Inkontinenz Forum - Unterstützung durch Gemeinschaft erleben

Aufklärung ✓ | Information ✓ | Erfahrungsaustausch ✓ | Interessenvertretung ✓ ► Austausch im Inkontinenz Forum.

Neueste Forenbeiträge

Mehr »

Login

Registrierung:

Noch kein Benutzerkonto? Jetzt kostenfrei >>> registrieren

Neue Mitglieder, die sich im Forum erstmals registrieren, sollten darauf achten, keinen verbreiteten Vornamen als Benutzernamen zu wählen. Stattdessen können sie diesen durch Kombinationen aus Buchstaben oder Zahlen ergänzen oder idealerweise einen Spitznamen verwenden. Warum? erfahren Sie hier...

(Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern)

 

Neurogene BES

24 Sep 2025 19:26 #1 von Schnuffi
Hallo liebe Forum-Mitglieder,
bin neu hier und deshalb zuerst eine kurze Beschreibung meiner Krankheitsgeschichte:
- männlich, 65 Jahre
- Dauerhafte Blasenentleerungsstörung (BES) aufgrund Meningitis vor 35 Jahren
- Kam immer gut damit zurecht, Restharn (unter jährl. Kontrolle) 150 -350ml, keine Infekte
- Vor 5 Jahren RH bei ca. 500ml, dann ISK versucht aufgrund Empfehlung Urologe
- Test 2 Monate mit verschiedenen Kathedern; in dieser Zeit 3x HWI und Verletzungen mit Blutungen, 3x AB-Therapien, deshalb ISK wieder abgebrochen
- Seitdem bin ich nachts inkontinent (!!), war ich vorher selbst bei großer RH-Menge nicht; tagsüber kann ich den Urin immer noch gut halten
- Die Nacht-Inkonti war aber wenig von der Menge her und gut beherrschbar
- Letztes Jahr Test SNM (Blasenschrittmacher), leider ohne Erfolg für RH oder Inkonti
- Ganzes Jahr 2024 viele HWIs bzw. ausgehend von einer Prostatitis immer wiederkehrende HWIs, 26 Wochen AB-Therapie, jetzt seit 12/24 infektfrei, RH (Kontolle 3M) ca. 250ml
- Größtes Problem aktuell ist meine nächtliche Inkontinenz; die Blase meldet sich am Abend kaum noch mit Drang, in der Nacht werde ich nicht mehr immer wach wenn ein Drang ansteht. Morgens bzw. nach dem Aufstehen meldet sich die Blase gut
- Versuche aktuell mit verschiedenen Vorlagen die Inkonti nachts zu beherrschen aber leider nicht immer mit Erfolg; inzwischen ist die Nacht-Inkonti sehr groß
- Da ich schon in früheren Jahren Probleme auch mit Depressionen hatte nehme ich an daß die nächtliche Inkonti inzwischen auch psychisch bedingt sein könnte, die ganze Situation belastet mich sehr
- Seit 4 Monaten auch wieder ElektroStim versucht (extern), Ergebnis zweifelhaft bzw. keine entscheidende Verbesserung des RH und der nächtlichen Inkonti
Deswegen meine Fragen an Männer mit neurogener BES und/oder nächtlicher Inkonti:

- Wer hat noch andere Behandlungserfahrungen gemacht bei neurogener Blase / neurogener Blasenentleerungsstörung außer ISK und SNM

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

25 Sep 2025 10:41 #2 von Matti
Hallo und herzlich willkommen im Forum!

Erst einmal Respekt, wie offen und ausführlich du deine Geschichte schilderst. Auch wenn ich kein Mediziner bin, kann ich dir als Betroffener und Laie ein paar Gedanken und Erfahrungen teilen – vielleicht hilft dir das weiter oder gibt dir neue Anregungen.
Zu deiner Situation:

Du hast ja schon wirklich viel ausprobiert und bist auch sehr gut informiert. Dass die nächtliche Inkontinenz nach dem ISK-Versuch aufgetreten ist, ist sicherlich belastend, vor allem, weil es vorher trotz Restharn kein Problem war. Die vielen Harnwegsinfekte und die lange Antibiotikatherapie sind natürlich auch zermürbend – das kann ich gut nachvollziehen.

