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Buchtipp

23 Nov 2006 15:30 #17 von Fernet
HÖRSPIEL:
Frank Schätzing - Der Schwarm (Hörspiel),
Der Hörverlag 2004, 10 CDs

Eine Ölbohrgesellschaft entdeckt vor der norwegischen Küste Millionen seltsamer Würmer, die die Wissenschaftler vor Rätsel stellen.
Zur selben Zeit fahren die Touristen vor Kanadas Küste umsonst aufs Meer hinaus - die Wale, die sie eigentlich beobachten wollten, tauchen nicht zur gewohnten Zeit auf. Und schlimmer noch: kein Mensch weiß, wo sie sich aufhalten, sie sind durch kein Sonar zu orten.

Doch die Freude über das kurz darauf erfolgende Wiederauftauchen der Wale währt nur kurz: etwas nie dagewesenes passiert. Die Wale fangen an, die Ausflugsschiffe zu attackieren, gezielt, grausam, im Verbund - auf eine Art und Weise, die absolut verhaltensuntypisch ist.

Immer mehr Schiffe verschwinden im Ozean, gehen unter, werden durch extremen Muschelbefall auf offener See unmanövrierbar gemacht; in Frankreich bricht eine verheerende Seuche aus, die durch algenbefallene Hummer ausgelöst wird.

Und dann kommt der Supergau für Europa: die Würmer am Meeresgrund haben die gefrorene Methanschicht so stark zersetzt, dass diese mit einer gewaltigen Eruption birst - und unglaubliche Verschiebungen am Meeresboden verursacht. Die Menschen an den umliegenden Küsten haben kaum eine Chance - in rasender Geschwindigkeit werden sie von den meterhohen Wassermassen des Tsunami überrollt.

Als dann die Vereinigten Staaten unter der Schirmherrschaft der UNO alle Wissenschaftler zum Krisengipfel rufen, kommen sie alle. Und entgegen den zuerst proklamierten Vermutungen, Terroristen aus dem nahen Osten könnten hinter diesen unerklärlichen Veränderungen stecken, erscheint die erst absurde Idee von Sigur Johanson langsam immer wahrscheinlicher...

Und wirklich klingt es erst eher lachhaft, als er seine Kollegen zu überzeugen sucht, es gäbe eine zweite Intelligenz auf diesem Planeten, eine Art Außerirdischer, nach der im Weltall schon so lange gesucht wurde. Nur dass sie nicht im Weltall, sondern sehr nahe ist: in unseren Ozeanen.

Er nennt sie die Yrr - Einzeller, die sich auf noch unerklärliche Weise verschmelzen und in der Lage sind, alles Meeresgetier auf unerklärliche Weise zu steuern.
Wird es eine Möglichkeit geben, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, und sie davon zu überzeugen, die Menschheit koexistieren zu lassen? Ein riesiges Schiff mit Wissenschaftlern in der grönländischen See will das versuchen. Doch nicht alle an Bord haben dieselben Ziele...


Als der Schwarm in den Bestsellerlisten so hochschoss, war ich mir sehr sicher, dass mich die Begeisterung nicht anstecken würde. Und ob mich das Buch so fasziniert hätte wie jetzt das Hörspiel bezweifle ich nach wie vor.
Doch als Hörspiel, von verschiedenen, guten Stimmen gesprochen, dazu mit perfekt abgestimmter Musik unterlegt, war es einfach Kino für die Ohren. Es war unglaublich spannend, im Detail intereressant und auch informativ, in sich plausibel - kurz, dieses Hörspiel ist großartige Unterhaltung, und wer im Kino jemals mit Vergnügen und Spannung einen Thriller angesehen hat, kann sich sicher auch von dieser Handlung faszinieren lassen.

Und wer noch ein Geschenk (vielleicht gerade für ansonsten weniger Lesende, aber auch naturwissenschaftlich Interessierte (Männer)) sucht, hat hiermit gute Chancen, einen Treffer zu landen.

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28 Nov 2006 04:09 #18 von mehlbox2001
John Grisham: Die Begnadigung

... ein Fest für die Fantasie, hat leider nur drei Tage gehalten, so spanned wars ... besonders nett für Leute, die Italien kennen ...




