Hallo Schwarz,
ich möchte mal versuchen, auf alle deine Fragen zu antworten.
Auch bei euch, entsteht die von dir beschriebene Unterversorgung durch die unsäglichen Hilfsmittelausschreibungen.
Grund dafür ist die Gesundheitsreform mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG), das gesetzlichen Krankenkassen erlaubt, die Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln öffentlich auszuschreiben und an einen günstigen (häufig ist das einzige Kriterium der niedrigste Preis!) und exklusiven Vertragspartner zu vergeben.
Die Ausschreibungsgewinner erhalten den Zuschlag zumeist bei einem Preis um die 20 Euro für eine Komplettversorgung/Monat. Was dabei herauskommt, erlebt ihr selbst.
An Ausschreibungen beteiligen sich auch Unternehmen, die vor der Ausschreibung vielleicht 100 Patienten versorgt haben und nach dem Gewinn der Ausschreibung dann Tausende (manchmal exclusiv) beliefern sollen (wollen). Dies führt dazu, dass diese Firmen nicht selten logistisch (+ Komeptenz) völlig überfordert sind. Natürlich kann man für 20 Euro keine Monatversorgung eines schwerstinkontinenten sicherstellen. Die Unternehmen setzen neben einer Mischkalkulation vor allen auf die wirtschaftliche Zuzahlung der Betroffenen. Hierzu folgend noch mehr Infos.
Hier im Forum gibt es ein Unterforum, welches dieses Thema behandelt:
www.inkontinenz-selbsthilfe.com/forum/68...ausschreibungen.html
Schau dir dort einmal die Beiträge an, dann erhälst du einen Überblick über die entstehende Grundproblematik.
Die Inkontinenz Selbsthilfe e.V. empfiehlt deshalb den betroffenen Menschen, bei den Krankenkassen Anträge auf Versorgung mit Inkontinenzhilfen von ausreichender Qualität zu stellen. Hierzu hat der Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (BVKM) eine "Argumentationshilfe im Falle von unzureichender Versorgung (Hilfsmittelausschreibungen) mit Inkontinenzhilfen" erstellt. Diese findest du hier:
www.bvkm.de/dokumente/pdf/Argumentations...kontinenzartikel.pdf
Es gibt hierzu auch ein relativ aktuelles Urteil:
www.rehadat-hilfsmittelportal.de/de/vers...begriffe=inkontinenz
Zum Thema Saugstärke habe ich auch eine Meinung. Vergess die ganzen Angaben der Hersteller, diese sind völlig unsinnig (Produkt wird in eine Flüssigkeit getaucht und wenn nichts mehr raustropft gewogen). Mit der Praxis hat dies absolut gar nichts zu tun.
Eine Windel muss den Urin schnell aufsaugen und fest speichern, damit die Haut trocken bleibt. Entscheidend ist hierfür die
Aufsauggeschwindigkeit der Windeln im Sitzen und Liegen und nicht primär die Aufnahmekapazität. Die Nieren produzieren im Normalfall 60 ml Urin pro Stunde. Bei zehn Stunden wären dies 600 ml Ausscheidung. Selbst wenn es 1 Liter sind, braucht kein Mensch ein Produkt welches theoretisch 3 Liter und mehr aufnehmen kann. Viel, viel wichtiger ist, wieviel kann eine Windel in welcher Zeit aufnehmen und binden.
Hier scheitern alle mir bekannten zuzahlungsfreien Produkte, egal von welchem Hersteller.
Stiftung Warentest und Ökotest haben in den letzen Jahren getestet.
Testergebnisse findest du hier:
Baby und Kinder:
www.oekotest.de/cgi/index.cgi?action=prod&artnr=92129&bernr=07
Erwachsene (Warentest):
www.test.de/Inkontinenzeinlagen-Keine-An...ol=26&col=27&col=all
Erwachsene Ökotest:
emedien.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=102586&bernr=10
Die Frage ist aber, ob diese Test den wirklich Aussagekraft haben.
Rehadat bietet eine Übersicht der Produkte, diese ist aber eingeschränkt:
www.rehadat-hilfsmittelportal.de/de/vers..._vorlagen/index.html
Fazit: An den Kostenträger wenden, wenn man über den Lieferanten nichts erreicht. Widerspruch einlegen, wenn sich von keiner Seite etwas bewegt. Klagen, wenn gar nichts geht.
Mein persönlicher Favorit ist die Molicare Super Plus von Hartmann. Erhält man eigentlich nur mit erheblicher Zuzahlung, die alternativen Wege habe ich aber aufgezeigt.
Zu deinen Vorstellungen und Wünschen, was wir als Verein umsetzen könnten (sollten) habe ich an dich ein paar Fragen, welche ich dich und
andere bitten würde mir einmal zu beantworten (wäre doch fair für unsere/meine Hilfe hier).
- Was glaubst du/ihr wieviele Mitglieder der Verein hat? (bei 8 Millionen Betroffenen!)
- wieviele "Mitarbeiter" hier im Büro arbeiten?
Wenn ich darauf eine Antwort von euch erhalte, geb ich euch meine Antwort zu den Möglichkeiten unseres Vereins.
Liebe Grüße
Matti