Hallo, Michi!
Erst einmal auch von mir ein herzliches Willkommen bei uns am Forum des Inkontinenz-Selbsthilfe Vereins.
Ich selbst mache ISK seit nun fünf Jahren und es ist für mich selbstverständlich geworden wie Zähneputzen (nur dauert Zähneputzen länger)
Ich hatte einen plötzlichen Harnverhalt, der sich als Blasenlähmung infolge einer Neuroborreliose entpuppte. Nach erfolgreicher Behandlung blieb eine neurogene Blasenenetleerungsstörung mit Restharn, den ich drei- bis viermal täglich auskathetere.
Ich bin berufstätig, reise viel und führe ein ganz normales Leben, ISK behindert mich in keiner Weise.
Bist du männlich oder weiblich? Das macht doch einen Unterschied in der Handhabung und Wahl des Katheters. Heutiger medizinischer Standard ist die Verwendung von hydrophilen Einmalkatheter (S2k Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie) bei Blasenentleerungsstörungen. Es gibt unterschiedliche Spitzen für verschiedene Situationen:
Nelaton für unkomplizierte Situationen (wie bei mir)
Ergothan oder Kugelkopf bei spastischen Beckenboden
Tiemann-Spitze, Ergothan oder Kugelkopf bei Passagestörung wie etwa vergrößerter Prostata.
Zu deinen Fragen:
1) ISK darf und soll nicht schmerzen bei richtiger Wahl des Katheters und richtiger Anwendung. Ich konnte mir das anfangs auch nicht vorstellen, da der transurethrale Katheter immer weh tat. Aber ein Katheter für ISK hat mit einem transurethralen Ballonkatheter nichts gemeinsam, außer dass beide Harn ableiten.
2) bei mir ähnliche Situation, der Blasenhals öffnet nicht mehr richtig, ich kann meine Blase nur teilweise entleeren. Unmittelbar nach meiner Borreliose spürte ich meine Blase gar nicht mehr (atone Blase). Da musste ich nach Zeit, Gefühl und Erfahrung katheterisieren, habe anfangs immer mit Messbecher gemessen, da die Empfehlung meines Urologen war, nicht mehr als 400 ml Gesamtvolumen in der Blase zu haben.
Anfangs katheterisierte ich häufiger. Dann habe ich ives durchgeführt, das ist intravesikale Elektrostimulation, also Elektrostimulation direkt in der Blase mittels eingeführte Elektrode. Das war etwas mühsam und zeitaufwändig, hat mir aber für mein Blasengefühl sehr geholfen.
Seither spüre ich meine Blase ab etwa 400 ml und kann etwa die Hälfte spontan entleeren (ohne Bauchpresse!). Ich katheterisiere durchschnittlich dreimal täglich. Wenn ich Stress habe, geht die Blasenentleerung schlechter, dann katheterisiere ich öfter.
Anfangs hatte ich öfter das Problem, dass ich den Katheter nicht in die Blase hinein bekam. Da hilft nur: keine Gewalt! Durchatmen, ein paar Schritte gehen, entspannen und mit frischem Katheter später nochmals probieren.
Wenn ich sehr unter Stress bin, passiert mir das heute auch noch ab und zu, dass der Beckenboden einfach zu macht. Aber heute habe ich damit keinen Stress mehr, ich versuche, mich zu entspannen und probier es später einfach nochmals.
Wichtig ist, dass die Blase beim Kathetern nicht zu voll ist, also rechtzeitig katheterisieren! Wenn das Füllvolumen groß ist, steigt der Druck und damit wird das Katheterisieren schwieriger. Außerdem ist es schädlich für die Blase und Nieren.
Bei regelmäßiger Anwendung von ISK und ives kann sich die Blase auch wieder teilweise regenerieren, was mein Urologe anfangs nicht glaubte, aber es war bei mir so, dass ich nun von 5-6 mal auf 2-3 mal ISK bin und dazwischen meine Blase spontan entleeren kann.
Bei mir ist es so, dass meine Blase absolut keinen Alkohol verträgt, dann stellt sie sich tot. Also meide ich Alkohol. Wenn ich mal trotzdem ein, zwei Bierchen trinke spüre ich die Bierchen ungewöhnlich stark und meine Blase spüre ich dafür nicht mehr, dann muss ich auf das rechtzeitige Auskathetern achten.
Ich bin gerade unterwegs nach Hamburg zum Deutschen Kongress für Urologie, wo ich als Vertreter unseres Vereins über meine Erfahrungen mit ISK berichten darf. Ich bin gespannt auf die Diskussionen mit den Urologen und werde berichten.
Wenn du noch Fragen hast, nur her damit!
Alles Gute,
Johannes