file Frage Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie / Inkontinenz

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10 Jahre 9 Monate her #21878 von MaryB
Hallo zusammen!
Ich bin eben auf eure Seite gestoßen, nachdem ich mal wieder auf der Suche nach irgendetwas Hilfreichem für mein Problem war.
Vielleicht hat ja jemand von euch Erfahrung damit, im Moment fühle ich mich etwas allein gelassen :(

Vorab: ich bin weiblich, 33, keine Kinder.
Meine Probleme begannen vor ca. einem Jahr (oder zwei, wenn man ständige Blasen- und andere Unterleibsentzündungen mit dazu nimmt).
Immer mal wieder musste ich zwei-, dreimal hintereinander die Toilette aufsuchen, weil ich offensichtlich beim ersten Mal die Blase nicht leer bekam. Mir fiel das anfangs so bewusst gar nicht auf, war halt nur manchmal nervig.
Im März letzten Jahres wurde es aber plötzlich so schlimm, dass es praktisch sofort meine Lebensqualität massiv eingeschränkt hat. Ich musste abends 6 oder 7 Mal auf die Toilette und lag dann immer noch vollkommen verkrampft im Bett, weil ich nach wie vor Harndrang hatte.
Auch tagsüber hatte ich ständig das Gefühl, auf die Toilette zu müssen, da verkneife ich es mir aber in der Regel.
Wenn ich auf die Toilette gehe, läuft alles zunächst normal. Aber es hört auf, bevor die Blase leer ist. Wenn ich sitzenbleibe, kommt nach einer Weile wieder etwas. Manchmal nur Tröpfchen, manchmal ein richtiger Strahl. Ich kann problemlos 30 Minuten auf der Toliette sitzen und immer wieder hört es auf und geht irgendwann wieder los.
Wenn ich von der Toilette aufstehe und mich anziehe, verliere ich oft danach Urin. Nicht viel, meistens nur ein paar Tropfen, aber es reicht, um mich extrem zu belasten.
Ich war im April beim Urologen, es wurde eine Blasenspiegelung gemacht. Die Diagnose war Detrusor-Sphinkter-Dyssenergie. Ich bekam ein Biodfeedback-Gerät, um die Beckenbodenmuskulatur zu trainieren. Die Ärztin meinte, mein Problem wäre das Entspannen.
Das Gerät hat nichts genützt, ich kann problemlos beim "Trockentraining" die Muskulatur an- und auch wieder entspannen, beim Toilettengang hat sich aber nichts geändert.
Ich habe im Sommer angefangen, Einlagen zu tragen, weil ich mich ohne nicht mehr aus dem Haus traue. Ich habe ständig das Gefühl, Urin zu verlieren. Manchmal stimmt es, manchmal nicht. Ich kann meinen Empfindungen diesbezüglich überhaupt nicht mehr trauen.
Manchmal würde ich am liebsten gar nicht mehr aus dem Haus gehen. Sport habe ich davor sehr viel gemacht, bei meinem letzten Versuch habe ich dabei Urin verloren, seitdem habe ich dazu auch keine Lust mehr. Sex geht auch nur, wenn ich vorher alles kontrolliere, 5x aus Klo gehe und mich 5x wasche. Macht auch keinen Spaß mehr.
Das Harndranggefühl ist auch unberechenbar geworden. Manchmal habe ich das Gefühl, ich muss sofort auf die Toilette und kann es keine Sekunde mehr verkneifen.
Husten, Niesen, Lachen etc. ist kein Problem, dabei verliere ich keinen Urin.
Im Dezember war ich nochmal bei einem anderen Urologen. Es wurden nochmal mehrere Untersuchungen gemacht, Harnröhre, Blase gecheckt, organisch scheint alles in Ordnung zu sein. Desweiteren ein Uroflow, für den ich vorher mehrere Gläser Wasser getrunken hatte, was ich normalerweise nicht mache. Das war ganz schlimm. Ich saß 15 Minuten dort, es hörte einfach nicht auf. Ich konnte nicht aufstehen, weil sofort wieder der Harndrang einsetzte.
Nachher wurde die Restharnmenge gemessen, es waren immer noch mind. 250 ml in der Blase. Der Urologe sagte, die Kurven deuten tatsächlich auf eine Detrusor-Sphinkter-Dyssenergie hin. Aber woher das plötzlich kommt (überall habe ich gelesen, das tritt auf bei einer Schädigung des zentralen Nervensystems, was bei mir nicht der Fall ist), konnte er mir auch nicht beantworten.
Er wollte sich nun erstmal die Ergebnisse meiner Blasenspiegelung zukommen lassen. Und dann weitere Untersuchungen machen.
Ich hab langsam das Gefühl, keiner von den Ärzten weiß da wirklich was. Oder kann mir helfen.
Ich weiß einfach nicht, wie ich so weitermachen soll.
Hat jemand Rat von euch?
(Und sorry für den langen Text)
Danke,
Mary

