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Bauchkatheter/Bauchdeckenkatheter - wo bleibt der Urin?

14 Nov 2016 08:56 #1 von Monty
Hallo zusammen,

meine Mutter wird demnächst eventuell mit Bauchdeckenkatheter aus der Reha entlassen. "Evt", weil sie zurzeit noch nicht sicher ist, ob das eine gute Lösung für sie ist.

Eine Frage, die uns beschäftigt, ist, wo der Urin bleibt? - Ich hatte die Erläuterung des Inkoberaters so verstanden, dass der Beutel, genau wie beim transurethralen, an Hüfte oder Bein getragen wird. Meine Mutter hat es so verstanden, dass es keinen externen Beutel gibt. Eine Schwester auf Station hat mir das dann auch bestätigt, aber ihrer Erläuterung, wo der Urin dann denn bis zum Ablassen bleibt, habe ich nicht begriffen.
Drum mag ich um Euren Input bitten, welche Varianten der "Lagerung" Ihr kennt, wie gut die funktionieren und was Ihr mir ggf. noch dazu mit auf den Weg geben könnt?

Achja: Meine Mutter ist 66, hatte schon immer ein "Primanerbläschen", was in den letzten Jahren schlimmer geworden ist. In der Reha ist sie aktuell nach einem heftigen MS-Schub, der sie Ende des Sommers komplett von den Füßen geholt hat, und das ging Hand in Hand damit, dass sie den Katheter bekommen hat. Eigentlich ist die Empfehlung des Inkoberaters, dass sie ohne Katheter nach Hause geht, jetzt, wo sie wieder mobil ist, aber das traut sie sich nicht, weil sie zu allem Überfluss auch eine heftige Angststörung hat. Auch das ist in Behandlung, aber zurzeit macht ihr einfach alles Angst, ihr fehlen die berühmten "Eier", drum liebäugelt sie mit dem Katheter.

Hoffe, ich konnte Euch ein Bild vermitteln - und freue mich sehr auf Euren Input/Nachfragen...

Jetzt schon Dankeschön!

Viele Grüße
Monty

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14 Nov 2016 09:27 #2 von Birgit1
Hallo Monty,

auch ich trage einen Bauchdeckenkatheter (suprapubischer Katheter = SPK).
Es gibt beide Varianten: mit und ohne Beutel.
Wenn der Katheter an einen Beutel angeschlossen ist, ist er in der Regel dauergeöffnet, d.h. der Urin fließt ständig in den Beutel ab.
Wenn der Katheter ohne Beutel getragen wird, gibt es am Ende des Katheters, statt eines Beutels, ein Ablassventil. Dieses Ventil wird dann bei Bedarf (Toilettengang) geöffnet um den Urin abfließen zu lassen. Der Urin verweilt dann ganz normal in der Blase bis der Katheter(Ablassventil) geöffnet wird.
Was die beste Lösung für deine Mutter ist, werden die Ärzte / Inkontinenzberater ihr sagen. Je nach Problemlage.
Bei mir handelt es sich um ein Restahrnproblem (nach normalem Toilettengang verbleiben bei mir noch bis zu 800ml Restharn in der Blase) Daher entleere ich die Blase über den Katheter.
Ich hoffe, ich konnte dir bei deinen Fragen erst einmal ein bisschen weiterhelfen.
Viele Grüße,
Birgit

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14 Nov 2016 11:30 #3 von matti
Guten Morgen Monty und herzlich willkommen im Forum der Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

Mir stellt sich zunächst die Frage, warum deine Mutter nun einen suprapubische Blasenkatheter trägt. Liegt dies primär daran das sie Harn verliert oder an der hohen Frequenz des Harndrangs oder an erhöhten Restharnwerten, die keine vollständige Entleerung ermöglichen?

Je nach Ursache stehen unterschiedliche Strategien und Alternativen zur Verfügung bzw. kann der suprapubische Blasenkatheter eine "gute" (mögliche) Versorgung sein.

