Blasenentleerungsstörungen betreffen viele Menschen und äußern sich in verschiedenen Formen wie erschwertem oder unvollständigem Wasserlassen, nicht willkürlich einsetzbarer Entleerung oder unregelmäßigen Abständen. Häufig resultieren sie aus mechanischen, funktionellen, neurologischen Erkrankungen oder psychogenen Faktoren. Durch diesen Ratgeber möchten wir Sie unterstützen, Ihre Situation besser zu verstehen und effektive Maßnahmen zu ergreifen.
Was ist eine Blasenentleerungsstörung?
Eine Blasenentleerungsstörung führt dazu, dass die Blase nicht vollständig oder nur eingeschränkt entleert werden kann. Dies kann unangenehme Symptome wie häufigen Abgang kleinerer Harnmengen (Überlaufblase) und Restharnbildung verursachen. Diese Inkontinenz ist oft nicht willentlich kontrollierbar und wird häufig von Dysurie (erschwertem Wasserlassen) begleitet.
Warum eine zeitnahe Behandlung so wichtig ist!
Betroffene sollten eine hohe Priorität darauf legen, bei Anzeichen von Blasenentleerungsstörungen sehr zeitnah einen Arzt aufzusuchen und eine Behandlung einzuleiten.
Wenn diese Störungen unbehandelt bleiben, können sie gravierende Folgen haben, die über die zuvor genannten Symptome hinausgehen. Zu den möglichen Konsequenzen zählen wiederholte Harnwegsinfektionen, die durch das unzureichende Entleeren der Blase begünstigt werden. In schwereren Fällen kann es zu einer Überdehnung der Blase sowie zu langfristigen Schädigungen der Blasenmuskulatur kommen, was die normale Funktion der Blase dauerhaft beeinträchtigen kann. Eine anhaltende Restharnbildung kann zudem zu einem Rückstau des Urins in die Nieren führen, wodurch das Risiko von Nierenschäden und potenziell lebensbedrohlichem Nierenversagen steigt. Dies könnte wiederum eine ernsthafte und möglicherweise irreversible Verschlechterung der Nierenfunktion zur Folge haben.
Darüber hinaus kann die chronische Dysurie (anhaltende Schwierigkeiten beim Wasserlassen) zu erheblichem Unwohlsein und einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Eine unbehandelte Blasenentleerungsstörung, wie sie beispielsweise bei einer Prostatavergrößerung, Diabetes oder neurologischen Erkrankungen entstehen kann, kann zu einer schlaffen, trabekulierten Blase (spezifische pathologische Veränderung in der Struktur und Funktion der Harnblase), die ihre normale Funktionsfähigkeit verliert, führen.
Deshalb ist es unerlässlich, dass Betroffene sich professionelle medizinische Unterstützung suchen, um eine präzise Diagnose sowie eine effektive Therapie zu erhalten. Nur durch eine rechtzeitige und angemessene Behandlung können schwerwiegende gesundheitliche Folgen vermieden und eine Verbesserung der Lebensqualität erzielt werden.
Ursachen der Blasenentleerungsstörung
Funktionelle und Neurologische Ursachen:
- Blasenatonie (Erschlaffung der Blasenmuskulatur): Blasenatonie beschreibt eine erschlaffte Blasenmuskulatur, die die selbständige Entleerung unmöglich macht. Diese kann nach radikalen Operationen wie Hysterektomien (Entfernung der Gebärmutter) auftreten. Auch Vergiftungen mit anticholinergen Substanzen (Medikamenten, die auf das Nervensystem wirken) können eine Atonie verursachen.
- Neurogene Blase (nervenbedingte Blasenstörung): Bei einer neurogenen Blase ist die Muskelaktivität der Blase aufgrund einer gestörten Nervenversorgung beeinträchtigt. Ursachen können Rückenmarksschäden, Multiple Sklerose, diabetische Neuropathie (Nervenschäden durch Diabetes) oder Querschnittlähmungen sein. Hierbei kommt es oft zur unkoordinierten Kontraktion der Blasenwand und der Schließmuskeln. Zu den zusätzlichen Symptomen der neurogenen Blase gehören:
- Dyskoordinierte Blasenentleerung (unkoordinierter Harnfluss): Unkoordinierte Kontraktionen der Blasenmuskulatur können sowohl zu einer unvollständigen Entleerung als auch zu einer Überaktivität der Blase führen.
