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Bemerkungen über den Harn

08 Sep 2005 15:48 #1 von eckhard11 ✝
Hier ein Bericht über Harn ( Urin ),

für diejenigen, die es schon immer etwas genauer wissen wollten......

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Allgemeines
Die Untersuchung des Urins gehört neben der Krankengeschichte, einer eingehenden körperlichen Untersuchung des Patienten und der Blutanalyse zu den Standardmethoden der medizinischen Diagnostik. So können krankhafte (pathologische) Urinbestandteile wertvolle Hinweise auf Erkrankungen der Nieren und der ableitenden Harnwege liefern. Darüber hinaus lässt der Nachweis bestimmter Substanzen im Urin auch auf Krankheiten anderer Organe schließen, z.B. das Auftreten von Glukose im Urin auf das Vorliegen eines Diabetes mellitus.

Die Untersuchung des Urins konzentriert sich auf die täglich ausgeschiedene Menge, die Farbe, den Geruch, den Säuregehalt (pH-Wert) und die chemische Zusammensetzung

Definition
Harn (=Urin von lat. urina, griech. úron) ist die bei Mensch und Säugetier natürlicherweise von den Nieren durch die Harnwege abgesonderte Flüssigkeit, über die die Endprodukte des Eiweißstoffwechsels, Wasser und verschiedene Mineralsalze ausgeschieden werden. Der Ursprung des Begriffs Harn liegt im althochdeutschen Wort haran und bedeutet "das Ausgeschiedene".

Die chemische Zusammensetzung des Harns wird vor allem durch die Menge und Art der Nahrung, das Alter und das Geschlecht bestimmt. Er besteht zu 95 % aus Wasser. Die darüber hinaus im Urin vorkommenden Substanzen werden in normale Harnbestandteile (solche, die natürlicherweise im Harn ausgeschieden werden) und pathologische Harnbestandteile (solche, die nur infolge von Krankheiten auftreten) eingeteilt.

Die Harnanalyse umfasst neben der Betrachtung bestimmter Eigenschaften des Harns wie Menge, Farbe und Geruch eine quantitative und qualitative Bestimmung der einzelnen Harnbestandteile.

Historisches
Mittelalterliche Harnschau
Die Geschichte der Harnanalyse als diagnostische Methode zur Abklärung von Krankheiten ist lang. So spielte der Harn bereits in der so genannten Säftelehre Galens (2. Jhd.n.Chr.) eine große Rolle. Während nach Galens Auffassung das Blut durch "Kochung" aus dem Speisebrei in der Leber gebildet würde und so "wohlbereitet" der Ernährung des Körpers diente, entstünde der Harn aus der überflüssigen Feuchtigkeit und den zur Nahrungsbildung ungeeigneten Stoffen. Galen ging dabei davon aus, dass die Leber der Entstehungsort des Harns, des "vehiculum nutrimenti", sei und die Nieren dank einer ihnen innewohnenden "anziehenden Kraft" lediglich der Ausscheidung dienten. Sichtbare Veränderungen des Harns wurden deshalb zwar auf zahllose Krankheiten, jedoch nur selten auf Erkrankungen der Nieren bezogen.

Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein reichte der Einfluss Galens auf das medizinische Denken. So ging auch die Harnschau (=Uroskopie) des Mittelalters davon aus, dass Krankheit auf einer fehlerhaften Mischung der Körpersäfte beruhte und dieser krankhafte Zustand im Harn sichtbar würde. Aus Farbe und Konsistenz des Harns wurde auf die Säftemischung des Blutes geschlossen. Z.B. galt die Annahme, dass dicker roter Urin die Folge von großer Blutfülle sei. In Fortsetzung der Lehre Galens wurde die Harnschau zur unfehlbaren diagnostischen Methode fast aller Krankheiten erhoben. Sie galt als wichtigste Tätigkeit des Arztes, und das kolbenförmige Harnglas, die Matula, wurde zum Standessymbol der Ärzteschaft.