Aus der Amazon.de-Redaktion
Arthur Morgan ist mit Abstand der mieseste Präsident, den Amerika jemals hatte. Durch diplomatische Tollpatschigkeit hätte er fast einen dritten Weltkrieg ausgelöst. Noch niemals hat ein amtierender Präsident nach vier Jahren Amtszeit bei den Neuwahlen so wenige Wahlmänner für sich gewinnen können -- drei gegen hundertachtunddreißig für den Gegenkandidaten, um genau zu sein. Nur Alaska war ihm gnädig -- und das wohl auch nur, weil er den Bundesstaat während des Wahlkampfs nicht besucht hat: „Nur in Amerika schafft es so ein Idiot bis an die Spitze“.

Eigentlich ist Morgan nur durch einen Skandal ins Amt gekommen, in den der damals bedeutendste und skrupelloseste Lobbyist des Landes, Joel Backman, verwickelt war. Jetzt drängt der CIA darauf, dass Morgan Backman am letzten Tag seiner Amtszeit noch schnell begnadigt. Für den gescheiterten Präsidenten ist das eine brillante Gelegenheit, seinem Nachfolger mit einem Skandal noch einmal richtig ins Schwitzen zu bringen. Aber der US-Geheimdienst verfolgt andere Ziele. „Wir dürfen keine amerikanischen Staatsbürger ins Visier nehmen“, bringt es ein hochrangiger CIA-Mann auf den Punkt. „Das würde gegen unsere Gesetze verstoßen. Uns wäre es lieber, wenn andere das für uns erledigten.“ Backman hat nämlich so manches Geheimnis mit ins Gefängnis genommen: Wenn er wieder in Freiheit ist, muss man nur abwarten, welche Nation letztlich den Auftrag zu seiner Ermordung gibt. Und so wird Backman mit einer neuen Existenz ausgestattet und außer Landes gebracht. Nach einem Jahr werden entsprechende Informationen an die Russen oder Israelis gegeben. Das Spiel kann beginnen -- und der CIA legt die Füße hoch …

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28 Nov 2006 10:29 #19 von Fernet
Das hab ich auch gelesen. Kann ich nur mitempfehlen.

Tolles spannendes Buch.



Mehlbox ich freue mich über Deine Unterstützung hier.

Bis bald Ilona

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29 Nov 2006 04:25 #20 von mehlbox2001
Hallo Ilona,

der neue Grisham war nur zu toppen von einem skurrilen Roman über die Welt des Internets, den ich im Frühjahr in einer Nacht auf meinem Balkon in Bulgarien durchhatte -- und das ist hart, denn ab vier Uhr schreien die Möven ... Allein die Beschreibung, wie der Informatik-Student seine täglichen Spaghetti kocht, sind absolut skurril getroffen ... Und wie man sich vor ein paar Jahren das Internet vorstellte ...

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Per Helge Sörensen: MAILSTORM
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Kurzbeschreibung bei den Amazonen:

An einem Sonntagabend wird ein junger Informatikstudent in der menschenleeren Universität zu Kopenhagen am Computerbildschirm. Zur gleichen Zeit verschwindet ein Kommilitone unter mysteriösen Umständen. Zeitgleich verunglückt ein Programmierer mit dem Auto in den Bergen bei San Francisco. Alles Zufälle? - Genauere Nachforschungen führen den Studenten in das Netz der Geheimdienste, der Politik und der amerikanischen IT-Branche. Die Spuren verdichten sich um das Thema der Kryptographie - die Verschlüsselung von sensiblen Daten, wie sie zum Schutz vor Industriespionage bereits verwendet wird ...

An einem Sonntagabend wird ein junger Informatikstudent in der menschenleeren Universität zu Kopenhagen am Computerbildschirm Zeuge eines Mordes. Zur gleichen Zeit verschwindet Martin, ein Kommilitone, unter mysteriösen Umständen. Zeitgleich verunglückt ein Programmierer mit dem Auto in den Bergen bei San Francisco. Alles Zufälle? Genauere Nachforschungen führen den Studenten in das Netz der Geheimdienste, der Politik und der amerikanischen IT-Branche. Die Spuren verdichten sich um das Thema der Kryptographie - die Verschlüsselung von sensiblen Daten, wie sie zum Schutz vor Industriespionage bereits verwendet wird ...

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29 Nov 2006 09:56 #21 von eckhard11 ✝
Morgen, Andreas,

sag mal, hast Du das Buch zweimal gelesen,
einmal ohne Mord und ohne Martin und einmal mit, hi, hi, hi..... ?

Gruß
Eckhard

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01 Dez 2006 05:18 #22 von mehlbox2001
... zu dumm, Eckhard ... hab einfach bloß bei den Amazonen kopiert ... sollte man wohl trotzdem nochmal durchlesen ... ;-)

Andreas

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12 Okt 2007 12:07 #23 von Fernet
Literaturnobelpreis 2007 an Doris Lessing

Am 11. Oktober gibt das Nobelpreiskommitee die diesjährige Wahl bekannt:
Doris Lessing!