- Sensibilitätsstörungen (gestörte Empfindungen): Patienten können das Bedürfnis zu urinieren entweder gar nicht verspüren oder verspüren es nur gelegentlich, was zu Überlaufinkontinenz führen kann.
- Autonome Dysreflexie (ungeordnete automatische Reflexe): Insbesondere bei hohen Rückenmarksverletzungen kann eine unkontrollierte Blasenüberfüllung eine gefährliche Bluthochdruckreaktion auslösen.
Mechanische und Anatomische Ursachen:
- Prostatavergrößerungen oder -krebs: Bei Männern können eine vergrößerte Prostata, sei es durch gutartige Prostatahyperplasie (BPH) oder durch Prostatakrebs (PCA), die Harnröhre (Urethra) komprimieren und den Harnfluss mechanisch blockieren. Dies führt zu hinderlichem Wasserlassen, das schmerzhaft und frustrierend sein kann.
- Knopflochphimose (enge Vorhaut): Eine enge Vorhaut, die nicht vollständig zurückgezogen werden kann, kann den Harnfluss behindern und zu mechanischen Verschlüssen führen.
- Meatusstenose (Verengung der Harnröhrenöffnung) und Harnröhrenstrikturen (Einengung der Harnröhre): Verengungen am Ausgang der Harnröhre oder in der Harnröhre selbst können den Urinfluss blockieren.
- Blasensteine und Harnröhrenklappen: Physikalische Hindernisse durch Steine oder angeborene Membranen in der Harnröhre können den normalen Harnfluss beeinträchtigen.
- Ektopie (Verlagerung) und Ureterozele (Aussackung des Harnleiters): Fehlbildungen oder Verlagerungen des Harnleiters (Ureter) führen zu obstruktiven (verstopfenden) Problemen, die den Harnabfluss behindern.
Psychogene Faktoren:
Stress und Angst: Psychische Belastungen wie chronischer Stress oder Angstzustände können die Blasenmuskulatur verkrampfen und so die Entleerung der Blase erschweren. Diese psychogenen Faktoren sollten ernst genommen und entsprechend behandelt werden.
Symptome einer Blasenentleerungsstörung
- Restharnbildung und mögliche Katheterisierung (Blasenentleerung mit einem Schlauch): Wenn nach dem Wasserlassen signifikante Mengen Urin in der Blase verbleiben, spricht man von Restharn. Dies fördert die Entstehung von Harnwegsinfektionen, da die stehende Urin eine ideale Umgebung für Bakterien bietet. Hier wird möglicherweise eine intermittierende Katheterisierung (ISK) notwendig, um die Blase vollständig zu entleeren und Komplikationen zu vermeiden.
Gefühl einer unvollständigen Entleerung: Dieses Symptom beschreibt das zwingende Gefühl einer nicht vollständig entleerten Blase. Trotz des Urinierens bleibt das Gefühl bestehen, dass sich noch Urin in der Blase befindet. Dies führt zu häufigem und frustriertem Toilettengang und kann zu starker psychischer Belastung und Unsicherheit führen.
- Häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen (Überlaufblase): Trotz eines ständigen Harndrangs entlädt sich die Blase nur in kleinen Mengen. Dieser häufige Harndrang kann besonders in sozialen oder beruflichen Situationen extrem störend sein. Es kann zu Schlafstörungen kommen, wenn die Symptome nachts auftreten (Nykturie), was in der Konsequenz zu Erschöpfung und verminderter Leistungsfähigkeit führen kann.
- Ständiger Druck auf die Blase: Ein ständiges Gefühl von Druck oder Schwere im Unterbauch, das auf eine volle Blase hinweisen könnte, bleibt oft bestehen, auch wenn die Blase nur minimal gefüllt ist. Dieses permanente Druckgefühl kann zu dauerhafter Unruhe und Unbehagen beitragen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
- Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen (Dysurie): Schmerzen oder Brennen während des Wasserlassens können auf eine Reizung oder Infektion der Blase oder Harnröhre hinweisen. Dieses Symptom beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich und kann zu Angst und Zögern beim Wasserlassen führen.
- Harnverhalt (Unfähigkeit, die Blase zu entleeren) und schwacher Urinstrahl: Schwierigkeiten, den Urinfluss zu starten, aufrechtzuerhalten oder einen schwachen Harnstrahl zu erzeugen, sind häufig und führen dazu, dass das Wasserlassen länger dauert und unvollständig erfolgt. In einigen Fällen kann der Urinfluss abrupt stoppen und dann wieder starten, was sehr unangenehm sein kann.
