Nachdem ich nun lange Zeit hier nur gelesen habe, habe ich mich endlich entschlossen, mich hier auch mal etwas einzubringen.
Ich bin nun schon fast seitdem ich denken kann "online". In ganz frühen Jahren per Modem mit den USA verbunden, seit 1984 dann im BTX und seitdem es in Deutschland Internet gibt eben auch in der jetzigen Form. Mal ganz am Rande: In dem Zeitraum von ca. 35 Jahren hat sich so dermassen viel verändert, dass man nur noch staunen kann. Nur eins: Angefangen mit 300 Bit/sec und nun bin ich bei 50 MBit/sec..uff...
Kurz auch meine Krankheitsgeschichte, weil es hier ja wohl vor allem (??) darum geht:
Asthma seit ich 15 bin, deswegen schon mal irgendwann 80% GdB gehabt. War mir immer zu blöd das zu verfolgen, weil es nur genervt hat. Heute denk ich da anders.
Ende 2005 kam es dann dicke. Wegen zwei Bandscheibenvorfällen im Hals innerhalb weniger Wochen bis zur Hüfte gelähmt. Zum Glück war ich selber aktiv und mir wurden dann schnell mal eben zwei Bandscheiben "ausgetauscht". Mir ging es zuerst schnell besser, eine Reha war schon geplant, aber wie es immer so ist...es kann immer schlimmer kommen. Ich sollte am nächsten Tag entlassen werden nach den berühmten 10 Tagen und was kam? Fieber bis zum Umfallen, Durchfall, Erbrechen, Schmerzen..aber so, dass ich dachte ich müsste sterben. Ca. 2 Wochen lang Untersuchungen..Untersuchungen..Untersuchungen.. Mit den MRT-Aufnahmen könnte ich ein komplettes Zimmer tapezieren. Absolut NICHTS gefunden und dann wegen Weihnachten entlassen worden.
Über Weihnachten und Neujahr zu Hause im Bett verbracht, mich quasi nur von Schmerztabletten gegen das Fieber ernährt. Meine Frau bewundere ich deswegen heute noch. Sie musste mich ertragen und ca. 3x am Tag oder öfter das Bett neu beziehen, wegen Schwitzen (Schmerztabeletten).
Am Tag als ich eigentlich in die Reha sollte habe ich mich dann auf eigenen Wunsch nochmals in die Notaufnahme bringen lassen. Dort bin ich zum Glück sofort auf einen erfahrenen Arzt gestossen, der den tollsten Spruch meines Lebens machte: "Wo ist denn Ihre Milz gebleiben? Das muss doch weh getan haben!". Recht hatte er..ca. 4 Wochen unmögliche Schmerzen. Diagnose Milzinfarkt wegen Samonellen, Sepsis, Pleuraerguss. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt...soviele Schläuche habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen, wie da plötzlich in mir drin steckten. Ekliges erspare ich mir hier jetzt mal. Das Ganze war dann nach ein paar Wochen und Entfernung der vergammelten Milz auch gegessen und ich konnte endlich in die Reha. Es hat aber ca. 1 Jahr gedauert bis ich die verlorenen ca. 20-25 kg wieder zugenommen hatte.
Warum bin ich jetzt hier angemeldet? Siehe weiter oben. Inkompletter Querschnitt ist bis heute zum Teil geblieben. Inzwischen mag ich meine Krückensammlung. Harninkontinenz war damals schlimmer, aber die Stuhlinkontinenz Stufe 1 (was das auch immer heissen mag) habe ich einigermassen im Griff. Trotzdem schickte mich mein Hausdoc irgendwann zum Urologen, weil es doch wieder schlimmer wurde. Tja, und was kommt dann? Ich bin irgendwann aus allen Wolken gefallen, als bei der Biopsie das Ergebnis kam. Prostatakrebs.
Kann es eigentlich noch schlimmer kommen? Ich war/bin wirklich viel gewöhnt inzwischen. Gefühlte 10x im Leben fast gestorben (Asthma mind. 3x ganz knapp, Bandscheiben hätten Lähmung ab Hals sein können, die Milz/Sepsis war wirklich knapp) und nu muss auch noch die Prostata raus. Bleibt irgendwann noch was übrig?
Tja..wie es denn mal so ist, auch wenn der Chirurg auf nervenschonende Operationen spezialisiert war, es wurde noch schlimmer mit der Inkontinenz. Und jetzt auch noch Impotenz. Im Nachhinein weiss ich, dass manche Ärzte empfehlen abzuwarten bei der Diagnose. Aber lohnt es sich wirklich darüber nachzudenken? Ich vermag es nicht zu sagen, deswegen geht's mir jetzt auch am A... vorbei. Ich muss damit leben, was ich noch habe, und das ist immerhin ne Menge. Übrigens ist die Prostaektomie knapp 3 Jahre her. Wird schon...
Was kann ich hier evtl. einbringen? Erstens habe ich es tatsächlich geschafft die 100% GdB zu bekommen, manch einer hat gesagt, dass das nicht geht. Zweitens hat mich die Krankenkasse geschafft und mich in die EU-Rente gedrückt, obwohl ich nicht wollte. Drittens bin ich immer noch selbständig, und das mit EU-Rente (ist halt nen bischen weniger). Viertens kann ich dem Leben immer noch etwas Positives abgewinnen, obwohl ich zwischendrin auch schon in Depressionen/Panikattacken war und mal kurz freiwillig die Psychiatrie von innen gesehen habe.
Vielleicht ist es mein Studium, was mir die Logik im Leben bringt. Man muss nicht alles wissen, aber man muss wissen, wo man nachschlagen kann. Auf Krankheit übertragen heisst das für mich, dass es immer irgendwo eine Lösung gibt!!!!!!