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HARNINKONTINENZ ÜBERLAUFBLASE

18 Jun 2012 12:26 #1 von KLAWEL
HALLO,
MEINE 84-JÄHRIGE MUTTER LEBT IM PFLEGEHEIM (PFLEGESTUFE 2). SIE SITZT IM ROLLSTUHL UND LEIDET AUFGRUND EINER NEUROLOGISCHEN STÖRUNG AN EINER ÜBERLAUFBLASE. DIE KONTRAKTIONSFÄHIGKEIT IHRER BLASE IST GLEICH NULL.
FACHARZT UND HAUSARZT SIND AUFGRUND VON INFEKTIONSGEFAHREN GEGEN EINE KATHETERISIERUNG. DAS PROBLEM IST EIN MENSCHLICH-SOZIALES: ES IST IHR UNANGENEHM, WENN SIE IHR FRISCH BEZOGENES BETT SOFORT WIEDER EINNÄSST ODER DREIMAL AM TAG IHRE HOSEN GEWECHSELT WERDEN.
FRAGE: GIBT ES MODERNE HILFSMITTEL, Z.B. VORLAGEN MIT GROSSER SAUGFÄHIGKEIT, SO DASS SIE 5-8 STD. TROCKEN BLEIBT? GIBT ES Z.B. HOSEN, DIE EINEN URINAUSTRITT WIRKSAM VERHINDERN? WELCHE HILFSMITTEL KÖNNEN EINER GERUCHSBILDUNG VORBEUGEN?

VIELEN DANK

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18 Jun 2012 20:27 #2 von Struppi
Hallo Klawel,

willkommen hier im Forum.

Zunächst einmal finde ich es verwunderlich, dass nicht das Pflegeheim selbst auf die Idee kommt, dort etwas zu unternehmen bzw. menschenwürdige Zustände herbei zu führen, z.B. haben die meisten Pflegeheime sog. "Kontinenz-Beauftragte".

Selbstredend gibt es gute Inkontinenzprodukte, die zuverlässig den Harn aufnehmen, zuvor sollte das Problem bzw. die Ursache der Inkontinenz allerdings gründlich durch einen Urologen abgeklärt worden sein. Sobald dies erledigt ist, kann der Arzt (auch der Heim-/Hausarzt) die nötigen Hilfsmittel verordnen.

Dies geht selbstredend auch dann, wenn das Heim gern eigene Hilfsmittel stellen möchte (diese sind qualitativ meist im eher niedrigpreisigen Segment angeordnet).

Es könnte ggf. auch der ISK (intermittierender Selbst-Katheterismus) infrage kommen, wobei ein Einweg-Katheter in die Blase eingeführt wird, um diese vollständig zu entleeren. Diese Technik (die, sofern keine anderen Kriterien dagegen sprechen, z.B. eine Demenz oder mangelnde Handfunktion) kann theoretisch in jedem Alter erlernt werden und schützt zudem die Nieren vor Schäden durch einen Rückfluss von Harn.

Ansonsten empfehle ich, Muster von Sanitätshäusern oder den Anbietern saugender Hilfsmittel anzufordern und verschiedene Produkte (Vorlagen bis Inkontinenzslips) auszuprobieren; es wird mit Sicherheit etwas passendes dabei sein und über einen Geruchsbinder (Odour-Control) verfügen in der Regel alle Produkte am Markt.

Gruß

Hannes

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19 Jun 2012 10:33 #3 von KLAWEL
Hallo Hannes,
erst mal vielen Dank für Ihre Tipps und Mühen.
Ich denke, meine Mutter ist fachärztlich schon in guten Händen. Sie hat eine humangenetische Erkrankung, nennt sich Strümpell-Lorraine (SPG 4). Eine Katheterisierung (egal welcher) würde in ihrem Fall die Infektionsgefahr erhöhen, so die Ärzte. Eine ISK setzt - glaube ich - auch voraus, dass der Patient ungefähr merkt, wann seine Blase voll ist. Das kann meine Mutter nicht mehr feststellen. Was bleibt, sind die menschlichen Probleme. Handelsübliche Vorlagen bekommt sie seit 10 Jahren. Die sind aber nicht mehr wirksam, d.h. der Urin tritt nach 1 - 2 Std. wieder aus und nässt Hose und Rollstuhl ein. Kann natürlich sein, dass das Pflegeheim hier Billigprodukte verwendet. Deshalb interessiert uns insbesonders: welche Vorlagen/Slips würden den Urinaustritt zu 100% und nicht weniger für einen Zeitraum von 5-8 Std. verhindern? Geruchsprophylaxe: Myrtenöl soll unangenehmen Gerüchen vorbeugen?