Unterschieden wurden 20 Harnfarben, die von kristallklar über kamelhaarweiß, brombeerrot, fahlgrün bis schwarz reichten. Die Konsistenz des Harns wurde als dünn, mittelmäßig oder dickflüssig beschrieben. Hinzu kamen bei der Analyse zahlreiche im Urin enthaltene sichtbare Teilchen, so genannte Contenta, wie Bläschen, Fetttröpfchen und sandartige, blattartige, kleieartige oder linsenartige Niederschläge in verschiedensten Farben.

Im Laufe des Mittelalters entwickelten sich die Vorstellungen von der Bedeutung der Harnschau als diagnostischer Methode bis hin zu der Auffassung, dass alles, was den menschlichen Körper betrifft, im Harnglas wie in einem Spiegel zu sehen sei. Daraus resultierten Aberglaube und Missbrauch, die in der so genannten Uromantie oder Harnwahrsagerei gipfelten.

In den folgenden Jahrhunderten führten neue Erkenntnisse über Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers zu einer Umwertung vor allem der Rolle der Nieren bei der Harnausscheidung. Ende des 18. Jahrhunderts wurden Methoden zu einer exakteren Harnanalyse entwickelt. So beschrieb der englische Chemiker William Cruikshank (1745-1800) den Nachweis von Veränderungen des Harns durch Quecksilberchlorid bei Rheumatismus und die Albuminurie (=Vorkommen von Eiweiß im Harn) als Zeichen einer Lebererkrankung. Die chemische Harnanalyse wurde hier zum ersten Mal bewusst zum Nutzen der klinischen Medizin eingesetzt.

Im Jahr 1761 erklärte der italienische Anatom Giovanni Battista Morgagni die pathologische Anatomie, also die anatomische Untersuchung von Leichen zum Erkenntnisgewinn über Krankheiten, zur unabdingbaren Voraussetzung für die praktische Heilkunde. Das Wesen der Krankheiten wurde von ihm nicht mehr als eine Störung in der Zusammensetzung der Körpersäfte gesehen, sondern als pathologische Veränderungen, die sich in den festen Teilen des Körpers manifestierten und so dem Pathologen nach dem Tod des Patienten auch sichtbar waren. Damit begann eine neue Epoche in der Medizin, die zunächst vor allem in der so genannten Pariser Schule und in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts auch in England Einzug hielt. Sie wurde die Grundlage für die moderne empirisch-naturwissenschaftliche Medizin.

Der Londoner Arzt Richard Bright veröffentlichte 1827 die Erkenntnis, dass die Ausscheidung von Eiweiß im Urin und die Wassersucht als charakteristische Krankheitssymptome für Erkrankungen der Nieren anzusehen seien. Die chemische Harnanalyse wurde zum festen Bestandteil der klinischen Diagnostik. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts kam die mikroskopische Betrachtung des Harns hinzu.

Mittelstrahlurin
Bei der Gewinnung des Urins besteht die Gefahr, dass die Probe von außen oder durch die natürlicherweise vorkommenden Bakterien der vorderen Harnröhre und der äußeren Genitalien verunreinigt wird. Um eine solche Verunreinigung zu vermeiden, wird für die Urinuntersuchung meist der so genannte Mittelstrahlurin verwendet. Dazu lässt der Patient zunächst eine kleinere Menge Urin (ca. 50 ml) ab, um anschließend die nächste Urinportion (ca. 10 ml), ohne den Harnstrahl zu unterbrechen, in einem sterilen Behälter aufzufangen.

Der Mittelstahlurin ist die bevorzugte Methode für bakteriologische und qualitative Urinuntersuchungen. Besonders geeignet ist hierfür der Morgenurin, da er besonders viele Keimzahlen aufweist. Grundsätzlich sollte eine Probenentnahme frühestens drei Stunden nach der letzten Blasenentleerung erfolgen.

24-h-Sammelurin
Der 24-h-Sammelurin eignet sich besonders gut für quantitative Untersuchungen des Urins. Die gesamte Menge des ausgeschiedenen Urins wird in einem Gefäß über einen Zeitraum von 24 Stunden, meist von 8:00 Uhr morgens bis zum nächsten Tag 8:00 Uhr, gesammelt. Vor Beginn der Sammlung wird die Blase entleert und der Urin verworfen. Nach den 24 Stunden wird die Gesamtmenge an Urin notiert und eine Probe des gut durchmischten Harns zur Untersuchung verwendet.