Am 22. Oktober 1919 wird Doris May als Tochter der britischen Familie Taylor - der Vater ist Offizier der Kolonialarmee - in Kermanshah/Persien geboren.



2007
The Cleft (dt: Die Kluft; Übersetzung: Barbara Christ. Hamburg 2007). London 2007. -

Ein römischer Senator und Gelehrter in der Zeit von Nero ist im Besitz eines Manuskripts, das er den Alten Zeiten zuordnet. Seine Übertragung des Inhalts, mit einigen autobiografischen Details versehen, erzählt die gleichnishafte Geschichte des Volkes der 'Spalten'.

Die Spalten, Hybriden zwischen Frauen und Walrossen, leben in einem geordneten Miteinander, dass durch die überraschende Geburt eines - wie sich später herausstellt - männlichen Wesens gestört wird. Der Unmut der Gebärenden erfährt eine neue Qualität als mehr und mehr männliche Babies geboren werden. Die Spalten erahnen, dass Veränderungen herannahen, ein erster Schimmer von Intelligenz taucht auf. Sie suchen nach Möglichkeiten, die männlichen Babies loszuwerden, doch mehr und mehr von ihnen werden geboren. Schließlich werden die männlichen Babies von großen Adlern in das Tal jenseits des Berges getragen. Dort werden sie dank der anhaltenden Geduld eines einzelnen Weibchens aufgezogen.

Eines Tages gerät eine der Spalten in dieses Tal und macht die Erfahrung von Sexualität. Obschon bis dato nichts darauf hindeutete, dass die Spalten einen über das instinktiv-Notwendige hinausgehenden Gemeinschaftssinn kennen, geschweige denn Liebe, verlassen die jungen Spalten ihre älteren Artgenossinnen, um im Tal mit den Männlichen zusammenzuleben. Nach und nach bilden sich geschlechtsspezifische Strukturen heraus. Dies führt unter anderem dazu, dass die Männlichen die geschlossene Welt verlassen und zu einer Bedrohung für die benachbarte Welt werden.

Nominierung (Shortlist) für den Man Booker International Prize.



http://www.marabout.de/Lessing/Lessing.htm

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03 Nov 2007 17:18 #24 von Fernet
Hallo alle,

zu meinem 1. Buchtipp, den ich abgegeben hatte, gibt es nun den Film.
Ich selbst habe ihn noch nicht gesehen, und hoffe das er nicht mit der üblichen Theatralik gedreht worden ist. Das Jack Lemmon die Rolle des Morrie spielt, bürgt eigentlich für Qualität.

:::::::::::::

TV-Drama

Dienstags bei Morrie

Der erfolgreiche Sportjournalist Mitch Albom ist ein Workaholic. Er hat seine eigene Kolumne, seine eigene Radio-Show, ist ständig unterwegs und erledigt am liebsten sechs Dinge auf einmal - und keines vor der Deadline. Dann sieht Mitch eines Tages im Fernseher zufällig seinen alten Professor Morrie Schwartz, der an Amyotropischer Lateralsklerose erkrankt ist und - nach einem erfüllten Leben voller Freude, Familie, Unterricht, Musik und Tanz - nur noch wenige Monate zu leben hat. Plötzlich erinnert sich Mitch an sein Versprechen, mit seinem Lieblingsprofessor und Mentor in Kontakt zu bleiben. Ein Versprechen, das er nicht gehalten hat. Auch jetzt redet Mitch sich aus Angst und Schuldgefühlen zunächst ein, er habe keine Zeit für einen Trip nach Boston. Seine Freundin Janine überredet ihn trotzdem, den alten Professor ein letztes Mal zu besuchen. Als die beiden sich nach 16 Jahren zum ersten Mal wieder sehen, ist Morrie bereits von der tödlichen Krankheit gezeichnet. Aber er hat seine Würde, seinen Mut und seinen Humor nicht verloren. Morrie redet viel, und er stellt Mitch unbequeme Fragen: Bist Du glücklich? Lebst Du in Frieden mit Dir selbst? Wann kommst Du wieder?. Die unglaubliche Klarheit, mit der Morrie die Dinge sieht, fasziniert Mitch. Er fliegt ein zweites Mal nach Boston - und platzt mitten eine fröhliche Trauerfeier. "Du hast meine Beerdigung verpasst!" begrüßt ihn vergnügt Morrie, und am Ende dieses Tages ist es Mitch, der fragt: Wann kann ich wiederkommen? Von nun an besucht er Morrie jeden Dienstag und hält seine "letzte Vorlesung" für die Nachwelt auf Tonband fest. Mit funkelnden Augen spricht Morrie über das Leben, den Tod, die Liebe, über Glück, Abschiednehmen und Verzeihen - "über alles, wovor Du Angst hast", wie er zu Mitch sagt. Plötzlich ist die Arbeit nicht mehr das Wichtigste für Mitch. Ihm wird klar, dass beruflicher Erfolg und materieller Wohlstand nicht ersetzen, worum es im Leben wirklich geht. Aber Janine hat sich mittlerweile entschlossen, nicht länger zu warten.

