file Frage Blanker Ekel

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9 Jahre 7 Monate her #27846 von Isabelle
Blanker Ekel wurde erstellt von Isabelle
Hallo zusammen,

ich habe ein großes Problem und hoffe, dass mir jemand Tipps geben kann.

Mein Vater leidet nach OP und Bestrahlung (metastasiertes Prostata-Karzinom) unter Harninkontinenz. Mir tut die gesamte Situation extrem leid, aber so, wie er mit seiner Inkontinenz umgeht, wird meine Abneigung gegen ihn täglich größer.

Nach der Bestrahlung merkte ich, dass ein beissender Geruch aus seinem Zimmer strömte, durch das halbe Haus. Es dauerte eine Zeit, bis ich merkte, dass es von seinem Bett ausging. Er ließ den Urin nachts einfach laufen und tagsüber trocknen! Als ich ihn darauf ansprach, gab er das sogar zu, es war ihm kein Stück peinlich. Tagsüber bei der Arbeit trug er Einlagen (Hartmann), aber das Nacktschlafen wollte er sich nicht nehmen lassen. Es war ein Kampf, ihn dazu zu bewegen, nachts eine Unterhose mit Einlage zu benutzen, aber mittlerweile macht er es.

Mein Problem ist, dass er das gewissenhafte Wechseln seiner Einlagen (morgens, mittags, abends) nur dann macht, wenn er arbeiten geht. Ebenso das Wechseln der Unterwäsche. Wenn er die Unterhose nicht morgens und abends wechselt, stinkt er. Aber er riecht das alles nicht selber, keine Ahnung, warum, vielleicht weil er starker Raucher ist? Oder weil man den eigenen Geruch nicht so gut riecht? Keine Ahnung, aber ich rieche es sehr.

Er hat einen super bezahlten Job, da halten ihn alle für ganz toll, ebenso im Golfclub, aber zu Hause lässt er sich total gehen, das würde niemand glauben, der ihn kennt. Es gibt da auch noch andere Sachen, die ich total eklig finde, aber das würde den Rahmen hier sprengen.

Wie kann ich ihm klar machen, dass ich den Urin (und manchmal sogar Kot) rieche, auch wenn er ihn nicht riecht? Ich will ihn nicht verletzen, hoffe immer, dass er das selbst merkt, aber das wird nicht kommen. Seine gebrauchten Einlagen hat er zeitweise schon in einem Abstellraum getrocknet und abends wieder verwendet. Das ist maximal widerlich.

Ich habe mittlerweile solch einen Ekel, dass ich ihm aus dem Weg gehe und alles abwische, was er angefasst hat. So kann es nicht weitergehen.

Wie kann ich ihm sachlich, relativ schonend klarmachen, dass er sich so nicht benehmen kann, wenn man zusammen lebt?

Er riecht es einfach nicht.

Mutter gibt es leider nicht mehr, und meine bösen Gedanken ihm gegenüber tun mir manchmal wahnsinnig leid. Aber mein Ekel zerstört gerade sehr viel Liebe, was mir später mit Sicheheit leid tun wird.

Ich habe hier so viele Posts gelesen, jeder gibt sich Mühe, mit der Inkontinenz klarzukommen, nur er leider gar nicht.

Kann mir irgendjemand helfen?

Ich bin über jeden Kommentar und Tipp dankbar.

LG Isabelle

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9 Jahre 7 Monate her #27847 von Günti
Günti antwortete auf Blanker Ekel
Guten Morgen liebe Isabelle,

erst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum. Schön, dass Du hierher gefunden hast und den Mut hast,
Deine Situation zu schildern. Manchmal erleichtert es einen ja schon, wenn man sich mit anderen austauschen kann.
Da hast Du ja wirklich ein großes Problem und ich weiss auch nicht so recht, was ich davon halten soll. Kann eigentlich
kaum begreifen, dass Dein Vater, der ja wie Du schreibst im Berufsleben ein angesehener Mann ist, sich so verhält.
Dass er den Geruch nicht selbst wahrnimmt, könnte ich mir schon vorstellen. Das hat man ja auch schon viel von Schweiß
und Mundgeruch gehört. Ich bin aber immer der Meinung, dass man offen über Probleme sprechen sollte.Ich würde
an Deiner Stelle mit dem Vater sprechen und ihm erklären, dass so ein Zusammenleben mit ihm für Dich nicht möglich ist.
Vielleicht kannst Du ihm auch mal dieses Forum zeigen und er liest einmal, wie andere mit der Inkontinenz umgehen und
welche Möglichkeiten es gibt. Bin nun ja kein Mann und auch kein Mediziner. Weiß daher auch nicht, was nach so einer OP
wie Dein Vater sie hatte, für Möglichkeiten für ihn sind. Da werden sich aber sicher noch unsere Männer mit ähnlichen OP's
hier bei Dir melden. Aber um etwas zu ändern wirst Du um offene Gespräche mit Deinem Vater nicht herumkommen.
Vielleicht könntest Du ja auch den Arzt Deines Vaters mit ins Boot holen?

