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Weibliche Harninkontinenz – das Tabu brechen

18 Jan 2007 00:31 #1 von matti
Harninkontinenz – das Tabu brechen

Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)
(Verbandspresse, 12.07.2006 15:22)


(München) - Auch wenn viele betroffene Frauen lieber diskret von „Blasenschwäche“ sprechen: Harninkontinenz bedeutet Einschränkungen der Lebensqualität bei ständiger Angst vor peinlichen Situationen. Aus Scham oder der Überzeugung man könne doch nichts tun, verschweigt mehr als die Hälfte der Betroffenen das Problem Harninkontinenz bei einem Arztbesuch. Dabei sind nicht nur ältere und gebrechliche Patientinnen betroffen. Vielmehr findet sich dieses Problem bei Frauen in nahezu allen Altersgruppen, insbesondere ab dem 40. Lebensjahr bei steigender Tendenz mit zunehmendem Alter.

Zahlen und Fakten
Unkontrollierbarer Harnverlust tritt häufig durch die Schwächung der Beckenbodenmuskulatur in Folge von Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht und Alterung auf. Eine im Jahre 2005 von der Women`s Health Coalition (WHC) initiierte und von Infratest durchgeführte Befragung von Frauen zwischen dem 25. und 75. Lebensjahr untersuchte die Häufigkeit und den Leidensdruck der Harninkontinenz in der weiblichen Bevölkerung. Dabei erstaunt die hohe Zahl inkontinenter Patientinnen von insgesamt 43%. Während nur 11% der 25-39 jährigen Frauen über eine bestehende Inkontinenz berichten, liegt diese bei den 60-75 Jährigen bereits bei 49-64%. Mehr als 36% der befragten Frauen gaben an, dass ihr Problem seit Jahren besteht. Rechnet man diese Daten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hoch, sind in der Altersgruppe von 25-75 Jahren 4,7 Millionen Frauen inkontinent. Da das Problem mit zunehmendem Lebensalter weiter ansteigt - bei Frauen über 75 Jahren vorsichtig auf über 50% geschätzt - ist von einer Prävalenz von rund 8 Millionen auszugehen. Darüber hinaus weisen Frauen mit Harninkontinenz deutlich schlechtere Werte im Hinblick auf ihr körperliches und physisches Befinden gegenüber nicht betroffenen Frauen auf. Die Einschränkungen der Lebensqualität geht mit dem Schweregrad der Erkrankung Hand in Hand. Frauen mit hohem Leidensdruck nennen folgende Probleme:
1. Ängste, dass die Inkontinenz mit dem Alter zunimmt.
2. Die Befürchtung, keine Toilette zu finden.
3. Ängste, dass andere den Urin riechen können.
4. Die Sorge, in eine peinliche, demütigende Lage zu kommen.
5. Das Gefühl, die Blase nicht kontrollieren zu können.
Weiterhin wurde die Angst vor unkontrolliertem Urinverlust beim Sex, plötzlichem Aufstehen aus sitzender Position sowie Einschränkungen bei der Auswahl der Kleidung genannt. 60% der stark leidenden Frauen hatten bereits einen Arzt oder eine Ärztin kontaktiert. Das bedeutet, rund 40% der Frauen verzichten trotz des großen Leidensdrucks auf eine ärztliche Beratung.

Formen der Inkontinenz
Durch Belastungsinkontinenz, die bei rund 49% der Betroffenen vorliegt, tritt der unwillkürliche Harnverlust bei körperlicher Anstrengung oder Anspannung auf. Typische Situationen sind: Husten, Niesen, Lachen, das Heben schwerer Lasten und sportliche Aktivitäten, kurz jede Art körperlicher Betätigung, die mit einer Erhöhung des Drucks auf die Bauchregion einhergehen. Als Ursache gilt die Funktionsstörung der Schließmuskeln von Blasenhals und Harnröhre. Um die Kontinenz zu gewährleisten, müssen diese Schließmuskel einen Harnröhren-Verschlussdruck aufbauen, der die Kombination aus Füllungsdruck der Blase und abdominellem Druck übersteigt. Andernfalls geht bei körperlicher Belastung Urin verloren. Eine Dranginkontinenz betrifft rund 22% aller erkrankten Frauen. Hier liegt oftmals eine Überaktivität oder Instabilität des Detrusors (Blasenmuskel) zugrunde. Kennzeichnend sind häufiges Wasserlassen und ein plötzlicher, nicht beherrschbarer Harndrang.
An einer Mischinkontinenz aus Belastungs- und Dranginkontinenz leiden weitere 29% der erkrankten Frauen.