Auswirkungen dieser Symptome
- Langfristige Gesundheitsprobleme: Eine langfristig unbehandelte Blasenentleerungsstörung kann zu schwerwiegenderen gesundheitlichen Problemen führen. Dazu gehören wiederkehrende Harnwegsinfekte (Infektionen der Harnwege), Nierenschäden und die Entwicklung chronischer Blasenerkrankungen (dauerhafte Blasenprobleme), die die Lebensqualität weiter herabsetzen.
Dazu zählen auch:
- Schlaffe Blase: Die Harnblase ist normalerweise ein muskulöses Organ, das sich dehnen und zusammenziehen kann, um den Urinspeicher und die Ausscheidung zu ermöglichen. Eine "schlaffe" Blase bedeutet, dass die Blasenmuskulatur schwach oder unvollständig funktionsfähig ist. Dies kann dazu führen, dass die Blase sich ineffektiv zusammenzieht, was Schwierigkeiten beim vollständigen Entleeren des Urins zur Folge haben kann.
- Trabekulierte Blase: "Trabekuliert" bezieht sich auf das Auftreten von unregelmäßigen, verdickten Bändern oder Streifen der Muskulatur innerhalb der Blase. Diese Veränderung entsteht oft durch chronischen Druck oder Überbelastung der Blasenmuskulatur, möglicherweise aufgrund von langanhaltenden Schwierigkeiten beim Urinieren. Diese Verdickungen können zu einer unregelmäßigen und rauen Blasenwand führen.
- Physische Auswirkungen: Unvollständige Entleerung, Schmerzen und häufiges Harnlassen können zu Müdigkeit, Schlafmangel und allgemeinen körperlichen Beschwerden führen. Chronische Blasenprobleme können eine ständige Quelle von körperlichem Stress und Unwohlsein darstellen.
- Emotionale und Psychische Auswirkungen: Die Angst, keine Toilette in der Nähe zu haben oder aus Angst vor Inkontinenz soziale Aktivitäten zu meiden, kann zu erheblichem Stress und sozialer Isolation führen. Scham und Verlegenheit aufgrund der ständigen Toilettengänge oder möglichen Unfällen können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und depressive Symptome (Anzeichen von Depression) hervorrufen.
- Soziale und Berufliche Auswirkungen: Häufige Toilettenbesuche können die Teilnahme an gesellschaftlichen oder beruflichen Events einschränken. Dies kann die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz und die Teilnahme an sozialen Aktivitäten beeinträchtigen, was wiederum zu sozialem Rückzug und Isolation führen kann.
Harnwegsinfektionen vermeiden: Der Schlüssel liegt in der richtigen Blasenentleerung!
Blasenentleerungsstörungen können eine Reihe von erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen haben, insbesondere in Bezug auf die Förderung von Harnwegs- und Blaseninfektionen. Eine unvollständige Blasenentleerung führt zu Restharn, der ein ideales Milieu für das Wachstum von Bakterien darstellt. Dies kann zu wiederkehrenden Harnwegsinfektionen (HWI) führen, da die Bakterien genügend Zeit haben, sich zu vermehren und die Blasenwand zu infizieren. Des Weiteren kann der erhöhte Restharn zu einer Überdehnung der Blasenmuskulatur führen, was die Blasenfunktion weiter verschlechtert und das Infektionsrisiko zusätzlich erhöht. Schließlich können Harnwegsinfekte bei chronischen Blasentleerungsstörungen auch zu schwerwiegenderen Komplikationen wie Niereninfektionen (Pyelonephritis) und Nierenversagen führen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Blasenentleerungsstörungen ist daher entscheidend, um langfristige Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der betroffenen Personen zu verbessern.
Diagnosemethoden bei Blasenentleerungsstörungen
Anamnese und Physische Untersuchung:
- Anamnese (Krankengeschichte): Der erste Schritt ist ein detailliertes Gespräch mit dem Arzt. Dabei werden Fragen zu Ihren Symptomen gestellt, wie wann sie auftreten, wie lange sie bestehen und ob es bestimmte Auslöser gibt. Die Krankengeschichte einschließlich früherer Operationen und eingenommener Medikamente wird ebenfalls erfasst, um andere mögliche Ursachen zu identifizieren.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt tastet den Bauchraum ab, um Verhärtungen oder Auffälligkeiten zu erkennen. Bei Männern kann eine rektale Untersuchung (Untersuchung durch den After) notwendig sein, um die Größe und Beschaffenheit der Prostata zu überprüfen, da Prostatavergrößerungen Harnwegsprobleme verursachen können.
