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Meine Geschichte

05 Nov 2014 20:41 #1 von Kreak
Hey,

kurz die wichtigsten Randdaten zu meiner Person: 24 Jahre jung (alt?!), männlich.

Meine Geschichte:

Schon seit meiner frühesten Kindheit habe ich eine schwache Blase. Bei längeren Urlaubsfahrten, im Kino, auf Ausflügen - ich musste immer auf die Toilette. Der Kinderarzt sprach von psychischen Ursachen und hatte weitere Untersuchungen nicht für notwendig befunden.

Irgendwie bin ich damit aufgewachsen und klar gekommen. Bei Prüfungen, kirchlichen Veranstaltungen usw. wurde einfach wenig getrunken und dann ging es irgendwie doch. Kurz um-ich bin mit dieser Schwäche aufgewachsen und habe gut gelernt damit umzugehen. Es war auch immer eine gewisse Scham dabei einen Arzt aufzusuchen-die Pubertät machte alles nicht gerade einfacher.

Mit 18 bin ich dann das erste Mal auf drängen meiner damaligen Freundin zum Urologen: "Nehmen Sie diese Tabletten, wenn die nichts helfen, dann machen wir eine Blasenspiegelung". Meine Reaktion? Ich bin einfach nicht mehr zum Folgetermin erschienen. Eine Kamera durch mein bestes Stück? Nicht mit mir!

Zwischenzeitlich habe ich dann auch die Schule beendet und eine Lehre in einem Beruf mit Kundenkontakt angefangen. Während der Ausbildung, war ich mehrmals im Aussendienst mit Vertrieblern unterwegs. Die Hölle! Erklärt mal jemanden der 2 mal am Tag pinkeln muss, warum man nach ner Stunde schon wieder dringend auf die Toilette muss? Versteht mich nicht falsch, ich gehe offen mit meinem Problem um und mein Umfeld weiß auch von meiner "Konfirmandenblase", trotzdem ist es immer wieder peinlich in irgendwelchen Besprechungen/Kundengesprächen etc. zweimal aufstehen zu müssen. Ihr kennt es sicherlich.

Mit Ende 22 konnte ich mich dann doch durchringen, bei einem Gespräch mit meinem Hausarzt bin ich über meinen Schatten gesprungen und hab das Thema angesprochen. Hatte bis dahin nicht gerade ein Vertrauensverhältnis zu einem Arzt aufbauen können, dementsprechend schwer ist es mir gefallen. Er wollte dann für den nächsten Tag einen Ultraschall mit "voller" Blase machen, ich sollte daher ab mittag nicht mehr aufs Klo gehen. Pah, 1 1/2 Stunden vorher nicht aufs Klo gehen reicht bei mir vollkommen aus. Ultraschall hat nichts ergeben, die anschließende erneute Untersuchung nach Blasenentleerung (Restharn?) hat auch nichts ergeben. Also hat er mich mit der Diagnose Polyurie (oder so ähnlich) an einen Urologen überwiesen.

Ich natürlich total Bammel vor dem Termin gehabt, da ich schon einen Schlauch in meiner Harnröhre gesehen habe. Man malt sich als junger Mann auch die schlimmsten Untersuchungen beim Urologen aus. Geschichten von irgendwelchen Bekannten tun ihr übriges dazu.

Gott sei Dank bin ich an den neuen Arzt der Praxis (war die selbe Praxis wie bei meinem ersten Besuch) gekommen. Ein total sympathischer einfühlsamer und verständnisvoller und relativ junger Arzt - keiner von diesen alten, dauer gestressten, unfreundlichen Ärzten die ich davor hatte (meinen neuen Hausarzt ausgeklammert). Da ich bereits schon bei meinem ersten Besuch ein Miktionsprotokoll führen sollte, habe ich dieses ebenfalls schon mitgebracht - zur Freude des Arztes :). Er erklärte mir kurz, dass viele an derartigen Problemen leiden und viele vor Scham nicht ärztlichen Rat aufsuchen, er zeigte auch Verständnis, dass ich mich nie zu einem Arzt begeben habe- bei meinem ersten Besuch hat der Arzt mich hingegen fast schon ausgelacht :-(