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10 Jahre 9 Monate her #21881 von Johannes1956
Johannes1956 antwortete auf Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie / Inkontinenz
Liebe Mary,

Erst einmal willkommen bei uns am Forum. Ich kann Deine Verzweiflung nachvollziehen, denn ich bin mit einer ähnlichen Geschichte hier zu dem Forum gekommen. Die gute Nachricht zuerst: du hast ganz gute Möglichkeiten, Deine Lebensqualität mit allem, was dazu gehört entscheidend zu verbessern. Das Zauberwort heißt ISK. aber dazu später.

Für mich klingt es nach Blasenschwäche. Detrusor-Sphinkter Dyssynergie hatte man mir auch angedichtet und ich habe dagegen längere Zeit ein Medikament eingenommen, welches aber gar nichts gebracht hat. Kann man aber probieren, da mit einer Blasenschwäche auch eine Detrusor-Sphinkter Dyssynergie vergesellschaftet sein kann. Das ist aber, nach meiner Erfahrung, nicht die primäre Ursache der Entleerungssstörung.

Ob eine zentrale Nervenleitungsstörung vorliegt oder nicht kann man eindeutig mit der Untersuchung evoziertes Potential feststellen. Bei mir war das auch in Ordnung. Dann stellt sich die Frage, ob die Entleerungsstörung wirklich durch eine Blasenschwäche verursacht wird und ob diese nerval oder myogen verursacht ist. Leider gibt es dafür keinen zuverlässigen Test. Bei mir war der Auslöser eine Borrelieninfektion, die zu einer Blasenschädigung führte, eventuell kombiniert mit einer chronischen Überdehnung über Jahre davor. Ich hatte dann eine komplett atone Blase, konnte gar nicht mehr selbstständig urinieren und nach der gezielten Behandlung der Borreliose (ich hatte eine Neuroborreliose mit dem sogenannten Bannwarth-Syndrom) habe ich bis heute erhöhtes Restharnvolumen.

Jetzt zum ISK: ich leere meine Blase regelmäßig mit einem Einmalkatheter aus. Zumindest in der Früh und am Abend vor dem Schlafengehen, aber auch vor z.B. einem Theaterbseuch, oder wenn ich das Gefühl habe, es ist noch zu viel drinnen geblieben. Danach ist Ruhe. dieses intermittierende Selbstkathetern (ISK) verhindert Rückstau in die Nieren und verhindert Infektionen, die durch den verbleibenden Restharn leicht entstehen können. Und: das Selbstkathetern war ganz schnell erlernt, macht überhaupt keine Probleme und geht ganz einfach und schnell. Zur Produktwahl können wir Dich beraten.

Meiner Meinung nach musst Du das machen. Du wirst sehen, Deine Lebensqualität steigt und Du wirst auch wieder Spaß am Sex haben, vorher einfach auskathetern.