Bildgebende Verfahren:
- Sonographie (Ultraschalluntersuchung): Diese nicht-invasive Methode mit Ultraschallwellen zeigt die Form und Größe der Blase und hilft festzustellen, ob sie nach dem Wasserlassen vollständig entleert wird. Auch Blasensteine, das Ausmaß einer Blasenwandhypertrophie (Verdickung der Blasenwand) und die Auswirkungen auf die Nieren können sichtbar gemacht werden.
- Miktionszystourethrogramm (Röntgenuntersuchung der Blase und Harnröhre): Diese Röntgenuntersuchung verwendet ein Kontrastmittel, das durch die Harnröhre in die Blase eingeführt wird. Dabei kann die Funktionsweise und Form der Harnwege während des Wasserlassens beobachtet werden. Diese Untersuchung kann Rückfluss des Urins (Vesikorenaler Reflux, Rückfluss des Urins in die Nieren) und Blasendivertikel (Blasenausstülpungen) aufdecken.
- Urodynamische Untersuchungen (Funktionsmessungen der Harnwege): Diese Tests messen die Druckverhältnisse und die Funktion der Blase und der Harnröhre während der Blasenfüllung und -entleerung. Sie geben Aufschluss über die Kontraktionsfähigkeit der Blase, den Blasendruck und die Koordination zwischen Blase und Schließmuskel.
- Blasenspiegelung (Zystoskopie): Ein Zystoskop, ein dünner Schlauch mit einer Kamera, wird durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Mit diesem Verfahren können das Innere der Blase und der Harnwege visuell überprüft werden, um Anomalien wie Tumore (Geschwülste), Steine oder Entzündungen zu identifizieren.
Behandlungsmöglichkeiten
Sakrale Neuromodulation (SNM) - Blasenschrittmacher
Die sakrale Neuromodulation (SNM) ist eine Therapieoption zur Behandlung von Blasenentleerungsstörungen, insbesondere bei überaktiver Blase, Harninkontinenz und nicht obstruktiver Harnverhaltung.
Wirkprinzip:
- Stimulation des Sakralnervs: Über ein Implantat wird der Sakralnerv (meist S3) mittels elektrischer Impulse stimuliert.
- Verbesserte Nervenkommunikation: Diese Impulse modulieren die Signale zwischen Blase, Harnröhre und Gehirn.
- Normalisierung der Blasenfunktion: Ziel ist eine Regulierung der Blasenaktivität, wodurch Symptome reduziert oder behoben werden können.
Behandlungsverlauf:
- Testphase: Zunächst wird eine temporäre Elektrode implantiert und der Effekt auf die Blasenfunktion über einige Tage bis Wochen überprüft.
- Dauerimplantat: Bei positivem Ergebnis wird ein permanentes Stimulationsgerät unter die Haut implantiert.
Effekte auf Blasenentleerungsstörungen:
- Reduktion von Dranginkontinenz: Verringerung der unkontrollierten Blasenentleerungen.
- Verbesserung der Harnverhaltung: Erleichterung des willentlichen Wasserlassens.
- Erhöhung der Lebensqualität: Weniger Inkontinenzepisoden und verbesserte Kontrolle führen zu einer höheren Lebensqualität.
Vorteile:
- Minimal-invasive Behandlung ohne große Operation.
- Reversible und einstellbare Therapie.
Nachteile:
- Erfordert chirurgischen Eingriff und Nachsorge.
- Risiken wie Infektion oder Gerätedysfunktion können auftreten.
Die sakrale Neuromodulation bietet somit eine effektive Therapiealternative für Patienten mit bestimmten Blasenentleerungsstörungen, vor allem wenn konservative Behandlungsansätze versagt haben.
Intermittierender Selbstkatheterismus (ISK)
Der intermittierende Selbstkatheterismus (ISK) ist eine Technik, die es Patienten ermöglicht, die Blase regelmäßig und selbstständig zu entleeren. Diese Methode wird oft bei Personen angewendet, die aus verschiedenen Gründen eine gestörte Blasenentleerung haben.
