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Neu hier - überaktive Blase/Krampfblase und keine Ahnung wo die Ursachen liegen

13 Apr 2021 23:30 #1 von Fragender
Hallo zusammen,

ich bin vor einiger Zeit bei meinen Recherchen auf dieses Forum gestoßen und war einerseits beeindruckt von der Kraft die viele von euch aufbringen mit teils enormen Lebenseinschnitten klar zu kommen, andererseits hat es sich aber auch gut angefühlt nicht völlig alleine zu sein mit den Problemen die ich habe.
Verglichen mit anderen Beschwerden sind meine wohl – zumindest noch – nicht ganz so schlimm aber dadurch das sich die Situation nun schon über ein Jahr zieht, geht es langsam an die Substanz. Ich merke wie sehr mich die ganze Sache belastet. Ich möchte hier einfach mal von meiner Erkrankung erzählen und habe die Hoffnung, dass vielleicht der oder die eine oder andere ähnliche Symptome hat und mir vielleicht Tipps geben kann. Ich bin übrigens 38 Jahre alt.

Begonnen hat alles im Januar letzten Jahres. Da merkte ich, dass ich auf einmal immer ziemlich dringend zur Toilette muss, wenn ich denn muss. Das war so für mich eine neue Erfahrung denn das Gefühl einer vollen Blase war zuvor eher subtil und nicht so drängend. Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich bereits seit vielen Jahren Probleme mit nachträufelndem Urin hatte. Dieses Problem hatte sich in den Jahren immer ein wenig verstärkt, war allerdings nie so groß, dass ich wirklich etwas dagegen unternommen hätte (klar, ein Besuch beim Urologen ist nun mal nicht gerade eine schöne Sache). Es war halt einfach nur nervig das ich nach jedem Toilettengang ein Tuch in die Unterhose legen musste, und dieses dann kurz nach dem Toilettengang noch einmal wechseln musste, weil noch einige Tröpfchen nachgelaufen sind. Dieses Gefühl einer feuchten Unterhose fand ich schon immer sehr störend.
Um jedenfalls wieder zu meinem jetzigen Problem zurückzukommen: Die Beschwerden des plötzlichen und drängenden Wasserlassens nahmen nicht ab sondern eher zu. Der Druck war auszuhalten, es war aber schon sehr störend. Im Laufe der Zeit haben sie die Symptome dann immer weiter verschlechtert. War es anfänglich noch so, dass ich nur phasenweise diesen Drang hatte, nahm die Häufigkeit doch deutlich zu. Auch die Intensität hat sich deutlich verstärkt. Damals war es noch so, dass ich den Krampf ganz gut aushalten konnte und dies dann auch getan habe – so kann ich mich beispielsweise noch gut an einen Spaziergang erinnern, den ich drei Stunden lang mit immer wieder kehrenden Krämpfen absolviert habe, einfach weil ich mir von meinem Körper nicht diktieren lassen wollte, wie ich mein Leben zu leben habe und wann ich auf die Toilette muss (geht halt auch nicht immer). Mittlerweile sind die Krämpfe so stark, dass es ab und zu auch zu leichten Inkontinenzfällen kommt (meist nur ein paar Tröpfchen) aber das belastet mich psychisch sehr. Der Drang ist teilweise so stark, dass ich nur noch total verkrampft durch die Gegend humpeln kann. An Blasentraining ist oftmals nicht zu denken, da der Drang so stark ist, dass alles in mir schreit „Toilette“!
Eine ziemlich ungewöhnliche und blöde Kombination ist bei mir, dass ich scheinbar nicht nur eine Reiz- bzw. Krampfblase habe (gibt es da eigentlich einen Unterschied?), sondern auch noch unter einer Blasenentleerungsstörung leide. So habe ich oftmals das Gefühl, dass die Blase nicht richtig leer ist wenn ich im Krampf gepinkelt habe. Manchmal geht es bei mir dann schon eine halbe Stunde später wieder los mit den (dollen) Krämpfen, das ist sehr deprimierend. Ich hatte schon Fälle , in denen ich 320 ml gepinkelt habe und nach 50 Minuten dann nochmal 360 ml (das sind schon Höchstwerte, für gewöhnlich fasst meine Blase leider deutlich weniger – meist so 200 bis 250 ml). Vorgestern war wieder so ein Fall, da war ich pinkeln (schätzungsweise 200 ml – ich vermeide es mittlerweile zu messen, da ich sonst oftmals ganz entsetzt bzw. deprimiert bin wie wenig meine Blase doch fasst – zumindest im Verhältnis zu der Dringlichkeit).

