Ein Arztbesuch steht an und bei Ihnen geht es um ein sensibles Thema wie Inkontinenz oder Entleerungsstörungen? Das kann eine große Herausforderung sein. Viele Menschen empfinden Scham oder Hemmungen, über dieses Thema zu sprechen. Doch es ist wichtig, dass Sie gut vorbereitet zum Arzt gehen, um eine effektive Behandlung zu gewährleisten. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie sich optimal auf den Arztbesuch vorbereiten, welche Fragen Sie stellen sollten und wie Sie offen und ehrlich mit Ihrem Arzt kommunizieren können.
Warum ist Vorbereitung so wichtig?
Die meisten Menschen kennen die Situation, dass es dann, wenn darauf ankommt, die wichtigen Fragen nicht gestellt werden. Daher kann es hilfreich sein, sich schon im Vorfeld Gedanken über grundsätzliche Fragen zu machen und diese für den Arztbesuch zu notieren. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie alle relevanten Informationen erhalten und keine wichtigen Details vergessen.
Informationssammlung und Dokumentation
Ein guter erster Schritt ist es, alle relevanten Informationen zu sammeln und zu dokumentieren. Führen Sie gegebenenfalls ein Symptom-Tagebuch, in dem Sie folgende Punkte notieren:
- Häufigkeit der Inkontinenz- oder Entleerungsprobleme
- Art und Menge des Urin- oder Stuhlverlustes
- Tätigkeiten oder Situationen, in denen die Probleme vermehrt auftreten
- Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme
- Bekannte Auslöser oder Linderungsmethoden
- Führen Sie ein Blasentagebuch. In diesem dokumentieren Sie Ihre Flüssigkeitsaufnahme, den Harndrang, eventuelle Schwierigkeiten beim Wasserlassen, die Menge des Urins, den Sie abgeben, sowie etwaige Harnverluste.
Diese Informationen können dem Arzt wichtige Hinweise für die Diagnosestellung und die Wahl der Therapie geben.
Wichtige Fragen, die Sie stellen sollten
Damit Sie gut informiert sind und keine wichtigen Fragen vergessen, können Sie folgende Liste als Orientierungshilfe nutzen. Diese Fragen sollten auf jeden Fall geklärt werden:
- Welches Ergebnis ist durch die Behandlung zu erwarten?
- Mit welchen Nebenwirkungen und Komplikationen muss ich eventuell rechnen?
- Wie lange wird die Behandlung voraussichtlich dauern?
- Wie muss ich die Medikamente einnehmen bzw. aufbewahren?
- Darf ich während der Behandlung bzw. nach einer Operation meinen normalen Lebensgewohnheiten nachgehen?
- Vertragen sich die Medikamente mit meinen bereits einzunehmenden Medikamenten?
Während des Arztgesprächs
Aus vielen Rückmeldungen wissen wir, dass Betroffene nicht selten den Arzt genauso unwissend wieder verlassen, wie sie ihn aufgesucht haben. Deshalb sollten Sie stets nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben oder Ihnen die Antworten und Erklärungen des Arztes unklar sind, weil sie z.B. mit unverständlichem Fachlatein durchzogen waren. Nehmen Sie Ihre Mündigkeit wahr, auch ein Arzt kocht nur mit Wasser.
Es ist Ihr gutes Recht, klar und offen nachzufragen. Lassen Sie sich medizinische Begriffe und Zusammenhänge erklären, bis Sie sie wirklich verstanden haben. Wenn der Arzt eine Therapie vorschlägt, sollte er diese mit Ihnen ausführlich besprechen. Sind bei Ihnen Fragen offen, dann gilt auch hier: Nachfragen! Schließlich geht es um Sie und Ihren Körper. Zuhause nützen Ihnen Ihre offenen Fragen nichts.
Nach dem Arztbesuch
Geben Sie dem Arzt eine Rückmeldung, wenn bei Ihnen die verordnete Therapie nicht anschlägt oder es zu unangenehmen Nebenwirkungen kommt. Nur so kann Ihr Arzt die Therapie verändern oder noch individueller anpassen.
Nebenwirkungen, ausbleibende Rückmeldung an den Arzt und Therapieabbrüche
Ein "Problem" bei Anticholinergika
Anticholinergika sind Medikamente, die häufig zur Behandlung von Erkrankungen wie überaktiver Blase eingesetzt werden. Trotz ihrer therapeutischen Vorteile können sie bedeutende Nebenwirkungen verursachen, was zu verschiedenen Problemen hinsichtlich der Patiententreue führt.
Im Folgenden werden einige dieser Probleme beschrieben:
Starke Nebenwirkungen: Anticholinergika können eine Vielzahl von Nebenwirkungen hervorrufen, darunter Mundtrockenheit, Verstopfung, Harnverhalt, verschwommenes Sehen, Gedächtnisstörungen und Verwirrtheit. Diese Nebenwirkungen können für die Patienten sehr belastend sein und ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Therapieabbrüche: Aufgrund der unerwünschten Nebenwirkungen brechen viele Patienten die vom Arzt empfohlene Therapie ab. Oft geschieht dies, ohne den Arzt zu informieren. Ein abruptes Absetzen der Medikamente kann jedoch zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes führen, was ein hohes Gesundheitsrisiko für den Patienten darstellt.
Mangelnde Rückmeldung: Patienten informieren den Arzt häufig nicht darüber, dass sie die Therapie abgebrochen oder gar nicht erst begonnen haben. Dies führt dazu, dass der Arzt die Behandlung nicht anpassen oder alternative Therapien vorschlagen kann. Der Arzt bleibt somit im Unklaren über den tatsächlichen Therapieverlauf und die Wirksamkeit der Behandlung.
Eingelöste, aber nicht genommene Rezepte: Es kommt nicht selten vor, dass Patienten ihre Rezepte in der Apotheke einlösen, die Therapie jedoch nie beginnen. Dies kann aus Angst vor Nebenwirkungen oder aufgrund von Unsicherheiten im Umgang mit den Medikamenten geschehen.
Diese Probleme verdeutlichen, dass eine intensive Aufklärung und Betreuung der Patienten erforderlich ist, um die Therapieadhärenz (Therapietreue oder Medikamentencompliance) zu verbessern. Ärzte sollten potenzielle Nebenwirkungen offen mit den Patienten besprechen und regelmäßige Nachkontrollen vereinbaren, um die individuelle Verträglichkeit der Medikamente zu überwachen. Zudem könnten alternative Therapien oder individuell angepasste Dosierungsstrategien in Betracht gezogen werden, um die Nebenwirkungsbelastung zu minimieren und gleichzeitig eine effektive Behandlung sicherzustellen.
Ein Arztbesuch kann bei sensiblen Themen wie Inkontinenz oder Entleerungsstörungen eine Herausforderung sein. Gut vorbereitet zu sein, hilft Ihnen, alle wichtigen Fragen zu stellen und die bestmögliche Behandlung zu erhalten. Dokumentieren Sie Ihre Symptome, notieren Sie sich Ihre Fragen und scheuen Sie sich nicht, nachzufragen, wenn etwas unklar ist. Ihre Mündigkeit ist wichtig, um die bestmögliche Versorgung zu erhalten.
Denken Sie immer daran: Es geht um Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Nutzen Sie Ihre Stimme und die Gelegenheit, um alle Informationen zu erhalten, die Sie benötigen.