Guten Tag liebe Forumsmitglieder,
wir haben bei der Pflege einer stark Demenzkranken Probleme mit der Saugfähigkeit von den Windeln. Der uns zugewiesene Lieferant der Krankenkasse BEK hat bisher ganz zuverlässig Pants und Einlagen geliefert. Unser Problem der plötzlichen totalen Harn- Inkontinenz, tags und nachts, verlorene Fähigkeit zum aktiven Wasserlassen, aber nicht unterstützt. Es kam mal eine Probe (amd slip Medium normal 70-110), die nachts selbst bei einem Wechsel in keiner Weise ausreicht. Dreimalige telefonische Rückfragen wurden insuffizient beantwortet, weitere Proben, die versprochen, nicht geliefert. Mir ist nur in Erinnerung geblieben, dass alle eine wesentliche Zuzahlung haben. Ich habe nun noch eine andere Windel von Hartmann besorgt, die besser aber ebenfalls nicht ausreicht.
Ich habe bei meiner mehrstündigen Internetsuche nun gelernt, dass die mir von dem Krankenkassen-Lieferanten angegebenen Saugmengen nur wirklichkeitsfremde Laborangaben sind. Hätte mir die Dame am Telefon auch sagen können. Oder wissen die nicht wirklich Bescheid? Warum man einen mit solchen Werten überhaupt belästigt wird, ist mir unklar. Da wäre es schön, diese in wenigstens verständliche Werte wie "sehr leicht, leicht, mittel, stark, sehr stark" umzusetzen oder besser noch in eine Zahlenskala, die idealerweise von allen Herstellern gleich gehandhabt werden müßte.
Und nun zum Kern meiner Anfrage: gibt es irgendwo eine Tabelle, in der die Saugfähigkeitsstufen aller Hersteller zusammen aufgelistet sind. Da könnte man sich dann Fabrikatsübergreifend informieren. Man hätte eine Orientierung, welche Windeln überhaupt in Frage kommen. Besonders für Fälle wie unserem, wo ein kleines Problem plötzlich eskaliert.
Eine Altenpflegerin meinte neulich, es gäbe Patienten, die fast die gesamte Urinmenge nachts ausscheiden, wir haben das Gefühl in unserem Fall ist das so, obwohl wir schon nach 17 h nur noch Wasser für die Medikamentengabe reichen. Ziel ist bei uns: wohl die saugstärkste Windel zu verwenden.
Kann man u.U. noch vorhandene Einlagen in eine Windel legen, um die Saugmenge zu erhöhen ohne den Sitz der Windel zu verschlechtern?
Könnten Sie nicht mal einen Test bei Stiftung Warentest anregen, Babywindeln, Einlagen, Inkontinenzversorgung? Wäre nicht ein Praxistest nötig, um reale Werte von unbrauchbaren theoretischen zu unterscheiden - auch um eine "preis-werte" Finanzierung durch die Krankenkassen zu erreichen. Eigentlich sollte es so etwas schon geben. Vielleicht auch eine Doktorarbeit in der Urologie oder Examensarbeit in einem Pflegestudium, eine Hausarbeit in der Altenpflegeausbildung anregen? Sicher nicht einfach wegen verschiedener Schlafgewohnheiten, Geschlecht, Körperform.....Trotzdem sollte es Durchschnittswerte geben.
Welche Windeln saugen am meisten auf und sorgen für eine trockene Nacht?
Mit bestem Dank für die erhofften Anfragen
Schwarz

Hallo Schwarz,

ich kann die Windelhosen Beesana von Meditrade/Beese Medical empfehlen:

www.meditrade.de/produktblaetter/Superslip.pdf

Diese kann man auch Direkt bei Beese Medical auf Rezept bestellen. Haben eine gute Saugstärke. Zusätzliche Einlagen in die Windel zu legen ist nicht zu empfehlen da dann eher alles daneben läuft.

Grüße
Christian

Guten Morgen,

ich habe viele Jahre Abri Form M4 benutzt. Nach dem die Produktion mit der Folienoberfläche eingestellt wurde bin ich auf FormaCare xplus umgestiegen.

Diese Windel ist im Vergleich zur "alten" Abri fast genau so gut. Es hat eine Zeit gedauert bis ich sie gefunden hatte und ich hatte auch mehrere andre Sorten ( Molicare / Attends usw. ) probiert, aber mit der FormaCare bin gut versorgt.