Mein Gefühl ist, dass meine Blase eigentlich nicht das Problem ist sondern eher die Krämpfe die „darübergelegt“ sind. Die Krämpfe kommen oftmals recht schnell (ab etwa 200 ml, manchmal in bestimmten Situationen auch schon bei weniger) und sind immer phasenweise. In der Phase in der die Krämpfe dann gerade nicht sind, fühlt sich meine Blase auch nicht im geringsten voll an, also eigentlich sind das Fake News meiner Blase. Dieses richtige Gefühl das die Blase voll ist hatte ich schon sehr lange nicht mehr weil die Krämpfe einfach dieses normale Gefühl überlagern. So passiert es manchmal zum Beispiel auch, dass ich starke Krämpfe habe, dann den zur Toilette gehe weil ich den starken Drang verspüre und während ich auf die Toilette gehe oder wenn ich dort bin der Krampf vorüber ist und es mir schwer fällt, überhaupt zu pinkeln bzw. ganz wenig kommt weil meine Blase ja eigentlich nicht wirklich voll ist. Aber die Krämpfe sind dann halt auch viel zu stark um länger zu warten, bis die Blase wirklich voll ist. Das würde ich nicht aushalten weshalb Toilettentraining auch nicht wirklich gut für mich funktioniert.

Außerdem leide ich auch zusätzlich darunter, dass ich kaum abschätzen kann, wie sich meine Blase verhält. Es gibt Tage an denen pinkele ich deutlich mehr als ich getrunken habe und es gibt Tage, da scheint mein Körper wieder Wasser zu speichern und ich muss recht selten auf die Toilette und habe dann schon mal 3-4 Stunden Ruhe (in seltenen Fällen auch bis zu 7 Stunden, was dann schon etwas unheimlich ist – zumal dann vielleicht 200 ml rauskommen). Meine Trinkmenge halte ich recht konstant bei etwa 1,5 Litern täglich deshalb finde es es merkwürdig, dass es diese Abweichungen gibt, also quasi „Speichertage“ und „Abgabetage“.

Eine weitere Sache ist mir noch aufgefallen und zwar spielt Bewegung eine ganz wichtige Rolle bei meinen Krämpfen. So geht der Krampf oftmals dann los, wenn ich gesessen habe und dann aufstehe, auch eher beim laufen als wenn ich sitze. Und ganz extrem wenn ich gelegen habe und dann aufstehe. Morgens ist es dann so, dass dieser Krampf angestoßen wurde, in der Blase aber bei weitem keine 200 ml sind weil ich nachts schon pinkeln war. Diese Krämpfe enden oftmals erst dann, wenn ich auf der Toilette war, manchmal lässt sich so ein Krampf aber auch abwenden, wenn ich mich hinsetze. Im besten Fall kann ich dann für längere Zeit sitzen (mehrere Stunden) bevor die Blase sich dann wieder meldet. Manchmal geht es auch im sitzen los aber Bewegung begünstigt das ganze definitiv. Meine Urologin vermutet, dass meine Krampfblase von Verspannungen her rührt. Ich knirsche schon seit Jahren mit den Zähnen, habe Skoliose und es kann sein, dass ich meine Blase jahrelang falsch genutzt habe (habe immer nach dem Pinkeln mehrmals die Peniswurzel angezogen damit die Tropfen rauskommen und nicht so viel nachläuft – das war vielleicht nicht die beste Idee). Meine Urologin vermutet, dass Blasenmuskulator und Beckenmuskulator synchron arbeiten und asynchron wie es eigentlich sein sollte.