Aufgrund des Miktionsprotokoll (geringe Harnmenge), erneuter Ultraschalluntersuchung hat mein Arzt eine Reizblase vermutet und mir Emselex verschrieben, welches ich einmal täglich einnehmen soll. In 3 Monaten soll ich wieder vorbei kommen. Zusammenfassung: die erste Woche Verstopfung, extreme Mundtrockenheit, Stimmungsschwankungen (die ersten Wochen). Nach 3 Monaten eine leichte Verbesserung. Bei meinem Arzt habe ich angegeben, dass die Tabletten wirken (was ja auch so war). Also nochmal 3 Monate Emselex eingenommen und was soll ich sagen? Geil! Teilweise mehrere Stunden kein Harndrang, wenn ich Harndrang hatte und pinkeln war, war dann auch Ruhe danach, sehr große Harnmengen ("Wow, passt da soviel rein?!")

Meine Lebensqualität hat sich extremst verbessert!

Mein Arzt war auch froh mit dem Ergebnis, also verschrieb er mir nochmal Emselex und vereinbarte mit mir, dass Medikament schrittweise abzusetzen, also nur noch jeden zweiten Tag Tabletten zu nehmen. Für den Fall, dass es wieder schlimmer werden sollte, soll ich gleich wieder die normale Dosis nehmen. Was soll ich sagen? Einen Tag kein Emselex genommen-schneller Harndrang wieder da. Danach wurde es nie wieder so gut. Traurig ging es also zum nächsten Termin und dem Arzt wieder die Probleme geschildert. Kein Problem, kann passieren. Wir steigen auf ein neues Medikament um, das hilft dann wieder bei den meisten Patienten. Um es abzukürzen: nach jeweils 3 Monaten wurden Toviaz, Vesikur und noch ein Medikament erfolglos eingenommen.

Die Gedanken an die Blasenspiegelung wurden immer mehr, umso näher der Termin gekommen ist. Es wurde gegoogelt bis zum umfallen-wirklich beruhigter wurde ich dadurch nicht. Beim nächsten Termin war es dann soweit: "Herr ****, ich muss jetzt doch mal in ihre Blase schauen."

Die Prozedur muss ich hier wohl nicht erklären, bis auf die Überwindung des Schliessmuskels (welcher sehr stark ist, laut meinem Urologen) war es null schmerzhaft- angenehm ist aber anderst. Völlig euphorisch, da ich ja eine gedankliche Hürde hinter mich gebracht hatte, ging es dann nach Entleerung der Blase wieder zum Ultraschall. Die Blasenspiegelung war unauffällig und wurde zum Ausschluss von Veränderungen der Blase etc. gemacht. Anschließend vereinbarten wir eine Medikamentenpause von 1 1/2 Monaten und es wurde nochmal ein Medikament (ich meine wir wollten es nochmals mit Emselex versuchen, da dies ja beim ersten mal sehr gut geholfen hat) versuchen. Als nächste Untersuchung stellte er mir eine Urodynamik in Aussicht, wenn auch hier wieder keine Besserung in Sicht ist.

Natürlich ist es auch zu keiner Besserung gekommen. Bei meinem letzten Termin (vor fast einem Monat) wurde mir dann das neue Wundermittelchen Betigma vorgestellt. Viele seiner Patienten seien damit sehr sehr glücklich, es wirkt entkrampfend. Da ich noch Emselex hatte und die Hoffnung hatte nach längerer Einnahme die anfängliche Wirkung wieder zu erzielen, nahm ich die ersten zwei Wochen Emselex weiter-ohne Erfolg.

Also stieg ich um auf das neue Wundermittelchen und was soll ich sagen? Die erste Woche hab ich wirklich Verbesserung gespürt, teilweise musste ich 3 Stunden (obwohl ich Kaffee + Tee + einiges an Wasser) getrunken hatte nicht auf die Toilette und wenn dann der Harndrang gekommen ist, war es zum aushalten. Normalerweise bei mir undenkbar den Harndran längere Zeit zu unterdrücken. Meine Zuversicht stieg :-) Sollte das das Ende meiner Probleme bedeuten? Seit diesem Wochenende jedoch geht es wieder los. Teilweise halbstündlicher starker Harndrang, den ich nicht unterdrücken kann, also den Toilettengang hinauszuzögern--> ich hab zwar noch nie die Kontrolle verloren, muss jedoch immer schnellstmöglich auf die Toilette.

Meine Laune ist natürlich momentan wieder im Keller.

