Zur Behandlung der Inkontinenz kommen unterschiedliche Wirkstoffe und Medikamentengruppen zum Einsatz.
Harninkontinenz Medikamente zur Inkontinenzbehandlung
Duloxetin
Die Substanz Duloxetin ist ein Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Ursprünglich wurde Duloxetin als Antidepressivum zur Therapie der Depressionen entwickelt. Es wird mittlerweile sehr erfolgreich in der Behandlung der Stressinkontinenz eingesetzt. Duloxetin führt durch Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter zu einer Erhöhung der neuronalen Aktivität und der Kontraktilität des urethralen Schließmuskels während der Urinspeicherphase. Der Schließmuskel der Harnröhre kann sich stärker zusammenziehen und mehr Druck von der Blase aushalten, ohne dass Urin abgeht.
Wird der Wirkstoff zusammen mit Beckenbodentraining, Biofeedback oder Elektrostimulation verwendet, so können sie sich gegenseitig ergänzen und zu noch besseren Ergebnissen führen.
Anticholinergika (Spasmolytika)
Anticholinergika sind Medikamente, die zur Behandlung einer instabilen Blasenmuskulatur bei Inkontinenz angewandt werden. Insbesondere bei der Dranginkontinenz bzw. bei einer hyperaktiven Blase, gehören sie, zusammen mit einem gezielten Toilettentraining, häufig zur Standarttherapie. Durch die Medikamente wird die Blasenmuskulatur an der Kontraktion gehindert. Denn bei jedem Menschen werden durch Impulse des Blasensteuerzentrums im Gehirn an den Nervenenden in der Blase die Substanz Acetylcholin freigesetzt. Dies wird an bestimmten Rezeptoren in der Blasenmuskulatur gebunden. Ist der Impuls so stark, dass Acetylcholin am gesamten Blasenmuskel die Rezeptoren belegt, so kontrahiert der Blasenmuskel und es kommt zur Blasenentleerung. Anticholinergika besetzen nun diese Rezeptoren in der Muskulatur. Dadurch kann die Substanz Acetylcholin nicht mehr gebunden werden und die Kontraktionsfähigkeit der Muskulatur wird gehemmt. Dadurch wird die starke Aktivität der Blasenmuskulatur gesenkt und das Fassungsvermögen der Blase erhöht. Bei entsprechendem Toilettentraining wird so der Tagesablauf besser planbar, weil die Blasenfunktion immer besser zu kontrollieren ist.
Es gibt heute eine Reihe von Substanzen, die alle nach diesem gleichen Wirkprinzip funktionieren. In Deutschland sind dies Medikamente mit den Wirkstoffen:
Acetylcholin, Flavoxat, Oxybutynin, Propiverin, Tolterodin, Trospiumchlorid
Weil diese Substanzen nicht nur am Blasenmuskel, sondern auch in anderen Bereichen des Körpers wirken, muss eine genaue Indikation erfolgen, die zusammen mit dem Patienten gestellt wird.
Erst wenn konservative Behandlungsmaßnahmen wie Wahrnehmungsschulung, Training des Trinkverhaltens, Miktions- und Beckenbodentraining bei der überaktiven Blase keinen Behandlungserfolg zeigen oder aufgrund der Patientencompliance nicht erfolgversprechend erscheinen, sollte eine spezifische Pharmakotherapie erfolgen.
Antibiotika
Antibiotika können Blasenentzündungen und die damit verbundenen Beschwerden schnell lindern, indem sie Bakterien abtöten. Heute werden Harnwegsentzündungen deshalb entweder durch eine dreitägige Kurztherapie oder durch eine längere Antibiotika-Gabe über fünf oder mehr Tage behandelt. Allerdings muss auf jeden Fall beachtet werden, dass Antibiotika niemals ohne ärztliche Zustimmung an- oder abgesetzt werden dürfen. Denn Bakterien entwickeln sehr schnell Resistenzen gegen Antibiotika und machen diese somit unwirksam.