Ich kann hier ja mal meine bisherigen Behandlungen auflisten:

- Einnahme verschiedener Spasmatika, alle ohne feststellbarem Erfolg (außer Nebenwirkungen - bei zwei Präparaten die die Blut-Hirn-Schranke überwinden hatte sich meine Sehfähigkeit verringert)
- Einnahme von Betmiga (kein Effekt, dafür aber Herzstolpern und evtl. sogar Vorhofflimmern)
- Blasenspiegelung (kein Tumor, beginnende obstruktive Prostatavergrößerung die allerdings wohl normal ist – sowohl beim Tasten als auch beim Ultraschall zeigte sich die Prostata ansonsten nicht auffällig)
- zweimalige Uroflow-Untersuchung (Druckkurve ist nicht sonderlich stark (maximal Flow 23 ml/s) und während der Miktion sind Ausschläge (=Krämpfe) zu sehen
- Urodynamik (max. Blasenkapazität 270ml, maximaler flow nur 13,7ml/s, Restharn 40-50ml, Blasenwand deutlich verdickt)
- Einnahme zwei verschiedener Prostatamedikamente ohne positiven Effekt, eines der Medikamente steigerte den Harndrang bis zu einem kaum mehr beherrschbaren Zustand.
- Physiotherapie ohne feststellbare Verbesserung
- Osteopathie ohne feststellbare Verbesserung
- seit neuestem Pohltherapie (bisher drei Sitzungen) ohne feststellbare Verbesserung

In der Pohltherapie wurde allerdings festgestellt, dass ich Triggerpunkte an meinen Bauchmuskeln habe (vor allem an den Strängen der seitlichen Bauchmuskeln im Schambereich) und das meine Faszien gerade im Bauchbereich sehr verhärtet sind (war sehr schmerzhaft).

Was mich besonders fertig macht ist, dass ich eigentlich keine Möglichkeit habe meine Erkrankung in irgendeiner Weise positiv zu beeinflussen. Egal was ich tue – es wird nicht besser. Ich fühle mich völlig ausgeliefert ohne die Möglichkeit irgendeiner Einflussnahme. Was mich besonders fertig macht ist die Tatsache, dass niemand so wirklich weiß woher meine Beschwerden kommen. Die Verspannungen klingen am logischsten aber auch da hätte doch irgendeine Besserung durch die regelmäßigen Übungen eintreten müssen, oder? Wenn ich Sport (dabei werden auch die Bauchmuskeln trainiert) gemacht habe, habe ich das Gefühl, das die Beschwerden oftmals stärker sind. Vor einigen Monaten bin ich morgens mal aufgewacht und konnte 480 ml pinkeln. Das war ein schönes Gefühl das meine Blase grundsätzlich so viel speichern kann (hat sie danach aber nie wieder während ich gemessen habe). In der Nacht wache ich meistens auf um einmal pinkeln zu gehen, da sind dann zwischen 320 und 380ml in meiner Blase.
Ich weiß auch überhaupt nicht wie ich mich verhalten soll. Soll ich die Krämpfe möglichst lange aushalten damit meine Blase nicht schrumpft mit der Gefahr, dass ich dann noch schneller verkrampfe? Soll ich im Krampf gehen oder eher zwischen den Krämpfen (auch wenn dann nicht so viel kommt)? Ich bin ziemlich ratlos. Kennt jemand diese oder ähnliche Symptome? Kann mir jemand Tipps geben? Ich wäre sehr dankbar für jede Form der Hilfe.

Fragt mich bei Fragen gerne jederzeit, ich versuche sie so gut wie möglich zu beantworten.

Vielen Dank schon einmal im Voraus und euch allen alles Gute und viel Kraft.