Jetzt wünsche ich Dir erst einmal viel Kraft und hoffe mit Dir dass Du schnell eine Lösung für euer Problem findest.

Ganz liebe Grüße
Petra
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9 Jahre 7 Monate her - 9 Jahre 7 Monate her #27848 von Ano
Ano antwortete auf Blanker Ekel
Moin Isabelle!

Es ist ja bekannt, dass bei Menschen im zunehmenden Alter Geruchs- und Geschmackssinn nachlassen - beim einen mehr, beim anderen weniger. Es kommt auch häufig vor, dass es ältere Menschen bezüglich ihrerer Hygiene nicht mehr so genau nehmen. Auch meine Mutter war im hohen Alter (80 J.) sehr unsauber und gleichzeitig auch stur und uneinsichtig, wenn man sie darauf angesprochen hat.

Nun schreibst Du, dass Dein Vater in einer angesehenen Position noch arbeiten geht. Soooo alt kann er dann doch noch nicht sein, oder?
Außerdem schreibst Du, dass er im Berufsleben gewissenhaft mit seinem Inkontinenzproblem umgeht. Dann wird er also sehr wohl wissen, wie ihn andere Menschen wahrnehmen (könnten). Warum macht er das zu Hause nicht ebenso, zumal ihr unter einem Dach zusammen wohnt?

Ich vermute, dass Du schon das Gespräch mit ihm gesucht haben wirst, denn er schläft ja nun auf Grund Deiner Proteste mit Unterhosen.
Sollten weitere Gespräche nicht fruchten, so schreibe ihm einen langen, lieben Brief.
Schildere ihm (so, wie Du es hier gemacht hast) Deine Gefühle - auch Deine Ekelgefühle - schreibe ihm, dass Du Dich immer weiter von ihm entfernst, wenn er so weitermacht.
Vielleicht kannst Du ihn mal fragen, ob ihm seine Arbeitskollegen, bei denen er sich ja gepflegt verhält, mehr am Herzen liegen als seine Tochter. Ob Du ihm wirklich so gleichgültig bist, dass er sich zu Hause so gehen lässt. Das wäre sehr traurig.

Vielleicht macht es dann "klick" bei ihm. Ein gesprochenes Wort kann schnell eskalieren und dann stehen Vorwürfe im Raum und jeder wird letztendlich "bockig". Ein sachlicher und liebevoller Brief wirkt vielleicht anders. Den kann er sich in einer stillen Stunde immer wieder durchlesen und denkt vielleicht darüber nach ...

Alles Gute,
Ano
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9 Jahre 7 Monate her #27850 von Isabelle
Isabelle antwortete auf Blanker Ekel
Hallo ihr Lieben,

danke für die Antworten!

Medizinisch kann man da, glaube ich, nichts machen. Beckenbodengymnastik würde helfen, sagen alle Ärzte, aber da hat er keine Lust drauf.

Einen Brief schreiben, gute Idee. Das fällt mir schwer, ich will ihn nicht in seinem Selbstbewußtsein kränken. Er hat eine sehr schwere, wahrscheinlich durch die Metastasen tödliche Krankheit, ist 60 Jahre alt, geht gerne zur Arbeit (was seine Laune auch verbessert). Da will ich ihm nicht einreden, dass er eigentlich eklig ist für sein Umfeld. Er wechselt seine Einlagen bei der Arbeit, weil er keine nassen Flecken an der Hose haben möchte, nicht wegen des Geruchs. Er ist wirklich überzeugt davon, dass man Urin nicht riecht.

