Inkontinenz Forum

Erfahrungsaustausch ✓ | Interessenvertretung ✓ | Information ✓ | Beratung ✓ ► Austausch im Inkontinenz Forum.

Neueste Forenbeiträge

Mehr »

Login

Registrierung

Noch kein Benutzerkonto? Jetzt kostenfrei registrieren

(Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern)

 

Umgang mit Medikamenten

04 Okt 2014 20:46 #1 von Karlchen
Ich hatte ja vor einiger Zeit schon "versprochen" zu diesem Thema etwas zu schreiben. Letzte Nacht habe ich wenig geschlafen und deshalb nochmals über das Thema sinniert. Deswegen eins ganz am Anfang: Ich möchte hier niemanden davon abhalten Medikamente zu nehmen, ich möchte nur einfach zum Denken anregen.

Es fiel mir immer wieder auf, dass hier im Forum viel über Medikamente geschrieben wird. Wie ich meine oft mit "falschem" Vorzeichen. Was meine ich mit falschem Vorzeichen? Oft wird erwartet, dass ein Medikament zu 100% helfen MUSS. Und da liegt ein ganz schwerwiegender Denkfehler!

Vorweg: Viele hier haben eine Form der Inkontinenz, die eigentlich nicht heilbar ist. Ich schätze das mal auf ca. 90% Wenn wir mal die grosse Gruppe der Dranginkontinenten nehmen, dann sicher 100%. Dranginkontinenz ist wohl meistens eine Fehlfunktion der Blase, die zwar durch Medikamente evtl. behandelbar ist, aber definitiv nicht heilbar. Heilung bedeutet (nur für mich?), dass eine Krankheit dauerhaft "entfernt" werden kann. Sprich: Sie tritt dann nicht mehr auf.

Nimmt man jetzt Medikamente gegen Dranginkontinenz und diese wirken, dann tritt zwar das Problem nicht mehr auf, aber die Krankheit ist nicht geheilt. Sprich: Werden die Medikamente abgesetzt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit wiederkommt bei nahe 100%.

Wie ihr schon seht schreibe ich recht oft von Prozenten. Und das hat seinen Grund. Wenn Medikamente entwickelt werden, dann werden diese nicht entwickelt um Krankheiten zu heilen, zumindest meistens nicht. Die Entwicklung ist sehr technisch und muss eigentlich am Ende nur nachweisen, dass bei den meisten Patienten eine Besserung der Symptome eintritt. Sprich: Es werden x-tausend (wieviel auch immer) Patienten in einer Studie mit dem Medikament ABC behandelt und die Statistik (!!!!) muss ergeben, dass xx% der behandelten Patienten in der Studie eine Besserung erfahren. Gleichzeitig werden in der Studie die Nebenwirkungen erfasst und später in den Beipackzettel mit aufgenommen (dies übrigens nur, damit man die Pharmafirmen nicht verklagen kann).

In den Beipackzetteln steht übrigens nie, bei wie vielen Teilnehmern an der Studie das Medikament wirkt!!!!!! Leider findet sich dazu auch nirgendwo eine Statistik, die öffentlich zu lesen wäre. Nur eins ist sicher: Es sind NIE 100% bei denen die Wirkung eintritt. Ich schätze bei modernen Medikamenten eher auf 30 bis 50%. Ich lasse ich aber gern eines Besseren belehren.

Was bedeutet das jetzt eigentlich? Ganz einfach: Man kann nicht davon ausgehen, dass einem ein Medikament hilft! Nicht mehr und nicht weniger.

Jetzt wird es aber wirklich kompliziert, weil es grad bei uns Dranginkontinenten eine Gruppe von Medikamenten gibt, die eigentlich helfen sollte. Gruppe? Ja, eine Gruppe von Chemikalien, die genau das bewirken sollen, was erreicht werden soll. Sagen wir mal es gibt 10 verschiedene Wirkstoffe/Chemikalien die jeweils zu 30% helfen und haben 100 Patienten. Dann hilft das erste Medikament ca. 30 der Patienten, das zweite evtl. 30 anderen, das dritte wieder 30 anderen, das vierte evtl. jeweils 10 aus den bisherigen Gruppen usw. Laut Wahrscheinlichkeitsrechnung kann aber durchaus auch ein Medikament dabei sein, das keinem der 100 Patienten hilft.