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14 Apr 2021 10:18 #2 von herirein
Hallo, zunächst ein herzliches Willkommen im Forum der Inkontinenz Serlbsthilfe e.V. Mit welchem Namen möchtest Du angesprochen werden, fragende sind wir alle?

Die aufgeführten diagnostischen maßnahmen führen zu der Annahme, dass bisher lediglich urologische Diagnostik betrieben wurde und deren Auswertung zu den üblichen Behandlungen führten. Du schreibst, dass diese Behandlungen bislang keine Besserung verspühren ließen.
Eine Reihe von Ursachen könnten evtl. noch im neurologischen, neurochirurgischen und orthopädischen Fachbereich ausgeschlossen oder gefunden werden.
Wenn solche Diagnostik bereits erfolgt ist, bitte noch beschreiben.

Herzliche Grüße
Heribert

Menschen sind wie Engel mit nur einem Flügel,
um fliegen zu können müssen wir uns umarmen
(Luciano de Crescenzo)

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14 Apr 2021 10:30 #3 von Fragender
Hallo Heribert,

Danke für die Begrüßung und deine Antwort. Ich hatte vergessen mich vorzustellen: Ich heiße Holger.

Ebenfalls hatte ich vergessen zu schreiben, dass neurologisch bei mir alles abgeklärt wurde. Bei mir wurde ein MRT der Lendenwirbelsäule, des Halses und des Kopfes gemacht. Ich hatte einen leichten Bandscheibenvorfall ohne es zu merken (wie wohl viele in meinem Alter), dieser hat aber nichts mit meiner Blase zu tun wie mir von drei verschiedenen Ärzten (auch einem Orthopäden) versichert wurde.
Fühle mich ziemlich verzweifelt da bislang nichts geholfen hat und die Symptome die letzten drei Tage wieder besonders schlimm sind (heute morgen ging es nur zwei Stunden nach meinem ersten Toilettengang los, teilweise im lächerlichen Abstand von nur 30 Minuten) :-(

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14 Apr 2021 11:14 #4 von martinK
Hallo Holger

Dein Problem erinnert mich an meine Erfahrung. Auch bei mir liegt eine überaktive Blase vor und auch ich habe zuweilen Probleme, diese zu entleeren. Manchmal fühlt sich die Blase verkrampft an und schmerzt. Die Ursachen für diesen Zustand sind nicht restlos klar; medizinisch liegt eine Polyneuropathie vor und der Nervenkanal im Sakrum ist bei mir vollständig offen (ausser den geöffneten Bögen gibt es dort aber im MRI/CT keine Auffälligkeiten). Ich "uriniere falsch", d.h. mit Unterbrüchen, und habe Mühe, die Miktion ohne Pressen auszulösen.

Mittlerweile weiss ich, dass Entspannungsübungen mir helfen. Das betrifft nicht nur den Beckenboden, sondern meinen gesamten Körper (z.B. habe ich gemerkt, dass mein Kiefer immer verspannt war, was sich negativ auf die gesamte Körperspannung ausgewirkt hat). Es ist nun nicht alles gut bei mir, doch seit ich gezielt Entspannungsübungen durchführe, kann ich besser Wasser lassen und habe auch den Eindruck, dass die Dranginkontinenz abgenommen hat.

Was hast Du denn in der Physiotherapie für Übungen gemacht? Die "klassischen" Übungen der Beckenbodenphysotherapie auf die Stärkung des Beckenbodens ausgelegt und tragen für eine gezielte Entspannung wenig bei. Gerade bei uns Männern ist es häufig so, dass wir eigentlich genug Kraft im Beckenboden haben, der Grundtonus aber zu hoch ist. Das muss man zuerst merken und spüren, und dann kann man daran arbeiten, diese Grundanspannung zu mindern.

Herzliche Grüsse
Martin

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14 Apr 2021 12:23 #5 von Ciajaeg
Hallo Holger,

auch wenn bei mir die Ursachen vermutlich andere sind, die Symptomatik kommt mir sehr bekannt vor.

Bevor ich mit Medikamenten gestartet habe, versuchte ich es mit den konservativen Methoden.