Ich habe so viel hier gelesen, und so viele schreiben, dass Urin geruchlos ist, aber wenn er trocknet, ist er das nicht mehr. Mein Vater ist gut ärztlich untersucht, er hat definitiv keine Infektion, aber sein Urin riecht nach Ammoniak. Dazu kommt so ein süßlicher Geruch nach altem Obst. Kann das der Krebs sein?

Das Zusammenleben fällt immer schwerer. Jemand, der dieses Problem nicht kennt, kann es vielleicht nicht nachvollziehen (deshalb bin ich hier in diesem Forum). Ich möchte diesen Hass auf ihn nicht haben, denn so bin ich nicht, und ich hasse mich oft dafür.

Wie oft wechseln andere Männer in dieser Situation ihre Einlagen und Unterhosen? Gibt es irgendwelche Tipps, wie man es besser machen kann? Gibt es vielleicht eine Internetseite, die klarstellt, dass getrockneter Urin stinkt? Ich finde immer nur Seiten, auf denen steht, dass er geruchslos ist...

Nochmal danke im Voraus!

LG Isabelle

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9 Jahre 7 Monate her #27852 von Elkide
Elkide antwortete auf Blanker Ekel
Hallo liebe Isabelle, deine Situation kann ich sehr gut nachempfinden. Mir ging es damals mit meiner Mutter genauso. Konnte mich selber nicht begreifen, dass es mir so schwerfiel, die Situation auszuhalten, obwohl ich genau wusste, dass ihre Lebenserwartung nicht mehr sehr lange sein konnte.
Habe dann mit ihrer Ärztin gesprochen, die ihr zur Hautschonung geraten hat, die Vorlagen bzw. Windelhöschen tagsüber alle 2 Std. zu wechseln, da
evtl. Hautreizungen schmerzhaft und schlecht heilen würden. Getrockneter Urin wäre halt äußerst schädlich! Das hat gewirkt. Wir hatten dann noch ein Jahr unter einem Dach, an das ich mit guten Gefühlen zurück denken kann. Vielleicht hilft dir ja auch ein Gespräch mit dem Arzt, der deinen Vater über die Risiken von Hautreizungen ganz allgemein aufklärt. Sollte dies nichts nützen, würde ich ihm in einem Gespräch ganz sachlich und ruhig über deine Gefühle berichten. Er meint es ja bestimmt nicht böse. Ein klärendes Gespräch ist allemal besser, als ein jahrelanges gutes Verhältnis mit schlechten Gefühlen zu Ende gehen lassen.
Ich wünsche dir noch eine schöne Zeit mit deinem Vater und hoffe, dass du die Situation befriedigend in den Griff bekommst.
Liebe Grüße
Elkide

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9 Jahre 7 Monate her #27854 von Horsty
Horsty antwortete auf Blanker Ekel
Hallo Isabelle,

die Ursachen des sehr unangenehmen Geruchs von Humanurin lassen sich sehr leicht erklären . Frischer Urin riecht in der Regel sehr schwach. Durch bestimmte Lebensmittel wie Knoblauch, Spargel oder Kohl sowie größere Mengen von Alkohol und Einnahme von Medikamenten kann sich der Geruch verändern.
Erst nach längerer Verweilzeit bauen Bakterien aus der Luft die Harnbestandteile ab und es beginnt die Bildung von Ammoniak, ein farbloses, stark stechend riechendes und leicht flüchtiges giftiges Gas. Nach längerer Zeit verdunstet noch mehr Wasser (Anteil von ca. 95%) und der üble Geruch reizt die Atemwege stärker.

Bei Menschen mit empfindlichen Schleimhäuten, zu denen du sicherlich auch zählst ;) , könnte es zu erheblichen bleibenden Schädigungen führen!

Der unangenehme süßliche Geruch könnte auch durch Diabetes hervorgerufen werden.

Treten aber unmittelbar nach dem Wasserlassen strenge Gerüche auf, sollte der Arzt konsultiert werden.

Deutlich schwerer fällt mir eine Erklärung zum Verhalten deines Vaters und das beginnt schon damit, dass er gar nichts unternimmt seine Inkontinenz zu mindern. :sick:

Auch wenn er ein starker Raucher ist, so müsste er den beizenden Geruch des trocknenden Urins als unangenehm wahrnehmen.