Aber das ist noch nicht alles. Wenn die Diagnose feststeht, kann man auch eine intravesikale Elektrostimulation (ives) probieren. Ich habe dazu einen eigenen Thread eröffnet, da ich diese Therapie in wenigen Wochen beginnen werde. Lies dort mal nach, dann hast Du alle Informationen. ives ist aussichtsreich bei nervaler Schädigung der Blase (aber nicht zentral) , bei myogener Schädigung (also wenn es die Muskeln betrifft) weniger.

Je nach Störung und Ursache gibt es dann auch noch die Möglichkeit eines SNS, dem sakralen Nervenstimulator. Das ist ein Schrittmacher, der den Impuls gibt, die Blase zu entleeren. Auch dazu gibt es reichlich Erfahrung hier am Forum.

War jetzt vielleicht ein bisschen viel auf einmal, aber meine Botschaft an Dich ist, dass Du Deine Situation entscheidend verbessern kannst und wirst, wenn Du es willst.

Alles Gute und Liebe,

Johannes
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10 Jahre 9 Monate her - 10 Jahre 9 Monate her #21883 von Matti
Hallo Mary,

schön das du den Weg zu uns gefunden hast.

Die Physiotherapeutin Astrid Landmesser hat unter dem Titel "Die traurige Welt der Amelie"
ein Patientenbeispiel für Detrusor-Sphinkter Dyskoordination ganz wundervoll beschrieben und mögliche therapeutische Behandlungen aufgezeigt. Die Beschreibung handelt zwar von einer jungen Frau im jugendlichen Alter, Ursachen, Beschwerdebild und Behandlung können aber 1:1 auch auf Erwachsene angewendet werden.

www.physiohof-landmesser.de/6_traurigeweltderamelie.pdf

Letztlich handelt es sich bei einer Detrusor Sphinkter Dyssynergie (DSD - nicht verwechseln mit DSDS, dies ist die Geschichte mit Dieter Bohlen und grenzt teilweise auch an verbaler Inkontinenz) nicht selten aus einem "Teufelskreis".

Durch physiologische und nicht selten psychologische Ursachen entsteht ein Kreislauf der eine sich verselbstständigende, erhaltende und fördernde Dynamik entwickelt. Durch teilweise jahrelange Fehlentleerungen, ein falsches Toiletten- und Trinkverhalten manifestiert sie sich. Durch frühzeitiges und nicht selten "vorbeugende" Entleerung nimmt das Blasenvolumen ab, der Harndrang setzt früher ein, die Entleerung findet (noch) früher statt...


Durch den ständigen Harndrang kommt es zu sehr vielen Toilettengängen, die Blase kann aber nicht vollständig entleert werden. Restharn entsteht, der Entzündungen begünstigt. Dies führt dann wiederrum zu vermehrten Harndrang, der Kreislauf ist geschaffen.

Die Trinkgewohnheiten in der Tagesmenge, die nicht selten eh schon nicht der gesunden Norm entsprachen, werden aufgrund der Problematik noch weiter reduziert. Als Folge kommt es zu zwar häufigen, aber mengenmässig reduzierten Entleerungen, Blase und Harnröhre werden nicht ausreichend gespült.

Letztlich macht zumeist der sich bildende Restahrn die meisten Probleme. Er sorgt dafür das die Blase schon nach kurzer Zeit wieder voll ist, weil ja noch eine große Menge Harn in der Blase verblieben ist. Die Frequenz der Toilettengänge nimmt zu.

Restharn ist nicht ungefährlich, vor allem wenn er in einem Volumen wie bei dir besteht. Neben einem medikamentösen Behandlungsversuch steht der intermitierende Selbstkatheterismus zur Verfügung. Diese Vorstellung macht vielen Menschen Angst, es gibt aber dutzende von positiven Beispielen alleine in diesem Forum, die nach der dem erlernen und durchführen des Selbstkatheterismus wieder ihre alte Lebensqualität gefunden haben.

Hinzu kommt aber auch nicht selten ein Erlernen von Verhaltensänderungen, im Trinkverhalten und Entleerungsverhalten. Kombiniert mit Entspannungsübungen, Physiotherapie, Beckenbodenstärkung und evtl. bestehender Lösung allgemeinerer Lebensprobleme.

