Hallo Leute,
es tauchen immer wieder einmal Fragen nach einem Beckenbodentraining auf.
Daher stelle ich hier einmal einen Beitrag ein, welchen ich irgendwann schon einmal irgendwo eingestellt hatte.
Mir persönlich hat dieses Training sehr geholfen....
Aber bitte, es hat natürlich keine Erfolgsgarantie, sondern sollte nach eigenen Mustern zusammengestellt und durchgeführt werden.
Nur finde ich, dass ein solches Training viel einfacher und angenehmer durchgeführt werden kann als die Trainingseinheiten mit Ball und ähnlichem, vor allem deswegen, weil ich dieses Training immer in der Badewanne durchgeführt habe bzw. noch durchführe, hi, hi.....
____________________________________________________________________________
Die Holländerin Prof. Dr. Marijke van Kampen von der Uni Leuven äußert sich mit vielen unverständlichen, weil medizinischen und daher überflüssigen Wörtern insofern, als daß sie ein “kräftiges Beckenbodentraining” nicht nur empfiehlt, sondern regelrecht vorschreibt.
Außerdem rät die gute Frau von einem Einsatz von Biofeedback und Elektrosimulation eher ab.....
ganz im Gegensatz zu der Aussage des Prof. Dr. Ulrich Otto von der Klinik Birkental in Bad Wildungen.
Dieser wiederum rät - nach ebenso vielen unverständlichen, weil medizinischen und daher überflüssigen Wortspielereien - zu einem geradezu entgegengesetztem Behandlungskonzept, bei welchem das Beckenbodentraining nur so sanft und “anstrengend wie ein Lidschlag” sein soll. Außerdem ist er ein Befürworter von Biofeedback und Elektrostimulation....
Jetzt frage ich euch : Wem soll ich als betroffener Laie nun glauben ??
Es ist doch Irrsinn, ein halbes Jahr oder gar ein Jahr lang den Beckenboden so wie von der Frau Prof. van Kampen empfohlen zu trainieren und dann - wenn sich kein Erfolg eingestellt hat - auf die andere Weise, nämlich nach der Methode des Prof. Otto, umzusteigen....
Da ich in derartig widersprüchlichen Argumentationen keinen Sinn sah, blieb mir nichts anderes übrig, als mir mein eigenes Beckenbodentraining zusammen zu stellen, nämlich :
10 mal nacheinander den Beckenbodenmuskel sehr schnell und sehr stark anspannen, diese Anspannung ganz langsam ( ca 5 sek. ) lösen und dazwischen immer 10 sek Pause, ( Sturmflut )
danach, nach einer Pause von ca. einer Minute, jeweils 10 mal nacheinander den Beckenbodenmuskel langsam ( innerhalb von 5 sek ) mit mittlerer Kraft anspannen und innerhalb von 5 sek. wieder lösen, zwischen diese Übung immer eine Pause von ca. 10 sek.
( Ozeanbrandung, lang und kräftig )
dann, nach einer Pause von einer Minute, jeweils 10 mal ein kurzes, leichtes Anspannen über eine Zeit von 3 sek., dann 3 sek. lang lösen, dazwischen immer eine Pause von ca. 5 sec
( Ostseebrandung, leicht und schnell )
zu guter Letzt ein “Flattern” des Beckenbodenmuskels, schnell und ganz leicht anspannen und wieder lösen, ca. 100 mal hintereinander ( ähnlich dem beschriebenen Lidschlag des Prof. Otto )
Die ganze Übung nimmt ca. 12 bis 14 Minuten in Anspruch
Man muß nur dranbleiben und auf gar keinen Fall aufgeben!
Vor allem der Kopf muß mitmachen !! Die Muskeln sind ja vorhanden.....
Und bitte keinesfalls annehmen, nach drei Wochen wäre die Sache gegessen !!
Je nach Trainingsintensität sollte eine Besserung nach drei bis vier Monaten zu erwarten sein
Mir war nach der OP angeraten worden, dieses Programm anfangs sogar dreimal täglich durchzuführen ( was ich auch tat )
Dann aber hatte ich wohl einen Muskelkater, auf jeden Fall tat mir alles unterhalb des Bauchnabels weh und ich konnte überhaupt keinen Harn mehr halten.
Mich schmerzten Muskeln, von denen ich gar nicht wußte, daß ich sie hatte.....
Andererseits ist der Beckenboden bei uns Normalbürgern ja doch sehr untrainiert, sodaß zumindestens ein Anfang geschaffen werden mußte.
