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will mich auch kurz vorstellen, Dranginkontinenz

17 Aug 2020 10:26 #1 von MVFly
Hallo,
ich bin schon ein bisschen hier, aber bisher nur passiv.
Bin 56 und leide seit 3 Jahren unter einer ausgeprägten Dranginkontinenz auf Grund einer überaktiven Blase (Reizblase),
nach dem Diagnose Schlüssel N32.8
Anfänglich was es noch eher selten, 1- 2 im Monat wobei das schon auch sehr belastend war, in der Stadt beim einkaufen wie aus
dem nichts, kam ein unglaublicher nicht beherrschbarer Harndrang und kein WC weit und breit und auch kein Busch oder Baum zum verstecken,
was zur folge hatte, das ich es nicht mehr halten konnte und mich komplett eingenässt habe, so schlimm das die Oberbekleidung auch nass war.
Hab dann meinen Rucksack davor gehalten und ab ins Kaufhaus und hab mir neue Sachen gekauft, war mega peinlich.
Die Intervalle der Drangphasen wurden im laufe der Zeit immer kürzer, hab mich dann zunächst längere Zeit selber versorgt mit Parts von der
Drogerie, wobei die Pants bei einer vollständigen Entleerung sehr schnell ausgelaufen sind, die Menge beim Drang kann sehr viel sein,
von der vollständigen Entleerung, aber auch wenig ist möglich, der Drang ist von der Menge unabhängig.
Letztlich hatte ich 5- 6 am Tag den Harndrang,
bin dann zwangsläufig zum Urologen, der dann nach einer Vielzahl von Untersuchungen (Blasenspiegelung usw.) die Diagnose gestellt hat.
Bekomme nun ein Medikament (Betmiga 50mg) und ein Dauerrezept für Vorlagen bzw. Windeln mit hoher Saugfähigkeit.
Mit Betmiga wurde es auch besser, hab jetzt "nur" noch 4- 5 Woche den Drang, allerdings nässe ich noch jede Nacht ein,
ich wach auf spüre den Drangnund es ist schon zu spät.
Nächste Möglichkeit meinte der Arzt wäre nun eine Botox- Injektion direkt in die Blasenwand im Rahmen einer Blasenspiegelung,
mal sehn, bin noch diesbezüglich noch sehr zögerlich.
So nun hab ich viel geschrieben.
Wünsche eine gute Zeit, viele Grüße Martin

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19 Aug 2020 22:27 - 19 Aug 2020 22:33 #2 von stephanw
Hallo Martin,

erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum, ich hoffe das Du hier einen guten Austausch hast und viele neue Tips bekommst.

Mit meinen 39 Jahren habe ich ein sehr ähnlich gelagertes Problem, welches bei mir psychisch und durch eine gutartige Prostatavergrößerung bedingt ist. Hab auch eine sehr stark ausgeprägte Inkontinenz bei ca. 250-300ml maximalem Blasenvolumen und nässe mich mehrmals tagsüber ein, so wie jede Nacht. Ich habe praktisch immer einen Harndrang (so ab 50ml Harn in der Blase), der in Wellen stärker wird und dann bei ca. 250ml zur unwillkürlichen Blasenentleerung führt. Benutze wie Du Inkontinenzwindeln als Hilfsmittel und nehme das Medikament Vesikur, was allerdings nicht sooo viel bringt. Betmiga hatte ich ausprobiert, kein Unterschied zu Vesikur. Meine Probleme bestehen seit November 2018, also mittlerweile fast 2 Jahre. Die Inkontinenz kam bei mir im Zuge eines Verkehrsunfalls (Sekundenschlaf, zum Glück ohne Verletzte) und der daraus resultierenden extremen Belastungsstörung in mein Leben. Man muss dazu sagen, dass ich früher in psychisch belastenden Lebensphasen (Krebserkrankung Mutter, Trennung von Freundin) öfter mit Bettnässen zu kämpfen hatte. Tagsüber habe ich seit dem Unfall die erheblichen Probleme. Habe schon eine Reha hinter mir und bin mittlerweile Schwerbehindert (GdB 50).

