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Neu hier...Belastungsinkontinenz im alltag

19 Jul 2015 00:16 #21 von Johannes1956
Liebe Kathrin!

Auch von mir ein herzliches Willkommen hier am Forum. Es ist ja schon sehr viel gesagt worden und ich hoffe sehr, dass es Dich weiter bringt. Harnverlust ist kein Schicksal, in das man sich fügen muss, sondern in den meisten Fällen behandelbar. Biofeedback, Elektrostimulation wurden hier ja schon angesprochen. Dass durch die Blasensenkung zusätzlich eine Blasenentleerungsstörung auftritt, Du also Deine Blase nicht vollständig entleeren kannst, erschwert die Situation. Die Blase ist schneller voll, Du musst öfter aufs Klo und durch den belasteten Beckenboden läuft sie dann über.

Neben allen Behandlungsmöglichkeiten, die es gibt und die auch sehr aussichtsreich sind, ist meines Erachtens im ersten Schritt auch wichtig, die Blase regelmäßig vollständig zu entleeren. Dies kann man mithilfe des sogenannten ISK - intermittierender Selbstkatheterrismus - erledigen.

Ich selbst habe eine Blasenentleerungsstörung mit Restharn 100 bis 300 ml und kathetere meine Blase etwa dreimal am Tag aus. Manchmal öfter, bevor ich ins Theater gehe oder unterwegs bin und ich weiß, dass es nicht so bald ein Klo gibt. Dann ist meine Blase leer und ich habe eine Zeit lang eine Ruhe.

Selbstkathetern ist einfacher, als man sich das vorstellt und es schützt im Regelfall vor Harnwegsinfekten. Ich mache das nun seit über einem Jahr und hatte seither noch nie einen Harnwegsinfekt.

Es gibt hier am Forum einige Frauen, die selbst kathetern, Pam zum Besipiel, und sollte das ein Thema für Dich werden, gibt es hier genügend Beratung und Erfahrungsaustausch.

Dann noch die Sache mit der Scham. Hatte ich anfangs auch, bin aber sehr schnell in die Offensive gegangen und habe über meine Blasenentleerungsstörung offen gesprochen, auch im Büro. Die Resonanz war immer positiv und man glaubt es anfangs gar nicht, wie viele Menschen damit ein Problem haben und dann froh sind, auch darüber sprechen zu können.

Inkontinenz mit Harnverlust trifft alle Altergruppen beiderlei Geschlechts und ist, wie gesagt, in den meisten Fällen gut behandelbar, wenn man sich offen dem Problem stellt und, das gebe ich zu, den richtigen Arzt gefunden hat.

Dies ist das nächste Thema, die richtige Arztwahl. Ich hatte es da vielleicht leichter, ich wohne in einer Großstadt und hatte genügend Auswahl, aber ich musste auch suchen, bis ich an die richtigen Stellen gekommen bin. Ich musste auch einmal von Wien nach Innsbruck auf die Uniklinik fahren, um eine anständige Diagnose zu bekommen. Ich war ahnungslos, aber heute weiß ich, wo die guten Beckenbodenzentren und die guten Urologe sind, die sich derartigen Problemen professionell annehmen.

Ich weiß, dass das alles mit sechs Kindern nicht so einfach ist, aber Du musst das angehen, wie es hier auch schon von den anderen gesagt wurde.

Es ist schön, dass Du zu uns gefunden hast und ich wünsche mir sehr, dass wir Dir helfen können und Dir Zuversicht geben, die Du benötigst, um die richtigen Schritte für Dich zu tun, wieder eine gute Blasenfunktion zu erlangen.

Johannes

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19 Jul 2015 07:18 #22 von 6-fach-mama
Danke Johannes!

Wie es sich bei mir mit restharn verhält muss erst noch untersucht werden. Es besteht zur Zeit lediglich der Verdacht darauf, da ich eben unter einer sehr schweren harnwegsinfektion leide im Moment und sich keiner erklären kann wo diese herkommt.

Beneidenswert, dass du so offen darüber sprechen kannst. Hut ab! Ich bin noch meilenweit davon entfernt und eigentlich weiß keiner davon. Nur es komplett geheim zu halten ist nicht leicht, besonders zuhause vor den Kindern. Oder auch bei Ausflügen kann ich mit voller Blase nicht so wie ich gerne würde :( . sie sind ja auch nicht dumm, aber niemals würde ich es ihnen offenbaren.

LG kathrin

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19 Jul 2015 08:50 #23 von Johannes1956

6-fach-mama schrieb:
Nur es komplett geheim zu halten ist nicht leicht, .... niemals würde ich es ihnen offenbaren.

