Liebe Verena!
Danke für Deine ausführliche Antwort. Ich weiß, dass es schwer ist für jemanden wie mich, der relativ gesund und schmerzfrei ist, nachzuvollziehen, wie es Dir geht und wie sehr Du mit Dir und Deinen Schmerzen und Unzulänglichkeiten Deines Körpers kämpfen musst und auch damit haderst.
Mir ist auch bewußt, dass es sich leicht sagt, akzeptiere das, was Du hast und nicht ändern kannst. Und auf der anderen Seite, so wie es meine Physiotherapeutin einmal zu mir gesagt hat, nie aufgeben, daran zu arbeiten, dass auch eine Bessrerung herbeigeführt werden kann, etwa in der Schmerzbehandlung, wo sich ja immer wieder neue Möglichkeiten auftun.
Ich hatte an meinem eigenen Körper erfahren, was es heißt, über einen längeren Zeitraum Schmerzen zu haben. Mein Neurologe evaluierte meine Schmerzen immer auf einer Skala von 1 bis 10 mit einem von mir selbst angegebenen Wert. Ich war bei 8, wo jemand anderer vielleicht erst 3 gesagt hätte.
Kaum sprach er mit mir und ich konnte über meine Schmerzen erzählen, war das Schmerzempfinden deutlich geringer. Es ist bekannt, wie sehr Zuwendung, Ablenkung das Schmerzempfinden reduzieren können. Es gibt Videobrillen mit speziellen Sequenzen, die bei Menschen mit chronischen Schmerzen eine positive Wirkung haben.
Bei Rheumapatienten hat sich auch die Kältetherapie bewährt. Hierbei kommt man für kurze Zeit in eine Kältekammer mit sehr, sehr tiefen Temperaturen, minus 110 Grad. Hast Du das schon mal ausprobiert?
Hier eine Information dazu:
www.forumgesundheit.at/portal27/portal/f...ntentid=10007.689800
Trotz aller Problematik und auch unserer manchmaligen Hilflosigkeit, bei so einer Situation wie Deiner, das Richtige zu sagen, auch die Angst davor, etwas Falsches zu sagen und dann sprachlos zu sein: es ist schön, dass Du hierher gefunden hast und Dich uns hier öffnest.
Wenn man gesund ist und so dahinlebt, wie ich es getan habe und dann trifft Dich unvermutet eine schwere Erkrankung muss man ganz viel lernen, damit umzugehen. Da können wir viel voneinander lernen und es ist ganz wichtig, wenn der Körper nicht mehr so tut, wie wir es erwarten, dass die mentale Stärke erhalten bleibt.
Du schreibst klar und entschlossen, also lese ich daraus auch eine mentale Stärke, auf der Du weiterhin aufbauen solltest.
Wie sehen Deine sozialen Kontakte aus? Hast Du Freunde, die Dich unterstützen?
Übrigens, auch ich habe schon sehr viel Zeit meines Lebens in Krankenhäusen verbracht, es waren vielleicht nicht fünf Jahre (muss einmal zusammenzählen), aber bereits als 8-jähriges Kind habe ich ein ganzes halbes Jahr auf der Baumgartner Höhe verbracht, da ich dauernd kränklich war und in der damaligen Lehrmeinung kränkliche Kinder in einer Familie mit anderen Kindern die Entwicklung der anderen behindern und somit von der Familie entfernt wurden.
Es klingt grauslich und mir wurde erst später bewußt, das ich an dem Ort untergebracht war, an dem einige Jahre davor am Spiegelgrund Kinder gequält und umgebracht wurden.
Ich habe aber damals meine mentale Stärke entwickelt und bin dem allem mit Fröhlichkeit begegnet und wurde wie durch ein Wunder gesund, obwohl der behandelnde Kinderarzt mir eine unheilbare, unbekannte Krankheit zugeschrieben hatte. Meine andauernde Fröhlichkeit hat die Ärzte zermürbt und sie haben dann aufgegeben, mich als unheilbar krank einzustufen, sodass sie mich wieder nachhause geschickt haben.
Ein anderes Mal, da war ich noch jünger, war ich solange im Spital, dass ich die Krankenschwester als meine Mutter angenommen hatte und gar nicht mehr nachhause wollte. Ich hatte micht richtig verliebt! Danach habe ich sehr lange gebraucht, zu meiner Mutter wieder Zuneigung zu bekommen und eigentlich war mir das erst in ihrem Alter, als ich schon erwachsene Kinder hatte, möglich.
Bei meiner letzten Erkrankung mit der Neuroborreliose und der gelähmten Blase war es sehr hilfreich, hier am Forum ein offenes Ohr zu finden, was heißt offenes Ohr, offene Ohren! Zu finden, Verständnis und später dann auch ganz praktischen, nützlichen Rat, wie etwa, welchen Katheter verwende ich am besten, zu erhalten.
So hoffe ich auch für Dich, dass Du hier etwas findest, was Dir weiterhilft und freue mich auf weiteren Erfahrungsaustausch.
Alles Gute,
Johannes