Hallo an Alle,
Meine Mutter erlitt Ende September 2007-damals 95-jährig- einen schweren Schlaganfall mit Kleinhirnblutung, gefolgt von einer Not-OP zur Liquordrainage aus dem Schädel, ehe ihr der geplatzt wäre.
Sie leidet seitdem an allen denkbaren Folgen eines solchen Schlags, -Halbseitenlähmung(unterdessen völlige Steifheit und voller Kontrakturen), schwere Aphasie (Sprachverlust), schwere Dysphagie (Schluckstörung), Herzinsuffizienz, kaum noch Hörvermögen und stark reduziertes Sehvermögen. Noch in der Klinik hatte man ihr eine PEG Magensonde gelegt zur enteralen Ernährung. Beide Arme zeigen Lymphödeme und am Unterschenkel hat sie ein halb geschlossenes Ulcus Crurus(offenes Bein) .Ihr lange unbehandelter Soor (Mundpilz) entwickelte sich zu einer tiefergehenden Hefepilzinfektion, die gepaart mit chronischer Verschleimung ein ständiges Absaugen des Mund -und Rachenraums sowie auspinseln erfordert.
Die völlige Inkontinenz ist da fast eines der geringeren Übel.
Windelwechsel erfolgt folgendermaßen:
Je nach vorheriger Lagerung mittels anheben und ziehen des Stecklakens ggf. ausrichten des Körpers in die Rückenlage, öffnen der Windel, bei sichtbar hochgestiegenem Stuhl vorne „tamponieren“ mit Zellstofftüchern. (Küchenrolle)
Zusammenfalten der Windelvorderseiten und flach unter den Schenkel schieben, der danach bettseitig aufliegt.
Die Pflegekraft dreht nun den Körper meiner Mutter zu sich (Oberkörper mit dem Kopfkissen, andere Hand am Gesäß) und hält ihn in Seitenlage, vorher vorsichtiges abspreizen des Armes darunter. Der an der anderen Körperseite steif hängende Arm wird zuvor mit dem Nachthemdzipfel als „Armbinde“ umschlungen, zusammen mit dem Kopfkissen gegriffen und mir so aus dem Weg gehalten.
Von der anderen Bettseite schiebe ich dann eine Wickelunterlage als Wäscheschutz möglichst weit unter das Gesäß und darüber die bis zur Mitte nach innen eingerollte, geöffnete Seitenfolie der Windel. Mein Blick in die Windel entscheidet, welche Reinigung erforderlich ist. (Wasserschüssel oder nur Zellstoff -und -Feuchttücher)
Zurücklegen des Körpers in die Rückenlage, je nach Erfordernis Intimreinigung vorne.
Nun mittels anheben und ziehen des (textilen)Stecklakens Verlagerung des Körpers, damit Drehung zur anderen(meinen) Seite erfolgen kann. Der Körperabstand zur jeweiligen Bettkante muss ja jeweils verändert werden.
Zuvor wiederum vorsichtiges abspreizen des anderen Armes, re-arrangieren des Nachthemds, dann Drehung möglichst in eine Art stabile Seitenlage, wobei ich jeweils ihr eines Bein über das andere heben muss und sie dann in Seitenlage an der Hüfte halte, oft einreiben des Rückens dabei.
Die Pflegekraft zieht auf der Rückseite die Wickelunterlage ganz heraus und öffnet darüber die andere Windelseite.
Reinigung, dann entfernen der alten, vollen Windel
Anlegen der neuen, zuvor aktivierten Windel von der Rückseite aus durch die Pflegekraft:
Einrollen der Seitenfolie und vorsichtiges „stopfen“/schieben einige Zentimeter unter den Körper längs bis zum Schenkelansatz.
Eincremen mit Wundschutz
Danach hebe ich das übergeschlagene Bein meiner Mutter vorsichtig an, während die Pflegekraft das Windelvorderteil (mittig gefaltet, Folienränder nach außen umgelegt) unter dem Bein hindurch mir übergibt, das ich mit der anderen Hand dann zwischen den Schenkeln hochziehe und bei angehobenem Bein im Schritt anpasse (=der für mich anstrengendste Arbeitsschritt, da seitliches Rüberbeugen bei gleichzeitigem Heben und Hinunterbeugen) und danach wieder zurückklappe auf die Oberschenkel.
Mit der freien Hand hat die Pflegekraft dabei mit dem Kopfkissen auch den Oberkörper meiner Mutter wieder mehr in Rückenlage gezogen, ausrichten auf volle Rückenlage wieder mittels Stecklaken.
Reinigung und Intimpflege /eincremen vorne bei nur leicht gespreizten Beinen (schmerzhaft u .steif)
Endgültiges anpassen im Schritt, hochlegen des Windelvorderteils, umkrempeln des Taillenrands (PEG Sonde)
Nun wie anfangs, Drehung meiner Mutter Richtung Pflegekraft, dieselben „Armvorbereitungen“
Ich ziehe dann von unter dem Gesäß die Wickelunterlage und die andere Windelhälfte heraus, reinige dabei die zuvor nicht zugängliche Region, eincremen.
vorsichtiges zurücklegen in die Rückenlage, beiseite heben des Armes, um zunächst die eine (mir zugewandte) Windelseite zu schließen.
Dann greife ich über meine Mutter hinweg deren Hüfte gegenüber und drehe/hebe den Unterkörper soweit zu mir, dass die Pflegekraft die andere Windelseite herausziehen und korrekt anpassen kann, wobei stets noch seitliches Heraus- und Herunterziehen zum Bein hin nötig ist. (meine Mutter hat eine schiefe Hüfte, links deutlich breiter)
Außerdem hat sie auch unterschiedlich lange Beine, zudem zueinander gewandte Füße, weshalb neben den Armen auch Sorgfalt mit den Beinen , Füßen und dem Unterschenkelverband bei jeder Drehung nötig ist.
Abschließend Rückenlage und schließen der Windel.
Überprüfen des Sitzes( fast immer muss im Schritt nachgelockert und die Klebeverschlüsse nachkorrigiert werden)
Macht wieviele Drehungen –noch ohne anschließendes lagern- ???
(Soviel zu Hannes’s „ 1x li, 1x re- und gut ist“…)
Einen recht häufigen Windelwechsel bei gleichzeitigen spontanen Ausscheidungen (fast nur Urin bisher) schildere ich hier erst gar nicht..
Das anschließende, ebenso langwierige Lagern einschließlich beider Hände und Füße schildere ich ebenfalls nicht, es wird aber enorm erschwert durch die unterschiedlichen Körpergrößen der jeweiligen Pflegekraft und mir („laufende Meter“ bei den Frauen, teils über 1,85 m bei den Pflegern, ich selbst bin 1,70 m groß und die Kompromissbereitschaft zum anpassen der Betthöhe an mich ist sehr gering.)
Dass mir nach einem Jahr vom Scheitel bis zur Sohle praktisch alles schmerzt, wird jeder verstehen, zumal ich selbst keineswegs gesund bin..-
Als „Sahnehäubchen“ werden mir als Pflegeperson die Einsatzzeiten des Pflegedienstes von der Barmer nicht rentenrelevant angerechnet, „da ja ein Pflegedienst beauftragt ist“, wodurch meine täglichen Arbeitsstunden für die Pflege auf lächerliche 3(DREI) Stunden runtergerechnet wurden.
-Vorschläge, Tipps, Kritik?? –
Viele Grüße