Hallo Martin und Michael,
erst möchte ich mich bei euch nochmal für eure Beiträge bedanken. Es hilft mir viel noch mal die Gedanken von anderen zu lesen. Obwohl ich als Krankenschwester auf der Gynäkologie gearbeitet habe, war mir ganz vieles nicht bewusst. Im Nachhinein denke ich, das ich mich damals nur auf meine pflegerischen Tätigkeiten konzentriert habe, was vorher alles ambulant gemacht wurde und ab wann es bis zur Op geführt hat, war mir nicht bewusst. Von den ganzen ambulanten Untersuchungen wie zum Beispiel die Urodynamik und auch die psychischen Schwierigkeiten, die durch eine Harninkontinenz entstehen, habe ich damals nichts mitbekommen. Ich war jung und hatte das Gefühl, dass es fast nur ältere Damen betrifft. Die Frauen kamen zu mir zur OP Vorbereitung auf die Station und nach der OP war ich hauptsächlich mit der postoperativen Pflege (Vitalfunktionen, Wundversorgung, Schmerzmanagment, Mobilisation und Vorbereitung für die Entlassung) beschäftigt. Nachdem ich selber betroffen bin, denke ich mir, dass ich damals vielleicht sogar unsensibel war. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Frauen vor der Op einen langen Leidensweg hatten, die Inkontinenz belastend war und sie saugstärke Inkontinenzhilfsmittel benötigten. Warum habe ich so etwas nicht wahrgenommen?
Ich habe immer wieder überlegt wieder in meinen Beruf als Krankenschwester einzusteigen. Ich denke durch meine Lebenserfahrung wäre ich noch sensibler, würde viel mehr verstehen und nachvollziehen können. Schon damals mochten mich die Patienten aufgrund meiner Freundlichkeit, Feinfühligkeit und Empathie (auch wenn ich jetzt ein anderes Gefühl habe). Leider blieb immer weniger Zeit und ich hatte immer mehr das Gefühl keine Zeit mehr für den Mensch zu haben, nur noch die Arbeit zu erledigen.
Im Moment bin ich durch meine psychischen Erkrankungen noch arbeitsunfähig und wahrscheinlich bin ich nicht mehr stressresistent genug um irgendwann wieder in meinen Beruf als Krankenschwester zurückzukehren.
Jetzt habe ich so viel geschrieben und bin vom eigentlichen Thema abgekommen.
@ Martin: Ich glaube verkrampft war ich nicht, aber ich war natürlich durch die ganze Situation sehr angespannt und das Schamgefühl während der Untersuchung war sehr groß (auch wenn ich theoretisch weiß, dass es für die Ärzte „normal“ ist und der Urinverlust provoziert wurde). Bei mir wurde vor der Urodynamik ein vaginaler Ultraschall gemacht. Im Nachhinein denke ich, dass ich schon ab dem Ultraschall Harndrang hatte (es war die ganze Zeit ein Druck/Reiz zu spüren). Ich konnte es nicht richtig zuordnen, es fühlt sich einfach komisch an, wenn eine Sonde im Scheideneingang und an der Blase bewegt wird. Dabei hatte ich immer die Angst, dass sich mein Schließmuskel öffnet und ich Urin verliere.
Ja, vor der Untersuchung/Messung sollte ich meine Blase entleeren, beim Ultraschall kam ein Restharn von 52 ml raus. Katheterisiert wurde ich nicht. Ich habe dann den Messkatheter bekommen, darüber wurde die Blase nur befüllt. Der Restharn würde dann zu den 400 ml Füllmenge dazukommen. Das heißt bei einer Miktionsmenge von 578 ml haben die Nieren in der Zeit 126 ml plus den Urinverlust produziert. Ich konnte nach dem Befüllen der Blase kontrolliert entleeren, es hat aber etwas gedauert, bis Urin kam und ich (mein Kopf) „loslassen“ konnte. Das lag aber an der Situation und dem Stuhl. Zuhause auf der Toilette habe ich keine Probleme mit dem Starten der Entleerung.
Die Wartezeit für die weitere Untersuchung wäre dieses Mal nicht so lange, ich hätte gleich in 2 Wochen kommen können, da bin ich allerdings im Urlaub. Den nächsten Untersuchungstermin habe ich dann am 4.9. bekommen. Da soll mich der „Spezialist“ anschauen. Ich war mit ihm vor ca. 20 Jahren in einer anderen Klinik ca. 1 Jahr zusammen auf der Gynäkologie. Er ist inzwischen fast 75, eigentlich in Rente, kommt aber 3–4-mal im Monat noch ins Krankenhaus und operiert zusammen mit einem zweiten Arzt Privatpatienten um sein Wissen weiterzugeben. Ich hoffe er ist noch fit, aber sonst würde er in dem Alter nicht mehr operieren.
