Fisteln im Darm- und Blasenbereich: Erkennen, Verstehen, Handeln

Fistelbildung an Blase, Darm oder Gebärmutter

Fistelbildung an Blase, Darm oder Gebärmutter ist ein schwerwiegendes gesundheitliches Problem, das das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Eine Fistel ist ein abnormer, röhrenförmiger Kanal, der zwei normalerweise nicht verbundene Körperhöhlen oder das Innere des Körpers mit der äußeren Haut verbindet. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von Fisteln in diesen Bereichen. Zusätzlich finden Sie häufig gestellte Fragen und Erfahrungsberichte von Betroffenen, um ein besseres Verständnis für diese Erkrankung zu entwickeln.

 

Symptome einer Fistelbildung:

Bei Blasenfisteln:

  • Austritt von Urin oder Eiter durch die Vagina (bei Frauen) oder austretender Urin an ungewöhnlichen Stellen auf der Haut.

Bei Darmfisteln:

  • Austritt von Stuhl oder Schleim durch die Haut oder in die Blase.

Bei Gebärmutterfisteln:

  • Austritt von Flüssigkeiten aus der Vagina, oft mit unangenehmem Geruch.

Wiederkehrende Infektionen:

Diese können in dem Bereich der Fistel auftreten und sind oft schwer zu behandeln, da Bakterien durch die abnorme Verbindung leicht von einer Körperhöhle zur anderen gelangen können.

  • Bei Blasenfisteln: Häufige Harnwegsinfektionen.
  • Bei Darmfisteln: Wiederkehrende Abszesse oder Peritonitis (Entzündung des Bauchfells).

Schmerzen:

Anhaltende Schmerzen im Bauch- oder Beckenbereich sind häufig und können bei Bewegung oder Druck verstärkt werden.

  • Bei Blasenfisteln: Schmerzen beim Wasserlassen.
  • Bei Darmfisteln: Bauchschmerzen und Krämpfe, insbesondere nach dem Essen.

Unkontrollierter Stuhlgang oder Urin:

Verlust der Kontrolle über den Stuhlgang oder Urin (extraurethrale Inkontinenz) kann bei Fisteln auftreten.

  • Bei Blasenfisteln: Urinverlust ohne Kontrolle.
  • Bei Darmfisteln: Unkontrollierter Austritt von Stuhl, insbesondere bei Fisteln nahe am Anus.

Blut im Stuhl oder Urin:

Bei Fisteln im Darm oder an der Blase kann es zu Blutungen kommen, die sichtbar im Stuhl oder Urin erscheinen.

  • Bei Blasenfisteln: Blut im Urin (Hämaturie).
  • Bei Darmfisteln: Sichtbares Blut im Stuhl.

 


Ursachen für Fistelbildung

Die Ursachen für Fisteln können vielfältig sein:

Fisteln im Darm- und BlasenbereichFisteln im Darm- und Blasenbereich: Erkennen, Verstehen, Handeln

  • Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn: Diese chronischen Erkrankungen können zu wiederkehrenden Entzündungen und Geschwüren führen, die schließlich Fisteln verursachen. Morbus Crohn betrifft vor allem den Dünndarm und den Anfangsteil des Dickdarms und kann tiefe Wunden und Abszesse bilden, die zu abnormalen Verbindungen zwischen den Darmabschnitten oder zu anderen Organen führen.
  • Divertikulitis: Entzündung oder Infektion kleiner Ausstülpungen im Darm, den sogenannten Divertikeln, die Fisteln hervorrufen können. Divertikulitis tritt vor allem im Dickdarm auf und kann zu Komplikationen wie Perforationen und Abszessen führen, die Fistelbildungen begünstigen.
  • Operationen oder Bestrahlungen: Chirurgische Eingriffe oder Strahlentherapie im Beckenbereich können Gewebeschäden verursachen und Fisteln bilden. Beispielsweise können Operationen zur Behandlung von Krebs oder anderen schweren Erkrankungen Narbengewebe hinterlassen, das Fistelgänge bildet.
  • Geburtsverletzungen: Bei Frauen können schwere Geburtsverletzungen zu Fisteln zwischen Darm, Blase und Gebärmutter führen. Insbesondere langanhaltende oder traumatische Geburten können das Gewebe so stark schädigen, dass sich Fistelverbindungen zwischen verschiedenen Organen entwickeln.
  • Infektionen: Chronische Infektionen im Blasen-, Darm- oder Gebärmutterbereich sind ebenfalls eine mögliche Ursache. Solche Infektionen können durch Bakterien verursacht werden, die das umliegende Gewebe schädigen und durch Entzündungsprozesse und Eiteransammlungen zu Fistelbildung führen.
  • Krebs: Tumore im Darm, in der Blase, im Gebärmutterhals oder im Rektum können in das umliegende Gewebe einwachsen und Fisteln verursachen. Dies geschieht besonders häufig bei fortgeschrittenen Krebsstadien, wo die Tumorzellen aggressiv werden und Barrieren zwischen den Organen durchbrechen.
  • Traumata: Verletzungen durch Unfälle oder Gewalt können ebenfalls Fisteln verursachen. Dies kann durch direkte Schädigung des Gewebes und nachfolgende entzündliche Prozesse geschehen.
  • Angeborene Fehlbildungen: In einigen Fällen sind Fisteln das Ergebnis von angeborenen Fehlbildungen. Diese treten bereits bei der Geburt auf und können Verbindungen zwischen verschiedenen Organen oder Körperhöhlen darstellen.
  • Infektionen: Chronische Infektionen im Blasen-, Darm- oder Gebärmutterbereich sind ebenfalls eine mögliche Ursache.

