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Perkutane Tibiale Nervenstimulation (PTNS)

Leiden Sie unter lästigen Blasenproblemen wie häufigem Harndrang, ungewolltem Harnverlust oder Schwierigkeiten beim Entleeren der Blase? Dann sind Sie nicht allein. Millionen von Menschen sind von solchen Blasenfunktionsstörungen betroffen, die oft die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Die gute Nachricht ist: Es gibt moderne und schonende Behandlungsmethoden, die Linderung verschaffen können. Eine davon ist die Perkutane Tibiale Nervenstimulation (PTNS).

Was ist PTNS und wie funktioniert sie?

Die Perkutane Tibiale Nervenstimulation, kurz PTNS, ist eine minimal-invasive Behandlungsform, die gezielt auf die Nerven der Blase einwirkt, um deren Funktion wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das Besondere daran: Es ist keine Operation nötig!

Das Prinzip hinter PTNS ist eigentlich ganz einfach: Ein spezieller Nerv, der sogenannte Tibialisnerv, verläuft im Bereich Ihres Knöchels. Dieser Nerv ist über ein komplexes Netzwerk mit den Nerven verbunden, die Ihre Blase steuern. Wenn die Blasenfunktion gestört ist, liegt oft eine Überaktivität oder Fehlfunktion dieser Nerven vor.

Bei der PTNS wird eine sehr feine Nadel in der Nähe des Tibialisnervs am Innenknöchel platziert. Diese Nadel ist mit einem kleinen Gerät verbunden, das sanfte elektrische Impulse abgibt. Diese Impulse werden über den Tibialisnerv bis hin zu den Blasen-Nerven geleitet. Dort helfen sie, die gestörten Nervensignale zu regulieren und die Blasenfunktion zu normalisieren. Man kann sich das wie eine Art "Reset" für die Blasen-Nerven vorstellen.

Für wen ist PTNS geeignet?

PTNS wird hauptsächlich bei folgenden Blasenfunktionsstörungen eingesetzt, wenn andere konservative Behandlungen (wie Blasentraining oder Medikamente) nicht ausreichend wirksam waren oder unerwünschte Nebenwirkungen hatten:

  • Überaktive Blase (OAB): Dies äußert sich durch plötzlichen, starken Harndrang, der schwer zu unterdrücken ist, häufiges Wasserlassen (oft auch nachts) und manchmal Dranginkontinenz (unfreiwilliger Harnverlust bei starkem Harndrang).
  • Harninkontinenz: Insbesondere die Dranginkontinenz, aber auch Mischformen können von PTNS profitieren.
  • Interstitielle Zystitis/Blasenschmerzsyndrom: Bei chronischen Blasenschmerzen kann PTNS schmerzlindernd wirken.
  • Chronische Harnretention: Schwierigkeiten, die Blase vollständig zu entleeren, können ebenfalls ein Anwendungsgebiet sein.

Ihr behandelnder Arzt wird beurteilen, ob PTNS die richtige Therapieoption für Sie ist und andere mögliche Ursachen für Ihre Beschwerden ausschließen.

Der Ablauf einer PTNS-Behandlung

Eine PTNS-Behandlungssitzung ist unkompliziert und dauert in der Regel etwa 30 Minuten. Sie findet ambulant in der Arztpraxis statt.

  1. Vorbereitung: Sie nehmen bequem Platz, und Ihr Unterschenkel wird freigelegt.
  2. Nadelplatzierung: Eine sehr dünne Nadel wird nahe des Tibialisnervs am Innenknöchel eingeführt. Dies ist in der Regel kaum schmerzhaft, vergleichbar mit einem kleinen Stich.
  3. Stimulation: Die Nadel wird an das Stimulationsgerät angeschlossen. Der Arzt stellt die Intensität der elektrischen Impulse so ein, dass Sie ein leichtes Kribbeln oder ein Ziehen im Fuß oder Unterschenkel spüren, aber keine Schmerzen haben.
  4. Entspannung: Während der Stimulation können Sie entspannen, lesen oder Musik hören.
  5. Abschluss: Nach etwa 30 Minuten wird die Nadel entfernt und ein kleines Pflaster angebracht.

Wie viele Behandlungen sind nötig?

Für optimale Ergebnisse wird eine anfängliche Therapiephase von 12 wöchentlichen Sitzungen empfohlen. Manche Patienten bemerken bereits nach wenigen Sitzungen eine Verbesserung, bei anderen dauert es etwas länger. Nach der initialen Phase kann eine Erhaltungstherapie in größeren Abständen (z.B. alle 3-4 Wochen) sinnvoll sein, um die positiven Effekte langfristig aufrechtzuerhalten.

Vorteile der PTNS

  • Nicht-invasiv: Keine Operation, keine Schnitte, nur ein kleiner Nadelstich.
  • Gut verträglich: Die Behandlung ist in der Regel schmerzfrei und die Nebenwirkungen sind minimal (manchmal leichte Rötung oder ein Bluterguss an der Einstichstelle).
  • Effektiv: Viele Patienten berichten von einer deutlichen Verbesserung ihrer Blasensymptome und einer erheblich gesteigerten Lebensqualität.
  • Ambulant: Die Sitzungen können bequem in der Arztpraxis durchgeführt werden.
  • Medikamentenreduktion: Es kann dazu beitragen, die Abhängigkeit von Blasenmedikamenten zu reduzieren oder diese ganz absetzen zu können.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen

PTNS gilt als sehr sichere Behandlungsmethode. Seltene und meist milde Nebenwirkungen können sein:

  • Leichte Schmerzen oder Kribbeln an der Einstichstelle während oder nach der Behandlung.
  • Kleine Blutergüsse oder Rötungen.
  • In sehr seltenen Fällen eine vorübergehende Muskelschwäche im Fußbereich.

Schwere Komplikationen sind äußerst selten. Ihr Arzt wird Sie umfassend über alle potenziellen Risiken aufklären.

Zusammenfassung 

Die Perkutane Tibiale Nervenstimulation (PTNS) ist eine vielversprechende und schonende Behandlungsoption für Menschen mit verschiedenen Blasenfunktionsstörungen. Sie bietet eine Alternative zu medikamentösen Therapien oder invasiveren Eingriffen und kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern. Wenn Sie unter anhaltenden Blasenproblemen leiden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob PTNS eine geeignete Therapieform für Sie sein könnte. Es könnte der Schlüssel zu einem unbeschwerteren Umgang mit Ihrer Blase sein.