@ Michael:
Dass die Dranginkontinenz aus der Belastungsinkontinenz entsteht, ist gut möglich, aber wahrscheinlich nicht die einzige Ursache. Warum fing der große Urinverlust erst mit der Blasenentzündung an? Warum verliere ich nachts (ohne Belastung) Urin. Warum leert sich die Blase in Situationen wie Haustüre aufschließen, kurz vor der Toilette, wenn ein Wasserhahn läuft…?
Das passt nicht zu einer Belastungsinkontinenz. Ich mache mir Sorgen, ob die Symptome vielleicht doch psychisch sind, dann würde das mit einer OP nicht weggehen.
Ich hatte es gerade schon bei Martin geschrieben, einen Harndrang hatte ich nicht direkt, aber ein Druck/Reiz war schon ab der Ultraschalluntersuchung vorhanden. Das blieb dann auch als der Messkatheter gelegt war. In meinem Kopf war die ganze Zeit der Gedanke, dass ich nicht „lospinkle“ und ich den Schließmuskel anspannen muss, nur während des Hustens war der Kopf auf das Husten fixiert und die Gedanken anzuspannen kurz weg. Vielleicht konnte ich durch die Gedanken den Harndrang nicht wahrnehmen. Dass es zu keiner Detruserkontraktion kam, kann tatsächlich mit dem Reiz des Katheters zusammenhängen, zu wenig gefüllt kann ich mir kaum vorstellen.
Restharn hatte ich laut Bericht 52ml, gesagt hat der Arzt nichts dazu, gemessen hat er es vermutlich während dem Ultraschall (ich wurde nicht katheterisiert). Bei den Untersuchungen davor wurde auch nicht von Restharn gesprochen, ich habe es nur durch den Arztbericht gelesen, sein könnte deshalb war meine Überlegung, ob immer eine kleine Menge Urin in der Blase bleibt und ab wann es patholgisch wäre. Ich spüre keinen Restharn ( kann man das überhaupt spüren), aber nachdem ich mir Gedanken darüber gemacht habe, denke ich, dass wahrscheinlich doch immer etwas Urin in der Blase bleibt. Selbst wenn ich gerade auf der Toilette war und danach schnell gehe oder Treppen laufe, verliere ich durch die Belastung einen kleinen Schwall Urin. Das würde ja nicht gehen, wenn die Blase leer wäre.
Ich frage mich auch, ob die Op nötig wäre, wenn ich den Ärzten früher von meiner Inkontinenz erzählt und kontinuierlich Beckenbodentraining gemacht hätte. Ich habe die Belastungsinkontinenz seit meinem 1. Kind (2007). Damals habe ich es meinem Frauenarzt gesagt, er meinte nur, dass ich noch so jung wäre und regelmäßig Beckenbodentraining machen müsste. Ich habe zwar Beckenbodentraining gemacht, aber keine Besserung gemerkt, es wurde mit jedem Kind schlechter. Ich habe mit dem Frauenarzt nicht mehr über meine Inkontinenz gesprochen, ich habe mich zu sehr geschämt und ein schlechtes Gewissen, da ich das Beckenbodentraining nicht im Alltag mit 3 Kindern nicht konsequent durchgeführt habe. Die Belastungsinkontinenz habe ich dann akzeptiert, ich kam im Alltag mit einer kleinen Inkontinenzeinlage zurecht. Joggen oder Trampolin springen habe ich nicht mehr gemacht, im Freibad oder am Strand ging es auch, ein kleiner Schwall Urin lässt sich gut verstecken, ich habe dann halt geschaut, dass meine Bikinihose komplett nass ist oder ein Handtuch darüber gehabt. Hätte man in diesem Stadium die Op und die großen Urinverluste verhindern können?
Vielleicht gibt es ja noch Erfahrungen von anderen Frauen.
Beim Thema andere Frauen habe ich noch eine sehr unangenehme/peinliche Frage. Seit ich saugstarke Hilfsmittel trage, ist Fahrrad fahren für schwierig geworden. Beim fahren reibt das Hilfsmittel (vor allem wenn es nicht mehr ganz trocken ist), so dass es zu einer sexuellen Erregung kommt, die ich sehr unangenehm finde, aber nicht unterdrücken kann. Ich muss dann entweder im stehen fahren, oder versuchen sehr aufrecht zu sitzen. Geht es nur mir so, oder kennt das noch jemand? Falls ja, habt ihr Lösungen gefunden, dass das Hilfsmittel nicht reibt? Durch meine psychischen Erkrankungen und da ich mit meinem Körper im Moment nicht zurecht komme, habe ich eigentlich einen Libidoverlust. Um so mehr stört es mich, dass ich beim Fahrradfahren keine Kontrolle habe und ohne sexuelle Lust/Gedanken eine Erregung spüre.
Herzliche Grüße
Daniela