Was den Selbstkatheterismus (ISK) betrifft:
Es gibt zwar Berichte über Blutungen oder Verletzungen während der Anwendung, was im Einzelfall zu Problemen führen kann, aber grundsätzlich ist der ISK bei richtiger Anwendung eine anerkannte Methode zur Blasenentleerung. Stärkere Blutungen dürften gar nicht vorkommen. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem ISK und einer verstärkten Inkontinenz ist meines Wissens nach nicht belegt. Falls es doch zu Problemen kommt, liegt das oft eher an Anwendungsfehlern oder individuellen Besonderheiten als am ISK selbst.
Wenn man sich nicht durch eine falsche Anwendung selbst die Harnröhre verletzt oder beschädigt hat, sehe ich da keinen direkten Zusammenhang.

Auch wenn man keine Beschwerden hat, können dauerhaft hohe Restharnmengen von bis zu 350 ml schädlich für die Blase und die ableitenden Harnwege sein. Du schreibst von Jahrzehnten. Der Grund ist, dass der Urin, der nach dem Wasserlassen in der Blase zurückbleibt, ein „stehendes Gewässer“ bildet.

Das kann verschiedene Probleme verursachen:
  • Erhöhtes Infektionsrisiko: Restharn ist ein idealer Nährboden für Bakterien. Wenn der Urin nicht regelmäßig komplett entleert wird, können sich Keime leichter vermehren und es kommt häufiger zu Harnwegsinfekten.
  • Blasenschädigung: Die Blasenwand ist eigentlich dafür gemacht, sich regelmäßig zu dehnen und wieder zusammenzuziehen. Wenn ständig viel Urin in der Blase bleibt, wird die Blasenwand dauerhaft überdehnt. Das kann dazu führen, dass die Blasenmuskulatur schwächer wird und die Blase ihre Funktion mit der Zeit verliert.
  • Schäden an den Nieren: Wenn der Druck in der Blase durch den Restharn zu hoch wird, kann der Urin bis in die Nieren zurückgestaut werden. Das kann auf Dauer die Nieren schädigen und im schlimmsten Fall zu einer Nierenschwäche führen.
  • Blasensteine: Stehender Urin begünstigt auch die Bildung von Blasensteinen, weil sich darin Mineralien ablagern können.
Andere Behandlungserfahrungen (aus Laienperspektive):
  • Medikamentöse Ansätze: Manche Betroffene berichten, dass Medikamente wie Anticholinergika (z.B. Oxybutynin, Tolterodin) oder Mirabegron helfen können, den nächtlichen Harndrang und die Blasenaktivität zu reduzieren. Allerdings haben diese Medikamente auch Nebenwirkungen und sind nicht für jeden geeignet, gerade bei Restharn muss man da vorsichtig sein. Vielleicht hast du das schon probiert oder mit deinem Urologen besprochen?
  • Botox-Injektionen in die Blase: Einige mit neurogener Blase lassen sich Botox in die Blasenwand spritzen. Das kann die Überaktivität der Blase dämpfen und den Harndrang verringern. Allerdings kann es sein, dass der Restharn dadurch steigt und man ggf. wieder katheterisieren müsste – das ist also eine Abwägungssache.
  • Beckenbodentraining / Physiotherapie: Auch wenn es bei neurogenen Problemen oft schwierig ist, berichten manche, dass gezieltes Beckenbodentraining (am besten mit erfahrenen Therapeuten, die sich mit neurologischen Störungen auskennen) zumindest eine gewisse Verbesserung bringen kann. Es gibt auch spezielle Programme für Männer.
  • Hilfsmittel: Neben Vorlagen gibt es auch spezielle Inkontinenzslips oder Urinalkondome. Manche Männer kommen mit Penisklemmen nachts zurecht, das ist aber gewöhnungsbedürftig und nicht für jeden geeignet.
  • Trinkmengen steuern: Viele versuchen, abends weniger zu trinken oder die Flüssigkeitszufuhr auf den Tag zu verlagern, damit nachts weniger Urin anfällt. Das hilft nicht immer, aber manchmal kann es die Menge zumindest reduzieren.
  • Schlafmanagement: Manche stellen sich nachts einen Wecker, um noch mal bewusst zur Toilette zu gehen, bevor es „passiert“. Das ist zwar nicht angenehm, aber manchmal hilfreich, um die Inkontinenz zu kontrollieren.
  • Psychische Belastung: Dass die Situation auf die Psyche schlägt, ist absolut verständlich. Umgekehrt kann Stress, Angst oder depressive Verstimmung die Blase zusätzlich „aus dem Takt“ bringen. Vielleicht hilft dir auch professionelle Unterstützung (Psychotherapie), damit die Belastung nicht zu groß wird.