Diagnostik und Therapie
Als regelmäßiger Ansprechpartner sind Frauenärztin und Frauenarzt auch bei Inkontinenz kompetente Berater. Die Basisdiagnostik erlaubt bereits Rückschlüsse auf den Inkontinenztyp. Vielfach reicht diese zunächst aus, um eine konservative Therapie mit Maßnahmen wie Beckenbodentraining, Gewichtsabnahme sowie Medikamenten, z.B. postmenopausal die örtliche (= intravaginale) Östriol-Gabe und Pessaren einzuleiten. Erst wenn sich nach 6-8 Wochen keine Besserung einstellt, ist eine urodynamische Untersuchung angezeigt. Außerdem könnte eine chirurgische Therapie in Frage kommen. Bei jeder Entscheidung über das individuelle Vorgehen sollte stets auf den Leidensdruck der Patientin Rücksicht genommen werden. Die Behandlung der Inkontinenz erfordert Geduld, Feingefühl und intensive Beratung auf der Grundlage des Vertrauens zwischen Patientin und behandelndem Arzt. Für Frauen, die sich vor einem operativen Eingriff fürchten, wirkt die Aufklärung über neue medikamentöse Therapieoptionen erleichternd. Aber auch für jene, bei denen eine physiotherapeutische Maßnahme wie z.B. ein Beckenbodentraining nicht zum gewünschten Erfolg führt, sollte das Spektrum der konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft werden, bevor eine Operation in Erwägung gezogen wird. Um die Muskulatur des Beckenbodens zu stärken, können mit Hilfe eines geschulten Physiotherapeuten gezielte Übungen erlernt werden. Um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen, muss das Beckenbodentraining langfristig erfolgen. Bei bis zu 70% aller Frauen führt die Unterstützung des Schließapparates zu einer signifikanten Besserung der Beschwerden.

Eigenverantwortliche Problemlösungen
Viele Frauen verzichten bei Inkontinenz auf ausreichendes Trinken. Der Körper trocknet aus und das Blut wird dickflüssig. Daher gilt der Grundsatz: Pro Tag bis zu zwei Litern Flüssigkeit aufzunehmen. Ansonsten ist der Urin so hochkonzentriert, dass er die Schleimhaut der Blase angreift und auf Dauer eine Reizblase auslöst. Wichtig ist regelmäßiger Stuhlgang und auch beim Wasserlassen keinen Duck auszuüben. Eine korrekte Körperhaltung bei dem Besuch der Toilette hilft dem Körper bei jeder Entleerung. Eine wichtige Maßnahme ist die Gewichtsreduktion. Vor allem Diabetikerinnen mit einem BMI über 30 (= fettleibig) oder einem BMI von mehr als 25 (= übergewichtig) sind besonders häufig von Inkontinenz betroffen. Auslöser für eine Muskelschwäche können z.B. Nervenschädigungen bei Diabetes II sein. Von einem Beckenbodentraining in Eigenregie ist abzuraten.

Der Berufsverband der Frauenärzte betont, dass Inkontinenz heilbar bzw. deutlich zu bessern ist. Es gibt keinen Grund über Beschwerden zu schweigen, die mit Hilfe rechtzeitiger ärztlicher Beratung und Behandlung beherrschbar sind.


Quelle/Kontaktadresse:
Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)
Maria-E. Lange-Ernst, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pettenkoferstr. 35, 80336 München
Telefon: (089) 244466-0, Telefax: (089) 244466-100

eMail: bvf@bvf.de
Internet: http://www.bvf.de

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21 Jan 2007 21:50 #2 von matti
Hallo,

ich stimme in weiten Punkten mit der Pressemitteilung überein. Ein Punkt bestätigt allerdings meine Einschätzung, dass eine fachübergreifende Konsultierung z.B. zwischen dem Gynäkologen und Urologen nicht immer stattfindet, oder wenn, dann verspätet.

Diagnostik und Therapie
Als regelmäßiger Ansprechpartner sind Frauenärztin und Frauenarzt auch bei Inkontinenz kompetente Berater. Die Basisdiagnostik erlaubt bereits Rückschlüsse auf den Inkontinenztyp. Vielfach reicht diese zunächst aus, um eine konservative Therapie mit Maßnahmen wie Beckenbodentraining, Gewichtsabnahme sowie Medikamenten, z.B. postmenopausal die örtliche (= intravaginale) Östriol-Gabe und Pessaren einzuleiten. Erst wenn sich nach 6-8 Wochen keine Besserung einstellt, ist eine urodynamische Untersuchung angezeigt.


Ich bin der Meinung, dass eine frühstmögliche Facharztbetreuung, und bei diesem Beschwerdebild ist es der Urologe!, stattfinden sollte. In vielen Fachzentren, aber auch in Kooperationen ambulant praktizierender Gynäkologen und Urologen findet diese wünschenswerte Zusammenarbeit bereits statt. Es währe wünschenswert, wenn diese Entwicklung gerade bei den Berufsverbänden Unterstützung finden würde.

Gruß

Matti

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24 Jan 2007 11:48 #3 von welute
Hallo Matti,

da gebe ich Dir recht!!!!!

Leider ist es in der Praxis wirklich so, dass es ein Konkurenzdenken von Gynäkologen gegenüber Urologen zu geben scheint.

An anderer Stelle habe ich schon mal einen Vergleich aus meinem Beruf genannt:

Wenn Du ein Auto hast, kannst Du mit allem in die Werkstatt des Autohauses gehen. Auch mit Problemen an den Reifen.

Wenn Du aber statt dessen in einen Reifenfachhadel mit Deinen Reifen gehst, wird Dir wahrscheinlich schneller geholfen.

Ein Automechaniker muss alles um das Auto lernen - einen Reifenmechaniker kann sich auf die Reifen spezialisieren.

Und so sehe ich die Ärzte:

Ein Gynokologe muss alle "Frauen"krankheiten kennen, ein Urologe darf sich auf die Urologischen spezialisieren.

Wenn ein Frauenarzt nach 4-6 Wochen an eine Urodynamik denkt und den Patienten überweist, hat der Urologe sie vielleicht schon lange gemacht oder auch ausgeschlossen.

Also - auf zum Urologen

Gruß

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