Ich nehme Betigma jetzt noch genau 14 Tage weiter, in der Hoffnung das die Wirkung wieder einsetzt (habe irgendwo eh gelesen, dass mindestens 4 Wochen das Medikament eingenommen werden soll), irgendwie glaube ich aber fast nicht mehr dran.

Ich bin total verzweifelt., mich zermürbt mein Handicap mittlerweile sehr. Warum jetzt aufeinmal? Vielleicht weil ich das Glück hatte einige Zeit mit einer normalen Blase leben zu können...

Sorry, dass der Text so lange wurde, es ist aber auch das erste mal dass ich meine Krankheitsgeschichte so ausführlich erläutere. Ich wollte mich eigentlich kurz fassen, aber nach den ersten Zeilen ist es irgendwie aus mir herausgesprudelt und wisst ihr was? Mir geht es besser :-)

Kennt ihr ähnliche Behandlungsverläufe, also ursprüngliche Besserung, dann schlägt jedoch kein Medikament mehr langfristig ein. Manchmal denke ich, meine Blase will überaktiv bleiben :-(

Liebe Grüße,

Dave

PS: Rechtschreibfehler dürfen behalten werden, ich hoffe jedoch, dass der Text einigermassen angenehm-gerade im Hinblick auf seine Länge- zu lesen ist und euch nicht langweilt.
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05 Nov 2014 21:16 - 05 Nov 2014 21:47 #2 von Ano
Moin Moin Dave !

Herzlich willkommen hier bei uns im Forum.
Ich bin zwar von der anderen "Fraktion", der Stuhlinkontinenz, will Dir aber trotzdem kurz schreiben.

Erst einmal vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Der ist ganz und gar nicht zu lang und durch die Schilderung Deiner Problematik können Dir unsere Forumsmitglieder bestimmt einige wertvolle Tipps oder Hinweise geben.

Du hast Dich ja quasi selber übertoffen! Hast Deine Ängste überwunden, bist zum Urologen gegangen und hast sogar alle Untersuchungen erfolgreich be- und überstanden. Mein Kompliment !!! Das ist ein ganz wichtiger Schritt gewesen.
Auch, dass Du Dich hier angemeldet und uns Deine Geschichte geschrieben hast, ist einfach nur klasse.

Bevor sich nun unsere "Herren" hier mit Antworten melden (es sind ja nicht jeden Tag alle online), möchte ich Dir einen Link schicken, der vielleicht für Dich von Interesse sein könnte.
Es geht dort um ein relativ neues Medikament namens Betigma (Du nimmst es ja auch gerade) - in diesem Thread zwar von Annabelle eingenommen, ich vermute aber, dass ihre Schilderung auch für die Herren der Schöpfung gilt. Lies Dir ruhig alle Beiträge durch, ist evtl. interessant für Dich. Annabelle ist auch Trägerin eines Blasenschrittmachers - wäre u.U. eine letzte Option für Dich.
Schau mal hier: Klick

LG, Ano
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05 Nov 2014 21:40 #3 von Ano
Hi Dave,

ich schicke Dir hier noch den Link zum Thema Blasenschrittmacher, ebenfalls geschrieben von Annabelle.
Der Thread beginnt mit einer Frage von ihr zur geplanten Schrittmacher-Operation.
Im weiteren Verlauf des Threads schildert sie sehr ausführlich, wie es ihr ergangen ist und wie sie sich heute, nach erfolgreicher Implantation, fühlt.
Es sind insgesamt 4 Seiten - viele Beiträge (auch Antworten) von Annabelle darunter - sehr lesenswert und äußerst informativ.
Blasenschrittmacher können auch Männer implantiert bekommen.

Guckst Du: Klick

Außerdem noch etwas zum Nachlesen:

Zitat Matti:

Hallo,
einen sehr interessanten Patientenratgeber zum Thema:
"InterStim®-Therapie bei Funktionsstörungen von Blase oder Enddarm - Informationen für Patienten"
hat die Firma Medtronic herausgegeben.
www.medtronic.de/wcm/groups/mdtcom_sg/@m...cuments/pb-ur-de.pdf
Matti


LG, Ano
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06 Nov 2014 22:14 #4 von Kreak
Hey,

danke für die freundliche Begrüßung und die Infos.