Rückzug ist immer schlecht, weil auch dieser die Lebensqualität reduziert und zudem den negativen Kreislauf aufrecht erhält bzw. sogar fördert.

Lies dir einmal den von mir verlinkten Artikel durch, er enthält alle Aspekte die ich mir deshalb spare im Detail hier aufzuführen.

Matti
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10 Jahre 9 Monate her #21889 von Pamwhy
Hallo Mary,

auch von mir ein
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-liches Willkommen hier bei uns im Forum.

Ich habe seit 2012 die Diagnose neurogene Blasenentleerungsstörung. Die Toilettengänge, die du beschreibst, von wegen 30 min sitzen usw. kenne ich nur zu gut. Ich hatte mir aber dabei nichts gedacht, außer dass es eventuell am Stress liegen könnte und ich so mal meine Ruhe hatte ;)

Bei einer Voruntersuchung zu einer Blasen OP wegen Stressinkontinenz (ich habe drei Kinder) kam dann eine Restharnmenge von 700 ml heraus. Der operierende Gyn überwies mich daraufhin in ein Kontinenzzentrum, um die Ursache herauszufinden, da deswegen die OP auf der Kippe stand. Dort wurden mir auch die Fragen zu neurologischen Erkrankungen gestellt.

Hirnhautentzündung usw. war bei mir alles negativ, bis auf eine Gürtelrose (Herpes Zoster) im Kreuzbeinbereich (dort befinden sich die Nerven für die Blase). Da der Herpes Zoster auch die Nerven schädigt, sind die Spätschäden davon die wahrscheinliche Ursache für die Blasenentleerungsstörung. Ich hatte mir übrigens auch mal das Kreuzbein ausgerenkt und von einem Chiropraktiker wieder eingerenkt bekommen, dies wäre auch noch eine denkbare Erklärung. Es ist übrigens bei mir ein schleichender Prozess gewesen. Es hat auch schon mal vor gut 15 Jahren ein Hausarzt über Ultraschall 50 ml Restharn gemessen, bis 100 ml gibt es aber in der Regel keinen Handlungsbedarf und ich hatte damals von all dem überhaupt keinen Plan.

Solange ich übrigens nicht unter Stress stehe, bzw. immer eine sofortige Möglichkeit habe auf Toilette zu gehen ist mein Harndrang recht unauffällig. In letzter Zeit bin ich öfter mit der Bahn unterwegs gewesen und siehe da, ich habe fast permanent das Gefühl auf Toilette zu müssen. Da ich allerdings weiß, dass es in meinem Fall "Quatsch" ist, da ich vor so einer Situation noch mal auskatheter (ich muss wie Johannes auch seit fast 3 Jahren den ISK durchführen), sitze ich das ganze einfach aus... Ich hoffe ich trainiere so meine Blase dann wieder in Richtung reguläres "Denken" ;)

Matti und Johannes haben alles andere schon wunderbar beschrieben.

Vielleicht hilft dir das etwas weiter.... :cheer:

Freue mich auf weitere Beiträge und ganz....
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10 Jahre 9 Monate her #21896 von MaryB
Hi ihr drei,
danke für die freundliche Aufnahme und die netten Worte :)

