Warum bei einem Schlaganfall jede Minute zählt
Vorübergehende Sehstörungen auf einem Auge, Doppelbilder, Lähmungen und Gefühlsstörungen einer Körperhälfte, Sprach- und Schluckstörungen: Diese Symptome können Warnzeichen für einen drohenden Schlaganfall oder Zeichen eines einsetzenden Schlaganfalls sein. Treten diese Warnsignale auf, muss schnell gehandelt werden - denn gerade die ersten Stunden sind bei einem Schlaganfall entscheidend.
Man kann heute sehr viel tun, so dass beispielsweise Patienten, die ansonsten auf Dauer an den ROLLSTUHL gebunden wären, wieder gehen können. Entscheidend dafür ist die rechtzeitige Behandlung. Bei ersten Anzeichen sofort den Rettungsdienst rufen und ohne Umwege in eine Klinik mit spezialisierter neurologischer Fachabteilung fahren! Zeitverluste durch Abwarten oder den Besuch beim Hausarzt führen oft dazu, dass wirksame Verfahren, insbesondere die Thrombolyse (das Auflösen von Blutgerinnseln, die einen Gefäßverschluss verursachen) nicht mehr eingesetzt werden können.
Einem Schlaganfall liegt in der Regel eine Durchblutungsstörung im Gehirn auf Grund einer Verstopfung von blutzuführenden Arterien zu Grunde, man spricht dann von einem ischämischen ('blutleeren') Schlaganfall. Seltener ist ein Riss in einem Blutgefäß mit einer Gehirnblutung die Ursache. Da die beiden Mechanismen ganz unterschiedliche Behandlungen erfordern, aber nicht ohne weiteres zu unterscheiden sind, muss das Gehirn unverzüglich untersucht werden - mittels Computertomographie (CT) oder, wie in spezialisierten Zentren wie Jena häufig, mittels Magnetresonanztomographie (MRT).
In Deutschland schätzt man die Zahl der Schlaganfälle auf etwa 200.000 pro Jahr. Der Schlaganfall gehört damit nach Krebs und Herzinfarkt zu den drei häufigsten Todesursachen. Patienten, die einen Schlaganfall überleben, behalten nicht selten erhebliche Behinderungen und Einschränkungen zurück.
Neue Berechnungen zeigen, dass bei einem Schlaganfall im Durchschnitt 1,2 Milliarden Nervenzellen im Gehirn verloren gehen. Zum Vergleich: Die Anzahl der Neurone im Großhirn wird auf etwa 22 Milliarden geschätzt. Ein Schlaganfall bedeutet damit im Durchschnitt den Verlust von etwa fünf Prozent aller Nervenzellen im Großhirn, und zwar innerhalb von nur zehn Stunden. Pro Minute sind es beinahe zwei Millionen Nervenzellen, die unwiederbringlich verloren gehen - das sind etwa so viele, wie während des normalen Alterungsprozesses in 36 Jahren.
Um diese Verluste so gering wie möglich zu halten, sorgt auf speziellen Schlaganfall-Stationen ('Stroke Unit') ein eingespieltes Team von Ärzten und erfahrenen Pflegekräften rund um die Uhr für die Schlaganfall-Patienten. Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind Rauchen, erhöhter Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes, Übergewicht und langjähriger übermäßiger Alkoholkonsum. Jeder Einzelne kann also sein Risiko wirksam senken.
Gruß
Matti