Ich muss nicht unbedingt nochmal nach Sylt.....
Samstagvormittag, am 22.08., gegen 10:45 Uhr losgefahren.
Mit dem E55 AMG.
“Na”, dachte ich so bei mir, “die 600 km reisst Du mal eben auf einer Arschbacke runter, Petersmann.”
Ich rechnete so mit einer Fahrzeit von max. 4,50 Stunden.
Oh, oh, oh, weit gefehlt :
Die A 1 ist vom Kamener Kreuz bis hinter Bremen fast durchgängig auf 120 km/h begrenzt.
Und auf den - tatsächlich gefahrenen - 521 km Autobahn bis Flensburg waren mindestens 115 km Baustelle, etwa in Abständen von 5 Kilometern, ganz besonders vor und hinter Bremen kam alle 2-3 Kilometer eine Baustelle von ca. 6 Kilometern Länge.
Vor Bremen der erste Stau, ca. 6 km lang
Zwischen Bremen und Hamburg der zweite Stau, gute sieben Kilometer lang.
Die Krönung war der Stau vor dem Hamburger Elbtunnel mit 9 Kilometern.
Von Hamburg aus ging es dann relativ flott bis Flensburg, manchmal konnte ich sogar auf 260 km/h beschleunigen.
Um 18:30 Uhr fuhren wir dann, ich doch recht erschöpft und genervt, in Niebüll auf den Autozug nach Westerland. ( Meine Erna war putzmunter..... )
84,00 Euronen haben die mir für diese 23 km abgeknöpft, ( allerdings für Hin-und Rückfahrt ).
Eine Katastrophe schon die Wohnung.
Nicht die Einrichtung, die ist gut, aber die Aufteilung.
Obergeschoss, na gut, ein paar Stufen im Treppenhaus.
Aber die beiden sogenannten Schlafzimmer, ( wir schlafen seit 35 Jahren getrennt ), etwa so gross wie Einbauschränke, schräge Decken, und nur über eine steile Wendeltreppe zu erreichen.
Und nur sehr kleine Kleiderschränke, der Deckenschräge angepasst, ergo immer niedriger werdend, wo, zum Teufel, sollten wir denn unsere extra mitgenommenen Edeldesigner-Klamotten unterbringen ??
Ich weigerte mich, die Koffer dort hochzuschleppen, mit dem Hinweis auf absolute Lebensgefahr.
( Ich war etwas gefrustet, erstens durch die Fahrt und zweitens hatte ich für 140,00 Euronen/täglich etwas Großzügigeres erwartet.... Im Nachhinein stellte ich fest, dass alle Häuser hier diese erbärmlichen “Zimmerchen” unter dem Spitzdach haben. Eine Zumutung, wie in Holland vor vierzig Jahren.
Und diese “Wohnung” ward im Internet für bis zu 5 Personen ausgelobt )
Abends dann erst einmal in einen kleinen Lebensmittelladen, um etwas Brot, Aufschnitt und besonders Milch käuflich zu erwerben.
Danach unter die - ebenfalls schräg geschnittene - Dusche, andere Klamotten an und bei Tempe´s, einem mir von einem Freund empfohlenen “In-Restaurant”, etwas zwischen die Kauleisten geschoben.
Enttäuschend!!!! Für 80,00 Euro ein flaches Süppchen und undefinierbares Fischzeugs an einem nicht angemachtem Salatblatt.
Ich war restlos bedient......
Aber dann am Sonntag sah die Welt wieder ganz anders aus.
Blauer Himmel, herrlichster Sonnenschein, um die Ecke ein Bäcker mit wirklich leckeren Brötchen, dies kam Vatta doch entgegen.
Ich schleppte die Koffer und Kleidersäcke - natürlich unter permanenter Absturzgefahr für Leib und Leben - diese Treppe hoch.
Mein geliebtes Eheweib war ganz überrascht, wie schnell ich mit dem Auspacken meiner Sachen fertig war. ( Wenn die wüsste, wie ich meine Bekleidung eingestopft habe, hi, hi )
Dann sind wir zum Strand
g e l a u f e n ( !! ), ca. einen Kilometer, ich :
gelaufen !!!!
Nach einem Schwätzchen mit einem Ehepaar, welches wir trafen und das uns erklärte, das kleine Häusschen mit Walmdach, vor welchem wir standen, hätte 1.300.000,00 Euronen gekostet, ( mein Kennerblick schätze die Wohnfläche auf max. 90 m² und den Garten auf 600 m² ), kamen wir an der Klippe an.
Da brummte der Bär, bei Gosch, ( so eine Art “Aldi” als Fresslokal, welcher sich inzwischen über der ganzen Insel verbreitet ), tummelten sich die mehr oder weniger oder gar nicht Prominenten schon kurz vor Mittag bei Schampus und Lachshäppchen auf Reibeplätzchen.