@Johannes, deinen Beitrag hatte ich heute morgen schon gelesen und mir den ganzen Tag Gedanken darüber gemacht.
Ich bin ehrlich gesagt regelrecht zurückgeschreckt vor dieser ISK-Sache. Sowas hatte ich bei meinen vorherigen Recherchen schon öfters gelesen und hab jedesmal dann den Tränen nah abgebrochen... es erscheint mir zu schrecklich.
Weil du sagtest, für dich klingt es nach Blasenschwäche, habe ich das nochmal nachgelesen. Aber wirklich passen tut da auch nichts auf mich. Ich verliere keinen Urin beim Lachen, Niesen, Husten, Heben etc., Reflex- und Überlaufinkontinenz passen auch nicht. Dranginkontinenz vielleicht noch am ehesten. Es ist aber schon so, dass, wenn ich Harndrang habe, ich zusammenkneifen kann und dann kommt auch nichts (auch wenn sich das manchmal so anfühlt - wie gesagt, ich kann meinen Empfindungen nicht mehr so recht trauen).
Gegen eine überaktive Blase hatte ich im April ein Medikament bekommen (habe ich vergessen zu erwähnen), Vesikur. Das hatte allerdings keinerlei Wirkung, im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, damit wurde es noch schlimmer.
Das Inkontinenzproblem habe ich hauptsächlich nur nach dem Toilettengang. Ich habe das Gefühl, da nicht alles rausgeht, hängt es in der Harnröhre und fließt danach einfach ab. Dieses Gefühl hatte ich auch dem Arzt geschildert, daher wurde geschaut, ob sich an der Harnröhre irgendein "Nebenarm" gebildet hat, das war aber nicht der Fall.

Was nun allerdings doch wieder für einen geschwächten Beckenboden spricht: vor ein paar Tagen habe ich (und ich weiß gar nicht, warum ich nicht schon früher auf die Idee gekommen bin) diese Kugeln zur Stärkung des Beckenbodens ausprobiert und seitdem regelmäßig getragen. Zumindest der Urinverlust ist damit jetzt tatsächlich weniger. Heute habe ich auf Einlagen verzichtet, um es besser beobachten zu können. Ich habe heute anscheinend tatsächlich nichts verloren. Ich möchte mich nicht zu früh freuen, aber schon das hat mich heute wirklich erleichtert. Am Entleerungsproblem hat das natürlich nichts geändert.

@Matti, danke auch für deine Worte.
Über den Bericht zu Amelie war ich auch schon einmal gestolpert. Dem Mädchen hat v.a. das Biofeedback-Training geholfen, was bei mir ja ein Schuss in den Ofen war, weswegen ich das sofort wieder verworfen habe. Aber vielleicht wären einige Punkte tatsächlich nachdenkenswert, v.a. dieses Entspannungstraining. Ich habe tatsächlich ein Problem mit Entspannung.
Ich möchte nicht in die Tiefe gehen, aber ich hatte kein so tolles Elternhaus. Damals war ich ständig in Alarmbereitschaft und bis heute hab ich Probleme abzuschalten und loszulassen. Früher äußerte sich das in massiven Schlafstörungen, möglicherweise hat sich das Problem auch verlagert, den Gedanken hatte ich auch schon mehrmals.
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich vor meinen Problemen ein falsches Toiletten- und Trinkverhalten hatte. Natürlich habe ich nie drauf geachtet, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich übermäßig häufig auf die Toilette ging, auch nicht vorbeugend. Getrunken habe ich immer mehr als genug (und tue das sogar jetzt noch - als ich für den Arzt ein Miktionstagebuch führte, kam ich jeden Tag trotzdem auf knapp 2 Liter (die ich aber nur häppchenweise von frühmorgens bis spätabends trinke, größere Mengen auf einmal eher nicht)).
Eigentlich habe ich am ehesten das Gefühl, dass es mit den ganzen Entzündungen zu tun hatte, die ich das Jahr vorher hatte (mehrere Blasenentzündungen, Pilzinfektionen, Gebärmutterentzündungen).

@Pam, danke dir :) Es ist schön zu lesen (also "schön" jetzt nicht falsch verstehen ;)), dass ich mal von jemand anderem höre, dass er auch ewig auf dem Klo festhängt...
Ich habe gestern schon geguckt, nachdem ich hier irgendwo den Hinweis las, ob es bei mir auch ein Kontinenzzentrum gibt und ja, es gibt eins. Nächsten Freitag habe ich meinen nächsten Termin beim Urologen; je nachdem werde ich dann noch dort hingehen.
Möglicherweise gibt es ja auch bei mir etwas, was ich damit überhaupt nicht in Verbindung bringe.
Darf ich fragen, wie alt du bist?
Bei Stress ist es bei mir übrigens auch schlimmer. Wenn ich arbeiten bin, stresst mich das schrecklich, weil ich ja auch nicht dauernd eine halbe Stunde auf dem Klo rumsitzen kann. Außerdem scheint es bei mir in den Abendstunden immer schlimmer zu sein. Bevor ich ins Bett gehe, gehe ich am häufigsten auf die Toilette.
Nachts habe ich übrigens keine Probleme. Ich geh nicht häufiger als früher nachts auf Klo. Ich verliere nachts keinen Urin. Morgens werde ich meistens vom Harndrang geweckt, aber ich denke, das ist relativ normal, oder?

