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Blasenhalsenge und hypotoner Detrusor

13 Sep 2023 21:50 #1 von Supersoaker
Hallo zusammen,

ich bin schon seit längerer Zeit stiller Mitleser hier im Forum. Ich bin männlich, Mitte dreißig und komme aus dem wilden Berlin.

Anfang letzten Jahr wurde das Wasserlassen immer schwieriger und der Harnstrahl immer schwächer, weswegen ich dann gleich zum Urologen ging. Der begrüßte mich mit den Worten, was so ein junger Mann dann bei ihm will. Ich erzählte ihm meine Symptome und der sagte mir gleich, dass ich wohl eine Prostatitis habe, verschrieb mir ein Antibiotikum und sagte, ich soll nach zwei Wochen mal eine Urinprobe abgeben, um zu schauen, ob sie dann noch Bakterien enthält. Was dann nicht so war.
Das Wasserlassen wurde trotzdem immer schlechter, was ich dann erneut dem Urologen sagte, worauf er meinte, dass dies alles nur Kopfsache sei, alles nur “psychosomatisch” und er schickte mich wieder weg.
(Klasse Ärzte haben wir hier in Deutschland, da weiß man ja wofür man die hohen Krankenkassenbeiträge zahlt - Ironie)

Mitte letzten Jahres ging dann gar nichts mehr - Harnverhalt, Notaufnahme, Katheter. Yeah!
Ich ging daraufhin zu einem neuen Urologen, der mich sofort ernst nahm. Es folgte das volle Kaliber der Untersuchungen: Harnstrahlmessung, Blasenspiegelung, Urodynamik und Überweisung zum Neurologen. Hier diverse MRTs und neurologische Untersuchungen.

Ergebnis: Neurologisch unauffällig, urologisch wurde aber eine Blasenhalsenge festgestellt, kein Restharn, aber schwacher Harnstrahl. Mir wurde daraufhin Tamuosulin verschrieben und es besserte sich leicht. Dann trat ein neues Symptom auf: ich spüre fast keinen Harndrang mehr, auch bei voller Blase. Das ist sehr beängstigend.

Auch folgte eine heftige Prostataentzündung, bei der ich stationär im Krankenhaus behandelt werden musste.
Anfang dieses Jahres gab es dann erneut den Untersuchungsmarathon. Ergebnisse: Blasenhalsenge und hohe Barre der Prostata. Vorschlag der Urologen: OP und zwar TUIP.

Die TUIP OP erfolgte dann im März, brachte aber eigentlich keine wirkliche Besserung. Es hieß, ich sollte drei Monate abwarten. Es gab dann noch eine weitere Prostataentzündung, die gar nicht mehr weggehen wollte und sehr viel Antibiotika erforderte.
Da keine Besserung eintrat, ging ich wieder zum Urologen, der mich daraufhin in die Neurourologie überwies. Auf den Termin in der Neurourologie wartete ich dann ziemlich lange, einen Tag vorher wurde er dann seitens der Klinik abgesagt (ein Hoch auf unser Gesundheitssystem!) und kein Alternativtermin angeboten (zumindest nicht in diesem Jahr, vielleicht dann nächstes Jahr).

Ich suchte dann nach Alternativen und ging in eine andere Klinik mit einer Neurourologie. Dies war letzte Woche. Es wurde wieder eine Harnstrahlmessung, eine Urodynamik und eine Blasenspiegelung gemacht. Ergebnis: Die hohe Barre der Prostata sei zwar weg, aber der Blasenhals ist viel zu verengt, zudem ist der Blasenmuskel abgeschwächt. Vorschlag der Klinik: Na klar - Operation und zwar Blasenhalsinzision. Und zwar am besten gleich morgen, wo ich schon mal hier bin.
Also was solls: no risk, no fun. Die OP erfolgte letzte Woche, derzeit habe ich ziemlich starke Schmerzen, eventuell mal wieder eine Entzündung.