Trinkmenge anpassen, das brauchst du sicher nicht, Koffein vermeiden, Alkohol vermeiden, gleichmäßig über den Tag verteilt trinken und nach 18:00Uhr möglichst nicht mehr viel.

Das hat insgesamt schon was gebracht, besonders der schmerzhafte, krampfhafte Harndrang hat merklich nachgelassen, auch die Toilettengänge, wo trotz Harndrang praktisch nichts kam. Ich bin manchmal nachts aufgewacht, weil es sich anfühlte, als hätte mich ein Pferd getreten. Das ist seither nicht mehr vorgekommen, ich wache trotzdem auf, aber es tut nicht mehr so krampfhaft weh. Es ist zumindest eine Erleichterung gewesen, auch wenn die Gesamtsymptomatik sich nicht geändert hat.

Warst du schon mal bei einem Neurologen?

Bis denn

Ciajaeg

Diagnosen: Neurogene Dysfunktion des unteren Harntraktes suprapontin, Terminale Detrusor-Überaktivität - Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination - Algurie - Polydipsie/Polyurie-Syndrom - chronische Harnretention -
Myalgische Enzephalomyelitis (ME-CFS) - (POTS) - Dysautonomie - Polyneuropathy

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14 Apr 2021 12:31 #6 von herirein
Hallo Holger und Martin,

auch wenn bildgebende Verfahren die Wirbelsäule mit den Bandscheiben und Zwischenwirbelräumen ganz gut darstellen lassen, sind vorübergehende Einengungen der Nervenaustritte nicht deutlich erkennbar.
Es gibt ein paar Möglichkeiten solche Reizpunkte zu entlasten.

1. Im Bett liegend eine zweite Person bitten vorsichtig unter ständigem, sanftem Zug an einem Bein im Wechsel die Wirbelsäule zu strecken
2. An einer Reckstange mit den Händen hängend, wie ein nasser Sack die untere Wirbelsäule entlasten.
Die beiden Tests sollten durchgeführt werden, wenn Blasenkrämpfe oder allgemeine Verkrampfungen vorliegen um zu erkennen ob Linderung eintritt.
Ein einmaliger Test ist natürlich nicht ausreichend, um daraus positive Erkenntnisse zu gewinnen.

Martin, Du bist mit Deinen tiefenentspannenden Übungen bereits auf einem guten Weg, die Beschwerden zu minimieren.

Beste Grüße
Heribert

Menschen sind wie Engel mit nur einem Flügel,
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(Luciano de Crescenzo)

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14 Apr 2021 15:31 #7 von matti
Hallo Holger,

ich habe mir erst einmal ein Butterbrot geschmiert und einen Liter Getränk neben den Laptop gestellt, um beim Lesen deines Beitrages nicht zu verhungern. 9944 Zeichen, Respekt. (Spaß).

Beim Lesen deiner Schilderungen habe ich spontan an die Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung gedacht.

- häufiger, starker Harndrang,
- vermehrter nächtlicher Harndrang,
- schwächerer Harnstrahl und längeres Wasserlassen,
- nachtropfender Urin nach dem Wasserlassen und
- das Gefühl, die Blase ist nicht entleert

Irgendwo in deinem Bericht erwähnst du ja auch eine beginnende Prostatavergrößerung.

Ich kenne nicht wenige Menschen, die von ersten Symptomen und erster Diagnostik im neurologischen Bereich Jahre benötigten um eine Diagnose gestellt zu bekommen. Dies soll dich nicht entmutigen, sondern deutlich machen das die Suche einer Ursache dauern kann und eben nicht mit einem MRT alleine abgetan ist.

Du wirst es mir nachsehen, aber ich meine ich hätte nirgends etwas von Harnuntersuchung gelesen. Es gibt auch chronische Formen die bis zur interstitielle Zystitis reichen können. Auch würden einige deiner Symptome passen.