Wirkprinzip:
- Entleerung der Blase: Durch das Einführen eines Katheters in die Harnröhre wird der Urin direkt aus der Blase abgeleitet.
- Regelmäßigkeit: Die regelmäßige Anwendung verhindert die Überfüllung der Blase und mögliche Komplikationen wie Infektionen.
- Selbstkontrolle: ISK ermöglicht Betroffenen eine bessere Kontrolle über ihre Blasenentleerung und reduziert das Risiko von Urinverhalt.
Behandlungsverlauf:
- Anleitung und Schulung: Zu Beginn wird der Patient von medizinischem Fachpersonal in die Technik des Katheterisierens eingewiesen.
- Selbstständige Anwendung: Nach entsprechender Anleitung führt der Patient den Katheter mehrere Male täglich selbst ein.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Um eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen, sind regelmäßige ärztliche Kontrolltermine notwendig.
Effekte auf Blasenentleerungsstörungen:
- Linderung des Harnverhalts: Hilft, die Blase vollständig zu entleeren und verhindert Restharnbildung.
- Reduktion von Infektionen: Regelmäßiges Entleeren der Blase kann das Risiko von Harnwegsinfektionen verringern.
- Verbesserte Lebensqualität: Größere Unabhängigkeit und weniger Angst vor spontanen Inkontinenzepisoden.
Vorteile:
- Non-invasive Technik ohne permanente Implantate.
- Ermöglicht Eigenkontrolle über die Blasenentleerung.
- Flexibel und kann in den Alltag integriert werden.
Nachteile:
- Erfordert anfangs Übung und Geduld.
- Regelmäßige Anwendung mehrmals täglich notwendig.
- Risiko von Harnwegsinfektionen vorhanden.
Der intermittierende Selbstkatheterismus stellt eine wichtige und effektive Methode dar, um Blasenentleerungsstörungen selbstständig zu managen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Dauerkatheter:
Ein Katheter kann durch die Harnröhre (transurethral) oder durch die Bauchdecke (suprapubischer Katheter) gelegt werden.
Vergleich der unterschiedlichen Katherisierungsarten:
Aspekt | Transurethraler Dauerkatheter (TDK) | Suprapubischer Dauerkatheter (SPDK) - Bauchdeckenkatheter | Intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK) |
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Beschreibung | Ein Katheter wird durch die Harnröhre in die Blase eingeführt und bleibt dort dauerhaft (regelmäßiger Wechsel erforderlich). | Ein Katheter wird durch eine kleine Öffnung in der Bauchdecke direkt in die Blase eingeführt und bleibt dort dauerhaft (regelmäßiger Wechsel erforderlich) |
Die Anwender führt mehrmals täglich selbst einen Katheter in die Harnröhre ein, um die Blase bei Bedarf zu entleeren. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit dies auch durch Dritte (Pflegekräfte) durchführen zu lassen, dann spricht man von Fremdkatheterismus |
Vorteile |
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Nachteile |
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Medikamentöse Therapie
Bei Blasenentleerungsstörungen stehen verschiedene medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
- Alpha-Blocker: Diese Medikamente sind besonders wirksam bei Männern mit vergrößerter Prostata, da sie die Muskulatur in der Prostata und der Blasenhalsregion entspannen und so die Blasenentleerung erleichtern.
- 5-Alpha-Reduktasehemmer: Diese reduzieren die Größe der Prostata und können bei Männern helfen, die Blasenentleerung zu verbessern, indem sie den Widerstand im Harntrakt verringern.
- Cholinesterasehemmer: Diese Medikamente fördern die Muskelkontraktion der Blase und können so bei einer schwachen Blase helfen, den Harn vollständig auszustoßen.
- Betanechol: Dieses cholinerge Medikament fördert die Kontraktion der Blasenmuskulatur und kann bei Blasenentleerungsstörungen eingesetzt werden, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichend sind.
Physiotherapie und Beckenbodentraining
Eine gezielte Physiotherapie zur Unterstützung der Blasenentleerung umfasst:
- Beckenbodenübungen (Kegel-Übungen): Diese Übungen stärken die Beckenbodenmuskulatur, was die Kontrolle über den Harnfluss verbessern kann. Ein Physiotherapeut erstellt ein individuelles Trainingsprogramm, das auf Ihre spezifischen Bedürfnisse abgestimmt ist.