Ergebnis der OP: Harnstrahl besserte sich etwas, Qmax nun bei 20ml/sec, mittlerer Harnstrahl bei 10ml/sec und restharnfreie Blasenentleerung. Kommentar des Urologen: Nicht schlecht, aber da ist noch Luft nach oben.

Stand derzeit: Wasserlassen klappt mal besser, mal schlechter, Blase war zumindest beim Urologen gestern leer. Jedoch muss ich mich beim pinkeln “aktiv entspannen” und es dauert manchmal etwas, bis der Harnstrahl kommt. Kennt das einer von euch?
Weiterhin habe ich nicht wirklich Harndrang. Der Neurourologe in der Klinik meinte, das kommt von der schlaffen Blase und würde sich wieder bessern, wenn ich nun regelmäßig alle paar Stunden auf die Toilette gehe. Was mich ein wenig wundert, dass er alle Behandlungsalternativen strikt abgelehnt hat (Blasenschrittmacher, Elektrotherapie). Kommentar: Brauchen Sie nicht!

Die ganze Geschichte hat mich auch psychisch enorm mitgenommen und mir eine Depression beschert. Ein Hoch auf alle, die hier wirklich tapfer sind mit ihren Erkrankungen!

Ich bin gespannt, ob sich meine Blasensituation nun wirklich nach der zweiten OP mittelfristig bessert, glaube aber ehrlich gesagt nicht daran. Nun weiß ich dann allerdings nicht, welche Behandlungsoptionen es noch wirklich gibt?
Was mich auch wundert: hypotoner Detrusor wird immer im Kontext der neurogenen Blase genannt. Also doch noch mal zum Neurologen?

Achso, weil es häufig gefragt wird: Bei mir hat weder die TUIP noch die Blasenhalsschlitzung zu einer Beeinträchtigung des Samenergusses geführt.
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14 Sep 2023 13:28 - 14 Sep 2023 13:28 #2 von Ciajaeg
Hallo Supersoaker, dein Fall ist schon erheblich anders als meiner, aber in einigen speziellen Punkten kann ich vielleicht doch was beitragen.

Ebenso wie bei dir habe ich eine "sehr hohe Barre", bin aber deswegen nicht operiert worden, da ich eine neurogene Überaktivität der Blase habe, aber bei gleichzeitiger DSD, was zumindest "gefühlt" deinen Problemen ähnlich sein dürfte, ebenso wie meine Insterstitielle Zystitis oft mit einer Prostata-Entzündung verwechselt wird. Also andere Ursachen, ähnliche Auswirkungen.

TUIP und Inzision empfand ich jetzt ein bisschen "hui", mich wunderts, dass da nicht vorher zuminest irgendwas konservativ versucht wurde, aber gut, ist ja nun so. Der Neurologe wird dir nicht helfen können, nur ein Neuro-Urologe, am besten in einem der Kontinenz Zentren.

Was das "aktiv anspannen" angeht, da bin ich dabei, soll ich aber nicht machen, sondern den ISK bevorzugen, um dem Beckenboden und der Blase "Stress" zu ersparen, mache ich aber auch nicht ständig. Das wäre auch meine erste Frage: Den ISK schon mal ausprobiert?

Alles Gute.

Ciajaeg

Diagnosen: Neurogene Dysfunktion des unteren Harntraktes suprapontin, Terminale Detrusor-Überaktivität - Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination - Algurie - Polydipsie/Polyurie-Syndrom - chronische Harnretention -
Myalgische Enzephalomyelitis (ME-CFS) - (POTS) - Dysautonomie - Polyneuropathy

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14 Sep 2023 16:15 #3 von Supersoaker
Hallo Ciajaeg,

danke für deine Rückmeldung!
Wo hast du eigentlich deine ganzen Diagnosen bekommen? Das klingt alles sehr komplex. Hast du eher Probleme mit Restharn oder eher Probleme mit Inkontinenz?

