Hallo zusammen,
in meiner Verzweiflung wende ich mich mal an dieses Forum in der Hoffnung, neue Ansätze zu finden.
Zunächst zu mir: ich bin 27 Jahre alt, weiblich, frische Absolventin meines Masterstudiums, keine Kinder, und habe das Problem, dass meine Blase seit ca 7 Monaten komplett mein Leben bestimmt. Ich muss ein bisschen weiter ausholen, um zum eigentlichen Problem zu gelangen, deswegen wird es ein etwas längerer Text.
Angefangen haben meine Probleme im November 2015. Ich habe mein 3. Mastersemester angefangen und im August 2015 eine Aushilfstselle in einer Agentur angenommen. Um dort zu arbeiten, musste ich allerdings von meiner WG bis zur Agentur 2 Stunden pendeln. In der Agentur war ich Halbtagskraft, zusätzlich zu meinem Studium. Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht, die Kollegen waren wirklich super. Ich denke, der Auslöser für meinen Stress war eher das Pendeln, was zu horrenden Zeiten geführt hat. Ich war teilweise 3-4 Tage die Woche von 5:00-21:00 auf den Beinen, war Arbeiten und hab für die Uni gearbeitet, mein einziger freier Tag war Sonntag. Natürlich ist das viel Stress, das hat mein Körper mir auch schnell signalisiert.
Das resultierte in unglaublichen Schlafstörungen. In 2-3 Nächten zusammen vielleicht 3-4 Stunden Schlaf. Mit diesen wenigen Stunden schlaf bin ich dann meinem stressigen Alltag nachgegangen. Ich hab darauf reagiert und Stunden in der Arbeit verringert. Als es mit dem Schlaf nicht besser wurde, bin ich zum ersten Mal zum Arzt, Verdacht auf Schilddrüssenüberfunktion. Ich bin sehr schlank (166cm, 52 kg) und hatte schon immer guten Stoffwechsel. Schilddrüse war aber ok, auch mit Ultraschall beim Spezialisten. Der Arzt verschrieb mir daraufhin Zolpidem, ein Schlafmittel. Ich nahm zwei davon im Abstand von ca. 1 Woche. Auf diese ging es mir wirklich dermaßen schlecht, dass ich kurz vorm Zusammenbruch war. Im März war ich ein nervliches Wrack, ich konnte nicht mehr. Ich fuhr daraufhin zu meinen Eltern über Ostern, erholte mich in den zwei Wochen gut, tritt nochmal kürzer in der Arbeit und mir ging es langsam wieder besser. Der Schlaf pendelte sich wieder ein und mir ging es wieder gut, so gut wie schon lange nicht mehr. Ich hatte Spaß am Leben, in der Arbeit und ging sogar gerne Pendeln. Mir hat das Zugfahren auf einmal wieder Spaß gemacht. Mein Leben war also völlig in Ordnung, ich musste keine Kurse in der Uni mehr besuchen, nur noch meine Masterarbeit schreiben, es war alles wie es sein sollte. Es ist wirklich nichts passiert, das mich aus der Bahn hätte werfen können.
Im April 2016 allerdings verschrieb mein Frauenarzt mir die Pille Asumate 20 auf Grund von starker PMS und Regelbeschwerden, mit denen ich mich allerdings schon seit seit Anbeginn meiner Regel herumschlage. Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Pille bisher gut vertragen habe, er meinte, ich solle es nochmal mit dieser probieren, da niedrig dosiert. Ich folgte seinem Rat und im ersten Monat ging es mir mit dieser Pille auch wunderbar. Im Mai allerdings fingen meine wirklichen Probleme an. Ich hatte auf einmal ständig eine volle Blase. Kaum war ich auf Toilette, war sie wieder gefüllt -- mit 200-300 ml, ich musste Abmessen da mein Arzt Diabetes vermutete, was aber ausgeschlossen war. Der Arzt schickte mich mit "leichter Blasenentzündung, viel Trinken und Wärme" nach Hause. Das hat allerdings nichts geholfen. Ich musste alle 10 Minuten wirklich bis zu 300ml pinkeln, und es war ein kaum auszuhaltender Druck, ganz anders als der Harndrang, den ich kannte. Vorher hatte ich keinerlei Probleme einen Harndrang zu ignorieren bis eine Toilette in der Nähe war, stieg in die U-Bahn mit voller Blase weil ich spät dran war, ging aus dem Haus ohne vorher auf Toilette zu gehen weil ich es nicht gespürt hatte. Selbst, wenn ich einmal merkte "Oh, es wird doch knapp!" hab ich es bis zu nächsten Toilette einfach ignorieren können. Auf einmal sagte meine Blase "jetzt, sofort, am besten schon gestern!" und das 24 Stunden am Tag. Dieser Drang lässt sich nicht ignorieren, er geht nicht einfach weg, er ist ständig da und es kommt auch ordentlich was raus. Nachts habe ich zu 99% meine Ruhe, manchmal gehe ich vor dem Einschlafen 2x, aber das ignoriere ich meistens wirklich, zwinge mich dazu, es zu ignorieren.