Werd ich mir mal in Ruhe durchlesen, wobei ich noch auf eine normale Heilung hoffe :woohoo:

Grüsse

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06 Nov 2014 22:43 - 27 Jan 2015 21:00 #5 von Pamwhy
Hallo Dave,

auch von mir ein
-liches Willkommen hier bei uns im Forum. Ano hat dir ja schon eine Menge Tipps und Links gegeben.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Erkrankungen oft sehr dynamisch sein können. Manchmal kann die Psyche da mit reinspielen, auch wenn man offensichtlich meint, dass alles in Ordnung ist. Oftmals ist es eine Kombination von organischen und psychischen Symptomen.

Annabelles Beiträge sind jedenfalls wirklich lesenswert.... Aber diesen neuen Beitrag von Zimba finde ich ebenfalls sehr gut und beleuchtet eine ganz andere Seite ...., oft ändert sich nicht die Erkrankung, aber die Sichtweise darauf und der Umgang damit und das kann sehr hilfreich sein. Ich hoffe du findest da Einiges, das du für dich mitnehmen kannst, gerade weil du sehr verzweifelt bist....

Bis demnächst und ganz....
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07 Nov 2014 10:19 #6 von Ano
Hey Dave,

Pam hat Recht - auch diese Sichtweise sollte betrachtet werden.

Und weil sie gerade Zimba erwähnt hat - auf der nächsten Seite dieses Links von Pam sind auch noch einmal zwei sehr gute Beiträge, einmal von Annabelle und einmal von Zimba.

Guckst Du hier: Klick und Klick

Du siehst, Du bist nicht allein mit diesem Problem und ich vermute mal, es gibt noch sehr viel mehr Männer,
denen es ähnlich geht.
Weil das aber leider ein sogenanntes "Tabu-Thema" ist und Männer noch wesentlich mehr Probleme mit dem "Outing" haben als Frauen, wirst Du vermutlich weniger "männliche" Beiträge finden.
Der Leidensdruck aber ist bei allen Geschlechtern der gleiche.

LG, Ano
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07 Nov 2014 11:41 - 07 Nov 2014 11:45 #7 von Johannes1956
Hier ein männlicher Beitrag, liebe Ano:

Lieber Dave!

Auch von mir ein herzliches Willkommen bei uns am Forum! Und gleich zu Beginn ein großes Lob an Dich: ich habe selten eine so gute und klar verständliche Erstvorstellung wie Deine gelesen. Es war für mich sehr spannend, von der ersten bis zu letzten Zeile, Deinen Beitrag, Deine Geschichte zu lesen. Und entschuldige Dich nicht für Deinen langen Text, sonst müsste ich mich jetzt für meinen folgenden auch entschuldigen.

Es stecken so viele, auch gesellschafts-politische, Diskussionspunkte in Deiner Geschichte, an die ich auch gleich anknüpfen möchte. Aber auch der Umgang von Ärzten mit dem Betroffenen, wie ihn viele von uns auch in ihren Geschichten erlebt haben und Deinen Zugang darauf, Deine Erfahrungen und Gefühle spiegeln viele Aspekte von vielen Betroffenen wider.

Da ist einmal die Angst vor urologischen Untersuchungen, die sich dann als unbegründet herausgestellt hat. Genauso ging es auch mir, was hatte ich für Angst vor der Blasenspiegelung, dass der Arzt sogar eine Narkose in Erwägung gezogen hat, die wir dann doch nicht machten, und es war gut so, denn die Folgen der Narkose wären für mich viel übler gewesen, als die Untersuchung selbst, die tatsächlich nahezu schmerzfrei war. Für mich war die größte Hürde, die Scham zu überwinden. Aber genauso war es beim Selbstkatheterisieren: hätte ich davor gewusst, wie unproblematisch das ist, hätte ich mir viele Probleme mit einem suprapubischen Katheter und Entzündungen erspart.

Dann fand ich in Deinem Beitrag interessant, dass bei Dir sehr schnell eine Diagnose mit Polyurie gestellt wurde, die es dann ganz offensichtlich nicht war. Auch das habe ich leidvoll immer wieder erfahren müssen: viele Ärzte stellen lieber eine voreilige falsche Diagnose bevor sie sagen: „ich weiß es nicht, lassen wir das von einem weiteren Spezialisten abklären“. Gerade im urologischen Bereich geht es dann sehr schnell, dass man z.B. seine Prostata los geworden ist, ohne dass eine Besserung eingetreten ist, weil die Prostata gar nicht die diagnostizierte Ursache war. Ich habe meine Prostata zu recht, wie sich erst später herausstellte, immer verteidigt, obwohl sie schon schuldig gesprochen war. Irrtümliches Todesurteil für die unschuldige Prostata.