Birgit hat dies bereits anschaulich erklärt. Bei geschlossenen Katheter (also ohne Dauerableitung in einen Beutel) verbleibt der Harn in der Blase. Dies wäre vor allem dann eine Speicherungs- und Entleerungsoption, wenn es hohe Restharnwerte gibt. Bei einer Drangsymptomatik wird der Drang eher zunehmen. Bei Harnverlust wird es weiterhin zu Urinabgang kommen. Hier wäre die deutlich bessere Alternative der Selbstkatheterismus.

Offen, also mit Harnableitung in einen Beutel, kommt es über die Zeit unweigerlich zum "schrumpfen" der Blase. Das Volumen wird abnehmen und kann unter den beschriebenen Voraussetzungen deiner Mutter nur schwer wieder auf trainiert werden, sollte die Versorgung nicht mehr in Frage kommen. Diese Entscheidung kommt also mehr einer Dauerlösung gleich. Ein suprapubische Blasenkatheter ist zwar auf jeden Fall einem transurethralen (durch die Harnröhre) Katheter vorzuziehen, aber nicht selten auch mit höheren Infekt Raten verbunden, wie die Entleerungsmethode über Selbstkatheterismus.

Auch wenn es sich um eine Harninkontinenz (also Urinverlust ohne höhere Restharnwerte) handelt, kann der suprapubische Blasenkatheter eine Alternative zur aufsaugenden Versorgung sein. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn sich ein Betroffener (trotz aufsaugender Versorgung) nicht mehr aus dem Haus traut, soziale Kontakte einstellt, sich isoliert, weil die Angst Harn in der Öffentlichkeit zu verlieren übergroß ist. Es ist zwar grundsätzlich möglich sich auch mit aufsaugenden Hilfsmitteln so zu versorgen, das eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu 100% gegeben ist, dafür muss aber der Kopf mitspielen.

Ich habe einer Psychologin auch einmal erklären müssen, dass meine Ängste (ebenfalls MS) wenig mit fehlenden "Eiern" zu tun haben. Wenn ich ein Trauma aufarbeite oder vor etwas realen Ängste habe kann ich im besten Fall etwas konkretes Angehen und Anfassen.

Wenn ich aber Angst um mein Leben habe, meine Zukunft, meine Selbstständigkeit, vor Abhängigkeit ist dies nicht einfach. Gerade Menschen die über längeren Zeitraum einen deutlichen Abbau ihrer körperlichen Fähigkeiten erleben, haben die Ängste häufig stark. Auch ich habe diese Ängste. Es ist nicht einfach Mut für die Zukunft zu fassen, wenn man sich den Verlauf der Vergangenheit anschaut und sich darüber bewusst ist, dass man diesen nur schwer aufhalten kann. Zumeist wird das Krankheitsbild ja eher schlechter.

Mir gelingt es mit fast 44 Jahren noch die wahrscheinlich sehr häufig zu überspielen. Gelöst habe ich diesen inneren Konflikt sicher nicht.

Ich werde im nächsten Jahr einen sehr großen Schritt machen, mein Leben an anderen Ort noch einmal komplett neu "anfangen" und "starten". Dies ist wohl ebenso mutig wie feige. Ein Hauptgrund besteht bei dieser Entscheidung darin, dass mich die "Angst" ich können dies vielleicht in einigen Jahren nicht mehr, treibt. Sie treibt mich wie ein gejagtes Wild. Es ist schon ein wenig die Erfüllung einer Sehnsucht, die ich seit Jahren hege und gleichzeitig die Befriedigung der damit verbundenen Ängste, würde ich es nicht tun.

Liebe Grüße

Matti

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14 Nov 2016 19:43 #4 von Monty
DANKE für Euer schönes Willkommen und Eure klaren und hilfreichen Erläuterungen!!