Ich musste U-Bahn und Zug fahren für meine Arbeit -- auf einmal undenkbar! Ich hatte nur noch diesen unglaublichen Druck auf der Blase, als würde ich mich gleich einnässen, als würde irgendetwas anderes meinen Blasenmuskel steuern nur ich nicht. In der U-Bahn bekam ich regelrechte Panikattacken, weil ich diesen Drang verspürte und dachte, gleich geht's in die Hose und ich konnte nichts dagegen tun. Das konnte doch nicht sein, dachte ich. Meine Blase war doch immer so stark, im Gegensatz zu der "Mädchenblase" meiner Freundinnen!
In der Arbeit bin ich 3-4 Mal in der Stunde auf Toilette, zuvor war ich vielleicht 2 Mal innerhalb von 8 Stunden trotz guten Kaffee- und Wasserkonsums. Dazu gesellten sich depressive Stimmungen, Heulkrämpfe und Panikattacken, Taubheit in den Gliedmaßen, Schmerzen in den Beinen. Jeder in meinem Umfeld unterstützte mich, ich fühlte mich dennoch mit meinem Problem sehr alleine, obwohl ich es nicht war. Ich scheute mich in den Supermarkt zu gehen, in die Stadt, zwang mich aber, es nicht so weit kommen zu lassen. Ich fuhr viel Fahrrad, war viel draußen, weigerte mich, dieses Problem zu akzeptieren. Ich wollte mich von meiner Blase doch noch so kommandieren lassen! Ich weiß, ich kann diesem Drang lange standhalten, aber es ist einfach so unglaublich unangenehm.
Ich versuchte also, noch mehr Stress abzubauen. Da mein Frauenarzt meinte, es hängt nicht mit der Pille zusammen, ich aber erst durch die Pille die Probleme hatte, setzte ich sie Ende Mai 2016 noch ab, wollte keine neue Pille anfangen, wie er es mir riet. Meine Regel kam im nächsten Monat auch relativ pünktlich, und meine Blasenprobleme schienen weg zu sein. Meine Regel ist seit dem Absetzen der Pille auch sehr regelmäßig -- ein normaler 28-33 Tage Zyklus. Doch meine Probleme mit der Blase kommen immer wieder. Und zwar unregelmäßig. Zwei, drei Tage ertrage ich diesen unglaublich Drang, suche alle 10 Minuten eine Toilette wenn ich unterwegs bin, dann kommen wieder einige Tage, da scheint es in Ordnung und ich hab meine Ruhe da unten. Diese "Pinkelattacken" sind häufig von starken Heulkrämpfen und depressiven Stimmungen begleitet. Dann gibt es wieder Tage, an denen merke ich garnichts. Wenn es ein "schlechter" Tag ist, dann habe ich ständig ein ungutes Gefühl an der Blase, ein ständiger Druck und es kommt viel Wasser.
Im Juni 2016 war mein Körper so geschwächt und dehydriert (ich wog nur noch 49kg) dass ich einen Zusammenbruch erlitt und per Notarzt ins Krankenhaus gebracht wurde. Ich schilderte den Ärzten mein Problem, aber sie sagten nach Bluttest und EKG ich sei gesund, schickten mich mit zwei Valium nach Hause.
Aber ich spüre, etwas ist nicht OK.