Viele Grüße sendet Thomas

Hallo Schwarz,

zunächst sei herzlich willkommen hier im Forum.

Um es gleich beim Namen zu nennen: Es werden von allen Herstellern inzwischen "Kassen-" und "Premiumversorgungen" angeboten. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die sog. Kassen- oder zuzahlungsfreie Versorgung in den häufigsten Fällen knapp die von den Kassen gewünschte Qualität vorweisen kann; für schwere und schwerste Inkontinenz sind diese Produkte im Regelfall nicht ausreichend.

Ich bin selbst von Harn- und Stuhlinkontinenz betroffen und verwende (sofern saugende Produkte nötig sind) Abena-Produkte. Auch die Passform des Produktes trägt maßgeblich zur Saugfähigkeit bei, die Schnitte und Ausführungen der Hersteller sind bei weitem bis auf die Hüftbundangaben nicht identisch. Hier muss schon etwas rumprobiert werden um das Produkt zu finden, welches dem Betroffenen am besten passt.

Alle Namenhaften Hersteller haben sehr saugfähige Produkte im Sortiment; Tena (maxi), Hartmann (super plus), Kolibri (Comslip super), Seni (Trio/Quattro), Abena (L/M4) usw. Man sollte nur darauf achten, dass man auch deren "Premiumversorgung" nutzt/erhält, und nicht die Kassenvariante. Meine Erfahrung als Schwerstinkontinenter waren dort jedenfalls die negativen Ergebnisse, die Du auch schon gemacht hast. Die Saugstärke des Produktes muss unweigerlich an die Bedürfnisse des Nutzers angepaßt werden - in Deinem Fall langt eine "Normal" bei weitem nicht aus.

Auch die Premiumversorgung kann aufzahlungsfrei erhältlich sein, wenn das Rezept dieses Produkt explizit verordnet und das AutIdem-Kreuzchen gemarkert wurde; darauf achten und mit dem Arzt Rücksprache halten, dass dieses Produkt und kein anderes notwendig ist. Dann muss der Lieferant zu einer Pauschale von 10,00 €/Monat die Versorgung gewährleisten und darf keine weiteren Aufzahlungen verlangen.

Wenn Du noch weitere Fragen hast oder ich etwas nicht ganz so glücklich formuliert haben sollte: Immer weiter fragen, ist hier immer erwünscht

Gruß

Hannes

Hallo Schwarz,

ich möchte mal versuchen, auf alle deine Fragen zu antworten.

Auch bei euch, entsteht die von dir beschriebene Unterversorgung durch die unsäglichen Hilfsmittelausschreibungen.

Grund dafür ist die Gesundheitsreform mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG), das gesetzlichen Krankenkassen erlaubt, die Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln öffentlich auszuschreiben und an einen günstigen (häufig ist das einzige Kriterium der niedrigste Preis!) und exklusiven Vertragspartner zu vergeben.

Die Ausschreibungsgewinner erhalten den Zuschlag zumeist bei einem Preis um die 20 Euro für eine Komplettversorgung/Monat. Was dabei herauskommt, erlebt ihr selbst.

An Ausschreibungen beteiligen sich auch Unternehmen, die vor der Ausschreibung vielleicht 100 Patienten versorgt haben und nach dem Gewinn der Ausschreibung dann Tausende (manchmal exclusiv) beliefern sollen (wollen). Dies führt dazu, dass diese Firmen nicht selten logistisch (+ Komeptenz) völlig überfordert sind. Natürlich kann man für 20 Euro keine Monatversorgung eines schwerstinkontinenten sicherstellen. Die Unternehmen setzen neben einer Mischkalkulation vor allen auf die wirtschaftliche Zuzahlung der Betroffenen. Hierzu folgend noch mehr Infos.

Hier im Forum gibt es ein Unterforum, welches dieses Thema behandelt: www.inkontinenz-selbsthilfe.com/forum/68...ausschreibungen.html

Schau dir dort einmal die Beiträge an, dann erhälst du einen Überblick über die entstehende Grundproblematik.