Ja, ISK habe ich letztes Jahr nach meinem ersten Harnverhalt bekommen. Da ich danach wieder pinkeln konnte, war dies laut Urologe nur für den Notfall. Selber habe ich es ein paar mal gemacht, auch um zu gucken ob ich Restharn habe. Ich kann und konnte mich allerdings nie damit anfreunden. Es tut eigentlich immer weh und danach habe ich direkt eine Blasenentzündung. Da ich vorher kaum bis kein Restharn hatte, gab es such keine Vorgabe wie ich dies einsetzen soll. Da jetzt Restharn bei Null war, ist es ja nicht wirklich sinnig. Was mich einfach stört ist das fehlende Blasengefühl und bisher keine wirkliche Erklärung woher das kommt.

Ich war ja im Kontigenzzentrum, was an einer Uniklinik angeschlossen ist bei einem Neuro-Urologen. Dieser empfahl mir dann auch die Blashalsinzision dort direkt zu machen.

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15 Sep 2023 10:40 - 15 Sep 2023 10:51 #4 von Ciajaeg
Hi,

so wie ich das lese, hast du dann ja alles richtig gemacht. Was ich so lese ist eine Inzision nicht ganz ohne, was die langfristigen Effekte angeht, aber da lehne ich mich vermutlich schon zu weit aus dem Fenster, wenn aktuell kein Restharn vorhanden ist, macht der ISK vermutlich ja wirklich keinen Sinn.
Was die Schmerzen angeht, so war das bei mir anfangs auch ein echtes Problem, eben wegen der etwas ungewöhnlichen Anatomie, ich habe sicher 20 verschiedene Katheter-Typen ausprobiert, bis ich einen hatte, der gut funktioniert, gerade / steife funktionieren z.B. nicht gut, Tiemann-Spitze auch nicht, nur Nelathon, die für viele sehr angenehme Spitze von Coloplast piekst bei mir fürchterlich. Wenn es noch mal wichtig wird, unbedingt noch einmal verschiedene Produkte testen.

Meine Diagnosen kommen aus den letzten 18 Jahren mit verschiedensten Fachrichtungen, die urologischen Diagnosen waren schwierig zu bekommen, da mich vier Urologen einfach nicht ernst nehmen wollten, erst in der Kontinenz-Klinik hat sich das dann geändert, da hat mich meine HA hin geschickt.

Ich habe eine Kombination aus neurologisch überaktiver Blase (NDO) mit Restharn wegen DSD, ist wohl recht häufig z.B. bei MS.

Ohne Botox ist es eher Inkontinenz, mit Botox eher Restharn.

Die Ursache ist nicht ganz klar, es ist eine Mischung aus Schäden an der Wirbelsäule und autonomer Polyneuropathie, bzw. Dysautonomie.
Wobei ich die Hauptursache bei der Dysautonomie sehe und der Rücken zusätzlich alles komplizierter macht.

Keine Sensorik zu haben wie bei dir ist nicht ganz ungefährlich, hat denn keiner einer Idee dazu?
Was natürlich sein kann, ist, dass deine Blase, wegen der enge Enge der Harnröhre / Blasenhals, sich überdehnt hat und somit erst sehr, sehr spät etwas meldet, ein Freund von mir hatte bei einer Untersuchung 1500ml in der Blase, hat er gar nicht mitbekommen, neurologisch ist bei dem auch alles supi, bei ihm war es auch eine Enge der Harnröhre und über die Jahre hat die Blase da einfach aufgegeben. Inzision hatte er schon vor 20 Jahren, ist jetzt aber komplett zugewuchert und es wurde erneut operiert und der Verlauf der Harnröhre mit Rekonstruktion geändert, für ihn scheint es zu funktionieren.
ISK war bei ihm auch keine Lösung, da ging kein Katheter mehr durch.

bis denn

Ciajaeg

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07 Nov 2023 11:34 #5 von Torbenn22
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