- Biofeedback-Therapie: Diese Methode verwendet elektronische Geräte, um die Funktion der Beckenbodenmuskulatur zu überwachen und den Patienten zu helfen, diese Muskeln effektiver zu kontrollieren.
Chirurgische Optionen
In einigen Fällen können chirurgische Eingriffe notwendig sein, um die Blase zu entleeren oder die Entleerungsfunktion zu verbessern:
- Zystoskopie (Blasenspiegelung): Diese Methode kann verwendet werden, um Hindernisse wie Blasensteine zu identifizieren und zu entfernen, wodurch die Blasenentleerung verbessert wird.
- Prostataoperationen: Bei Männern mit einer vergrößerten Prostata kann eine Operation wie die transurethrale Resektion der Prostata (TURP) durchgeführt werden, um den Harnabfluss zu verbessern.
- Schlingenverfahren: Diese chirurgischen Eingriffe unterstützen die anatomischen Strukturen im Beckenbereich, stabilisieren die Blase und verbessern deren Funktion.
- Neoblase: Bei schwerwiegenden Fällen kann eine neue Blase aus Teilen des Darms (Neoblase) geformt werden, um die Blasenfunktion vollständig wiederherzustellen.
Lebensstiländerungen zur Unterstützung
Bestimmte Änderungen im Lebensstil können die Behandlung von Blasenentleerungsstörungen positiv beeinflussen:
- Ernährung und Flüssigkeitszufuhr:
- Vermeidung von Blasenreizstoffen wie scharfen Gewürzen, Koffein und Alkohol.
- Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert die Verdauung und verhindert Verstopfungen, die die Blase belasten können.
- Eine angemessene Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Blasenfunktion und hilft, Infektionen vorzubeugen.
- Stressmanagement:
- Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen, was sich positiv auf die Blasenfunktion auswirken kann.
- Schlafhygiene:
- Ein regelmäßiger Schlafrhythmus und eine angenehme Schlafumgebung können nächtliche Toilettengänge reduzieren und die allgemeine Blasenfunktion unterstützen.
Unterstützung durch Fachleute
Urologen
Fachärzte für Harnwegserkrankungen führen detaillierte Untersuchungen durch und entwerfen individuelle Behandlungspläne. Regelmäßige Besuche sind wichtig, um den Behandlungserfolg zu überwachen und Anpassungen vorzunehmen
Homecare-Dienste
Diese Anbieter bieten eine umfassende Betreuung und Unterstützung zu Hause, um den besonderen Bedürfnissen von Betroffenen mit Blasenentleerungsstörungen gerecht zu werden. Sie helfen bei der Anleitung und Anwendung von Kathetern und der Einhaltung von Therapien, wodurch die Behandlung nachhaltig unterstützt und die Lebensqualität verbessert werden kann. Das Wichtigste: Sie sind direkte Ansprechpartner bei Fragen, Problemen und Veränderunen in der Hilfsmttelversorgung und Anwendung und begleiten Menschen oftmals über Jahre.
Neurologen
Diese Fachärzte können helfen, wenn neurologische Ursachen für Blasenentleerungsstörungen verantwortlich sind, beispielsweise durch Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schlaganfall oder Rückenmarksverletzungen. Sie arbeiten eng mit Urologen zusammen, um eine umfassende Diagnose und Behandlung zu gewährleisten.
Neurourologen
Diese Spezialisten kombinieren das Wissen aus der Urologie und der Neurologie, um komplexe Blasenentleerungsstörungen zu behandeln, die durch neurologische Störungen verursacht werden. Sie bieten spezialisierte Diagnostik und Therapien an, um die Blasenfunktion bestmöglich zu unterstützen.
Psychologische Unterstützung
Psychologen und Therapeuten können bei der Bewältigung der emotionalen und psychologischen Aspekte von Blasenentleerungsstörungen helfen. Therapien wie kognitive Verhaltenstherapie (Verhaltenstherapie zur Änderung von Denkmustern) können Stress und Angst reduzieren, die sich auf die Blasenfunktion auswirken können.
Physiotherapeuten
Diese Fachleute bieten spezielle Übungen und Trainingsprogramme zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur und zur Verbesserung der Blasenkontrolle an. Ein individuell abgestimmtes Programm kann die Blasenfunktion verbessern und die Lebensqualität erhöhen.
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