Die Inkontinenz Selbsthilfe e.V. empfiehlt deshalb den betroffenen Menschen, bei den Krankenkassen Anträge auf Versorgung mit Inkontinenzhilfen von ausreichender Qualität zu stellen. Hierzu hat der Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (BVKM) eine "Argumentationshilfe im Falle von unzureichender Versorgung (Hilfsmittelausschreibungen) mit Inkontinenzhilfen" erstellt. Diese findest du hier: www.bvkm.de/dokumente/pdf/Argumentations...kontinenzartikel.pdf

Es gibt hierzu auch ein relativ aktuelles Urteil: www.rehadat-hilfsmittelportal.de/de/vers...begriffe=inkontinenz

Zum Thema Saugstärke habe ich auch eine Meinung. Vergess die ganzen Angaben der Hersteller, diese sind völlig unsinnig (Produkt wird in eine Flüssigkeit getaucht und wenn nichts mehr raustropft gewogen). Mit der Praxis hat dies absolut gar nichts zu tun.

Eine Windel muss den Urin schnell aufsaugen und fest speichern, damit die Haut trocken bleibt. Entscheidend ist hierfür die Aufsauggeschwindigkeit der Windeln im Sitzen und Liegen und nicht primär die Aufnahmekapazität. Die Nieren produzieren im Normalfall 60 ml Urin pro Stunde. Bei zehn Stunden wären dies 600 ml Ausscheidung. Selbst wenn es 1 Liter sind, braucht kein Mensch ein Produkt welches theoretisch 3 Liter und mehr aufnehmen kann. Viel, viel wichtiger ist, wieviel kann eine Windel in welcher Zeit aufnehmen und binden.

Hier scheitern alle mir bekannten zuzahlungsfreien Produkte, egal von welchem Hersteller.

Stiftung Warentest und Ökotest haben in den letzen Jahren getestet.

Testergebnisse findest du hier:

Baby und Kinder: www.oekotest.de/cgi/index.cgi?action=prod&artnr=92129&bernr=07
Erwachsene (Warentest): www.test.de/Inkontinenzeinlagen-Keine-An...ol=26&col=27&col=all
Erwachsene Ökotest: emedien.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=102586&bernr=10

Die Frage ist aber, ob diese Test den wirklich Aussagekraft haben.

Rehadat bietet eine Übersicht der Produkte, diese ist aber eingeschränkt: www.rehadat-hilfsmittelportal.de/de/vers..._vorlagen/index.html

Fazit: An den Kostenträger wenden, wenn man über den Lieferanten nichts erreicht. Widerspruch einlegen, wenn sich von keiner Seite etwas bewegt. Klagen, wenn gar nichts geht.

Mein persönlicher Favorit ist die Molicare Super Plus von Hartmann. Erhält man eigentlich nur mit erheblicher Zuzahlung, die alternativen Wege habe ich aber aufgezeigt.

Zu deinen Vorstellungen und Wünschen, was wir als Verein umsetzen könnten (sollten) habe ich an dich ein paar Fragen, welche ich dich und andere bitten würde mir einmal zu beantworten (wäre doch fair für unsere/meine Hilfe hier).

- Was glaubst du/ihr wieviele Mitglieder der Verein hat? (bei 8 Millionen Betroffenen!)
- wieviele "Mitarbeiter" hier im Büro arbeiten?

Wenn ich darauf eine Antwort von euch erhalte, geb ich euch meine Antwort zu den Möglichkeiten unseres Vereins.

Liebe Grüße

Matti

Liebe Forumsmitglieder, liebe Gäste und besonders lieber Moderator,
toll, dass es so einen Verein und solch ein Forum gibt. Besonders die Schnelligkeit der Antworten auf meine umfangreiche Frage hat mich erfreut und überrascht. Ich danke ganz herzlich.
Das Internet hat auch auch Gutes.
Uns wird es auf der Suche wesentlich weiterhelfen.
Dass häufig nur einige wenige engagiert sind und das meist kostenlos, ehrenamtlich und dennoch sehr engagiert,
ist bewundernswert!
Ich machte mir mit den weiterführenden Vorschlägen nur Gedanken über dieses Thema, das uns plötzlich erwischt hat. Vielleicht liest diese Diskussion ja mal ein Betroffener und gleichzeitig beruflich damit befasster, der meine Anregungen aufnehmen kann
Mit bestem Dank
Schwarz

Hallo Schwarz !

Schön, dass wir Dir hier weiterhelfen konnten.
Ebenso freuen wir uns auch über Dein Lob.

Da ich vermute, dass Du aus dem "Pflegebereich" kommst, könntest Du uns ja evtl. weiterempfehlen ?!
Auch wir lernen gerne noch dazu und freuen uns über interessante Beiträge.

Herzliche Grüße,
Ano