Einen einsichtigen Vater, der auch auf die Gesundheit seiner Tochter achtet, wünscht dir mit bestem Gruß

Horsty

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9 Jahre 7 Monate her #27855 von Bernhardine
Bernhardine antwortete auf Blanker Ekel
Liebe Isabelle,

auch ich möchte dich hier ganz herzlich begrüßen!
Die Situation , die du mit deinem Vater hier beschreibst, ist mir schon nur beim Lesen eklig!
Dass Urin nicht riecht, mag bei jungen gesunden Menschen zutreffen. Auf Grund meiner Erkrankung , während der ich viele Harnwegsinfekte hatte, bin ich eine richtige Urinsachverständige geworden, notgedrungen.
Frischer gesunder Urin ist nicht geruchlos, aber er hat zumindest nicht einen beißenden fiesen Geruch. Ließe man ihn länger stehen , fängt auch dieser Urin an zu riechen / stinken!
Das weiß jeder, der mal ein Kleinkind hatte, das ins Bett gemacht hat.

Die Idee von Ano mit dem Brief ist gut, so halte ich das immer, wenn ich innerhalb der Familie mal was klären muss, wo die Gefahrt besteht, dass man im Eifer des Gefechts zu impulsiv und emontional reagiert.

Vielleicht ist es ihm wirklich nicht klar, dass er streng riecht und muss das in Ruhe erklärt bekommen.
Was ist mit sozialen Kontakten deines Vaters außerhalb der Arbeit? Bekommt er keine Besuche zu Hause? Keine besten Freunde oder Geschwister, die ihn zu Hause besuchen und so mitbekommen könnten, wie es dort jetzt riecht?
Weil das mal noch ein Punkt zum Ansetzen wäre. Vielleicht findest du so Verbündete, um deinen Vater zu überzeugen?

Es gibt heute so viele und auch bequeme Hilfsmittel bei Inkontinenz ( siehe Horsty!, siehe Günti, wo sogar Petra als seine Frau sich hier schlau gemacht hat über Kondomurinale ), da muss niemand in seinem eigenen Saft liegen!

Ich wünsche dir gute Nerven und gute Argumente in deinem Kampf! ...soooo alt ist dein Vater nun wirklich noch nicht, dass man von Altersstarrsinn ausgehen sollte - ich werde dieses Jahr 59 und bin ihm also altersmäßig sehr nah.

Liebe Grüße aus dem Herzen des Ruhrgebietes sendet dir

Bernhardine

Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten , weitergehen !

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9 Jahre 7 Monate her #27857 von Johannes1956
Johannes1956 antwortete auf Blanker Ekel
Liebe Isabelle!

Ich habe mir länger überlegt, ob ich dazu überhaupt etwas schreiben will oder soll. Denn dass Urin durch bakterielle Zersetzung zu stinken beginnt muss ja eigentlich nicht hinterfragt werden.

Horsty hat es schön erklärt und in beliebig vielen Internetbeschreibungen kann das mit chemischen Erklärungen nachgelesen werden, am einfachsten auf Wikipedia den Artikel "Urin" nachlesen.

Dennoch habe ich mich entschlossen, Dir einen Rat zu geben, nach dem Du gefragt hast.

Ekel ist der falsche Ansatz. Ich halte auch das von Dir beschriebene Problem weder für ein urologisches, noch für ein onkologisches. Es klingt mir nach einer gestörten Vater-Tochter Beziehung, nach Trotz, Tatsachenverweigerung, Ängsten, Unvermögen.

Deshalb mein Rat, so schwer das ist, einen aus der Ferne zu geben. Geht gemeinsam zu einem Psychotherapeuten, oder, wenn das zu abschreckend klingt und nicht akzeptiert wird, in eine psychologische Beratung oder Krisenintervention. Holt euch professionelle Hilfe, wie ihr miteinander und dem beschriebnen Problem umgehen wollt und könnt.

Wenn Dir, so wie Du schreibst, an der Beziehung zu Deinem Vater etwas liegt, dann musst Du einen Schritt in die richtige Richtung machen, Du wirst das nicht über eine Diskussion, ob Urin stinkt oder nicht, lösen können.

Ist Dein Vater nicht bereit dazu, dann beginne Du und hole Du Dir Rat.

Die andere Alternative für Dich ist wohl Distanz und auszuziehen, um Dein eigenes Leben zu leben. Aber diesen Bruch willst Du nach Deinen Beschreibungen ja nicht, so wie ich das verstehe.

Alles Gute

Johannes

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