Aber besonders hat mich Deine Passage beschäftigt, in der Du von „Konfirmandenblase“ schreibst und diejenigen, die nur 2-mal am Tag pinkeln müssen als die Heroes gesehen werden.

Was ist normal? Was ist gesund? Was wird von der Gesellschaft akzeptiert und was nicht und warum ist das so?

Wenn ein Raucher in einer Firma alle 1 ½ Stunden raus geht und raucht wird das akzeptiert, wenn ein anderer alle
1 ½ Stunden aufs Klo geht nicht?

Ich habe jahrelang meine eigenen Bedürfnisse in der Firma hintangestellt und immer das getan, was die anderen von mir gebraucht oder verlangt haben. Wenn ich am Weg aufs Klo war und unterwegs hat mich ein Kollege abgefangen, weil er gerade ganz dringend etwas brauchte von mir, habe ich mich meinem Kollegen gewidmet und danach vergessen, dass ich eigentlich aufs Klo musste. Ich habe untertags wenig getrunken, bin mitunter einen ganzen Arbeitstag gar nicht aufs Klo gegangen, habe dann abends viel Flüssigkeit in mich hineingeschüttet und meine Blase konnte locker 800 ml und mehr halten. Bis meine Blase streikte und für eine Borrelieninfektion empfänglich wurde, was zu einer kompletten Lähmung meiner Blase führte. Nach Interpretation des Neurourologen hatte ich meine Blase chronisch überdehnt, wodurch sie geschwächt wurde und damit für den Infekt anfällig geworden war. Ich wurde in den Befunden – auch nicht gerade freundlich – als „lazy voider“ bezeichnet und lebe jetzt mit den Folgen eines erhöhten Restharnvolumens und der Notwendigkeit des Selbstkatheterns sowie mit der ärztlichen Empfehlung, untertags viel zu trinken aber die Blase nie über 400ml Füllvolumen zu lassen, was eine doch frequente Miktion erfordert. Also alle 1 ½ bis 2 Stunden ist bei mir jetzt normal, obschon ich es länger aushalten kann, und meine Kollegenschaft hat das voll akzeptiert, mehr noch, ich habe offen über meine Krankheit gesprochen und alle dazu animiert, mehr zu trinken und öfter einmal aufs Klo zu gehen. Bei Besprechungen, die früher nonstop 5 Stunden durchgelaufen sind mache ich nach 1 ½ Stunden eine Pause, was gut für die Hirne und Blasen ist und die Raucher freut es obendrein. Und keinem Raucher habe ich je gesagt, er hätte eine „Konfirmandenlunge“ (wäre ja auch nicht passend).

Klar nervt es, wenn man dann gehen muss, wenn es die Blase will und man es nicht selbst entscheiden kann. Und wenn es alle 30 Minuten, so wie bei Zimba, ist, dann ist es besonders nervig und da ist auch Abhilfe gefragt. Aber wenn ich, egal ob aus eigenem Willen oder aus dem Willen meiner Blase, alle 1 ½ Stunden im Büro oder bei einem privaten Termin aufs Klo gehe, hätte ich keine Problem damit und wenn ein anderer ein Problem damit hat, ist es ja seines. Ich weiß, dass ich da leicht reden kann, weil ich ja nach meiner Blasenlähmung über jeden Harndrang froh bin, wenn ich dann auch gehen kann und wenn es notwendig ist, ich auch länger durchhalte. Aber es gibt auch Situationen, wo ich im Auto sitze und grad sehr dringend muss und grad nicht stehen bleiben kann, dann wird es auch unangenehm.

Also ich denke, für Dich, lieber Dave, ist es eine Mischung aus „meine Umwelt muss es akzeptieren lernen, dass ich öfter aufs Klo muss als die Heroes, die ihrer Blase nichts Gutes tun“ und einen Weg zu finden, das Alpha-Tier Blase auf den Rang zu verweisen, der ihr zusteht, also sie vom Thron zu stoßen. Ich kenne das, wenn ich nachhause komme, meint meine Blase immer, jetzt gibt sie den Ton an und ich muss mich noch in Schuhen und Mantel sofort aufs Klo zwingen, dann sag ich immer freundlich zu ihr: „wer ist hier der Chef? Jetzt einmal gemach, erst ziehe ich mir die Schuhe aus und legen den Mantel ab, dann darfst Du!“ Und wenn ich schlecht gelaunt bin, lass ich sie noch länger warten und gönne mir noch provokativ einen guten Schluck Wasser, um ihr zu beweisen, dass da noch was reingeht.