Ich bin körperlich komplett durchgecheckt (Urodynamik, neurologische Untersuchung) und meine Diagnose lautet: hyperaktiver Detrusor mit autonomen Detrusorkontraktionen. Zum Glück keine MS oder andere ganz schlimme Dinge.

Meine vorläufig letzte Therapieoption ist ebenfalls die Botoxinjektion in die Blase. Ich habe mich dagegen entschieden, auch wenn mich die Inkontinenz doch ziemlich stark in meinem Leben einschränkt und ich seit dem Unfall auch wegen der Inkontinenz in psychotherapeutischer Behandlung bin und Antidepressiva nehme. Die Katheterisierung im Rahmen des Urodynamik war für mich so schmerzhaft und so angsteinflössend, dass ich mich dem Risiko eines Harnverhalts durch die Botoxinjektion nicht aussetzen möchte (ca. 10% Risiko das es passiert). Meine derzeitige Entscheidung ist, das ich lieber mit den Windeln lebe, als mehrmals am Tag über einen Katheter Wasser lassen zu müssen. Zum Glück unterstützt mich meine Frau sehr. Die Windeln sind natürlich ein absoluter Liebestöter und deswegen bin ich ihr außerordentlich dankbar das sie so tapfer zu mir steht.

Ich muss allerdings dazu sagen: es gibt auch viele positive Berichte zu Botoxbehandlungen die zu einer vorrübergehenden Kontinenz (meist 6-12 Monate) geführt haben. Danach muss die Anwendung wiederholt werden, wobei die Wirkung mit zunehmender Anzahl von Behandlungen nachlässt. Das liegt daran, das sich der Körper an das Nervengift Botox gewöhnt. Auch gibt es viele Forenteilnehmer, die sich wegen anderer Harnblasenstörungen regelmäßig katheterisieren und damit sehr gut zu Recht kommen.

Es ist also eine höchstpersönliche Entscheidung, ob man diesen Therapieweg versucht. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du den für dich optimalen Weg findest!

Viele Grüße
Stephan

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21 Aug 2020 22:56 #3 von martinK
Hallo Martin

Auch von meiner Seite herzlich willkommen im Forum. Ich bin wie Du harninkontinent, habe ebenfalls eine überaktive Blase und zusätzlich Mühe mit der Kontrolle des Schliessmuskels (manchmal spüre ich Harndrang, kann aber nicht Wasser lassen und manchmal entleert sich die Blase ohne Vorwarnung). Die Ursache für die Inkontinenz ist nicht schlüssig geklärt. Ich habe eine milde Form der Spina Bifida und war als Kind schon mal inkontinent. Dazu muss ich vor einigen Jahren eine Polyneuropathie eingefangen haben, die aber mittlerweile abgeklungen zu sein scheint (zumindest waren die letzen Elektromyogrammuntersuchungen positiv). Und wie in vielen Fällen spielen Stress und persönliches Allgmeinbefinden auch eine Rolle. Zusätzlich ist die Kontrolle des Stuhlgangs bei mir auch nicht hundertprozentig vorhanden, wobei es mir in letzter Zeit diesbezüglich sehr gut ging.

Medikamente (Vesikur, Betmiga) haben bei mir nichts gebracht, bzw. die Nebenwirkungen waren zu heftig für mich. Ich komme im Alltag mit der Inkontinenz eigentlich ganz gut klar, arbeite normal, treibe Sport und nehme am Sozialleben teil. Aber natürlich ist das Ganze manchmal schon arg frustrierend und belastend (deshalb ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, dass man sich nicht absondert sondern versucht, trotz Inkontinenz ein "normales" Leben zu führen). Wichtig für mein Wohlbefinden ist, dass ich regelmässig Beckenbodenübungen durchführe; nicht nur für die Stärkung der Muskulatur sonder auch für die Entspannung des Beckenbodens.

Betreffend Botox habe ich wie Stephan keine Erfahrung, wie er aber bereits geschrieben hat, gibt es hier zum Teil sehr positive Erfahrungsberichte. Ebenfalls kann man die Behandlung nach dem ersten Mal abbrechen ohne dass Du ein grosses Risiko eingehst. Möglicherweise müsstest Du intermittierende Selbstkatheterisierung durchführen, das würde ich auf alle Fälle mit Deinem Arzt klären.