Diagnostik: Wie werden Fisteln erkannt?

Eine genaue Diagnose und Behandlung der zugrundeliegenden Ursache ist entscheidend, um Fisteln effektiv zu behandeln und Komplikationen zu vermeiden, die in Darm, Blase oder Gebärmutter führen können. Hier sind die wichtigsten Schritte, die bei der Diagnose einer Fistel beachtet werden:

1. Anamnese und körperliche Untersuchung

Der erste Schritt bei der Diagnose einer Fistel besteht darin, dass der Arzt eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte) aufnimmt. Fragen zu Symptomen, Vorerkrankungen und etwaigen Operationen sind dabei besonders wichtig. Anschließend folgt die körperliche Untersuchung, bei der der Arzt Anzeichen einer Fistel wie z.B. ungewöhnliche Ausflussstellen oder Entzündungen suchen wird.

2. Bildgebende Verfahren

Ultraschall, CT (Computertomographie) und MRT (Magnetresonanztomographie) sind bildgebende Verfahren, die eingesetzt werden, um die genaue Lage und Größe der Fistel zu bestimmen.

  • Ultraschall: Hilfreich vor allem bei oberflächennahen Fisteln.
  • CT-Scan: Bietet detaillierte Schnittbilder, die tiefer liegende Fisteln und ihre Verläufe sichtbar machen.
  • MRT: Besonders geeignet, um Weichteilstrukturen klar und deutlich darzustellen.

3. Endoskopie oder Koloskopie

Bei diesen Verfahren wird ein flexibler Schlauch mit einer Kamera in den Darm oder die Blase eingeführt, um das Innere direkt zu betrachten.

  • Endoskopie: Primär für die Untersuchung des oberen Magen-Darm-Trakts.
  • Koloskopie: Speziell für den Dickdarm und dient dazu, Fisteln im Darm von innen sichtbar zu machen.

4. Kontrastmittelstudien

Hierbei wird ein Kontrastmittel in die betroffenen Bereiche eingeführt und anschließend mit Hilfe von Röntgenbildern oder anderen bildgebenden Verfahren verfolgt. Das Kontrastmittel macht die Fisteln sichtbar, indem es die angrenzenden Gewebestrukturen optisch klar hervortreten lässt.

5. Laboruntersuchungen

Blut- und Urinproben können ebenfalls nützlich sein, um Anzeichen einer Infektion oder Entzündung zu erkennen. Erhöhte Entzündungswerte können beispielsweise auf eine Fistel hinweisen.

6. Biopsie

In einigen Fällen kann es notwendig sein, eine Gewebeprobe (Biopsie) zu entnehmen, um die Art der Fistel genauer zu bestimmen und mögliche bösartige Veränderungen auszuschließen.

Die Diagnose einer Fistel erfordert eine Kombination verschiedener Untersuchungsmethoden, um eine präzise Diagnose und eine darauf abgestimmte, effektive Behandlung zu gewährleisten. Je früher eine Fistel erkannt und behandelt wird, desto geringer ist das Risiko für ernsthafte Komplikationen.