LG kathrin


Liebe Kathrin!

Ich kann Dir nur den Rat geben, Deine Erkrankung, gerade vor Deiner Familie, Deinen Kindern, nicht zu verheimlichen. Kinder gehen mit derartigen Themen ja sowieso erstaunlich unkompliziert um und wenn Du es verheimlichst, sie merken doch, dass was los ist und dann machen sie sich unnötige Gedanken bis hin zu eigenen Vorwürfen, weil Kinder schnell dazu neigen, die "Schuld", die Ursache bei sich selbst zu suchen.

Gut, ich hätte es von Anfang an nicht verheimlichen können, da ein Schlauch im Bauch mit einem Säckchen dran ja ganz offensichtlich war. Es lag mir aber auch von Anfang an fern, irgendetwas rund um meine Blasenerkrankung zu verheimlichen.

Inkontinenz ist gesellschaftlich immer noch tabuisiert und gerade Betroffene können dazu beitragen, dieses Thema zu enttabuisieren. Ich finde es immer interessant, über welche Krankheiten ganz offen gesprochen wird und welche eher dazu neigen, tabuisiert zu werden.

Ich kann es noch nachvollziehen, wenn Infektionskrankheiten mit den Ängsten von Ansteckung und gerade solche, die sexuell übertragbar sind, dazu tendieren, verheimlicht zu werden, auch wenn ich es nicht gutiere. Ist es verwerflicher, eine Krankheit durch Sex zu bekommen, als durch ungesunde Lebensweise? Und über Arteriosklerose, Herzinfarkt, COPD und Co wird ganz offen gesprochen.

Krebs hingegen ist ebenfalls tabuisiert, das liegt wohl daran, dass Krebserkrankungen immer noch als unheilbare, unheilvolle Erkrankung angesehen wird, was ja so auch nicht stimmt.

Krankheiten infolge des Rauchens sind nicht so tabuisiert wie Erkrankungen durch Alkohol, warum dies so ist, verstehe ich nicht.

Alles, was um die Ausscheidungs- und Sexualorgane geht ist noch aus den tiefen Mittelalter und dem Einfluss der Kirche unter Verschluss. Wobei man über die inneren, nicht sichtbaren Organe noch leichter spricht. Niere, Gebärmutter, Eierstock, Prostata geht gerade noch, Blase ist schon kritischer, Harnröhre geht schon nicht mehr, äußere Geschlechtsorgane sowieso Tabu.

Ich kannte einen jungen Mann, der leider aus falscher Scham an Hodenkrebs verstorben ist, obwohl Hodenkrebs bei rechtzeitiger Intervention absolut und komplett heilbar ist, und betrifft es, wie es meist ist, nur einen Hoden, bleibt man sogar ohne Probleme zeugungsfähig.

Über Knochenmarkskrebs spricht man eher als übe Brustkrebs, über Hepatitis eher als HIV.

In all diesem Zusammenhang sehe ich eine Erkrankung rund um den Harnapparat, die im Zuge von Mehrfachgeburten aufgetreten ist als gesellschaftlich keineswegs so kritisch und wundere mich immer dabei, dass diese Erkrankungen derartig tabuisiert werden. für mich ist ein offener Umgang mit Erkrankungen die Basis, einen Weg zur erfolgreichen Behandlung zu finden.

In Deinem Fall, das kann nicht oft genug betont werden, mit sehr guter Aussicht auf komplette Wiederherstellung Deiner Blasenfunktion. Nicht nur hier aus dem Forum, auch in meinem Bekanntenkreis kenne ich Frauen, die in ähnlicher Situation wieder komplett kontinent wurden. Neben den konservativen Behandlungen wie Beckenbodentraining und Elektrostimulation gibt es eben auch, gerade bei Senkungen, gute chirurgische Möglichkeiten.

Entsprechende Beckenbodenzentren kannst Du auch hier auf der Internetseite des Inkontinenzvereins unter der entsprechenden Postleitzahl finden, Tipps aus Deiner Umgebung kannst Du sicher auch von Forummitgliedern erhalten.

Ich wünsche Dir alles Gute und Mut, mit Deiner Situation offen umzugehen,

Johannes
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19 Jul 2015 09:12 #24 von 6-fach-mama
Du hast so recht Johannes!

Aber der Unterleib ist halt auch was intimes... So predige ich ja auch meinen Kindern:Gescnicht.tsorgane werden in der Öffentlichkeit nicht gezeigt, sie gehören dir allein, alles was du damit machst geht niemanden etwas an :P . vielleicht kommt es daher, dass auch Erkrankungen die diesen Bereich betreffen, eher totgeschwiegen werden.
Ebenso empfinde ich Ausscheidungen als etwas intimes.