Alles Gute und herzliche Grüsse
Martin

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23 Aug 2020 12:08 #4 von MVFly
Hallo zusammen,

herzlichen Dank für die Aufnahme hier im Forum und für die ausführlichen Antworten.
Ich werde zunächst ein weiters 1/4 Jahr die Betmiga nehmen, komme von den Nebenwirkungen einigermaßen damit
zurecht, ich spüre schon ab und zu ein Leistungsverlust und einen deutlich höheren Puls, ansonsten gehts eigentlich.
Vom Erfolg bei meiner Dranginkontinenz wie bereits geschrieben ist es schon besser, aber nicht durchgreifend.
Wenn ich ohne Vorlagen oder Windeln unterwegs bin, verursacht das so viel Stress und damit kommen automatisch die Drangphasen.
Nachts hat sich mit Betmiga bei mir nichts verändert, wenn ich wegen dem Drang aufwache ist es bereits zu spät.
Was die Botoxinjektion anbelangt, bin ich noch sehr zurückhaltend, alleine die Vorstellung an eine weitere Blasenspiegelung
reicht mir schon, hatte erst vor kurzem eine Blasenspiegelung.
Beckenbodenübungen hat mein Urologe bei Dranginkontinenz bisher noch nicht angesprochen, muss ihn mal
diesbezüglich fragen, es ist auch schwer als Mann überhaupt was zu finden, weil Beckenbodenkurse in der Regel
für nur Frauen angeboten werden.
Ich wünsche einen schönen Sonntag.
Viele Grüße Martin

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23 Aug 2020 22:16 #5 von herirein

MVFly schrieb: Hallo zusammen,
Beckenbodenübungen hat mein Urologe bei Dranginkontinenz bisher noch nicht angesprochen, muss ihn mal
diesbezüglich fragen, es ist auch schwer als Mann überhaupt was zu finden, weil Beckenbodenkurse in der Regel
für nur Frauen angeboten werden.


Hallo Martin,
die allgemeinen Beckenbodenübungen für Frauen helfen eingeschränkt auch beim Mann. Das Besondere beim Mann ist den Schließmuskel zu trainieren, der sich unmittelbar vor dem Austritt der Harnröhre aus dem Becken in der Beckenbodenmuskulatur omegaförmig darstellt. Dieser Schließmuskel besteht aus einem Muskelring, der von der Blase gesteuert wird und nicht willentlich beeinflussbar ist. Der zweite Muskelring ist über den Willen steuerbar und hat Dich in die Lage versetzt den Harnstrahl zu unterbrechen. Ob dieser Teil des Schließmuskels funktioniert, kann man selbst zwischen Hodensack und Anus im sog. Damm ertasten, wenn man die Tätigkeit der Harnstrahlunterbrechung ausführt.
Diese speziellen Übungen für den Mann werden im "Blauen Ratgeber Nr 17" ab Seite 122 - Anhang gut und verständlich beschrieben.

Ich wünsche Dir die nötige Geduld um Besserung zu erfahren
mit herzlichen Grüßen
Heribert

Menschen sind wie Engel mit nur einem Flügel,
um fliegen zu können müssen wir uns umarmen
(Luciano de Crescenzo)

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23 Aug 2020 22:18 #6 von martinK
Hallo Martin

Beckenbodenphysiotherapie gibt es nicht nur für Frauen, z.B. müssen viele Männer nach einer Prostataoperation ihren Beckenboden trainieren um wieder Harnkontinent zu werden. Daneben umfasst die Physiotherapie mehr als "nur" die Stärkung des Beckenbodenmuskels. Zum Beispiel geht es auch um Entspannung (z.B. tendiert mein Blasenschliessmuskel stark dazu, verspannt zu sein) oder Toilettentraining. Ob sie in Deinem Fall hilfreiche sein könnte, weiss Dein Arzt vermutlich am besten. Auf alle Fälle lohnt es sich, dies mit ihm zu besprechen.

Herzliche Grüsse
Martin

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