Katheterurin
Mit Hilfe eines Katheters wird dann eine Urinprobe entnommen, wenn eine einwandfreie Gewinnung des Mittelstrahlurins nicht möglich ist und eine Blasenpunktion nicht in Betracht gezogen wird. Die Schwierigkeit hierbei liegt in der möglichen Keimeinschleppung in die Ausscheidungsorgane. Bei Dauerkatheterträgern ist es wichtig, keinesfalls eine Probe aus dem Urinbeutel zu entnehmen. Stattdessen erfolgt die Entnahme nach gründlicher Desinfektion per Katheterpunktion.

Blasenpunktionsurin
Bei der Urinentnahme per Blasenpunktion ist die Gefahr einer bakteriellen Verunreinigung der Probe nahezu ausgeschlossen. Sie liefert daher den aussagekräftigsten mikrobiologischen Befund. Eingesetzt wird die Blasenpunktion, wenn keine eindeutige Gewinnung von Mittelstrahl- und Katheterurin möglich ist, wie z.B. bei einer Vorhautverengung. Auch wird diese Methode angewandt, wenn wiederholt uneinheitliche bakteriologische und zelluläre Befunde vorliegen.

Allgemeines
Jede Untersuchung des Urins sollte mit der Beurteilung von Menge, Farbe und Geruch beginnen.

Menge
In Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht bildet der gesunde Mensch täglich zwischen 500 und 2.000 ml Urin. Die Menge des Urins wird sowohl durch die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme als auch durch Flüssigkeitsverluste über Schweiß, Atmung und Stuhlgang beeinflusst. Werden, z.B. als Folge von Nierenstörungen, täglich weniger als 400 ml Urin ausgeschieden, liegt eine so genannte Oligurie ("wenig Urin") vor, bei weniger als 100 ml pro Tag eine Anurie ("kein Urin"). Umgekehrt wird bei einer Ausscheidung von über 2,5 l pro Tag, z.B. bei einem Diabetes mellitus, von einer Polyurie ("viel Urin") gesprochen.

Farbe
Da manche Urinbestandteile ihren Farbton nach einiger Zeit durch chemische Umsetzung ändern, sollte eine Beurteilung der Farbe möglichst am frisch gewonnenen Urin erfolgen. Normaler Urin ist stroh- bis bernsteingelb und klar. Seine Farbe entsteht durch so genannte Urochrome. Dabei handelt es sich um stickstoffhaltige gelbe Farbstoffe, die beim Abbau von Eiweißen und Bilirubin (Gallenfarbstoff) gebildet werden.

Generell ist eine Verfärbung des Urins abhängig von der Konzentration an gelösten Stoffen, von Nahrungsmitteln, von Medikamenten und von der Anwesenheit pathologischer Bestandteile. Bei hohem Fieber z.B. wird konzentrierter dunkler Urin ausgeschieden. Eine Rotfärbung weist auf die krankhafte Ausscheidung von Blut (Hämaturie) hin. Das pathologische Vorkommen von Bilirubin im Urin, z.B. bei einem Verschluss der Gallenwege, führt zu dessen Dunkelfärbung. Eine weißliche bis cremige Färbung deutet auf die Anwesenheit von weißen Blutkörperchen im Urin (Leukozyturie) hin und lässt auf eine Nieren- oder Harnwegsinfektion schließen.

Verfärbungen des Urins sind in vielen Fällen die Folge der Einnahme bestimmter Nahrungsmittel und Medikamente. So führt z.B. Rote Bete zu rotem Urin. Grüngelblicher Urin wird häufig nach der Einnahme von Multivitaminpräparaten beobachtet.

Die Durchsichtigkeit des Urins kann durch das Vorkommen von Eiter, Fibrin und abgeschilferten Zellen bei Entzündungen der Nieren oder Harnwege getrübt sein.