Viele Grüße,

KLAWEL

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19 Jun 2012 14:50 - 19 Jun 2012 14:51 #4 von eckhard11 ✝
Mahlzeit, Klawel,

Du solltest es so machen, wie Hannes es geschrieben hat.

Fahre in ein Sanihaus Deines Vertrauens und lass Dir dort Muster aushändigen.
Inzwischen gibt es von - fast - allen bekannten Anbietern sehr sichere und aufnahmefähige Vorlagen, welche mit einem Geruchsbinder versehen sind.
( Betroffene neigen dazu, Eigengerüche "wahrzunehmen", die Aussenstehende nicht riechen, weil diese Gerüche gar nicht existent sind ).

Lass Dir von unterschiedlichen Herstellern verschiedene Muster geben, welche Deine Mutter dann ausprobiert.
Natürlich wäre es vorteilhaft, wenn Du der Fachberaterin die Miktion, ( also die Menge des täglichen Harnes ), nennen könntest, damit die Vorlage nicht zu klein ist.
Und dann nimmst Du einen Tropfen mehr, also eine höhere Aufnahmefähigkeit.

Die eigentlichen "Versuche" gehen ja immer nur über einen Tag pro Vorlage.
Es wird für Deine Mutter ganz sicher die richtige dabei sein.

Allerdings werdet ihr zuzahlen müssen.....

Ob Myrtenoel geruchsmindernd ist, kann ich nicht sagen.
Guckst Du hier :
www.jean-puetz-produkte.de/news/myrtenoel-anwendung.php

Gruß
Eck :sleep: hard

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19 Jun 2012 19:45 #5 von Struppi
Hallo Klawel,

zu den saugenden Hilfsmitteln hat Eckhard ja im Grunde schon alles gesagt, nur auf den ISK möchte ich trotzdem noch einmal zu sprechen kommen.

Für den ISK ist keine Wahrnehmung des Blasenfüllstandes notwendig (kann ich selbst nicht; bin querschnittgelähmt), insbesondere ist er aber bei genau der Funktionsstörung, unter der auch Deine Mutter leidet, ideal.

Er gewährt eine vollständige Blasenentleerung (was nicht in der Blase ist, kann auch nicht ungewollt abgehen) und schützt Niere (Reflux) und Blase (Infektionen). Selbst bei nahezu nicht vorhandenem Immunsystem unter einer Chemotherapie (immerhin fast 1 Jahr lang) hatte ich keine nennenswerten Infektionen zu beklagen (und eine Lähmung allein, auch bei einem Strümpell-Lorraine-Syndrom, führt ja nicht zu einer Immun-Supression außer, es liegen noch weitere Erkrankungen vor, die dann allerdings nichts mit dem SL-Syndrom zu tun haben dürften).

Daher mein Vorschlag: Ruhig noch mal mit einem (Neuro-)Urologen über die Sache sprechen.

Zu den Gerüchen: Diese sind zumeist wirklich nur vom Betroffenen selbst wahrnehmbar und man benötigt bei guter Versorgung auch keine zusätzlichen Präparate/Produkte.

Wie bewertet eigentlich das Heim respektive die Stationsschwester/PDL etc. die Situation Deiner Mutter?

Gruß

Hannes

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01 Jul 2012 18:38 #6 von KLAWEL
Hallo Eckhard,
Hallo Hannes,
vielen Dank. Wir werden dem Vorschlag mit den verschiedenen Mustern zunächst mal nachgehen.
Werde von den Resultaten berichten.
ISK: da müsste man wohl sinnvollerweise einen kompetenteren Urologen zu Rate ziehen (nicht unseren Wald- und Wiesen Urologen, der mein Vertrauen nicht mehr wirklich hat). Deshalb bin ich ja hier im Forum. Könnte man ISK ohne negative Folgen einfach mal ausprobieren und wenn es sich für meine Mutter als ungeeignet herausstellt, wieder auf klassische Hilfsmittel umstellen?
Pflegepersonal: es wäre nicht fair, schlecht über sie zu reden. Bis jetzt folgen sie den Anordnungen der Ärzte, auch wenn sie - glaube ich - einen Katheter bevorzugen würden, was - wenn ich richtig informiert bin - wohl eine Pflegeerleichterung wäre.

Herzliche Grüße,
KLAWEL

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02 Jul 2012 16:59 #7 von Struppi
Hallo Klawel,

natürlich kann man nach dem ISK wieder auf gewöhnliche/saugende Hilfsmittel zurückgreifen, der ISK stellt ja keine Einbahnstraße dar.