Dienstags bei Morrie - TV-Drama, USA 1999 Sonntag, 11.11.2007
Beginn: 22.25 Uhr Ende: 00.10 Uhr Länge: 85 Min.

VPS: 22.25

Darsteller: Caroline Aaron (Connie), Hank Azaria (Mitch Albom), Aaron Lustig (Rabbi Al Axelrod), Bonnie Bartlett (Charlotte), Wendy Moniz (Janine), Jack Lemmon (Morrie Schwartz), Bruce Nozick (Mr. Schwartz)
Autor: Thomas Rickman
Original Titel: Tuesdays With Morrie
Regie: Mick Jackson

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20 Nov 2007 15:21 #25 von Fernet
... in dieser neu zugeordneten Abteilung ...
Bücher


Milan Kundera - Die Unwissenheit

Roman. 180 Seiten



****

Milan Kundera wurde 1929 in Brünn / Böhmen geboren. Nach dem Krieg schlug er sich als Arbeiter und Jazzmusiker durch. 1975 ging er ins Exil nach Frankreich, wo er seither lebt und publiziert.

Weitere Werke: (Auszug) Der Scherz / Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins / Die Identität / Die Unsterblichkeit / Die Unwissenheit


Zum Inhalt:

In ihren ersten Jahren in Paris war Irena von "Emigrantenalpträumen" heimgesucht worden - ihr Flugzeug landet wieder in Prag, vor ihr die tschechische Polizei - oder Frauen in Bierkrügen laufen auf sie zu und lachen.

Nun sind die Grenzen wieder offen. Und Irena hört sowohl von ihren Freunden in Frankreich als auch aus der alten Heimat, dass es nun an der Zeit wäre, wieder zurückzukommen.

Keiner will ihr zuhören oder sie verstehen, wenn sie erklärt, dass ihr Leben mittlerweile längst hier stattfindet, in Paris, dass 20 Jahre eine lange Zeit sind.

Und sie versucht es, tapfer. Um dann, bei ihrem ersten Essen mit den alten Freunden, wo sie ihnen von ihren 20 Jahren erzählen will, davon, was sich geändert hat, welcher Mensch sie geworden ist plötzlich von einer Gruppe lachender Frauen mit Bierkrügen umringt zu sein.

Die Erfahrung, dass es die Zurückgelassenen nicht interessiert, wie man die Jahre ohne sie verbracht hat, sie aber davon ausgehen, dass alles, was mit den Bekannten von damals passiert ist, von immanenter Wichtigkeit für den Wiedergekommenen sein müsse, macht auch Josef. Auf dem Familiengrab findet er Namen, die er nicht vermutet hätte - und er war nicht einmal zum Begräbnis eingeladen worden. Das Familienhaus gehört nun seinem Bruder, der auch den Rest seiner Besitztümer einbehält.

Irena und Josef waren sich schon einmal begegnet, vor 20 Jahren. Für sie war diese Erinnerung immer lebendig geblieben - er hat sie vergessen, weiß das aber zu verbergen. Und sie beide können sich nun endlich erzählen, was sie all ihren Freunden nicht sagen können: was aus ihnen geworden ist, in diesen 20 Jahren in einem anderen Land.

Hier hat Milan Kundera nach seinem Roman "die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" wieder Meisterstück abgelegt.

In gewohnt sensibler, wohlgesetzter Sprache erzählt er eine kleine Geschichte - die Odyssee der kleinen Leute des 20. Jahrhunderts. Exemplarisch für die unzähligen, die ihre Heimat verlassen mussten erzählt er von Irena und Josef, erzählt vor allem auch von dem, wonach sie sich zwar sehnen, es aber nicht wirklich erleben wollen: der Rückkehr.

Mit sehr viel Liebe zum Detail legt Kundera Zeugnis ab für seine Beobachtungsgabe; es sind nicht die großen Kränkungen, die die Rückkehr so schwer machen. Es sind die kleinen, unbeabsichtigten, gedankenlosen Rücksichtslosigkeiten.