So, das war jetzt wahrscheinlich etwas unstrukturiert und wieder länger als ich geplant hatte. Aber es tut echt gut, mal alles von der Seele schreiben zu können. Ich rede mit niemandem (außer den Ärzten natürlich) über diese Dinge, das ist mir alles viel zu peinlich.
Jedenfalls habt ihr mir wieder Mut gemacht, dass es auch für mich eine Lösung und wieder ein normaleres Leben geben kann. Danke dafür.

Mary
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10 Jahre 9 Monate her #21897 von Johannes1956
Johannes1956 antwortete auf Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie / Inkontinenz
Liebe Mary,

Danke für Deine ausführliche Darstellung.

Ich möchte einmal den Begriff Blasenschwäche aufklären. Im Volksmund versteht man oft darunter eine Beckenbodenschwäche mit Harnverlust. Manchmal wird darunter auch häufiger Harndrang und häufige Toilettengänge mit Harnverlust verstanden. Aber im medizinischen Sinn ist das eine Belastungsinkontinenz und die Blasenschwäche ist eigentlich das Gegenteil, nämlich eine unvollständige und schwache Entleerung durch eine zu schwache Blase. Damit verbunden Restharn, mitunter sehr hohes Volumen. Das kann zur Überlaufinkontinenz führen.

Beides kann behandelt werden, wichtig ist die richtige Diagnose und eine gezielte Therapie. Bei hohen Restharnmengen muss auf dem Weg zum therapeutischen Erfolg dieses auch reduziert werden. Das ist insbesondere bei der echten Blasenschwäche wichtig, weil die Patienten oft mit Bauchpresse arbeiten, die absolut kontraproduktiv ist, da bei schwacher Blase dadurch der Harn in die Niere zurückfließt und diese schädigt.

Der einzige sinnvolle Ausweg ist ISK, das muss ich nochmals sagen. Ich selbst hatte auch Angst davor, es war eine schreckliche Vorstellung für mich, mich dreimal am Tag selbst katheterisieren zu müssen. Ich hatte mich, um meinen Restharn los zu werden nicht ganz freiwillig zu einem Bauchkatheter (suprapubischen Katheter, SPK) entschieden, hatte damit aber ziemliche Komplikationen. Ich wurde dann auf ISK umgestellt und ich kann es nur nochmals sagen, es ist völlig unkompliziert, schmerzfrei und einfach. Moderne Katheter sind aus super gleitfähigem Matierial, speziell so beschichtet, wie die Harnröhre selbst, sind berührungsfrei einzuführen und ganz einfach handzuhaben. Es ist einfacher als (gutes) Zähneputzen mit Zahnseide. Hätte ich gewusst, dass es so einfach ist, hätte ich mir viel Kummer mit meinem SPK erspart und hier in diesem Forum habe ich gute Beratung auch zur Produktwahl bekommen und Matti hat mir dann den Anstoß gegeben.

Heute lebe ich damit völlig sorgenfrei und arbeite ganz normal in einem doch sehr herausfordernden Berufsumfeld mit viel Reisetätigkeit.

