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"Das Gen, das uns zum Pinkeln bringt"

25 Okt 2020 23:41 #1 von martinK
Hallo zusammen

Heute habe ich den folgenden interessanten Kurzartikel in der Neuen Zürcher Zeitung gelesen:

"Das Gen, das uns zum Pinkeln bringt
Mehrmals am Tag erinnert uns der Körper daran, aufs Klo zu gehen. Jetzt steht endlich fest, was diesen Harndrang erst möglich macht: ein Gen mit dem eigenartigen Namen PIEZO2 («Nature»). Es hilft verschiedenen Körperzellen dabei, zu fühlen, wann die Blase entleert werden muss. Urin entsteht, wenn die Nieren Abfallstoffe und überschüssiges Wasser aus dem Blut in die Blase befördern.
Diese füllt sich wie ein Ballon und dehnt sich allmählich aus, wodurch die Blasenmuskulatur angespannt wird. Das Dehnen und Quetschen der Blasenzellen führt zur Aktivierung bestimmter Proteine, die einen Nervenreiz auslösen. Der Bauplan dieser Proteine steckt im PIEZO2-Gen. Patienten, bei denen das Gen defekt ist, haben Schwierigkeiten, eine gefüllte Blase wahrzunehmen."

Den ursprünglichen wissenschaftlichen Beitrag zu PIEZO2 befindet sich in der Zeitschrift Nature. Hier ist der Link.

Meiner Meinung nach gibt dies dem Verständnis für die Harninkontinenz eine neue Perspektive, die auch in meinem Fall interessant sein könnte (seit ich mich erinnern kann kämpfe ich mit dem Problem, es rechtzeitig auf die Toilette zu schaffen).

Herzliche Grüsse

Martin
Folgende Benutzer bedankten sich: bienchen123, ChrisBerlin

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12 Dez 2020 15:29 #2 von Sanctus
Hallo Martink. Spannendes Thema - auch wenn der Original-Artikel bei meinen eingerosteten Englisch-Kenntnissen schwer zu lesen und noch schwerer zu verstehen war. Ich bin überrascht, dass bisher keine Sau wusste, wie diese Dehnungsrezeptoren funktionieren. Von etlichen Sensoren in unserem Körper weiß man doch schon geraume Zeit, wie die auf molekularer Ebene funktionieren. Bin überrascht, dass man das bei der Blasendehnung und wie Dehnung in ein Signal umgewandelt wird, bisher nicht wusste... Aber versprich dir nicht zu viel davon! Bei MS oder Querschnitt ist dieser Teil der Informationsgewinnung ja völlig intakt, nur das Kabel, dass die Info ans Pinkelzentrum weiterleiten soll, ist halt im Eimer.
Erstmal hat die Info für mich nur einen Aha-Effekt. Sooo funktioniert das also! Und dass es ein Protein ist, das durch Dehnung (= mechanischer Reiz) einen Nervenimpuls (= elektrisches Signal) bewirkt. Eine nahe Umsetzung in eine therapeutische Konsequenz sehe ich erstmal nicht. Aber das ist halt gute Grundlagenforschung. Wenn man erstmal weiß, wie diese Rezeptoren prinzipiell arbeiten, kann man in einem zweiten Schritt nach therapeutischen Konsequenzen suchen.
Da es sich um ein Protein handelt, muss es natürlich ein Gen geben, dass dieses Protein kodiert. Unsere Gene machen ja den ganzen Tag über nix anderes, als Proteine kodieren. Was anderes können die gar nicht, aber das ist ja auch genug so, das ist ihr Zweck. In dem überaus bunten Zirkus der Inkontienz mit seinen vielen Gesichtern, Ursachen und Erscheinungsformen wird mit diesem Artikel ein kleiner Bereich plötzlich hell ausgelöst. Der Effekt auf den Gesamtzirkus wird aber eher gering sein oder noch viele Jahre auf sich warten lassen...
Ahoi.
Folgende Benutzer bedankten sich: martinK

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19 Dez 2020 13:43 #3 von martinK
Hallo Sanctus

Danke für das Feedback. Ich kann nicht beurteilen, wie signifikant diese Erkenntnis für die Behandlung der Harninkontinenz und -retention sein wird. Basierend auf der vorhandenen Literatur und den Erzählungen hier im Forum ist aber mein Eindruck ist, dass oft keine klare Diagnose vorliegt, und die Ärzte quasi nach dem Motto "trial and error" mit verschiedenen Lösungsansätzen gegen die Inkontinenz vorgehen. Dies soll kein Vorwurf sein, es gibt wohl oft keine Alternative, zeigt aber dass ein besseres Verständnis der Entleerungsphysiologie auf alle Fälle hilfreich sein würde. Neben den klaren Fällen, bei welchen eine muskuläre oder neurologische Erkrankung oder Verletzung eindeutig für die Inkontinenz verantwortlich gemacht werden kann, gibt es offensichtlich viele Fälle, bei denen die Ursache nicht klar ist (nicht umsonst ist der Begriff der idiopathischen Inkontinenz verbreitet). Ich selber arbeite im Bereich der Forschung und Entwicklung und weiss, dass der Weg zwischen Grundlagenforschung und Anwendung sehr lang aber auch sehr kurz sein kann...

Herzliche Grüsse
Martin

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20 Dez 2020 15:43 #4 von Sanctus
Lieber Martin, du hast natürlich vollkommen Recht: 1. ein besseres Verständnis der Entleerungsphysiologie ist erstmal ein elementarer Ansatz, um überhaupt zu begreifen, wie ein Vorgang prinzipiell funktioniert, um dann daraus abzuleiten, wie sich eine Störung dieses Vorgangs entwickeln kann. Und es bringt Licht ins Dunkel: die Diagnose einer idiopathischen Erkrankung ist ja oft nur eine wohlklingende Beschreibung der Medizin für den Sachverhalt: etwas existiert/ist wahrnehmbar - aber wir wissen partout nicht, warum. Und 2: ich bin evtl. zu schwarzmalerisch bei der Perspektive. Du hast Recht, dass manchmal "der Weg zwischen Grundlagenforschung und Anwendung ... auch sehr kurz sein kann". Stimmt, dafür fallen mir spontan einige Beispiele ein. Ich weiß auch nicht, warum ich das erstmal so hoffnungslos und bar jeder Konsequenz betrachtet habe. Also seien wir einfach mal guter Hoffnung und bauen auf den Einfallsreichtum der Forschung... Ich denke, auch hier im Forum werde etliche mit einer ursächlich unklaren Inkontinenz dabei sein - halt idiopathisch: die Inkontinenz ist Realität, aber einen griffigen Erklärungsansatz gibt es nicht. Ich würde mich sehr freuen, wenn diesen Leute wenigstens ein Aha-Erlebnis vergönnt wäre, worin die Ursache ihres Problems besteht. Wenn dann noch eine wirkungsvolle Therapie daraus entstünde - das wäre wie Weihnachten und Ostern zusammen...
Schöne Weihnachtstage!

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