Wir suchten uns im einem Restaurant - unweit, aber in sicherer Entfernung - einen freien Tisch unter einem Sonnenschirm und schauten uns das Treiben gelassen an.
Auch hier speisten wir, wesentlich besser als bei Tempe´s, aber genauso teuer.....
Montag besorgten wir uns einen Strandkorb und verbrachten etwa zwei Stunden am Strand.
Man muss etwa 60 Stufen runter, ( und natürlich wieder rauf ), da dieser Wenningstedter Strandabschnitt tatsächlich so eine Art Kliff ist. ( Daher der Name : “Gosch am Kliff” ).
Länger als knapp eine Stunde hielt ich es eh´ nicht aus, dann verdrückte ich mich an die Strandbar zu einem doppelten Espresso und einer großen Flasche Wasser.
Mein geliebtes Eheweib kam eine halbe Stunde später nach und wir fuhren nach Kampen.
Mein Gott, was hatte ich alles über Kampen gehört.
Über “Millionärs-Dorf” und “absolut exklusiv” bis zu “unglaublichen Geschäften mit unglaublichen Preisen”.
Ein kleines Dorf, bestehend aus kleinen Walmdächern, mit einem noch kleineren Ortsmittelpunkt.
Gut, die meisten Geschäfte um diesen Mittelpunkt waren wohl etwas exklusiver, aber ganz sicher nicht besser oder toller als in Dortmund.
Wir tranken einen Kaffee, ( ich natürlich einen doppelten Espresso und eine große Flasche Mineralwasser ), und aßen ein Stück Kuchen im “Gogärtchen”, lt. Aussage meines geliebten Eheweibes ein ganz besonders berühmtes Kaffeehaus.
Auf meine Frage, ob ich mir deswegen jetzt einige Zeit lang meinen Hintern nicht waschen solle, weil auf meinem Stuhl vielleicht mal ein Promi gesessen hat, schaute sie mich nur etwas merkwürdig an.
Übrigens war der Kaffeegarten recht minimal besucht, eine Zeitlang saßen wir sogar allein dort.
Am Dienstag waren wir - das Wetter ward durchwachsen - in Westerland, sind dort durch die Flaniermeile geschlendert.
Erstaunlich, die Stunde Parken kostet nur 50 Cent !!
Spätnachmittags waren wir in List, um dort in einem kleinem, gemütlichen und unbekanntem Restaurant köstlich zu speisen und so unseren 42. Hochzeitstag zu begehen.
Mittwoch regnete es immer mal wieder, aber wir fuhren trotzdem nach Hörnum, da ich dies aus einem Aufenthalt vor 55 Jahren kannte.
Tatsächlich, dieses Kindererholungsheim stand noch.
Auch der FKK-Strand, ( eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen ), ist noch vorhanden.
Aber das Wetter wurde immer schlechter, und da wir keineswegs der Meinung sind, es gäbe kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung, sind wir heimwärts, haben etwas gemampft und uns mit Lesen und Glotze gucken beschäftigt.
Aber gestern :
Gestern waren wir auf “Entdeckertour” !!
Wir entdeckten nämlich, dass diese berühmt/berüchtigte “Sansibar” zwischen Rantum und Hörnum, genauso wie die “Strandbar Samoa - Seepferdchen” eigentlich verdreckte Kaschemmen sind, in welchen mit völlig überzogenen Preisen den Leuten auf primitivsten Sitzgelegenheiten das Geld aus der Tasche gezogen wird.
Ich frage mich ernsthaft, wie solch unangenehme Kaschemmen einen derartigen Ruf unter den sogenannte Prominenten erreichen können !!
Ich denke, dieses asoziale Umfeld ist gewollt, weil sich etliche Promis dann “unter dem Volk” wohlzufühlen gedenken.
( Vor Jahren waren wir mal auf dem Pfänder, ( Bregenz ), dort oben auf dem Berg gibt es eine Touristenfalle, welche - fast - genauso verdreckt war. Aber eben kein Promi-Lokal. Und hoch auf dem Berg, also nicht leicht zu erreichen, da ist das noch etwas verständlich. )
Aber diese beiden “Strandbars” sind ganz einfach eine Zumutung.
Wir jedenfalls haben auf der Hacke kehrtgemacht und sind geflüchtet...
Heute morgen hat es wieder geregnet, seit Dienstag ist das Wetter durchwachsen, eher bedeckt als bewölkt und regnerisch.
Mal sehen, was wir heute unternehmen, viel gibt diese Insel ja nicht her....
So teuer, wie ich vermutet habe, ist es hier gar nicht, wenn man mal von den Speisen und Getränken in den Restaurants absieht.
In den Lebensmittelläden nicht teurer als bei uns, wenn man nicht gerade bei “Feinkost Meyer” kauft.
Gruss
Ecke