Geruch
Der Geruch des Urins wird durch den Genuss bestimmter Speisen und Gewürze, z.B. Spargel und Knoblauch, verändert. Obstgeruch weist auf eine Ausscheidung von Aceton hin, wie sie bei einem entgleisten Diabetes mellitus auftritt. Die erhöhte Anwesenheit von Ammoniak im Urin, z.B. bei Azidosen (Übersäuerung des Blutes) oder Hungerzuständen, führt zu einem stechend riechenden Urin.

Urinteststreifen
Einige im Urin auftretende Substanzen können mit Hilfe von so genannten Teststreifen ermittelt werden. Dazu wird ein solcher Teststreifen kurz in eine Urinprobe eingetaucht. Je nachdem, in welcher Konzentration die jeweilige Substanz im Urin vorhanden ist, tritt eine Verfärbung des Teststreifens ein. Diese Verfärbung wird mit einer Farbtafel verglichen.

Mit Urinteststreifen kann der Urin im Schnellverfahren auf Eiweiß, Zucker (Glukose), rote und weiße Blutkörperchen und Nitrit (=Hinweis auf Bakterien - s.u.) untersucht werden. Außerdem wird auf die Substanz Urobilinogen getestet, die beim Abbau von Bilirubin (s. unten) entsteht. Da die Methode sehr einfach anzuwenden ist, empfiehlt sie sich z.B. zur regelmäßigen häuslichen Kontrolle des Urinzuckers bei Diabetikern. Werden die genannten Stoffe durch den Streifentest nachgewiesen, muss eine genauere Abklärung der Urinbeschaffenheit durch eine qualitative und quantitative Laboranalyse erfolgen.

Urinstatus
Eine genaue Analyse des gewonnenen Urins erfolgt im Labor durch die Bestimmung des Urinstatus. Hierbei wird neben der Bestimmung des pH-Wertes und der chemischen Zusammensetzung auch eine mikroskopische Untersuchung des so genannten Harnsediments durchgeführt, um Zellen und andere feste Bestandteile nachweisen zu können.

Harnuntersuchung ("Urinstatus") Normalbereich
Spezifisches Gewicht (Dichte) 1.012 - 1.022 g/l
Osmolalität 50 - 1400 mosmol/kg
pH-Wert 4,8 - 7,6 pH
Erythrozyten unter 5 Zellen/µl
Leukozyten unter 10 Zellen/µl
Albumin (Eiweiß) unter 10 mg/dl
Glukose (Zucker) unter 20 mg/dl
Nitrit negativ
Ketone unter 5 mg/dl
Urobilinogen unter 1 mg/dl
Bilirubin unter 0 mg/dl
Kreatinin unter 250 mg/dl
8,8 - 14 mmol/l

pH-Wert
Bei einer normalen Ernährung ist der Urin mit einem pH-Wert von 6,0 (Normalbereich 4,8 - 7,6) leicht sauer. Ein hoher pH-Wert, d.h. ein alkalischer Urin, bei gleichzeitigem Auftreten von Nitrit, das normalerweise nicht im Urin vorkommt, spricht für eine bakterielle Infektion der ableitenden Harnwege. Außerdem ist der pH-Wert nach dem Essen, vor allem bei vegetarischer Ernährung, meist im basischen Bereich. Aber auch Stoffwechselstörungen können zu einem erhöhten Wert führen. Ein niedriger pH-Wert tritt bei ausschließlicher Fleischernährung und nach Mitternacht auf. Er hat selten krankhafte Gründe, kann aber auch ein Anzeichen für Gicht sein.

pH-Osmolalität
Die Osmolalität des Urins beschreibt die Konzentration gelöster Teilchen, z.B. Harnsäure, Harnstoff, Elektrolyte, pro einem Kilogramm Flüssigkeit und wird in mosmol/kg angegeben. Im Normalfall versucht die Niere so viele Teilchen wie möglich mit so wenig Wasser wie nötig auszuscheiden. Krankheiten wie der Diabetes insipidus und verschiedene Nierenerkrankungen verursachen einen niedrigen Osmolalitätswert, d.h. er wird ein sehr niedrig konzentrierter Urin ausgeschieden. Auch eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr hat einen erniedrigten Wert zur Folge. Ein hoher Wert tritt bei Durchfall, Fieber und einer ungenügenden Flüssigkeitsaufnahme auf. Ein dauerhaft erhöhter Osmolalitätswert kann eine Harnsteinbildung begünstigen.

