Liebe Kathrin,
Nicht zu Ärzten gehen wollen, das kenne ich, aber eher von Männern. Da heißt es ja immer, die müssen erst von ihren Frauen unter Druck gesetzt und gezwungen werden. Da ist es oft weniger die Scham, als einfach Faulheit oder Angst vor möglichen unangenehmen Begleiterscheinungen oder Konsequenzen. Aber ich kenne das auch als Verweigerung, eine geahnte oder befürchtete Erkrankung zu negieren unter dem Motto "es wird schon nichts sein."
Leider kenne ich auch Menschen die aufgrund ihrer Verweigerung später mit den übelsten Folgen zu kämpfen hatten. Monatelange Rückenschmerzen, bei denen schon nichts sein wird, entpuppten sich dann als Metastasen eines bereits fortgeschrittenen Prostatakarzinoms, selbst akute, heftige Schmerzen wurden schon abgetan mit es wird schon wieder vorübergehen und stellten sich dann einige Tage später bei der Einlieferung ins Spital als Mesenterialvenenthrombose, Lungeninfarkt und Blinddarmdurchbruch heraus.
Ich selbst habe schon sich verweigernde Kranke in der Familie nächtens ins Spital geschleppt, auch auf die Gefahr hin, dass es Fehlalarm war.
Ich will Dir jetzt keine Angst machen, aber alles, was Du so beschreibst, macht es notwendig, eine gynäkologische Abklärung durchführen zu lassen.
Insofern ist es ein tolles Angebot von Ano und Bernhardine, Dir bei der Artzsuche zu helfen, nimm es doch an! Wenn Du keinen niedergelassenen Arzt oder Ärztin kennst und Dir das zu wenig anonym erscheint, dann ist für Dich eventuell der Gang in ein Spital, eine Klinik, eine Ambulanz besser.
Ich selbst bin bei meiner Arzwahl ausgesprochen zickig und ich kenne, insbesondere beim Urologen die Scheu, die Überwindung, sich anzuvertrauen. Bei meinem ersten Urologen mussten die Patienten im Wartezimmer vor allen anderen wartenden Patienten der Arzthelferin, diesem Vorzimmerdrachen öffentlich bekennen, weswegen man hier sei. Ich hatte damals provokant und laut gesagt, ich glaube, ich habe Syphilis, ich hatte ungeschützten Geschlechtsverkehr! und habe mich am Absatz unter den verwunderten Augen des Drachen und aller Patienten (Mütter haben ihren wartenden Kindern die Ohren zugehalten) umgedreht und bin gegangen.
Heute habe ich Ärzte meines Vertrauens, auf fast allen Fachgebieten und klar, auch ich bin schon oft enttäuscht worden durch die Art und Weise der Abfertigung und des Nichtzuhörens, aber auch hier habe ich gelernt, mich auf die Beine zu stellen.
Allerdings können wir Dich nicht zum Arzt tragen gemäß eines alten Spruches, du kannst das Pferd zur Tränke führen, aber trinken muss es selbst.
Schönen Tag noch, bei uns sind wieder 36 Grad angesagt und es brennt bereits jetzt die Sonne gnadenlos herunter.
Johannes