Sie ist folgsamer geworden.

Aber zickig bleibt sie, wie halt alle Blasen sind, das wurde hier am Forum schon wiederholt festgestellt. Es sei aber betont, dass das NICHTS mit ihrem Geschlecht zu tun, das will ich nur gesagt haben, denn es gibt genügend zickige Männer. Mich zum Beispiel. B)

Johannes
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10 Nov 2014 09:12 #8 von Kreak
Hallo Johannes und natürlich auch an die Anderen,

vielen Dank für deinen, wirklich sehr aufbauenden, Beitrag der mich sehr berührt hat.

Aufgeben bzw. Abfinden mit meinem Schicksal will ich mich noch nicht, es hat mich einiges an Überwindung gekostet den Arzt aufzusuchen und einiges mehr die Untersuchungen auf mich zu nehmen...jetzt will ich es wissen und wenn es nur zur Abklärung der Ursache ist, den leider sind es nicht immer 1 1/2 Stunden sondern bei großer Flüssigkeitszufuhr auch mal gerne alle 30 Minuten, sehr dringender Harndrang. Sehr nervig und belastend!

Ich mache die Tage einen Termin mit meinem Urologen um zu besprechen wie es weiter geht: Medikamentation oder weitergehende Untersuchung (Blasendruckmessung).

Ich halte euch auf dem Laufenden!

Grüße!
Folgende Benutzer bedankten sich: Johannes1956

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16 Jan 2015 18:23 #9 von Kreak
Hallo zusammen,

ich dachte ich melde mich mal wieder und mache mal einen schnellen "Stand-der-Dinge"-Post:

Betmiga wirkt bei mir nicht, eher hat sich meine Blase schwach angefühlt. Habe hierzu auch was im Betmiga-Thread geschrieben.

Nachdem ich also ne Woche lang ständigen Harndrang mit nur kurzzeitiger "Entlastung" verspürt habe, habe ich Betmiga abgesetzt und ca. 14 Tage nochmal Emselex eingenommen (hilft wenigstens ein bisschen). Nach 14 Tagen hatte ich die Schnauze voll von Medikamenten und wollte meinen Termin beim Urologen vorziehen um mit ihm die weitere Vorgehensweise zu besprechen (Blasendruckmessung). Wie leider üblich bei Fachärzten-->ausgebucht. Bis zum Termin hab ich dann gar keine Tabletten mehr genommen. Am 07.01. dann endlich der Termin. Ich berichtete meinem Urologen den Sachverhalt.

Wir sind dann nochmal alles durchgegangen (kein Restharn, Leber-/Nierenwerte super, kein Zucker etc.) und wir haben entschieden eine Blasendruckmessung zu machen, welche ich jetzt Ende Januar habe. Irgendwie freu ich mich sogar drauf, endlich weiter zu kommen. Es ist ein furchtbares Gefühl irgendwie in der Sackgasse zu stehen. Natürlich habe ich auch ein bisschen Angst, aber ich denke desto verkrampfter ich die Sache angehe, desto schlimmer wird es.

Eine Frage hätte ich noch und würde mich freuen wenn mir jemand eine Antwort geben könnte:

Ich bin ein recht harriges Kerlchen, soll ich meine Oberschenkel rasieren? B) Hört sich vielleicht doof an, aber wenn ihr wüsstet an was ich momentan alles denke...:-P Hab mir sogar einen Irrigator gekauft, damit ich möglichst "sauber" zum Termin erscheinen kann...

Greetz Dave

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17 Jan 2015 00:06 #10 von nikolaus
Hallo Kreak,
da ich im letzten Jahr auch zu einer Blasendruck Messung war kann ich dir sagen, dass die Leute froh sind wenn man rasiert kommt. Bei mir kam der lustige Kommentar der Schwester: " Ach, haben sie sich extra wegen mir rasiert"? nun, ist wohl auch hygienischer
LG
Claus
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