Guten morgen Dezember,
als Therapeutin würde ich, ohne Dich und Deine Lebensumstände zur kennen, mich vor voreiligen Ratschlägen distanzieren, Dir aber als Leidensgenosse sagen wollen, nimm diese Krankheit erst einmal an. Sie ist ein Teil von Dir, erschrecke Dich nicht vor Ihr/ihm/es, denn möglicherweise (je nach dem wann es verstärkt auftritt) hat es eine Bedeutung und dein Körper teilt auf diesem Wege ein Bedürfnis, was du vielleicht sonst nicht so sehr beachten würdest wie z.b. "Ich habe Angst" = ich muss raus aus der Situation= ich muss mal..
Oder "verdammt nochmal ich will auch zur Wort kommen"= alles muss ich unterdrücken= ich muss mal die Blase lässt sich nicht unterdrücken.
Eine Reizblase kann man therapeutisch aus verschiedenen Blickwinkel, der therapeutischen Ansätze betrachten. Die oben genannte Variante ist eher Ursachen orientiert. Ein Verhaltenstherapeut würde mit dir alles aufschreiben, wann du trinkst, wann du musst, wann du auf Klo gehst, und wie viel Urin du lässt. Schritt für Schritt würde man die Intervalle erweitern, und Erfolge mit Belohnung konditionieren. (Bei mir war das der größte Mist)
Ein tiefenpsychologisch orientierte Therapeut schaut eher auf die unbewusst ablaufende Prozesse. Diese Fragen i.d.R. "Was ist ein halbes Jahr bevor die Beschwerden auftraten, gravierendes in deinem Leben passiert/eingetroffen?" In vielen psychosomatischen Fällen ist wohl etwa 6 Monate vor Symptom Beginn etwas prägendes. Bei mir war es ein Wohnungsbrand bei dem ich fast umkam, so dachte man "Todesangst"
Der Mensch reagiert bei Angst mit starre, angriff oder flucht, dass sind so Urinstinkte. Bei Flucht leert sich Darm und Blase, der Mensch wird 2 kg leichter und rennt somit schneller weg. So Steinzeithaft ist unser Körper in extrem Situationen wie "Autounfall, Kriege, Überfälle" programmiert. Daher denken viele bei reizblase erstmal an körperlicher Ausdruck von Angst. Sei ehrlich zur Dir, hast du Angst? Angst etwas falsch zu machen? Negativ aufzufallen?
Wenn ja, würde nun der Tiefenpsychologe mit dir gemeinsam deine Stärken bewusster machen, überlegen woher kommt eigentlich das Gefühl "ich muss alles richtig machen" muss man das wirklich? Was passiert im Umfeld wenn man/du mal nicht perfekt funktionierst? Bist du deshalb weniger liebenswert, oder vielleicht sogar sympathischer mit schwächen. Bei mir waren solche Eigenschaften Thema, weil ich immer "taff durchs Leben gepowert habe".Bei Dir können es auch andere Punkte sein z.b tiefe unverarbeitete Trauer kann sich auch durch häufige Klogänge äußern. Dies war bei mir auch mal Vermutung, weil ich selten weine, aber ein sehr sensibler Mensch bin. (Zeig mir ein Film wo Tiere sterben, und ich krieg nen Klos im Hals)
Dann gibt's noch die systemische Sichtweise, die hat mir persönlich am besten gefallen. Ich sprach, schimpfte und fragte meiner Blase, meine Blase schrieb mir einen Brief, ich vereinbarte mit Ihr/meine ist weiblich und zickt, dass ich nun selbst auf mich aufpasse und die nun mal Pause hat. Gebracht hat mir das für das Symptom nichts, aber ich habe ein bewusstes körpergefühl entwickelt.
Was mir gut getan hat waren "achtsamkeits Übungen". Das kommt ein bischen aus der Meditation/Buddhismus. Ich fand achtsames Atmen und gehen für mich sehr entspannend. Versuch mal in die Richtung zu schauen..
Was mir auch heute noch hilft ist lächeln! Wenn du dich so richtig scheiße fühlst, lächeln dich mal an und schau was passiert. Verbanne aus deinem Leben Dinge, die dich belasten und unglücklich machen. Nicht alles aufeinmal.. Vielleicht ist es die olle Vase, die man schon immer scheußlich fand, ein Kleidungsstück, o.ä. ersetze es mit Dingen an denen du dich erfreust! Und wenn du alles entsorgt hast, schaust du dir mal die Menschen an. Tuen dir diese Menschen gut oder leidest du an deren Taten? Wenn sie dir nicht gut tuen, überlege wie du es dir wünschen würdest, vielleicht lässt sich darüber reden und aufeinander eingehen. Wenn es Menschen in deinem Leben gibt die nur nehmen nehmen nehmen, distanziere dich von Ihnen.
Wenn du isoliert lebst, vielleicht aufgrund dieser Symptome. Versuche diesen Teufelskreis zur brechen. Es ist schwer und harte Arbeit, aber zu schaffen! Und glaub mir so hart eine Therapie auch ist, so verletzend es auch sein mag alte Wunden anzugucken, jede Seele sehnt sich nach Glück und du wirst nach diesem Schritt ein erfüllteres Leben führen.
Es gibt tolle Tagesgruppen in Kliniken, dort könntest du ambulant in Behandlung sein. Du gehst also morgens dorthin, und nachmittags wieder nachhause. Therapie muss nicht immer stationär sein. Die machen teilweise richtig tolle Sachen mit Musik, Kunst, Bewegung, Meditation, vorallem das miteinander kann sehr heilsam wirken. Wenn du stationär was machen möchtest, würde ich mir nicht die erste Klinik um die Ecke suchen, sondern ein schöner Ort, Programme an denen du Freude hast, betrachte es wie Urlaub auf Kasse
Am besten ist wenn du ohne Erwartungen rangehst, was nicht einfach ist.
Zum Schluss: ab sofort freust du dich über dein Frühstück!! Und wenn du dich nicht darüber freust, mach doch mal morgens statt des Frühstücks etwas worüber du dich freust. Oh ich kann regelrecht sehen, wie du gerade die Augen verdrehst
Eine Freundin von mir gab mir mal den "saublöden Tipp" wenn du so eine Angst vor dem in die Hose machen hast, machst doch einfach mal in der Menschenmenge und sag "bin schwanger", war das Baby. Deshalb können meine Äußerungen auch vielleicht auf dich komisch wirken, ich würde raten gehe doch mal unverbindlich zum Gespräch in eine psychosomatische Tagesgruppe. Nur mal zum gucken, wenn's blöd ist, kehrst du wieder heim. Niemand kann dich dort festhalten