Hallo liebe "Mitleidenden",
ich bin Stephan, 39 Jahre alt und leide seit über einem Jahr an einer zunächst sehr starken, dank Vesikur (10mg) mittlerweile etwas besser gewordenen Dranginkontinenz. Ich habe mich diese Woche endlich zu einer Urodynamikuntersuchung durchgerungen, nachdem vorgegangene Ultraschalluntersuchungen unauffällig waren. Ergebnis war eine erhöhte Destrusoraktivität, die Blasenkapazität habe ich heute vergessen zu erfragen aber ich schätze es waren um die 200-250ml. Bei mir kommt der Harndrang in sich steigernden Wellen, die ersten stärkeren 1-2 Drangwellen kann ich quasi "wegdrücken" bis der Drang zu stark für meinen Sphinkter wird und Urin abgeht (zwischen 50-200ml). Habe ca. 15-20x Toilettengang/Harndrang pro Tag. Eigentliche Ursache ist noch ungeklärt, das muss ich jetzt in den nächsten Wochen herausfinden ob es neurologische Gründe gibt. Ich war kürzlich auf einer 5-wöchigen Reha, die dort durchgeführte Beckenbodentherapie und Pelvicenter hat keine Besserung gebracht.
Ich trage als Hilfsmittel Windeln mit hoher Saugstärke, nachdem ich mit Vorlagen (zu unsicher da nicht enganliegend) und Pants (zu kompliziert in der Arbeit zu wechseln) nicht klar gekommen bin. Nachts habe ich mehrere Blasenentleerungen, wobei ich nachts vom Harndrang zum Glück(?) nicht wach werde und daher trotz Inkontinenz gut schlafen kann. Würde mich glaub ich in den Wahnsinn treiben, der Schlafmangel. Tagsüber hat sich durch Vesikur der Harndrang so verbessert, dass ich mittlerweile ca. 1-2 Minuten Vorwarnzeit habe um eine Toilette zu erreichen. Im Beruf habe ich meinen Alltag so eingerichtet, dass ich zwischen Meetings phrophylaktisch meine Blase entleere und zu Hause tagsüber weitestgehend Windelfrei auskomme (außer wenn mal ein guter Film im Fernsehen kommt und ich kein Bock habe aufzustehen

). Ungewollten Urinabgang habe ich meistens in Situationen, in denen ich nicht schnell eine Toilette greifbar habe, z.B. in stressigen Meetings, knappen Terminplan, beim Autofahren, beim Shoppen, Sport etc. Grundsätzlich kann ich mit meiner Versorgungs- und Inkontinenzsituation halbwegs umgehen, auch wenn es manchmal natürlich sehr deprimierend ist - da muss ich euch aber nichts zu sagen.
Meine Ärztin hat mir, nachdem die Vesikurtherapie zwar eine Besserung im Bezug auf die "Vorwarnzeit", aber keine Beseitigung der Inkontinenz gebracht hat, heute nun zur Botoxtherapie geraten. Google wirft mir da neben verheissungsvollen Nachrichten auch Horrormeldungen von Harnverhalt und Selbstkatheterisierung aus. Ich muss ehrlich sagen, die beiden Kathetereinführungen für die Urodynamik hat mir persönlich gereicht und die Vorstellung, das mehrmals am Tag machen zu müssen, schreckt mich fürchterlich ab. Auch die notwendige Vollnarkose und das mehrmalige Spritzen pro Jahr ist ein starker negativer Aspekt.
Nun zu meinen Fragen:
- Können hier im Forum Betroffene, die eine Botoxtherapie durchgeführt haben, mal berichten im Hinblick auf Komplikationen?
- Seid ihr für die Botoxinjektionen an dem Tag immer krankgeschrieben?
- Wie oft müsst ihr die Therapie im Jahr durchführen?
- Seid ihr mit Botox komplett kontinent oder müsst ihr weiterhin Hilfsmittel wie Vorlagen/Windeln tragen?
- Habt ihr im Schlaf negative Veränderungen?
Mein derzeitiges Zwischenfazit lautet:
Ich bin zwischen Pest (Windeln) und Cholera (Mögliche Selbstkatherisierung wegen Komplikationen) hin- und hergerissen und tendiere derzeit eher, mein Schicksal mit aufsaugendem Hilfsmittel zu akzeptieren, zumal es mich im Alltag nicht mehr übermäßig belastet. Aber ein kontinentes Leben ist natürlich auch eine tolle Vorstellung!
Vielen Dank für die Rückmeldungen, die mir bei der Entscheidungsfindung helfen können.
Vg
Stephan