Was heisst das in der Realität? Der Arzt verschreibt einem ein Medikament und ER geht davon aus, dass es wohl helfen sollte. Evtl. verschreibt er noch ein anderes Medikament, wenn der Patient ihm sagt, dass es nicht hilft. Beim zweiten negativen Erkebnis wird es für den Arzt schon kompliziert. Hat er jetzt eine Fehldiagnose gestellt, oder ist das wirklich beides nicht wirksam? Für uns Patienten und auch den Arzt wird es jetzt aber noch komplizierter, weil jetzt noch die Krankenkasse auf den Plan tritt. Die Krankenkassen wollen, dass die günstigsten Medikamente verschrieben werden. Macht dies der Arzt nicht, dann bleibt er auf den Kosten sitzen.

Früher war das alles kein Problem. Man hat solange probiert, bis man etwas gefunden hat. Das geht heutzutage nicht mehr, es sei denn, die Krankenkasse/Privatversicherung spielt mit. Traurig eigentlich, aber wahr. Manchmal nach meinen Erfahrungen aber auch gut so, weil man dann nicht alle Nebenwirkungen noch ausprobieren muss.

Fazit aus diesem langen Sermon: Eigentlich wäre es wichtig, dass die Patienten sehr gut über Medikamente aufgeklärt sind. Das Problem dabei ist aber, dass das Thema so extrem kompliziert werden kann, dass man nicht von jedem Patienten verlangen kann, dass er vor seiner Krankheit ein Studium absolviert um zuerst Statistiken zu durchblicken (das ist noch relativ einfach) und dann auch noch die Wirkungsweise von Medikamenten zu durchblicken (schon viel schwieriger) und vor allem dann auch noch die Krankheit selber zu durchblicken. Letzteres ist extrem schwierig, weil das auch noch viel ins psychische geht...und spätestens da hört es definitiv auf.

Wie gesagt, ich will hier niemanden davon abhalten Medikamente zu nehmen. Vor allem dann nicht, wenn sie wirklich helfen. Ich wollte nur mal aufzeigen, dass es möglich ist, dass Medikamente nicht helfen. Dann ist das Gespräch mit dem Arzt wichtig! Aber das ist eigentlich ein neues Thema.

Gruss vom Karlchen
Folgende Benutzer bedankten sich: Ano, hippo80, Account auf eigenen Wunsch gelöscht, Hamann

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: MichaelDah
Ladezeit der Seite: 0.237 Sekunden

Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

Die Inkontinenz Selbsthilfe e.V. ist ein gemeinsames Anliegen vieler Menschen. Der Verein versteht sich als ein offenes Angebot. Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Den Verein bewegt, was auch seine Mitglieder antreibt: Wir möchten aktiv zur Verbesserung der krankheitsbedingten Lebensumstände beitragen.

 

Impressum        Kontakt       Datenschutzerklärung

 

 

 

Spendenkonto:
Volksbank Mittelhessen eG
Inkontinenz Selbsthilfe e.V.
IBAN: DE30 5139 0000 0046 2244 00
BIC: VBMHDE5FXXX

Besucher: Sie sind nicht allein!

Heute 1313

Gestern 2663

Monat 49652

Insgesamt 9929551

Aktuell sind 100 Gäste und ein Mitglied online

Alle Bereiche sind kostenfrei, vertraulich und unverbindlich. Wenn Du erstmalig eine Frage im Forum stellen möchtest oder auf einen Beitrag antworten willst, ist es erforderlich sich sich zuvor zu registrieren. Bitte sei bei der Auswahl deines Benutzernamens etwas einfallsreich. Häufig verwendete Vornamen sind normalerweise schon vergeben und jeder Name kann nur einmal vergeben werden. Achte auf korrekte Eingaben bei Passwort, Passwortwiederholung und existierender Mailadresse! (Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern!)

Jetzt kostenfrei registrieren

Anmelden