Noch ein wichtiger Punkt zur Antibiotikatherapie:
Eine langfristige oder häufige Anwendung von Antibiotika kann leider auch unerwünschte Folgen haben. Dazu gehören zum Beispiel:
  • Resistenzen: Bakterien können gegen das eingesetzte Antibiotikum unempfindlich werden, sodass das Medikament bei späteren Infektionen nicht mehr wirkt.
  • Störung der Darmflora: Antibiotika töten nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Bakterien im Darm ab. Das kann zu Verdauungsproblemen, Durchfall oder Pilzinfektionen führen.
  • Nebenwirkungen: Je nach Präparat sind Nebenwirkungen wie Allergien, Hautausschläge oder andere Unverträglichkeiten möglich.
Ein direkter Zusammenhang zwischen Antibiotika und einer Verschlechterung der Inkontinenz ist mir nicht bekannt. Allerdings kann eine gestörte Blasen, Harnröhren- oder Darmflora das Risiko für erneute Harnwegsinfekte erhöhen, was wiederum die Blase belasten kann.

Alternativen zur Antibiotikaprophylaxe:
Es gibt einige Maßnahmen und Mittel, die vorbeugend gegen Harnwegsinfekte eingesetzt werden können, ohne die Nebenwirkungen von Antibiotika:
  • D-Mannose: Ein natürlicher Zucker, der verhindert, dass Bakterien (vor allem E. coli) an der Blasenwand haften bleiben. Viele Betroffene berichten von positiven Erfahrungen.
  • Impfstoffe: Es gibt spezielle Impfstoffe zur Stärkung der Blasenschleimhaut gegen wiederkehrende Infektionen (z.B. Strovac, Uro-Vaxom).
  • Probiotika: Präparate mit „guten“ Bakterien können helfen, die natürliche Flora im Darm und im Urogenitaltrakt zu unterstützen.
  • Cranberry-Produkte: Kapseln oder Säfte können das Anhaften von Bakterien an der Blasenwand erschweren (die Studienlage ist allerdings uneinheitlich).
  • Verhaltenstipps: Viel trinken, regelmäßiges Entleeren der Blase, richtige Intimhygiene und ggf. Anpassung der Kathetertechnik können das Infektionsrisiko ebenfalls senken.

Du hast schon sehr viel ausprobiert und bist sehr reflektiert. Es gibt leider nicht die eine Lösung, aber vielleicht ist ja eine der genannten Möglichkeiten noch einen Versuch wert. Manchmal hilft es auch, verschiedene kleine Maßnahmen zu kombinieren, um zumindest eine Verbesserung zu erreichen.

Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe, dass du hier im Forum noch weitere hilfreiche Tipps bekommst.

Gruß
Matti

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

26 Sep 2025 18:57 #3 von Schnuffi
Hallo Matti,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich werde mir die einzelnen Thementips ansehen und auch mit meinem Urologen nächste Woche besprechen.

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: MichaelDah
Ladezeit der Seite: 0.130 Sekunden

Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

Die Inkontinenz Selbsthilfe e.V. ist ein gemeinsames Anliegen vieler Menschen. Der Verein versteht sich als ein offenes Angebot. Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Den Verein bewegt, was auch seine Mitglieder antreibt: Wir möchten aktiv zur Verbesserung der krankheitsbedingten Lebensumstände beitragen.

 

Impressum        Kontakt       Datenschutzerklärung

 

 

 

Spendenkonto:
Volksbank Mittelhessen eG
Inkontinenz Selbsthilfe e.V.
IBAN: DE30 5139 0000 0046 2244 00
BIC: VBMHDE5FXXX

Besucher: Sie sind nicht allein!

Heute 2371

Gestern 2483

Monat 71713

Insgesamt 11309483

Aktuell sind 128 Gäste und keine Mitglieder online

Alle Bereiche sind kostenfrei, vertraulich und unverbindlich. Wenn Du erstmalig eine Frage im Forum stellen möchtest oder auf einen Beitrag antworten willst, ist es erforderlich sich sich zuvor zu registrieren. Bitte sei bei der Auswahl deines Benutzernamens etwas einfallsreich. Häufig verwendete Vornamen sind normalerweise schon vergeben und jeder Name kann nur einmal vergeben werden. Achte auf korrekte Eingaben bei Passwort, Passwortwiederholung und existierender Mailadresse!

Jetzt kostenfrei registrieren

Anmelden