Ein weiterer Frauenarzt fand eine mandaringroße Dermoidzyste am rechten Eierstock. In der Hoffnung, endlich die Lösung gefunden zu haben, wurde die Zyste per Bauchspiegelung im August 2016 operiert. Doch die Blasenprobleme kamen wieder. Ich ging zum Hausarzt, er machte einen Ultraschall auf die Nieren, dachte er sieht Wassereinlagerungen. Ab zum Urologen, der mir nochmal ein Miktionstagebuch auftrug und Nierenröngten plus Blasenspiegelung verordnete. Alles ohne Befund. "Was Sie mit dem vielen Wasser machen ist mir ein Rätsel. Aber Ihre Blase und Nieren sind gesund", sagte er und schickte mich nach Hause. Ich habe keinen Resturin, werde gut leer, habe keine Blasenschwäche, bin nicht inkontinent, Chlamydientest und Vaginalabstrich sind ohne Befund, ich habe keine neue Zyste. Ich trinke mittlerweile kaum Kaffee und Tee. Ich habe es auch 8 Wochen mit mit Homöopathie und Akupunktur versucht, aber es ist und bleibt wie es ist. Ich nahm Vitamin B12, versuchte, mit basischen Präparaten eine Übersäuerung auszugleichen, nahm Vitamin C und Magnesium -- nichts hilft. Ich habe auch seit der OP einen sehr wässrigen, klaren Ausfluss, der nicht übel riecht. Laut Frauenarzt ist das zwar komisch, aber findet nichts, woran es liegen könnte.
Ein gutes Beispiel für die rapide Veränderungen sind die zwei Stadturlaube mit meinem Bruder. Im April 2016 war ich drei Tage mit ihm in Berlin. Alles war ok -- ich verspürte zwar einen Harndrang, aber einen ganz normalen. "Ok, ich muss mal -- in der nächsten halben Stunde vielleicht in irgendeinem Cafè." Ich ging nie vorsorglich auf Toilette. Im November 2016 war ich mit ihm in Düsseldorf. Schon während der Zugfahrt rannte ich 3 Mal in 45 Minuten. In der Stadt musste ich ihm vier Mal sagen "Können wir am Cafè hier halten, ich muss mal." kaume waren wir draußen "Oh, sorry. Ich muss schon wieder." kaum eine halbe Stunde später "Tut mir Leid, aber ich muss leider schon wieder."
Er war leicht genervt, was ich verstehe -- ich war es immerhin auch. Ich hatte sogar Inkontinenzeinlagen dabei, für den Notfall. Die scheuern aber ungemein! Ich hasse dieses Gefühl, sie zu tragen, weswegen ich mir dachte -- nein, du musst das doch in den Griff bekommen! Ich bin am absoluten Verzweifeln. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich saß seit November 2015 bestimmt in 15 Wartezimmern. Ich weigere mich, Situationen zu meiden, in denen keine Toilette in der Nähe ist. Ich weigere mich, dass es einfach so ist! Manchmal denke ich mir "Dann pinkel ich halt unterwegs in die Hose und kauf mir eine neue, ich hab die Schnauze voll." Aber auch dieses Denken hilft nicht!
Ich will mich damit nicht abfinden! So ist das nicht alltagstauglich! Ich überlege nur noch, wo ist die nächste Toilette. Autofahren, lange Spaziergänge, das alles ist absoluter Stress geworden! "Was wenn so eine Pinkelattacke kommt! Kann ich es bis zum nächsten Klo halten!" Das kann doch auf Dauer keiner aushalten! Mit einer Freundin war ich unterwegs, ich musste ihr sagen, sie soll am Wegrand halten, ich halte es nicht aus und bin hinter den Busch -- obwohl ich zu Hause noch auf Toilette war, und es waren gerade mal 30 Minuten Autofahrt, ehe es unerträglich wurde.
Am Freitag will mein Vater mit mir in die nächstgrößere Stadt fahren und seit Samstag macht meine Blase wieder was sie will. Davor hatte ich meine Periode, die Woche davor dachte ich, ich sei geheilt -- es war alles gut! Die Autofahrt wird wieder purer Horror! Ich habe keine Probleme, zu sagen "Halt mal an, ich muss mal", aber ich weiß, kaum war ich, kann ich wieder sagen "Kannst du nochmal bei der nächsten Toilette halten?" und das stört mich!