Ich habe auch gelernt, ganz offen über mein Problem zu reden und das hat sich ebenso bewährt. Ich konnte so auch viele Betroffene in meinem Umfeld beraten, die sich davor schämten, darüber zu sprechen. Enttabuisierung ist eine ganz wichtige Sache und ich bin immer wieder erschrocken von der Unwissenheit selbst im ärztlichen Umfeld. Hab Mut, darüber zu reden, Du wirst sehen, Du kannst Deinen Freunden und Bekannten, Berufskollegen und allen anderen Menschen das durchaus zutrauen, es zu verstehen und Du wirst sehen, wie viele Betroffene es gibt, die dann froh sind, eine Gesprächspartnerin zu finden, die dazu auch etwas Kompetentes sagen kann.

Und: quatsch Dich bei uns ruhig aus, wir lesen es gerne und Dir tut es auch gut,

Alles Liebe und Gute

Johannes
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10 Jahre 9 Monate her - 10 Jahre 9 Monate her #21903 von Pamwhy
Hallo Mary,

ich bin mittlerweile 46 Jahre. Als ich die Diagnose bekam 43. Allerdings hatte ich seit meinem 2. Kind mit 33 Jahren mit Stresskontinenz durch die Geburten zu kämpfen und auch als Kind hatte ich sehr viel mit heftigen Blasenentzündungen zu tun. Das hat sich dann etwas gebessert als ich älter war, da man sich ja dann viel mehr vorsieht. Man sitzt nicht auf den kalten Boden, zieht den nassen Badeanzug aus, nimmt sich ein zusätzliches Jäckchen mit, wenn man dran denkt usw. ;)

Es ist wohl so, dass meine Blase schon immer etwas mein Schwachpunkt war. Man kann aber nur spekulieren, ob es mit dem ganzen zusammenhängt. Wenn ich gewusst hätte, dass Restharn die Nieren schädigen und es sogar dazu führen kann, dass man zur Dialyse muss, dann hätte ich schon vor über 16 Jahren (hab noch mal nachgedacht, das war noch vor allen Schangerschaften), das regelmäßig überprüfen lassen. Leider hatte der Arzt, das nicht als ganz so dringend dargestellt, bzw.eine leichte Kuhle in der Blase als Ursache entdeckt. Naiv wie ich war, dachte ich nicht, dass sich da viel verändert und 50 ml Restharn ist ja nicht wirklich viel.

Damals hatte ich trotz der ganzen Blasenentzündungen zuvor, die Blase als eigenständiges Organ irgenwie gar nicht auf dem Radar. Man geht halt meist unbewusst auf die Toilette. Und wie du es auch sagst, man redet im allgemeinen nicht darüber. Das wäre aber wichtig und ich bin in dieser Hinsicht, wie Johannes auch, schon immer ganz offen damit umgegangen. Was kann ich denn dafür, dass die Nerven geschädigt sind, wenn mich jemand gefragt hat wie es mir geht, dann hab ich das auch gesagt. Du solltest mal sehen wie viele Bekannte plötzlich auch Schwierigkeiten mit Blase und Nieren haben... :cheer:

Jetzt noch zum ISK. Es ist wie Johannes sagt wirklich so schnell und einfach wie Zähneputzen, ich brauche mittlerweile keine 2 Minuten mehr. Ich habe da am Anfang bei ihm auch Überzeugungsarbeit leisten müssen. ;) Es ist aber wirklich nicht schlimm. Wenn du wegen kaputter Nieren zur Dialyse musst dauert das um ein vielfaches länger, die weiteren Konsequenzen (schlimmstenfalls) mit eventueller Spenderniere usw. sind auch zu berücksichtigen.

Ich bin damals direkt nach der Diagnose mit Kathetern für 3 Tage nach Hause gegangen und auf dem Rückweg bin ich gleich bei meinem Hausarzt eingefallen, um die entsprechenden Rezepte (auch für den Beinspiegel) zu bekommen. Mir wurde im Kontinenzzentrum die Möglichkeit einer Schwester, die nach Hause kommt angeboten, die ich leichtsinnigerweise abgelehnt habe. Das wäre die Außendienstmitarbeiterin für das Homecare Unternehmen gewesen, das meine Katheter liefert. Wenn ich das angenommen hätte, wäre die Abwicklung nicht so kompliziert gewesen und auch ein paar andere Schwierigkeiten hätten sich wohl so nicht ergeben.

