Hallo Grazerfranz,
ganz so schlimm hatte es mich zwar nicht erwischt, aber ansonsten ging es mir ähnlich. Ich hatte zwei Bandscheibenvorfälle im Hals die mir das Rückenmark gequetscht hatten. Deswegen auch eine Lähmung bis zur Hüfte inkl. Inkontinenz. Bewegen konnte ich meine Beine noch, allerdings unkontrolliert. Gefühle für Berührung und Schmerzen waren fast komplett weg, nur noch Warm/Kalt funktionierte.
Die ersten Gefühle kamen kurz nach der OP zurück, allerdings zuerst nur ein Kribbeln. Bei mir gab es dann auch Komplikationen, sodass ich erst 2 Monate später in die Reha konnte. Bei der Reha hatte ich dann gelernt, dass auch kleine Fortschritte eben Fortschritte sind. Das ganze ist jetzt 10 Jahre her. Ich kann war keine Sprünge machen, aber ich gehe wieder und kann Autofahren. Die Gefühle sind vor allem in den Füssen noch fast weg, aber man lernt mit der Zeit damit zu leben. Bremsen z.B. war im Auto manchmal schwierig, aber man lernt recht schnell das Gefühl für das Pedal in den Hintern zu verlagern, damit man weder zu doll noch zu lasch aufs Pedal drückt. Gleiches gilt fürs Gaspedal.
Hattest Du denn schon eine Reha? Kannst Du die Beine wenigstens ein wenig bewegen? Spürst Du irgendetwas? Das wäre wichtig, weil dann der Aufbau leichter geht. Wenn rein nichts mehr ist, dann wird es weitaus schwieriger.
Was ich Dir vor allem raten kann ist folgendes: Nimm alles an, was man Dir anbietet und nimm am besten noch mehr. Physiotherapie, manuelle Therapien, Massagen, Reha-Sport usw. usf. Wenn die Krankenkasse sagt, dass sie nur einmal genehmigen, dann diskutier so lange mit denen rum, dass Du das nochmals kriegst. Ansonsten bezahlt die Rentenversicherung das nochmal. War zumindest bei mir so. So hatte ich insgesamt 3x 6 Monate Reha-Sport, plus Physiotherapie und Massagen habe ich noch selbst dazu bezahlt. Am Anfang konnte ich grad mal so am Rollator laufen und am Schluss war ich soweit, dass mir eine Krücke gereicht hat. Ich muss zugeben, dass das zumindest das erste Jahr eine echte Quälerei war. Ich musste ca. 20kg wieder zunehmen, was auch dieses erste Jahr gedauert hat.
Leider ist bei mir die Harn-Inkontinenz nicht besser geworden. Eine Prostata-OP hat das ganze auf jeden Fall nicht besser gemacht. Die Stuhl-Inko hat sich allerdings gebessert, aber die war eh nur relativ schwach (Stufe 1). Auch damit habe ich leben gelernt. Ich weiss eben, dass ich 1x am Tag Stuhlgang habe. Normalerweise gehe ich vorher nicht aus dem Haus, bevor ich das nicht erledigt habe. Nur mal so als Beispiel.
Was mir viel geholfen hat, war der Zuspruch meiner Frau. Sie hat mich in allem unterstützt und sie ist diejenige, die den Schriftkram formuliert hat. Und Schriftkram hat man plötzlich sehr viel, wenn man nicht mehr arbeiten kann. Nicht nur Krankenkasse, sondern auch Versorgungsamt wegen Behindertenausweis, Beantragung Parkplatz vor der Tür, dann kommt irgendwann die Rente und dann geht wieder alles von vorn los. Wenn Du niemanden hast der dabei hilft, dann frag bei der Krankenkasse nach, wer bei Dir in der Nähe für sowas zuständig ist. Hier in Berlin gibt es z.B. den Sozialverband, die einen vorbei schicken und beraten und behilflich sind.
Und noch ein guter Rat: Versuche immer positiv zu sein!!!!! Ich weiss, dass das schwierig ist, aber es ist wichtig!
So, das solls erstmal gewesen sein. Wenn Du noch Fragen hast, dann immer her damit.
Gruss vom Karlchen