Östrogene
Östrogen wird bei einer Therapie eingesetzt, mit der das Harnröhrengewebe von Frauen nach der Menopause gesund gehalten oder geheilt werden soll. Durch die stärkere Durchblutung, Spannung und Reaktion der Muskeln um die Harnröhre wird die Fähigkeit, die Blasenentleerung zu kontrollieren, verbessert.
Pflanzenpräparate
- Baldrian, Melisse und Passionsblume wirken positiv gegen Nervosität. Neben Teeprodukten, welche aufgrund der schwachen Dosis oft keinen Effekt erzielen, gibt es diese Wirkstoffe auch in Kapselform.
- Traubensilberkerze lindert vor allem die unangenehmen Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit und innere Unruhe. Traubensilberkerze enthält Phytoserm, ein pflanzliches Östrogen.
- Johanneskraut hilft gegen depressive Verstimmungen.
- Weißdorn kann bei Herzklopfen, Unausgeglichenheit und Schlafstörungen hilfreich sein.
- Sojabohnen enthalten Isoflavone, ein weiteres Pflanzenöstrogen. Sojaprodukte helfen gegen typische Wechseljahrsbeschwerden und sorgen außerdem dafür, dass die Haut vermehrt Feuchtigkeit bindet und dadurch straffer und fester aussieht.
- Kalzium senkt das Osteoporose-Risiko.
- Mönchspfeffer wird zur Behandlung des prämenstruellen Syndroms bzw. für die Linderung von Wechseljahrbeschwerden eingesetzt. Er fördert auch die Hormonregulation bei unregelmäßigem Zyklus. Da Mönchspfeffer auch die Bildung der Gelbkörperhormone fördert, werden die entsprechenden Arzneimittel auch bei Unfruchtbarkeit infolge von Gelbkörperinsuffizienz oder erhöhten Gelbkörperspiegeln angewendet.
Escherichia coli
Extrakte aus abgetöteten Escherichia-coli-Bakterien oder Fragmente dieser werden zur Immunstimulation bei chronisch wiederkehrenden, leichten Infektionen, wie Harnwegsinfektionen und bei Abwehrschwäche angewendet. Sie sind eine echte Alternative zum Antibiotikum.
Canberries / Preiselbeeren
Preiselbeeren schützen vor Harnwegsinfektionen und hindern Bakterien, sich an Zellen des Blasentrakts anzuheften. Die für diese Wirkung zuständigen Inhaltsstoffe der Preiselbeere werden Proanthocyane genannt. Diese Stoffe inaktivieren die an der Zellwand der Bakterien befindlichen, zum Anheften dienenden Häärchen, oder verhindern überhaupt deren Bildung. Bakterien werden besser und schneller aus der Blase gespült. Da die Bakterien durch die Wirkstoffe der Preiselbeere nicht „lebensbedrohlich" gefährdet werden, bilden sie auch keine Mutationen, die ja bei mehrmaligen Behandlungen mit Antibiotika zu den gefürchteten Resistenzen führen. Genauso wenig tritt eine Beeinträchtigung der gesunden Darmflora auf, wodurch sich Durchfälle und die ungehemmte Vermehrung von Pilzen vermeiden lassen. Außerdem fördern Preiselbeeren den Gesundheitszustand der Harnwege durch die Ansäuerung des Urins. Die Säfte der Preiselbeere und der Cranberry erweisen sich an den Schleimhäuten der Harnwege und auch im Mund (Zahnfleisch) entzündungshemmend. Durch die erwähnte Bakterienhemmung verbessern sich Reizblasenbeschwerden, Dranginkontinenz, Schleimhautschädigungen und chronische Infekte. Die Säfte eignen sich optimal als Langzeitvorbeugung und reduzieren den Antibiotikaverbrauch. Da keine Nebenwirkungen auftreten, ist diese natürliche Art der Vorbeugung und Behandlung besonders für Schwangere und Kinder geeignet.
Bitte beachten: Wenn durch die Anwendung von pflanzlichen Präparaten die Schmerzen bei einem Harnwegsinfekt binnen 24 Stunden nicht verschwunden sind, muss in jedem Fall ein Arzt verständigt werden!