Das mal nur so vorab, falls du weitere Fragen dazu hast, kannst du mich gerne dazu löchern. :P

Bis demnächst und ganz, ganz...
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10 Jahre 9 Monate her #21904 von Johannes1956
Johannes1956 antwortete auf Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie / Inkontinenz
Liebe Pam,

ja, klar... auch Du hast Überzeugungsarbeit bei mir geleistet, ich hab's nicht vergessen. Damals dachte ich noch, naja bei Frauen ist das ja viel leichter, kurze Harnröhre und so. Inzwischen weiß ich, dass es natürlicherweise bei Frauen schwieriger ist, deshalb Spiegel und nicht in jeder Position möglich, da tun wir Männer uns leichter. Aber, wenn man es einmal erlernt hat, und das geht schnell, ist es für beiderlei Geschlecht unkompliziert, wenn man nicht noch ein weiteres Handicap wie Lähmung oder so hat.

Also, auch danke an Pam, und aus Erfahrung: der Pam kann man vertrauen.

Johannes
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10 Jahre 9 Monate her #21905 von eckhard11 ✝
eckhard11 ✝ antwortete auf Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie / Inkontinenz
Hmm, Mary,

zu den verschiedenen Blasenstörungen kann ich nichts beitragen, da ich eine Neoblase habe, aber rein technisch gesehen denke ich, Deine Blasenentleerungsstörung liegt daran, dass Dein Blasenmuskel zu schwach ist oder tatsächlich eine Nervenstörung vorliegt.
Dies zeigt doch schon der viel zu hohe Restharn.

Sieh mal, die Blase ist ein Hohlmuskel.
Ein Muskel, den Du selbst beeinflussen kannst bzw. der irgendwann kontrahiert.
Denke Dir einfach einen Ball von ca. 6,00 cm Durchmesser und einer Wandstärke von ca. 8,00 mm, der da schlaff rumhängt.
In der Blase - auf der Oberfläche - sind “Sensoren”.
Wenn sich die Blase füllt, werden diese Sensoren gedehnt und übermitteln dann dem Gehirn die entsprechende Nachricht.
Das Gehirn reagiert und gibt dem Blasenmuskel den Befehl zu kontrahieren.
( Dagegen kann man gar nichts machen, wenn es soweit ist, muss die Blase kontrahieren, da übernimmt das vegetative System die Herrschaft, hi, hi.... )

So weit, so gut.
Wenn Du allerdings pinkelst und es bleibt trotzdem ein hoher Restharn in der Blase, dann kann dies doch nur bedeuten, dass der Blasenmuskel nicht genügend kontrahiert.
Hier kann es - technisch gesehen - doch nur zwei Möglichkeiten geben :
Entweder ist der Muskel zu schwach, um sich komplett zusammen zu ziehen oder die Nervenimpulse sind gestört.
Impulse komme an, sonst könntest Du ja gar nicht pieseln.
Aber - eventuell, möglicherweise, vielleicht - nicht komplett.
( Wie bei einer flackernden Birne )
Dann hättest Du ein Problem, welches nicht so einfach zu beheben wäre.

Oder Du hast eine Art Blasenlähmung, dies würde auch eher das Nachlaufen des Harnes erklären.
Die Blase kontrahiert nicht richtig und der Blasenschliessmuskel macht auch nicht schnell genug zu.
Eventuell würde ein gezieltes Beckenboden-Muskeltraining zumindestens das “Nachlaufen” beheben......

Kann sein, dass ich dummes Zeug schreibe, aber logisch gesehen sehe ich nur diese beiden Möglichkeiten.

Gegen den Restharn musst Du etwas unternehmen, sonst kann es gut sein, dass Du Dir eine chronische Zystitis zuziehst oder Dir die Nieren versaust.
Beides kann äusserst unangenehm werden......

Gruß
Eck :sleep: hard

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