So, wie ich das im Augenblick einschätze, handelt es sich bei meiner Mutter eher um eine Dranginko, ggf. verbunden mit größerer Restharnmenge. Wie ich drauf komme:
Sie "muss" halt sehr oft, verkneift sich teils das Trinken, um das zu reduzieren und ja, hat in den vergangenen Jahren/Monaten soziale Gelegenheiten reduziert. Nicht nur, aber auch wegen der Inko bzw. ihrer Angst, es nicht rechtzeitig zu einer Toilette zu schaffen.
Was ihr diese Sicherheit zum größten Teil zurückgeben würde, wäre also eine Option, bei der sie für ein paar Stunden nicht laufen muss, sondern im Zweifelsfall laufen lassen kann.
Ich kann sie leider nicht sehr genau danach fragen, was ihr am schwersten fällt oder am meisten Sorge macht, weil sie zurzeit, bedingt durch die Angststörung, bei jeder in die Zukunft gerichteten Frage sofort sehr aufgewühlt ist und als einzig klaren Gedanken "Ich habe Angst und Sorge vor der Zukunft, das ist mir alles viel zu viel jetzt" zustande bringt. Drum bin ich ein wenig auf Mama-Kennen, Aufmerksam sein, vorsichtig und ermunternd fragen angewiesen..

Jedenfalls: Wenn ich jetzt Eure Erläuterungen richtig verstehe, löst ein Katheter ohne Beutel dieses "Lagerungsproblem" nicht, sondern nur/vorrangig das Entleerungsproblem, richtig?

Viele Grüße,
Monty

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14 Nov 2016 21:41 - 14 Nov 2016 21:44 #5 von matti
Hallo Monty,

nun bei offen getragenen Katheter befindet sich natürlich kein Harn mehr in der Blase. Dementsprechend kann es nur zu sehr geringen Inkontinenzepisoden kommen, im besten Fall zu gar keinen mehr.

Mit der Drangsymptomatik hingegen ist dies nicht ganz so einfach. Drang oder ein dem Drang sehr ähnlich empfundenes Gefühl entsteht dann zwar nicht mehr durch tatsächlichen Inhalt der Blase aber doch sehr häufig durch den Reiz des Katheters, evtl. gehäufte Infekte oder schlicht bei abnehmenden Blasenvolumen durch den Reiz des gefüllten Blockballons in der Blase. Eine Reizung der Blasenschleimhäute kann dies zudem verursachen. Bei lange liegenden Katheter (über Jahre) nehmen diese Probleme meist eher zu.

Gegen das Drangefühl könnte evtl. eine Botoxbehandlung in Erwägung gezogen werden.

Einigen Dingen, vor allem Infekten kann man vorbeugen (Anwendungsrichtlinien, Hygiene und Prophylaxe), sie aber nicht immer vermeiden.

Bei hohen Restharnmengen, die unbedingt grundlich abgeklärt gehören, wäre die deutlich bessere Entleerungsmöglichkeit der intermitierende Selbstkatheterismus. Dazu gehört aber die aktive Bereitschaft (neben der körperlichen Voraussetzung) diese Therapieoption zu erlernen und anzuwenden. Wie du deine Mutter beschreibst, könnte dies schwierig sein.

Gruß

Matti

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15 Nov 2016 15:24 #6 von Monty
...das sehe ich ähnlich, lieber Matti.

ABER: Vielleicht war ich voreilig. - Habe just erfahren, dass meine Mom seit gestern ohne Kathi durch die Reha läuft, sie machen es mal testweise, und ich hoffe, dass die ganze Thematik vielleicht nochmal ein paar Jahre, vielleicht sogar auf lange Sicht, Aufschub bekommt oder durch Training/Medis/Selbstvertrauen gelöst wird.

Falls es dann doch notwendig werden sollte, hoffe ich, dass sie in einer mental stabileren Verfassung ist und sich dem Thema konstruktiver stellen kann. Und wenn nicht, habe ich dank Eurem Input jetzt viel mehr Wissen als vorgestern, um bei den Ansprechpartnern dort gezielter nachzufragen, was genau los ist und empfohlen wird.

Dank Euch sehr dafür!

Viele Grüße,
Monty

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