Vielen Dank für eure Begrüßungen, Anregungen und Kommentare.
Ich will man auf die verschiedenen Dinge eingehen und mit meiner Erfahrung garnieren.
Mit den Inkoslips von Tena komme ich sehr gut klar, sie sind für meinen Körper gut passend und richtig gewählt, so dass sie doch eigentlich immer dicht halten und gut verträglich sind, ich weiß, wann ich was zu wechseln habe, wie viele ich brauche usw.
Wie ich schrieb, war da zunächst immer die Angst, alle würden es sehen etc., aber natürlich spielten da auch psychische Effekte über einen selbst eine Rolle.
Man bekommt schon als Kleinkind von den Eltern, ggf. Kindergärtnern und von der gesamten Gesellschaft drum herum beigebracht, dass Windeln nur was für Babies sind, Großes und Kleines gehört in die Toilette. In die Hose oder ins Bett zu machen, das ist "iiiie-ba", das ist Versagen, das ist peinlich, das gehört sich nicht, usw.
Das steckt irgendwie in uns allen drin, mal bewusster, mal unbewusster und wir gehen davon aus, dass es in jedem Menschen genauso tief verankert ist.
Nicht selten werden diese Dinge zur Belustigung herangezogen.
"Bettnässer" oder "Hosenpisser" waren mal Schimpfwörter, heute sind sie glückicherweise größtenteils durch andere Schimpfwörter ersetzt worden, aber immer wenn man meint, jetzt wird die Gesellschaft besser, offener, toleranter und verständnisvoller, das Tabu bricht nicht nur, sondern man akzeptiert auch diese Schwächen, Krankheiten und Hilfsmittel, auch für Leute im Alter zwischen 5 und 75, erlebt der belustigende oder erniedrigende Teil eine Renessance - erst kürzlich in einer Folge "2 Broke Girls" gesehen.
Irgendwer gab mir mal den Tipp, es wie eine Sehschwäche zu betrachten, Augen und Blase miteinander zu vergleichen, genauso wie Windeln mit Brillen:
Da gibt es Menschen, die wären ohne Brille so blind wie ein Maulwurf, ihre Sehschwäche macht eine Brille notwendig, um sehen zu können.
Ja, manch einer ist auch für eine Laser-OP geeignet, manch einer nicht und manch Geeigneter bleibt doch bei der Brille. Wieder andere greifen zu Kontaktlinsen.
Manch einer verzichtet auf die Sehhilfen, nimmt so die Umwelt nicht mehr richtig wahr, oder nimmt sich einfach ein Stück weit aus dem Leben raus, arbeitet mit einer Lupe oder hält das Buch 2m weit weg. Die letzte kleine Gruppe trinkt des öfteren Möhrensaft, weil das helfen soll.
Jetzt schaue zu dem Inkontinenten: Ohne Windel (,Katheter o.ä.) würde er oft mit nasser Hose herumlaufen oder hätte ein nasses Bett, nassen Sitz usw., dank der Windel (...) bleibt er stets trocken und kann im Prinzip (fast) alles machen, war jeder Kontinente macht.
Ja, manch einer behilft sich mit einem Katheter, manch einer mit einem Inkoslip, wieder andere mit Einlagen. Manch ein Fall kann mit einer OP entkräftigt werden, manch einer nicht. Manch ein OP-Geeigneter entscheidet sich gegen den Eingriff., usw.
Bemerkt ihr es? Aber wie schaffen wir es, dass die Gesellschaft ein neues Bewusstsein und eine neue Reaktion dafür kreiert?
Diesen Tipp habe ich verinnerlicht. Ja warum denn Inkontinenz und Windeln anders sehen, als die Brille - oder auch den Spazierstock, die Gehhilfe, den Gelenkschoner, die Stützschiene, Stützstrümpfe und und und...
Diese ungleiche Betrachtung sowie Behandlung von einen selbst und von der Gesellschaft, stellt eigentlich das größte Problem an der Sache dar.
So fragte ich mich immer wieder: "Sind Windeln an sich schlimm? Ist das Tragen von Ihnen wirklich so schlimm?".
Nun, nüchtern betrachtet sind sie doch nur etwas dickere Unterhosen mit Funktion, nur Hilfen. Dank ihnen kann ich unbesorgt in die Arbeit, den Alltag und in die Freizeit gehen. Dank Ihnen bleibe ich im Schritt, am Po und an den Beinen trocken und hygienisch akzeptabel.
Objektiv und nüchtern betrachtet kann es eigentlich gar nicht schlimmer sein, als die Sehschwäche und die Brille.
OK, es kann nervig und belastend werden. Der eine hat den Bügelabdruck an der Nase, der andere den Bundabdruck am Bein. Ist die Brille verlegt, kann hektische Panik aufkommen, ist der letzte mitgebrachte Inkoslip verbraucht, auch.
Natürlich macht es schon manche Dinge komplizierter: Verreisen, schwimmen, ausgehen: Muss ich Ersatz mitnehmen? Wie viele? Wann wechseln? Wo wechseln?
Mit 20 schien mir dieser Vergleich und dieses Denken noch völlig unmöglich, mit 25 konnte ich schon eher in die Richtung denken, aber so wirklich habe ich mich erst in den letzten 12 Monaten von diesem Gesellschaft-geschaffenen Psychostress drum herum größtenteils befreit. Selbstverständlich bewahre ich mir das Recht, die Personen A, B und C zu informieren, aber die Personen D - Z nicht!
