Tension-free Vaginal Tape (TVT) und Transobturator Tape (TOT) sind zwei chirurgische Verfahren, die zur Behandlung der Belastungsinkontinenz bei Frauen eingesetzt werden. Beide Methoden zielen darauf ab, den Harnröhrenverschlussmechanismus zu verbessern, um ungewollten Harnverlust zu verhindern. Hier folgt ein Ratgeber und Vergleich der beiden Techniken:
Tension-free Vaginal Tape (TVT)
Verfahren:
- Bei TVT wird ein synthetisches Band unter der mittleren Harnröhre platziert, um sie zu stützen.
- Das Band wird durch kleine Schnitte in der Vaginalwand eingeführt und durch zwei weitere kleine Schnitte in der Bauchdecke herausgeführt.
- Die Platzierung erfolgt in der Regel unter allgemeiner oder lokaler Anästhesie.
Vorteile:
- TVT hat eine hohe Erfolgsrate und ist in vielerlei Hinsicht gut dokumentiert.
- Das Verfahren ist relativ schnell und die Patienten können oft noch am selben Tag nach Hause gehen.
Nachteile:
- Es besteht ein Risiko für Blasenverletzungen während der Operation.
- Es kann zu postoperativen Schmerzen und Komplikationen wie Infektionen oder Erosion des Bandes kommen.
- Längere Erholungszeit im Vergleich zu TOT.
Transobturator Tape (TOT)
Verfahren:
- Bei TOT wird das Band ebenfalls unter die mittlere Harnröhre platziert.
- Im Gegensatz zu TVT wird das Band durch kleine Schnitte in der inneren Oberschenkelregion eingeführt und durch die Obturatormembran platziert, ohne die Bauchdecke zu durchdringen.
- TOT wird häufig unter regionaler oder lokaler Anästhesie durchgeführt.
Vorteile:
- Geringeres Risiko für Blasenverletzungen im Vergleich zu TVT.
- Weniger postoperative Schmerzen und kürzere Erholungszeit.
- Es gibt weniger Berichte über Banderosionen und andere Komplikationen.
Nachteile:
- Erfolgsraten können je nach Studie variieren, manchmal etwas niedriger als bei TVT.
- Kann zu spezifischen Komplikationen führen, wie z.B. Schmerzen in der Oberschenkelregion oder Schwierigkeiten bei der Bandplatzierung.
Hinweis zur Behandlung und Prävention von Rezidiven
Wichtiger Hinweis: Es ist wichtig zu verstehen, dass beide chirurgischen Verfahren (TVT und TOT) primär die Symptome der Belastungsinkontinenz angehen und nicht unbedingt die zugrunde liegende Ursache heilen. Daher besteht die Möglichkeit, dass die Inkontinenzsymptome nach einiger Zeit wieder auftreten können (Rezidive).
Anpassung des Lebensstils
Um das Risiko von Rezidiven zu verringern und die Wirksamkeit der chirurgischen Behandlung zu maximieren, sollte eine Anpassung des Lebensstils in Betracht gezogen werden. Hier sind einige Empfehlungen:
- Gewichtskontrolle:
Übergewicht kann den Druck auf die Beckenbodenmuskulatur erhöhen. Eine Gewichtsreduktion kann dazu beitragen, diesen Druck zu verringern.
- Beckenbodenübungen (Kegel-Übungen):
- Regelmäßiges Training der Beckenbodenmuskulatur stärkt die Unterstützung für die Harnröhre und kann die Kontinenz verbessern.
- Raucherentwöhnung:
- Rauchen kann chronischen Husten verursachen, der die Belastung auf den Beckenboden erhöht. Das Aufhören mit dem Rauchen kann dieses Risiko verringern.
- Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme:
- Vermeiden Sie koffein- und alkoholhaltige Getränke, da diese die Blase reizen können. Halten Sie eine gesunde, ausgewogene Ernährung ein, um Verstopfung zu vermeiden, die ebenfalls Druck auf den Beckenboden ausüben kann.
- Physiotherapie:
- Integrieren Sie spezifische Rehabilitationsübungen in Ihren Alltag, die von einem Physiotherapeuten entwickelt wurden, um die Beckenmuskulatur zu stärken und die Inkontinenz zu minimieren.
- Medikamentöse Therapie:
- In einigen Fällen können Medikamente hilfreich sein, um die Blasenkontrolle zu verbessern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über mögliche Optionen.
- Stressmanagement:
- Stress kann die Muskelspannung erhöhen und ist oft mit erhöhtem Harndrang verbunden. Methoden zur Stressbewältigung wie Yoga, Meditation und Atemübungen können hilfreich sein.
Ob Sie sich für TVT oder TOT entscheiden, es ist wichtig, dass diese chirurgischen Eingriffe als Teil eines umfassenden Behandlungsplans betrachtet werden. Um langfristig erfolgreich zu sein und das Risiko von Rezidiven zu minimieren, sollte eine Anpassung des Lebensstils in Erwägung gezogen werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die beste Vorgehensweise für Ihre individuelle Situation.
Beide Verfahren, TVT und TOT, haben ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. Die Entscheidung für eines der beiden Verfahren sollte in enger Absprache mit einem erfahrenen Urologen oder Gynäkologen getroffen werden, der Ihre spezifische Situation und medizinische Vorgeschichte bewertet. Es ist wichtig, alle Fragen und Bedenken vor der Operation zu klären, um die bestmögliche Entscheidung für Ihre individuelle Gesundheit zu treffen.
Insgesamt bietet die Tension-free Vaginal Tape (TVT) eine vielversprechende Option für Frauen mit Stressinkontinenzproblemen. Es ist eine schnelle, sichere und kostengünstige Behandlungsmethode, die minimale Nebenwirkungen hat und vor allem langfristig wirksam sein kann. In mehreren Studien[1], [2] wurde gezeigt, dass diejenigen Patientinnen, die diese Art von Operation unterzogen hatten, über einen signifikant längeren Zeitraum hinweg trockene Hosen hatten als jene ohne solche Operation.[3]
[1] Albo ME et al (2005), „Efficacy of tension-free vaginal tape in the management of female stress urinary incontinence“ Urology 65(6): 1117–1121 DOI 10/1016/jUrology04904x83010700123X
[2] Greenwell TJ et al (2007), „Randomized controlled trial of tension-free vaginal tape for treatment of stress urinary incontinence“ British Journal of Obstetrics & Gynecology 114(10): 1222–1229 DOI 10/1111/j1471-0528200707255X
[3] Dmochowski RR et al (2006), „Surgical outcomes after longterm followup of tensionfree vaginal tape for treatment of stress urinary incontinence“ Urology 67(5): 936–940 DOI 10/1016/jUrology04904x84010800051X