Zusammensetzung
Der täglich von den Nieren ausgeschiedene Urin enthält durchschnittlich etwa 60 g Trockensubstanz, was ca. 5-7 gestrichenen Esslöffeln entspricht. Dabei ist die Konzentration einzelner gelöster Stoffe im Laufe eines Tages erheblichen Schwankungen unterworfen, weshalb der Urin für die chemische Analyse häufig über 24 Stunden gesammelt und eine Durchschnittsprobe daraus untersucht wird. Unterschieden werden normale und pathologische Harnbestandteile.

Normale Harnbestandteile

Harnstoff
Harnstoff ist das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels beim Menschen. Er wird in der Leber aus Ammoniak und Bicarbonat gebildet. Mit seiner täglichen Ausscheidung von 20-35 g erreicht er die größte Menge aller von den Nieren zu eliminierenden Stoffe. Ein erhöhter Proteinabbau, z.B. bei Fieber, Diabetes mellitus oder Nebennierenüberfunktion, eiweißreiche Nahrung, Hungerzustände, Durchfall, Erbrechen, Fieber und Erbrechen führen zu einem Anstieg der Harnstoffausscheidung. Bei Schwangerschaft, vegetarischer Kost oder angeborenen Enzymdefekten im Harnstoffzyklus nimmt die Ausscheidung von Harnstoff dagegen ab.

Ammoniak
Frischer Urin enthält in der Regel nur wenig Ammoniak. Da diese Substanz als Puffer gegen eine Übersäuerung des Urins wirkt, steigt die Ausscheidung von Ammoniak bei einer Säurebelastung an, z.B. bei Azidosen, Hungerzuständen oder Diabetes mellitus.

Harnsäure
Etwa 0,8 g Harnsäure wird täglich über den Urin ausgeschieden. Sie ist das Endprodukt des Purinstoffwechsels. Zu einer Erhöhung der Harnsäurekonzentration im Urin kommt es bei Leukämie, Vergiftungen, Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) oder der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) und bei Nierenfunktionsstörungen. Die erhöhte Konzentration über einen längeren Zeitraum kann zur Bildung von Nierensteinen führen. Ein niedriger Wert entsteht bei einem Mangel an Xanthinoxidase (Enzym im Purinstoffwechsel) oder durch verschiedene Medikamente.

Kreatinin
Kreatinin entsteht in Muskel- und Nervenzellen, wird von diesen ins Blut abgegeben und schließlich über die Nieren ausgeschieden. Täglich gelangen etwa 1,5 g davon in den Harn. Die Normalwerte bei einer Urinuntersuchung sind weniger als 250 mg/dl (8,8 -.14 mmol/l). Durch den Genuss großer Fleischmengen, eine erhöhte Muskelmasse und Muskelentzündungen kann sich diese Menge erhöhen. Ein niedriger Wert tritt bei einer verminderten Muskelmasse und Nierenversagen auf.

Säuren
Durchschnittlich 3 g werden täglich an verschiedenen Säuren wie Oxalsäure, Zitronensäure und freien Aminosäuren mit dem Urin ausgeschieden. Angeborene Stoffwechselerkrankungen wie die primäre Hyperoxalurie und entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn gehen mit einer Erhöhung der Oxalatkonzentration im Urin einher und begünstigen so die Entstehung von Nierensteinen. Bei Erkrankungen der Leber steigt die Ausscheidung von freien Aminosäuren im Harn stark an.

Hormone
Harn enthält verschiedenste Hormone. Diagnostisch wichtig ist u.a. das so genannte Choriongonadotropin, das dem Schwangerschaftsnachweis dient. Daneben können z.B. die Konzentrationen der Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin), der Steroide, Gonadotropine und des Serotonins zur Abklärung von Bluthochdruck, Tumor- und Stoffwechselerkrankungen bestimmt werden.

