Harninkontinenz ist ein Thema, das viele Menschen betrifft, jedoch wird häufig nur über die Problematik bei Frauen gesprochen. Dabei ist sie auch bei Männern keine Seltenheit, insbesondere mit zunehmendem Alter. Männer jeden Alters können jedoch unter Inkontinenz leiden. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Prostataoperationen über neurologische Erkrankungen bis hin zu altersbedingten Veränderungen der Muskulatur. Eine wirksame Methode, um diese Problematik anzugehen, ist das Beckenbodentraining.
Ursachen der Inkontinenz bei Männern
Bevor wir uns mit den Vorteilen und der Durchführung des Beckenbodentrainings beschäftigen, ist es sinnvoll, die häufigsten Ursachen der Harninkontinenz bei Männern zu beleuchten:
Prostataoperationen
Eine der häufigsten Ursachen von Inkontinenz bei Männern sind Eingriffe an der Prostata, speziell die radikale Prostatektomie, bei der die gesamte Prostata entfernt wird. Während dieser Operation wird oft auch der innere Schließmuskel, der nicht willentlich kontrolliert werden kann, entfernt oder geschädigt. Da nur der äußere Schließmuskel, der willentlich kontrolliert werden kann, bleibt, wird ihm eine besonders wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Kontinenz zugeschrieben. Ein gezieltes Training des äußeren Schließmuskels kann daher helfen, die Kontrolle über den Urinfluss wiederzuerlangen.
Der äußere Schließmuskel der Blase, auch als externer Sphinkter bezeichnet, kann willentlich kontrolliert werden. Dieser Schließmuskel besteht aus quergestreifter Muskulatur und wird bewusst durch das zentrale Nervensystem gesteuert. Im Gegensatz dazu kann der innere Schließmuskel, der am Blasenhals sitzt und aus glatter Muskulatur besteht, nicht willentlich kontrolliert werden. Er wird automatisch durch das autonome Nervensystem gesteuert.
Weitere Ursachen
- Alterungsprozess: Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelkraft im gesamten Körper ab, einschließlich der Beckenbodenmuskulatur. Dies führt zu einer reduzierten Fähigkeit, den Urinfluss zu kontrollieren, wodurch das Risiko für Inkontinenz steigt.
- Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson können die Signale, die Blase und Beckenboden steuern, stören und somit die Fähigkeit beeinträchtigen, Harn zu halten.
- Übergewicht und Lebensstil: Übergewicht erhöht den Druck auf die Blase und schwächt den Beckenboden, ebenso wie anhaltende körperliche Inaktivität.
Wie Beckenbodentraining helfen kann
Durchführung des Beckenbodentrainings
Für Männer, die mit Inkontinenz zu kämpfen haben, kann die Umsetzung eines Trainingsprogramms für den Beckenboden große Vorteile bringen. Hier sind einige grundlegende Übungen und Tipps zur Durchführung:
Das richtige Muskelgefühl
Bevor mit dem Training begonnen wird, ist es wichtig, die richtigen Muskeln zu identifizieren. Dies können Männer tun, indem sie versuchen, den Urinfluss zu stoppen, ohne die Bauch-, Bein- oder Gesäßmuskeln anzuspannen.
Kegel-Übungen
Diese Übung besteht darin, die Beckenbodenmuskulatur für 3-5 Sekunden anzuspannen und dann zu entspannen. Dies sollte in Sets von 10 Wiederholungen, dreimal täglich, durchgeführt werden.
Langsame Kontraktionen
Bei dieser Übung werden die Muskeln langsam für einen längeren Zeitraum (bis zu 10 Sekunden) angespannt und dann allmählich entspannt.
Schnelle Kontraktionen
Hier werden die Muskeln schnell und wiederholt angespannt und entspannt, um die Reaktionszeit und Kontrolle zu verbessern.
Kontinuierliches Training
Es ist entscheidend, das Training regelmäßig und langfristig fortzusetzen, da die Muskelstärke und -kontrolle durch fortlaufende Übung erhalten bleibt und verbessert wird.