6-fach-mama schrieb:
Nur es komplett geheim zu halten ist nicht leicht, .... niemals würde ich es ihnen offenbaren.
LG kathrin
Liebe Kathrin!
Ich kann Dir nur den Rat geben, Deine Erkrankung, gerade vor Deiner Familie, Deinen Kindern, nicht zu verheimlichen. Kinder gehen mit derartigen Themen ja sowieso erstaunlich unkompliziert um und wenn Du es verheimlichst, sie merken doch, dass was los ist und dann machen sie sich unnötige Gedanken bis hin zu eigenen Vorwürfen, weil Kinder schnell dazu neigen, die "Schuld", die Ursache bei sich selbst zu suchen.
Gut, ich hätte es von Anfang an nicht verheimlichen können, da ein Schlauch im Bauch mit einem Säckchen dran ja ganz offensichtlich war. Es lag mir aber auch von Anfang an fern, irgendetwas rund um meine Blasenerkrankung zu verheimlichen.
Inkontinenz ist gesellschaftlich immer noch tabuisiert und gerade Betroffene können dazu beitragen, dieses Thema zu enttabuisieren. Ich finde es immer interessant, über welche Krankheiten ganz offen gesprochen wird und welche eher dazu neigen, tabuisiert zu werden.
Ich kann es noch nachvollziehen, wenn Infektionskrankheiten mit den Ängsten von Ansteckung und gerade solche, die sexuell übertragbar sind, dazu tendieren, verheimlicht zu werden, auch wenn ich es nicht gutiere. Ist es verwerflicher, eine Krankheit durch Sex zu bekommen, als durch ungesunde Lebensweise? Und über Arteriosklerose, Herzinfarkt, COPD und Co wird ganz offen gesprochen.
Krebs hingegen ist ebenfalls tabuisiert, das liegt wohl daran, dass Krebserkrankungen immer noch als unheilbare, unheilvolle Erkrankung angesehen wird, was ja so auch nicht stimmt.
Krankheiten infolge des Rauchens sind nicht so tabuisiert wie Erkrankungen durch Alkohol, warum dies so ist, verstehe ich nicht.
Alles, was um die Ausscheidungs- und Sexualorgane geht ist noch aus den tiefen Mittelalter und dem Einfluss der Kirche unter Verschluss. Wobei man über die inneren, nicht sichtbaren Organe noch leichter spricht. Niere, Gebärmutter, Eierstock, Prostata geht gerade noch, Blase ist schon kritischer, Harnröhre geht schon nicht mehr, äußere Geschlechtsorgane sowieso Tabu.
Ich kannte einen jungen Mann, der leider aus falscher Scham an Hodenkrebs verstorben ist, obwohl Hodenkrebs bei rechtzeitiger Intervention absolut und komplett heilbar ist, und betrifft es, wie es meist ist, nur einen Hoden, bleibt man sogar ohne Probleme zeugungsfähig.
Über Knochenmarkskrebs spricht man eher als übe Brustkrebs, über Hepatitis eher als HIV.
In all diesem Zusammenhang sehe ich eine Erkrankung rund um den Harnapparat, die im Zuge von Mehrfachgeburten aufgetreten ist als gesellschaftlich keineswegs so kritisch und wundere mich immer dabei, dass diese Erkrankungen derartig tabuisiert werden. für mich ist ein offener Umgang mit Erkrankungen die Basis, einen Weg zur erfolgreichen Behandlung zu finden.
In Deinem Fall, das kann nicht oft genug betont werden, mit sehr guter Aussicht auf komplette Wiederherstellung Deiner Blasenfunktion. Nicht nur hier aus dem Forum, auch in meinem Bekanntenkreis kenne ich Frauen, die in ähnlicher Situation wieder komplett kontinent wurden. Neben den konservativen Behandlungen wie Beckenbodentraining und Elektrostimulation gibt es eben auch, gerade bei Senkungen, gute chirurgische Möglichkeiten.
Entsprechende Beckenbodenzentren kannst Du auch hier auf der Internetseite des Inkontinenzvereins unter der entsprechenden Postleitzahl finden, Tipps aus Deiner Umgebung kannst Du sicher auch von Forummitgliedern erhalten.
Ich wünsche Dir alles Gute und Mut, mit Deiner Situation offen umzugehen,
Johannes