Durch die Einbeziehung dieser diagnostischen Schritte lässt sich eine Fistel zuverlässig erkennen und die optimale Behandlung einleiten.

Behandlungsmöglichkeiten für Fisteln in Blase, Darm und Gebärmutter

Fisteln in Blase, Darm oder Gebärmutter sind ernsthafte gesundheitliche Probleme, die sorgfältige und oft interdisziplinäre Behandlungen erfordern. Hier sind die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten:

Blasenfisteln (Vesikofisteln)

Medikamentöse Behandlung

  • Antibiotika: Zur Bekämpfung von Infektionen und zur Vermeidung schwerwiegender Komplikationen.
  • Entzündungshemmende Medikamente: Wie Steroide (cortisonhaltige Medikamente), um entzündliche Erkrankungen, die Fisteln verursachen, zu behandeln.

Chirurgische Eingriffe

  • Vesikofistulotomie (operative Öffnung und Reinigung): Öffnung und Reinigung der Fistel, gefolgt vom Verschluss, oft minimal-invasiv.
  • Blasenrekonstruktion: Bei schweren Fällen, um die Blase mit gesundem Gewebe zu reparieren oder neu zu formen.

Minimal-invasive Techniken

  • Fibrinkleber (Klebstoff aus Fibrin): Verschluss der Fistel durch Injizieren von Fibrinkleber, besonders bei kleineren Fisteln.
  • Endoskopische Verfahren (Untersuchung und Behandlung mit einem dünnen Schlauch, dem Endoskop): Einsatz von Lasertechnologie zur Behandlung der Fistel durch ein Endoskop.

Darmfisteln

Medikamentöse Behandlung

  • Antibiotika: Zur Kontrolle von Infektionen, die bei Darmfisteln häufig auftreten.
  • Immunsuppressiva (Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems) und Biologika (biotechnologisch hergestellte Medikamente): Speziell bei entzündlichen Darmerkrankungen zur Kontrolle der Entzündung und Minimierung der Fistelbildung.

Chirurgische Eingriffe

  • Fistelspaltung (Fistulotomie, operative Öffnung des Fistelganges): Öffnung des Fistelgangs zur Reinigung und Heilung.
  • Resektion (operative Entfernung): Entfernung betroffener Darmabschnitte und Wiederverbindung gesunder Enden.
  • Seton-Drainage (Plastik- oder Silikonfaden zur Drainage): Kontrollierte Drainage mit einem Seton zur Unterstützung der Heilung.

Minimal-invasive Techniken

  • Fibrinklappen (Gewebestücke zur Fistelabdeckung) oder Kollagen-Dübel (kollagenbasierte Stopfen): Verschluss von kleineren Fisteln.
  • Endoskopische Techniken: Minimal-invasiver Zugang zur Behandlung der Fistel.

Gebärmutterfisteln (Urogenitale Fisteln)

Medikamentöse Behandlung

  • Antibiotika: Zur Verhinderung oder Behandlung von Infektionen.
  • Hormontherapie (Behandlung mit Hormonen): Unterstützung der Gewebeheilung und Schließung der Fistel.

Chirurgische Eingriffe

  • Exzision (chirurgische Entfernung): Entfernung der Fistel und Rekonstruktion mit gesundem Gewebe.
  • Laparoskopie (Bauchspiegelung): Minimal-invasive Operation durch kleine Schnitte zur Reduzierung postoperativer Schmerzen und schnelleren Genesung.
  • Transvaginale (durch die Scheide) oder transabdominale Ansätze (durch den Bauchraum): Operation durch die Vagina oder den Bauchraum je nach Lage der Fistel.

Unterstützung und Nachsorge

  • Wundpflege: Wichtig zur Vermeidung von Infektionen und Förderung der Heilung.
  • Ernährungsmanagement: Besonders bei Darmfisteln zur Unterstützung des Heilungsprozesses.
  • Physiotherapie (Bewegungstherapie): Zur Wiederherstellung der Funktionalität und Minimierung postoperativer Komplikationen.

Fazit

Die Behandlung von Fisteln in Blase, Darm und Gebärmutter erfordert einen umfassenden, oft interdisziplinären Ansatz. Kombinationen aus medikamentöser Therapie, chirurgischen Eingriffen und unterstützenden Maßnahmen sind entscheidend zur Wiederherstellung der Funktionalität und Minimierung von Komplikationen. Eine frühzeitige Diagnose und individuell angepasste Therapie sind dabei besonders wichtig.

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