Anorganische Salze
Der Urin eines gesunden Menschen scheidet täglich etwa 10g an anorganischen Salzen aus. In erster Linie handelt es sich dabei um Kochsalz. Eine hohe Konzentration an Natrium (mehr als 6 g/24 h) tritt beispielsweise bei Nierenversagen oder Störungen im Säure-Base-Haushalt auf, niedrige Konzentrationen bei Erbrechen, Durchfall, Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Herzinsuffizienz.

In der Praxis spielt darüber hinaus die Ausscheidung von Phosphat eine wesentliche Rolle, da dieses bei bestimmten Erkrankungen erhöht oder erniedrigt auftreten kann. Eine Konzentration von über 1000 mg pro Tag kommt z.B. bei Überfunktion der Nebenschilddrüse, Knochentumoren und Metastasen vor, eine Konzentration unter 300 mg/24 h bei Nierenversagen, Unterfunktion der Nebenschilddrüse und Schilddrüse und Vitamin-D-Mangel.

Pathologische Harnbestandteile

Nitrit
In geringen Mengen wird Nitrat über den Harn ausgeschieden. Bestimmte Bakterien wandeln dieses Nitrat in Nitrit um, welches im Normalfall nicht im Urin des Menschen nachgewiesen werden kann. Der Nachweis von Nitrit dient deshalb als Hinweis für eine bakterielle Harnwegsinfektion. In der Regel genügt dafür der Streifentest.

Proteine
Natürlicherweise werden nur ca. 3-40 mg Eiweiß pro Tag über den Urin ausgeschieden. Dabei spielt vor allem das so genannte Albumin eine Rolle. Durch schwere körperliche Anstrengung oder auch während einer Schwangerschaft kann es zu einer Erhöhung dieser geringen Menge an Eiweiß im Urin und damit zu einer so genannten Protein- oder Albuminurie kommen, die keine klinische Bedeutung hat. Eine krankhafte Proteinurie tritt vorübergehend bei Fieber und anhaltend vor allem bei Erkrankungen der Nieren und bei Schwermetallvergiftungen auf. Mit einem Teststreifen lässt sich zunächst feststellen, ob eine Proteinurie vorliegt. Die Untersuchung des 24-Stunden-Urins dient anschließend der genauen Bestimmung der Zusammensetzung der vorliegenden Proteine und ihrer Konzentrationen. Ein niedriger Albumingehalt tritt bei akuten Entzündungen, Leberzirrhose, Mangelernährung, Verdauungsstörungen oder Tumoren auf.

Zucker
Nur eine ganz geringe Menge Glukose (weniger als 200 mg pro Tag) wird im Normalfall mit dem Urin ausgeschieden. Erst wenn der Blutzuckerspiegel einen Wert von etwa 180 mg/dl (normal bis 120 mg/dl) überschreitet, steigt die Ausscheidung der Glukose im Urin und lässt sich über einen Streifentest nachweisen. Fast immer deutet eine solche Glukosurie (mehr als 15 mg/dl) auf einen Diabetes mellitus hin und muss weiter abgeklärt werden. Bei extremer Unternährung tritt eine sehr niedrige Zuckerkonzentration im Urin auf.

Ketonkörper
Die so genannten Ketonkörper, z.B. Azeton, sind normalerweise nur in geringen Mengen im Urin nachweisbar. Ihre Ausscheidung erhöht sich jedoch z.B. bei Hungerzuständen, bei einem entgleisten Diabetes mellitus und während der Schwangerschaft. Die frühzeitige Erkennung einer Ketonurie ist wichtig, da sie Entgleisungen des Stoffwechsels anzeigt.