Ich habe Angst, dass es mittlerweile psychomatisch ist. Aber dann wäre es ja ständig so und ich hätte nicht einige gute Tage -- manchmal sogar eine Woche. Ich habe Angst, dass es nie wieder weggeht und ich das für immer mitmachen muss. Ich werde morgen beim Hausarzt einen Hormontest ansprechen, auch wenn ich ihn aus eigener Tasche zahlen muss. Ich bin sicher, dadurch dass dieses Problem mich nervlich so mürbe macht, spielen die Nerven und die Psyche auch ein Rolle. Aber wenn ich diese Pinkelanfälle loswäre, würde sich sicher das auch wieder geben. Ich treibe Sport (Joggen und Pilates) und mache Yoga. Ich weiß, dass Stress die Blase beeinflusst, weswegen ich versuche ihn so gut es geht zu vermeiden. Es scheint allerdings alles hoffnungslos, ob nun in Ruhephasen oder Stressphasen, meine Blase (oder irgendetwas anderes in meinem Körper) tanzt mir auf der Nase rum. Ich verfluche den Tag, an dem ich diese Pille geschluckt habe, den für mich ist das der Auslöser gewesen, egal was die Ärzte sagen!
Vielleicht hat jemand von euch noch eine Idee, oder ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich versuche wirklich, es in den Griff zu bekommen, indem ich dem Drang nicht sofort nachgebe, da ich auch schon von Reizblase gehört habe und meinen Blasenmuskel nicht an ein ständiges Pinkeln zu gewöhnen. Meine Blase schafft bis zu 600 ml und selbst dann kann ich an guten Tagen noch sagen "Meh, vielleicht erst in 10 Minuten", aber an schlechten Tagen sagt meine Blase 3-4 in der Stunde "geh jetzt, sofort, los!" obwohl sich am Trinkverhalten nichts geändert hat. Ich trinke gute 1.5 Liter Wasser am Tag, mittlerweile fast keinen Kaffee mehr, kaum Tee.
Ich bin erst 27! Ich kann doch mein Leben noch nicht meiner Blase unterordnen! Soll ich Windeln tragen, ab sofort? Nie im Leben! Die Trage ich vielleicht mit 80, wenn mein Muskel wirklich nicht mehr kann.
Ich habe eine liebende Familie, die mich unterstützt, gute Freunde und auch mein Sexualleben ist völlig in Ordnung. Natürlich ist nicht immer alles Friede Freude Eierkuchen, aber ich finde in meinem privaten Umfeld einfach keinen Faktor, der das ausgelöst haben kann, kein Trauma oder Ähnliches, nichts, dass psychisch "auf die Blase drückt", außer das Problem mit der Blase selbst.
Ich will nicht ständig fragen "Wo ist das nächste Klo". Wenn ich muss, dann muss ich, ja -- aber doch nicht so! Ich wünsche mir einfach wieder eine normale Blasenfunktion, aber nichts scheint zu helfen. Mein nächster Gedanke ist Urol Flux, aber ich habe eigentlich keine Reizblase -- da wäre meine Blase ja eigentlich leer und nur der Reiz wäre mies. Ich renne nur vor langen Autofahren 3-4 Mal obwohl nichts mehr kommt, ansonsten gehe ich nie vorsorglich, zwinge mich manchmal sogar dazu, einfach auch mit voller Blase rauszugehen.
Aber das bringt auch nichts. Ich tue es, um den Kopf zu beruhigen, aber der beruhigt sich dadurch auch nicht und Ablenken kann mich davon auch nicht mehr. Wie entkomme ich denn diesem Teufelskreis? Was kann denn noch helfen? Mein letzter Gedanke ist eine Nebennierenschwäche und ein daraus resultierender Progresteronmangel, durch den ganzen Stress des letzten Jahres und die Pille, die ich nahm -- deswegen der Hormontest, den ich machen will.
Puh, das war eine ganze Menge an Infos. Vielen Dank, wenn Sie sich das alles durchgelesen haben und ich freue mich auf jeden Hinweis, den man mir geben kann.
Allen eine schöne Weihnacht und ein schönes neues Jahr!
LG
Jana