

Gruß

Matti

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28 Nov 2016 13:52 #10 von Ria
Hallo Matti,

dein Beitrag ist sehr wertvoll, hat mir aber auch ein wenig Angst gemacht. Denn ich habe oft mit Blasenentzündungen zu tun, in letzter Zeit fast durchgängig.
Hab auch schon Angst um meine Blase, aber immer Antibiotika ist auch keine Lösung. Durch den SPK habe ich immer einige Bakterien, aber wie gesagt, hatte ich in letzter Zeit mehrmals "richtig" HWIs.
Aktuell scheine ich laut Stick keinen HWI zu haben, aber Inkontinenz tritt öfter ganz schwach auf. Denke mal, die Blase ist noch gereizt und muss sich erst wieder beruhigen. Ggf.mit Spasmex oder vaginal Strom zum stärken.

Einen schönen Tag euch!

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