Zu beachten ist hier allerdings, dass Deine Mutter vernünftig in diese Technik durch einen Arzt oder Stomatherapeuten eingewiesen wird, so dass es nicht zu ungewollten Verletzungen kommt (auch Fremdkatheterismus durch das Pflegepersonal ist beim intermittierenden Katheterismus möglich).

Unbedingt auch die Art der Inkontinenz bzw. ob Restharn vorhanden ist von einem Urologen untersuchen lassen.

Gruß

Hannes

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07 Jul 2012 09:51 #8 von KLAWEL
Hallo Hannes,

unser Urologe hat meine Fragen nach ISK abgewiegelt: wie soll das denn gehen, zu kompliziert, da bräuchte sie einen Spiegel, wer soll den halten - so der Tenor. Aber, wie gesagt, das Vertrauen existiert nicht mehr wirklich.
Folgende Fragen zum ISK:
Ist das Erlernen des Selbstkatheterns bei einer Frau schwierig (meine Mutter ist geistig klar, ist in den Beinen gelähmt, die Motorik ihrer Arme und Hände ist aber nicht mehr die einer jungen Frau)? Da meine Mutter keine Kontrolle über ihre Blase hat, müsste sie nach dem Kathetern nicht auch wieder gewindelt werden? Wie oft am Tag müsste sie das Kathetern vornehmen?
Wichtig erscheint mir auch der Aspekt, hier die Möglichkeit einer minimalen Selbstbestimmung zu haben und nicht ständig auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.
Restharn: aufgrund der nicht mehr existenten Kontraktionsfähigkeit kann ihre Blase nie vollständig entleert werden, deshalb auch - soweit ich das verstanden habe - die erhöhte Infektionsgefahr. Vor 2 Jahren war sie wg. eines Nierenrückstaus im Krankenhaus.

Vielen Dank und herzliche Grüße,
KLAWEL

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07 Jul 2012 13:21 #9 von Sebald
Hallo Klawel,

ich hatte dir in dem anderen Forum vor einiger Zeit geschrieben - antworte aber gerne auch hier. Bei einer gänzlich inaktiven Blase ist fünfmal Katheterisieren am Tag ziemlich die Regel. Hängt natürlich auch davon ab, wieviel man trinkt. Man muss seine Flüssigkeitsaufnahme natürlich nicht nach dem ISK richten. Katheterisieren nach der Uhr ist indes günstig.

Es stimmt: der Vorgang ist bei der Frau schwierig. Mir fehlen da - logisch - die Erfahrungswerte. Ich kenne mehrere Damen, die damit schlecht klar kommen und teilweise Unterstützung brauchen. (Den Spiegel kann man übrigens am Bein befestigen.) Andere schaffen es nach ein bisschen Einarbeitungszeit prima. - Aber dennoch: ISK ist bei neurogenen Entleerungsstörungen einfach das beste Mittel. Sagt eigentlich jeder Urologe, bis auf deinen Feldundwiesendoktor.

Beste Grüße,
Sebald

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07 Jul 2012 15:04 #10 von Struppi
Hallo Klawel,

kurz eine Ergänzung zu Sebalds Beitrag: Er hat ja schon gesagt, dass der ISK regelmäßig (im Schnitt ca. 5 x am Tag) durchgeführt werden sollte. Insbesondere bei bestehendem Restharn könnte diese Technik sogar verhindern, dass es zu weiteren Infektionen und Rückstau in den Nieren kommt; der Harn wird vollständig abgelassen.

Zum ISK bei der Frau habe ich meine Frau (Medizinerin) befragt und folgende Antwort bekommen: Er ist im Prinzip sogar leichter als beim Mann - die Harnröhre der Frau ist nicht so lang und es muss auch keine Krümmung bei der Prostata überwunden werden, lediglich der Zugang ist nicht ganz einfach. Die Harnröhrenöffnung liegt aber im Sitzen und leichtem nach hinten Kippen des Beckens fast waagerecht, so dass der Katheter rel. leicht eingeführt werden kann - die genaue Technik zeigt aber ein guter Arzt ganz genau, benötigte Hilfsmittel wie ein Spiegel oder Bein- und Labienspreizer können ebenfalls verordnet werden.

Da es bei Deiner Mutter zu einer Überlaufinkontinenz kommt, könnte sie zwischen den Katheterisierungen sogar stundenweise und je nach Trinkverhalten Kontinenz erreichen; dies kann aber nur eine gründliche urologische Diagnostik zeigen.

Gruß

Hannes

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