Ohne sichere Ursache ist eine Therapie meist schwierig. Mir würden erweitert nämlich auch Botox und andere Dinge einfallen. Dies wäre Stand heute aber Spekulation und nicht zielführend.

Gruß
Matti

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14 Apr 2021 15:38 #8 von Ciajaeg
Huhu Matti, da sagst du was.

Als ich mich beim Urologen beschwert habe, dass ich jetzt seit vier Monaten eine Diagnose suche, meinte er auch nur, dass ich viel zu ungeduldig bin und das vermutlich eher Jahre als Monate dauern wird.

Will man nicht hören, scheint aber normal zu sein.

Bis denn

Ciajaeg

Diagnosen: Neurogene Dysfunktion des unteren Harntraktes suprapontin, Terminale Detrusor-Überaktivität - Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination - Algurie - Polydipsie/Polyurie-Syndrom - chronische Harnretention -
Myalgische Enzephalomyelitis (ME-CFS) - (POTS) - Dysautonomie - Polyneuropathy

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14 Apr 2021 17:50 #9 von martinK
Hallo Heribert

Es gibt ein paar Möglichkeiten solche Reizpunkte zu entlasten.

1. Im Bett liegend eine zweite Person bitten vorsichtig unter ständigem, sanftem Zug an einem Bein im Wechsel die Wirbelsäule zu strecken
2. An einer Reckstange mit den Händen hängend, wie ein nasser Sack die untere Wirbelsäule entlasten.
Die beiden Tests sollten durchgeführt werden, wenn Blasenkrämpfe oder allgemeine Verkrampfungen vorliegen um zu erkennen ob Linderung eintritt.
Ein einmaliger Test ist natürlich nicht ausreichend, um daraus positive Erkenntnisse zu gewinnen.


Danke für den Tipp! Das muss ich mal ausprobieren.

Herzliche Grüsse
Martin

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14 Apr 2021 22:07 #10 von Fragender
Erst einmal danke für die zahlreichen Antworten.

@Martin

Einige deiner Probleme ähneln den meinigen, allerdings schmerzt meine Blase ganz selten und fühlt sich eigentlich auch nicht verkrampft an. Lustigerweise tut meine Blase mir dann manchmal ein wenig weh, wenn ich aufgrund der Krämpfe zu oft pinkeln muss, das ist vor allem morgens der Fall aber sehr selten.
Wie wurde denn die Polyneuropathie bei dir festgestellt? Und reagiert deine überaktive Blase auch auf Bewegungen wie bei mir?
Ob mein Kiefer verspannt ist kann ich gar nicht genau sagen, ich knirsche allerdings schon seit Jahren mit den Zähnen. Das war auch der Grund, warum meine Urologin auf die Idee kam, dass Verspannungen bei mir der Grund meiner Beschwerden sein könnten.
Was genau für Entspannungsübungen machst du denn? Kannst du da etwas empfehlen? Und wie oft machst du diese und welchen Zeitrahmen muss man dafür einplanen?

Die klassischen Stärkungsübungen für den Beckenboden habe ich nicht gemacht. Bei meiner Physiotherapie ging es vor allem darum, den Beckenboden zu entspannen. Allerdings lief das Training unter der falschen Annahme ab, dass mein Harndrang eher eingebildet sei und gar nicht wirklich vorhanden wäre, also das ich nur das Gefühl habe, dringend zu müssen. Die später durchgeführte Urodynamik hat das dann eindeutig wiederlegt. Meine Osteopathin war der Meinung, dass ich eine Besserung nur dann erreiche, wenn ich regelmäßig mein Becken seitliche dehne (auf dem Rücken liegend Bein nach rechts und andere Schulter und Kopf nach links – und umgekehrt). Diese Übung mache ich recht oft, allerdings konnte ich bislang noch keine Besserung feststellen.

@Ciajaeg

Die von dir beschriebenen Maßnahmen halte ich eigentlich schon alle ein (Alkohol trinke ich sehr selten, Koffein so gut wie überhaupt nicht und die Trinkmenge verteile ich über den ganzen Tag wobei ich meist nach 20 Uhr nichts mehr trinke). Verstehe ich das richtig das dir alleine schon diese Maßnahmen sehr geholfen haben oder nimmst du zusätzlich noch Medikamente?