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20 Dez 2007 17:44 #26 von Fernet
0101019202983


Dara Horn - Die kommende Welt (HC), Berlin Verlag

zum Inhalt:

Als Benjamin Ziskind bei einem Cocktailempfang für Singles im Museum vor seiner eigenen Unbeholfenheit flüchtet, findet er sich plötzlich einem Bild gegenüber, das ihm nur zu vertraut ist: eine kleine Studie von Marc Chagall, die jahrelang in ihrem Wohnzimmer gehangen hatte. Kurz entschlossen nimmt er das Bild von der Wand und nimmt es mit nach Hause...

Diesen fulminanten Einstieg - der sich im übrigen auf eine kurze Notiz eines kuriosen Kunstraubs bezieht - beginnt ein Roman, der mich beim Lesen von der ersten Seite weg auf wundervolle Weise zugleich unterhalten und angeregt hat.

Benjamin Ziskind ist der um wenige Minuten ältere Teil eines Zwillingspaares; als Wunderkind hatte er eine Karriere in einer Fernsehshow hinter sich, doch nun, mit knapp dreißig, war von diesem Status nicht mehr viel übrig. Er arbeitete als festangestellter Fragenschreiber für ein Fernsehquiz; seine Ehe wurde gerade geschieden, seine Wohnung ausgeräumt, seine Mutter war vor einem halben Jahr gestorben, und seine Zwillingsschwester war nun auch noch schwanger.

Doch zurück zum gestohlenen Bild. Wie war dieser Chagall eigentlich in den Besitz der Familie gekommen? In den zwanzigerjahren unterrichtete Chagall in einer jüdischen Waisenkolonie; einer seiner Schüler malte ein Bild, das Chagall so gut gefiel, das er es aufhängen wollte. Doch Boris, vom Leben bislang nicht sonderlich verwöhnt, wollte wissen, was er als Gegenleistung dafür erhalten würde - und durfte sich ein Bild seines Lehrers aussuchen.

Zu Besuch beim Lehrer war auch der "Nister", der Verborgene, ein jiddischer Dichter, dessen absurde Geschichten immer weniger verstanden (und gedruckt) wurden; auch er beschloss, den Jungen zu beschenken, und stopfte die Manuskriptseiten zu einer eben fertiggestellten Geschichte in den Rahmen des Bildes.

Und so wird ein weiter Bogen gespannt von den Progromen in Russland, über die so unterschiedlich verlaufenden Karrieren Chagalls und des Nisters, über Verrat und Liebe, über die unterschiedlichsten Kriege hinweg.

Das Buch ist zum Bersten voll mit Geschichten; hinter jedem Bild verbirgt sich noch, im Rahmen verborgen, eine weitere Geschichte. So erfahren wir von der einen Begegnung, die der Nister mit dem damals am Zenit seines Ruhms stehenden Perutz; die Geschichten der vergessenen jiddischen Autoren erleben neuen Glanz, als sie von Benjamins und Zaras Mutter neu illustriert unter ihrem Namen erscheinen; Benjamins Briefe an seinen Bar Mizwah-Bruder nach Tschernobil werden zwar nicht von diesem, wohl aber von dessen Mutter gelesen und bringen im letzten Endes einen Schwager ein; und Benjamins kurzentschlossener Kunstraub führt dazu, dass er sich tatsächlich noch einmal verliebt.

Und dann gibt es noch diese andere Welt, die kommende Welt, in die die Gestorbenen, die Nicht-mehrs, wandern, wo sie dann die NochNichts auf ihr zukünftiges Erdendasein vorbereiten, sie mit Kunst füttern, mit Literatur betrunken machen, in Liebe, Kummer und Leidenschaft baden, um sie für die Herausforderung des Lebens zu stärken.


Auch wenn das Ende etwas zu aprupt ist, auch wenn dadurch manche Fäden ziemlich gewaltsam gekappt werden; dies ist ein Roman, in den man voller Lust eintauchen kann, der auf wunderbare Weise eine verästelte Familiengeschichte erzählt, mit Gefühl und sehr viel Humor.

Dass zumindest die Rahmendaten der berühmten Persönlichkeiten, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, stimmen - Chagall hat tatsächlich in dieser Waisenkolonie unterrichtet - das zu überprüfen, die Bilder anzusehen, die Geschichten nachzulesen, die hier angeschnitten werden; all das führt dann das Vergnügen am Buch noch weiter.

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