Danach habe ich nur noch einmal am Tag trainiert.
Wie ihr lesen könnt, ist es ein großes Problem, sich auf den Rat eines Fachmannes zu verlassen. Die unterschiedlichen Auffassungen der Fachleute über die richtige Trainingsmethode sind für einen Betroffenen doch recht verunsichernd und verwirrend.
Deswegen habe ich mir dieses Training zusammengebastelt und habe gut daran getan, wie die Erfolge gezeigt haben.
Aber mir hat der Chefarzt auch gesagt, ich solle keinesfalls damit rechnen, daß eine erhebliche Verbesserung oder gar eine komplette Kontinenz - wenn überhaupt - vor dem Ablauf eines bis eineinhalb Jahres zu erwarten sei. Die Zeit würde schon sehr helfen. Allerdings sollte ein leichtes Training immer durchgeführt werden.
Und schaden kann es ja nicht.
Übrigens hatte ich seit Mitte Juni 2004 die “Ozeanbrandung” ausgelassen und trainiere seit Herbst 2004 nur noch maximal zweimal in der Woche, und nur noch die Ostseebrandung und den Lidschlag.
Man kann dieses Training überall durchführen, egal ob bei Rewe vor der Kasse oder im Kino, ob beim Friseur oder zuhause auf der Couch.
Ich habe es immer in der Wanne gemacht, da ist es so schön warm und gemütlich......
Wie erkenne ich, daß ich den "richtigen" Muskel trainiere ?
Bei Männern :
Den Mittelfinger zwischen Scrotum, ( altdeutsch : Sack ), und Rosette legen.
Dort fühlt man eine starke Sehne.
Wenn diese Sehne beim Anspannen und Lösen des Muskels hin - und herflutscht, dann trainiert ihr den richtigen Muskel.
Aber dabei nicht den Afterschliessmuskel bewegen.
Bei Frauen :
Sich vorstellen, man würde sich hinhocken und mit der Vagina eine Walnuss, ( oder etwas ähnliches, hi, hi ), aufheben wollen.
Nicht den Pomuskel anspannen. Das bringt nichts.....
Anmerkung :
Mittlerweile trainiere ich nur noch einmal in der Woche den Lidschlag.
Ob es noch nötig wäre, weiss ich nicht, will es aber auch nicht herausfinden.
Jedenfalls bin ich, ( einer von den 30 %, die nach einer Blasenkrebs-OP Tag und Nacht inkontinent sein sollten ), durch das Training tagsüber komplett kontinent geworden.
Jetzt leg ich mich aber wieder hin
Eckhard
Nachtrag vom 05.07.09
Nachdem ich das Training immer weiter reduziert hatte, trainiere ich heuer eigentlich gar nicht mehr.
Ich nehme an, durch meinen "Automatismus", die Harnröhre tagsüber immer über den Beckenbodenmuskel zu schliessen, wird dieser genügend trainiert, denn ich habe - trotz eines Trainingsstopps seit sicherlich einem halben Jahr - keinen Nachteil mehr bemerken können.
Nachtrag vom 28.02.11
Der "Automatismus" hat angehalten.
Ich trainiere jetzt schon seit über zwei Jahren (!!) nicht mehr und habe trotzdem - tagsüber - keinerlei Probleme.
Daß dies bei mir ganz eindeutig am trainierten Beckenbodenmuskel liegt, zeigt sich daran, daß ich des Nachts weiterhin völlig inko bin.
Der Beckenbodenmuskel ist ein "willkürlicher" Muskel, was bedeutet, man hat Einfluss auf ihn, man kann ihn trainieren.
( Das Herz z.B. ist ein "unwillkürlicher" Muskel, er bewegt sich, ob man will oder nicht )
Nachteil des willkürlichen Muskels ist seine Erschlaffung beim Schlafen.
Das "antrainierte" Unterbewusstsein, welches den Muskel tagsüber strafft und dadurch die Harnröhre verschliesst, kann dies beim Schlaf - ja bereits beim "Dösen" - nicht mehr aufrecht erhalten, erschlafft und ich laufe aus.
Also, Leute, solange trainieren, bis sich der Erfolg einstellt.
Dies kann recht schnell gehen, ( bei mir dauerte es ca. ein viertel Jahr, bis ich Erfolg hatte, ich habe trotzdem noch - reduziert -weitertrainiert, bis ich tagsüber gar nicht mehr an den Muskel dachte und habe erst da das Training komplett eingestellt ), bei anderen kann es etwas länger dauern.
Aber seid gewiss, es hilft.