Beim Neurologen war ich nur zur Abklärung der MRT-Befunde aber nicht „einfach so“. Hältst du das für sinnvoll?

@Heribert

Danke für den Tipp, allerdings ist es für mich schwer diese umzusetzen. Ich bin alleine, jede zweite Woche mit meiner sechsjährigen Tochter und ein Reck wäre auch nur im naheliegenden Park. Aber falls ich dort mal einen Krampf habe und das Reck zufällig frei sein sollte, werde ich das mal probieren. Gibt es denn sonst grundsätzlich keine Möglichkeit Einengungen von Nervenaustritten zu entdecken?

@Matti

Du hast schon Recht, ich habe viel zu erzählen was meine Erkrankungen angeht, auch weil ich mich in letzter Zeit extrem darauf fokussiere (leider). Ich habe die Befürchtung das ich über kurz oder lang eine Depression entwickeln könnte. Eigentlich bin ich sehr gut darin mich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen (schönes Wetter, gutes Essen in der Kantine) aber oftmals überstrahlt dann der Harndrang alle anderen Dinge die ich sonst schön finden würde. Kürzlich habe ich mir ein Foto von meiner Tochter im Urlaub angeschaut – eigentlich etwas das mich mit Freude erfüllt. Stattdessen hat mich das Foto traurig gemacht weil ich mir vorstelle, dass ich so ein unbeschwertes Leben vielleicht nie wieder haben werde. Es fällt mir schwer mir meinen Optimismus zu bewahren.

Stimmt, die Symptome könnten theoretisch von der Prostata her rühren, allerdings gibt es auch einige Aspekte die dagegen sprechen. So sagte meine Urologin, dass es untypisch für die Prostata wäre auf Bewegungen zu reagieren. Die beiden Prostatamedikamente brachten keine Linderung (außer das ich keinen Samenerguss mehr hatte) und meine Prostata ist wie gesagt nur leicht vergrößert. Meine Urologin hält es für unwahrscheinlich das meine Prostata der Grund ist. Es gibt allerdings eine leichte Verengung in der Harnröhre, die vermutlich von der Prostata kommt.

Eine Harnuntersuchung hatte ich in der Tat nicht erwähnt, diese wurde aber mehrmals durchgeführt wobei auch Kulturen angelegt wurden. Ich habe keine Pilze und auch sonst keinerlei Bakterien in der Blase. Nach der Urodynamik hatte ich eine Blasenentzündung aber die ist mit Antibiotika erfolgreich behandelt worden.

Botox wurde mir auch schon vorgeschlagen aber da ich viel Restharn habe, ist das bei mir vermutlich sowieso nicht möglich. Außerdem hätte ich Angst zu den zehn Prozent zu gehören, deren Blase dann danach gar nicht mehr funktioniert. Es wiederstrebt mir auch mit Kanonen auf die Symptome zu schießen während die Ursachen unklar sind.

@Alle

Mir ist übrigens noch eingefallen, dass ich kürzlich mal den Fall hatte, dass ich mich hingesetzt habe und wenig gepinkelt habe und dann als ich aufgestanden bin nochmal versucht habe im stehen zu pinkeln wobei dann 200ml kamen. Das war ganz schön merkwürdig. Generell habe ich das Gefühl, dass ich im stehen besser pinkeln kann als im sitzen. Kennt noch jemand dieses Gefühl?
Und kennt ihr Fälle in denen die Beschwerden tatsächlich von Verspannungen kamen? Mein Bauch fühlt sich ziemlich verspannt an und ich habe auch mehr Triggerpunkte als noch vor einigen Tagen. Ich weiß allerdings nicht ob dies nun ursächlich ist oder aber die Folge der vermehrten Blasenkrämpfe und der damit verbundenen Anspannung.

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