Gut, das wirkte nun natürlich nur auf mich selbst, dass ich mir selbst nicht wie ein Mensch dritter Klasse vorkomme, dass ich mir nicht selbst Probleme mache, wo eigentlich keine sind oder sein sollten, die Gesellschaft und deren Betrachtungsweise hat es nicht verändern können, aber da bleibt die Hoffnung, dass es einen besseren Weg nehmen wird.
Ich denke, nach dieser Einleitung kann ich gut zu euren Kommentaren überleiten.
ISK, DK, Kondomurinal, Botox usw.
Für mich sind das alles Hilfsmittel, die der Inkontinenz entgegen wirken oder sie äußerlich als Kontinenz erscheinen zu lassen.
Ich stelle die saugenden Hilfsmittel in die gleiche Reihe ein.
Ob Saugkissen oder Beutel, das eine trage ich am Po, das andere am Bein.
Das andere ziehe ich über, das letzte stecke ich rein.
Das ist doch alles nur die Wahl zwischen Binde oder Tampon, also im übertragenen Sinne?!
Nun, ich war, bin und bleibe bereit für neue Versuche, Therapien, Ideen und lasse mich darauf ein, aber sie müssen auch einen deutlich positiven Effekt haben, nicht nur ein bisschen so dass sie nur zusätzlich auf mich zukommen.
Ein Beispiel war Spasmolyt. Die Nebenwirkungen waren groß, die Hilfseffekte klein - der Inkoslip weiter nötig, also warum sollte ich sie weiter nehmen, wo ich doch sowieso nicht gerade ein Freund von regelmäßigen Pilleneinnahmen (Klappe auf, Chemie rein, Klappe zu) bin.
Jetzt bei den Mictonorm muss bzw. möchte ich dem Mittel noch ein wenig Zeit geben, denn noch spüre ich zwar quasi keine Nebenwirkungen, aber auch noch nicht die gewünschte Wirkung, wofür ich sie nehme.
Thema ISK: Voraussetzung ist, dass die Blasenentleerungen dazwischen auch stillgelegt werden können. Ob ich es ab und zu mal schaffe, per Bauchpresse etwas gezielt aus der Blase zu holen oder es im richtigen Moment per Katheter abführe, sieht für mich im ersten Moment gleich aus, nur dass ich bei Variante A nicht regelmäßig meine Harnröhre durchdringen muss. Sollte es das Tragen von Windeln vollständig ersetzen, ist es in der Tat mehr als eine Überlegung wert, auch wenn es quasi nur ein Tausch des Hilfsmittels wäre, andernfalls hätte ich plötzlich zwei Hilfsmittel statt eines am Hals. Medzinisch wichtig sei, sagte man mir, dass die Blase mehrmals täglich vollständig (so gut wie vollständig) leer wird. Wäre das nicht gegeben, müsste schon aus gesundheitlicher Sicht ISK durchgeführt werden.
Rein körperlich-organisch gefühlt, nicht psychisch-gesellschaftlich-sozial finde ich das nicht "bewusst-Können" zwischen den spontanen Verlusten schlimmer, als die Entweichungen selbst. Jenes Komplettstilllegen würde das aber noch steigern. Zwispalt...
Lycra, Polyester, Latex... Kondome... Kondomurinale:
Das sind Materialien, die ich, je nach Zusammensetzung/Konzentration und Einwirkdauer, nicht gut vertrage, Rötungen, Jucken oder Brennen sind möglich. Das ging sogar soweit, dass ich kondomgeschützten Geschlechtsverkehr zu Gunsten eines längeren Vorspiels kürzte, hauptsache das Kondom konnte wieder runter.
Was ich mir wünschte, wäre die einfache Spritze, die Impfung, die man sich einmalig vom Arzt geben lässt und alles ist wieder perfekt wie zu besten Zeiten bei den gesündesten Menschen.
So einfach wird es uns die Natur und die Medizin wohl nicht machen.
Plan B: Ein Wunsch, der vielleicht wenigstens etwas realistischer ist:
Anstatt Mittel, die oft nur lindern statt heilen, wäre ein Mittel nicht schlecht, welches sofort wirkt und die Blase tatsächlich für einen definierten Zeitraum komplett still legt, beispielsweise 10mg = 1h, 40mg = 4h, ggf. nicht nur die Blase, sondern auch die Nieren etwas schlafen schickt (klar, Gefahr bei Überdosierung usw.).
Wenn ich mit einer Gruppe Menschen (z.B. Arbeitskollegen) feiern gehe (z.B. Weihnachten rum), die nichts davon wissen, es auch so bleiben soll und ich kein Hilfsmittelersatz mitnehmen kann (Rückfragen oder schlicht nicht möglich: Disco), dann kann Ich nur halbstündlich prophylaktisch per Bauchpresse auf dem WC eingreifen, um die Mengen und Wahrscheinlichkeiten zu verschieben und so die Ausdauer und Auffälligkeit des Hilfsmittels zu strecken. Das Ende wird für mich dann vom Hilfsmittel bestimmt.
Das ist der Punkt, wo mir auch mein positiver Umgang und meine neue positive Haltung über Inkontinenz und Windeln nicht weiter hilft!