Bilirubin
Bilirubin entsteht in der Leber, in der Milz und im Knochenmark beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Seine Ausscheidung erfolgt im Normalfall über die Gallenwege in den Darm. Sind die Gallenwege verlegt, z.B. durch einen Gallenstein oder einen Tumor, sammelt sich das Bilirubin im Blut an und wird schließlich mit dem Urin über die Nieren ausgeschieden. Auch Leberentzündungen und eine Leberzirrhose können zu einem hohen Bilurubinwert führen. Die Anwesenheit des rot-orange-farbigen Bilirubins und seinen Abbauprodukten führt zu einer auffälligen Dunkelfärbung des Urins. Gleichzeitig liegt durch die erhöhte Konzentration des Bilirubins im Blut eine so genannte Gelbsucht (=Ikterus) vor, die durch Gelbfärbung der Haut, insbesondere der Bindehaut am Auge gekennzeichnet ist.


Mikroskopische Untersuchung (Urinsediment)
Um die festen Bestandteile des Harns untersuchen zu können, ist es nötig, das so genannte Harnsediment (lat. sedimentum = Bodensatz) herzustellen. Dazu wird ein Teil des gewonnenen Urins zentrifugiert und der flüssige Überstand verworfen. Das Sediment wird anschließend auf einen Objektträger aufgetropft und bei 100- bzw. 400-facher Vergrößerung mit dem Mikroskop beurteilt. Untersucht werden die Art und das Aussehen der im Sediment vorkommenden Zellen. Der normale Urin enthält nur ganz wenige rote (=Erythrozyten) und weiße Blutkörperchen (=Leukozyten) und keine oder nur vereinzelte Bakterien. Daneben finden sich abgeschilferte Zellen aus den Nieren und der Schleimhaut der ableitenden Harnwege, so genannte Plattenepithelien und Urothelzellen.

Erythrozyten
Befinden sich zu viele Erythrozyten (Normalwert: unter 3 Zellen/µl) im Urin, liegt eine Hämaturie vor. Eine Rotfärbung des Urins deutet bereits auf eine solche Hämaturie hin. Sie lässt sich auf schnellem Weg mit der Teststreifenmethode nachweisen. Bei der mikroskopischen Abklärung einer Hämaturie wird vor allem das Aussehen der vorhandenen Erythrozyten beurteilt, da dieses ein Hinweis auf die Art der zu Grunde liegenden Erkrankung ist. So finden sich pathologisch veränderte Erythrozyten vorwiegend bei Erkrankungen der Nierenkörperchen (glomeruläre Nierenerkrankungen). Unauffällig aussehende rote Blutkörperchen im Urin sprechen dagegen eher für eine Erkrankung der ableitenden Harnwege, z.B. Tumoren oder mechanische Verletzungen. In jedem Fall muss die Ursache einer vorliegenden Hämaturie genau abgeklärt werden.

Leukozyten
Das verstärkte Auftreten von weißen Blutkörperchen (Normalwert: unter 10 Zellen/µl) im Urin deutet auf eine Infektion der Nieren oder der ableitenden Harnwege hin. In diesem Fall muss eine mikrobiologische Untersuchung des Urins erfolgen, um die Erreger zu identifizieren. Auch bei Krebserkrankungen kann die Leukozytenanzahl erhöht sein.

Urinkultur
Besteht der Verdacht auf eine Infektion der Nieren oder der ableitenden Harnwege mit Bakterien, wird zunächst eine so genannte Keimzahlbestimmung durchgeführt. Bei Keimzahlen von über 100.000 Bakterien pro ml Urin ist eine Infektion sehr wahrscheinlich. Um die Erreger genau zu identifizieren und ihr Resistenzverhalten gegen die gebräuchlichen Antibiotika festzustellen, wird anschließend ein Teil der steril gewonnenen Urinprobe zum Anlegen einer Bakterienkultur verwendet.

Hierbei wird eine Probe des Urins auf einem Nährmedium verteilt, auf dem die vorhandenen Keime wachsen können. Sind Bakterienkolonien entstanden, wird ein Antibiotikum zugegeben. Stirb die Kolonie daraufhin ab, liegt keine Resistenz gegen den Wirkstoff vor. Sterben die Bakterien dagegen nicht ab, sind sie resistent gegen dieses Antibiotikum und zur Therapie muss ein anderes eingesetzt werden.

Quelle : www.onmeda.de


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