Du hast recht, Kinder gehen oft recht unbefangen damit um. Je kleiner sie sind, desto unproblematischer ist der Umgang für sie damit. Sie wissen, dass ich oft auf die Toilette muss und auch schmerzen bekomme, wenn ich nicht gehen kann. So sagt mein Sohn auch gerne mal zu mir wenn wir unterwegs sind "Mama, dann geh doch pillern!" (er selbst leidet unter einer detrusor-sphynkter-dyssynergie und hat vor kurzem erst Harnröhrenklappen wegoperiert bekommen). Aber wenn es mal immer so einfach wäre, einfach pinkeln zu gehen.
Aber wenn ich meiner pubertierenden Tochter damit käme, dass mir regelmäßig was in die Hose geht...nein, das kann ich nicht

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19 Jul 2015 09:34 #25 von Johannes1956
Liebe Kathrin,

Es wird soviel über Gleichberechtigung gesprochen, aber im Bereich des Urinierens sind wir noch weit weg. Teil meiner Erkrankung war ja ein zu wenig frequentes Urinieren, was meine Blase auch geschädigt hat.

Seither predige ich in der Firma, dass nicht nur genügend getrunken wird, sondern auch regelmäßige Pinkelpausen eingelegt werden.

Die Ungleichbehandlung des Urinierens beginnt bei den Tailettenanlagen. Letzte Woche war ich mit meiner Frau eine Woche bei einem Sommertheater. Lange Schlangen in den Pausen vor der Damentoilette, bei den Herren nie ein Problem. Kein Wunder, acht Urinale plus zwei Toiletten gegen zwei Toiletten ohne Urinale. So manche Frau schaffte es dann nicht mehr bis zur Vorstellung. Ungerechte Ungleichbehandlung.

Oder öffentliches Urinieren, egal, ob im Wald oder sonstwo, wir Männer haben es leichter und nehmen uns die Freiheit, wenn es nicht mehr anders geht, auch, zumindest nächtens ganz ungeniert auf der Straße zu pinkeln. Nie noch habe ich eine Frau gesehen, die sich an einen Baum in einer öffentlichen Parkanlage hinstellt oder vielmehr hinhockt.

Allerdings kenne ich das Problem von fehlenden Möglichkeiten, da ich auch ungern öffentlich uriniere. Bei Städetreisen gehe ich inzwischen ungeniert in die Hotels, selbst in die teuersten, frage nach einer Toilette und bin, gerade in den teuren Hotels, noch nie abgewiesen worden. Oder ich gehe zu einem Mac, da weiß ich, 50 Cent, dafür unproblematisch.

Bei uns in Wien gab es früher an jeder Ecke eine öffentliche Toilettanlage, die sind weitgehend verschwunden. Also muss man ausweichen auf Lokale, ich geh dort die Sache auch offensiv an, frage nach der Möglichkeit einer Toilette und biete Entgeld an, wenn es mir notwendig erscheint.

Bewährt haben sich für mich auf Autobahnraststätten die Behindertentoiletten. Ich geh zur Kasse, frage nach einem Schlüssel für die Behindertentoilette, nie ein Problem oder eine Frage, ob ich behindert bin, sollte eine Frage kommen, bin ich vorbereitet und sag, dass ich mich selbst kathetern muss und viel Platz brauche (die meisten haben davon eh keine Ahnung). Der Vorteil der Behindertentoiletten ist, dass sie immer viel sauberer sind, als die anderen Toilettenanlagen und in der Tat mehr Komfort bieten.

Was Du Deiner pubertierenden Tochter erzählst und was nicht, obliegt Dir, ich kann nur den offenen Umgang propagieren.

Alles Gute weiterhin,

Johannes

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19 Jul 2015 09:45 #26 von 6-fach-mama
Auch das stimmt wohl. Die Schlangen vor den damentoiletten sind oft so lang, dass es auch mal zum Verhängnis werden kann. Und auch im freien haben Männer es wohl deutlich einfacher.
Ich bin ja wie gesagt eigentlich gerne mit den Kindern unterwegs auf Spielplätzen, im Wald oder Park. Aber was haben alle Orte gemeinsam???? Richtig, es gibt KEINE Toiletten. Für mich werden so solche Ausflüge schnell zur qual und richtig genießen kann ich es dann einfach nicht, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt bin, den Urin irgendwie zu halten. Sehr belastend.

LG kathrin

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