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Ich und meine Dranginkontinenz

09 Aug 2023 13:16 #1 von TimB
Guten Tag,

ich gehe gleich ins Volle. Seit Sommer 22 ist es mit meiner Blasenfunktion immer schlechter geworden. Um Weihnachten rum habe ich die ersten Unfälle gehabt. Wenn ich merke das ich muss ist es eigentlich schon zu spät und es läuft.

Ein bisschen zum Hintergrund. Ich bin Mitte 30, Hausmann, verheiratet und habe Kinder. Unser Leben ist Stress pur und läuft nicht wirklich rund. Ich trinke seltenst Alkohol, Rauche nicht bin icht übergewichtig oder was auch immer. Die ungesündeste Gewohnheit ist wohl mein süßer Zahn.

Ich bin dann zum Urologen. Ein voller Reinfall. Nehmen sie Breitbandantibiotika und wir sehen uns in einer Woche wieder. Ultraschall, abtasten (Prostata) und ab dafür. Dazu noch einmal Labor (war unauffällig). Das war dann auch der letzte Besuch dort. Ich habe mir noch die Laborbefunde geben lassen und bin weitergezogen.

Die zweite Urologin ist um längen besser. Hausaufgaben nach dem ersten Termin war ein Miktionsprotokoll. Bei jedem Termin hat sie einen Ultraschall gemacht (unauffällig, lediglich ein bisschen Restharn). Der nächste Schritt war eine Blasenspiegelung. Verdickte Blasenwand aber ansonsten unauffällig.
Sie hat mir dann Tamsulosin verschrieben. Das habe ich dann eine Weile ausprobiert. Mit den Tabletten ist es etwas besser. Ich habe ein bischen mehr Vorwarnzeit wenn ich muss. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht gut. Ich habe sowieso schon einen niedrigen Blutdruck die Tabletten machen das nur noch schlimmer dazu noch der leichte Schwindel (fühlt sich irgendwie wie konstanter leichter Seegang an). Alles in allem ja die Tabletten helfen irgendwie aber eine Dauerlösung ist das nicht.
Die Urologin hat mich zu einem Neurologen überwiesen. Der wollte MRTs von Kopf und kompletter Wirbelsäule haben.
Also dann 4 MRT Termine hinter mich gebracht. Bevor die Auswertung statt fand noch eine Messung. Elektroden unter der Kopfhaut Reizstrom an Händen und Füßen (Name vergessen). Bei der Auswertung von allem war alles unauffällig.

Jetzt habe ich nächste Woche wieder einen Termin bei ihr und schreibe gerade wieder ein Miktionsprotokoll und habe dafür die Tabletten abgesetzt. Alles im allem muss ich sagen das ich mich, auch wenn man die Konsequenzen bedenkt, ohne Tabletten wesentlich besser fühle.

Die Ärztin hat mir jedes mal sang und klanglos Hilfsmittel verschrieben. Die Probleme die mit der Versorgung durch die GKV einhergehen sollten jedem bekannt sein.

Ich wollte mir das mal vom Gewissen schreiben und hören was die Meinung von anderen dazu ist.

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09 Aug 2023 17:24 #2 von martinK
Hallo Tim

Herzlich willkommen!

Meine Sichtweise ist, dass es bei der Behandlung der Inkontinenz erstens um Deine Gesundheit und zweitens um die Lebensqualität geht. Konkret ist es primär wichtig, dass Du der Ursache für die Inkontinenz nachgehst und abklären lässt, ob nicht eine Krankheit oder körperliche Beeinträchtigung dahintersteckt, die noch mehr oder schlimmeren Schaden anrichten könnte. Die Sicherstellung der Lebensqualität ist natürlich sehr individuell. Meine Einstellung ist, dass die Harninkontinenz per se keine Einschränkung im Leben mit sich bringt, man aber als Betroffener Gefahr läuft sich wegen der Harninkontinenz selber einzuschränken und auf Aktivitäten zu verzichten. Für mich ist deshalb sehr wichtig, ein aktives Leben zu führen.

Etwas irritiert hat mich Deine Aussage, dass die Ärztin Tamsulosin gegen Dranginkontinenz verschrieben hat. Meines Wissens nach wird das Medikament mit dem Ziel eingesetzt, den äusseren Schliessmuskel zu entspannen, so den Blasenauslasswiderstand zu senken und damit Harnverhalt oder Überlaufinkontinenz mit sigifikantem Restharn zu therapieren. Wie ist denn die Diagnose "Dranginkontinenz" entstanden? Wenn Dir das Tamsulosin geholfen hat, könnte ein Problem beim äusseren Schliessmuskel liegen. Da könnte auch eine Beckenbodenphysiotherapie helfen.

Herzliche Grüsse
Martin

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09 Aug 2023 23:55 - 09 Aug 2023 23:55 #3 von stephanw
Hallo Martin,

ich hatte wegen meiner Dranginkontinenz auch einen Therapieversuch mit Tamsulosin. Ich habe eine benigne Prostatavergrößerung und Tamsulosin entspannt die Muskeln in der Prostata und Blasenöffnung. Schrumpfen wird die Prostata aber deswegen nicht, es werden bestenfalls die Symptome beseitigt, da der Harnfluss verbessert wird. Hat bei mir aber leider nicht geklappt.

Grüße
Stephan

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10 Aug 2023 08:42 #4 von martinK
Hallo Stephan

Danke für die wertvolle Anmerkung, da war ich etwas vorschnell mit der Aussage, dass Tamsulosin bei Dranginkontinenz keinen Sinn macht. Tamsulosin oder andere Alphablocker werden zwar schon in erster Linie eingesetzt, um den Restharn zu reduzieren und die Entleerung zu erleichtern und können eine überaktive Blase chemisch nicht beruhigen. Dennoch kann die Einnahme dieser Medikamente bei einer Dranginkontinenz dann sinnvoll sein, wenn eine Blasenobstruktion vorliegt, welche die vollständige Entleerung verhindert, was zu Drangepisoden führen kann; daran hatte ich nicht gedacht.

Bei Dir lag wegen der vergrösserten Prostata wohl ein Verdacht für eine solche Obstruktion vor. Ich hatte in der Nacht Spastiken im Beckenboden dieser war oft sehr verkrampft, so dass ich manchmal trotz überaktiver Blase kein Wasser lösen konnte; was sehr mühsam war. Ich nahm vor dem Schlafengehen kombiniert Tamsulosin und Sirdalud ein, womit das Problem behoben war. Allerdings war ich am nächsten Tag schlapp, so dass ich die Therapie irgendwann abbrach. Inzwischen haben sich die Spastiken von selbst gelegt. Ich vermute, dass meine Privigentherapie dazu beiträgt, ebenfalls achte ich darauf, meinen Körper durch Bewegung und Übungen täglich zu entspannen.

Bei Tim wurde im Ultraschall "nur ein wenig Restharn" (vermutlich nach dem Uroflow) beobachtet. Deshalb war ich überrascht, dass Tamsulosin zur Anwendung kam. Dass das Tamsulosin bei ihm aber eine Verbesserung gebracht hat, deutet für mich zumindest auf eine leichte Obstruktion hin, die durch gezielte Entspannungsübungen des Beckenbodens behoben werden könnte.

Herzliche Grüsse
Martin

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10 Aug 2023 09:03 #5 von Helmut 60
Hallo Tim,

auch von mir ein herzliches Willkommen! Ich habe selber eine kombinierte Tröpfel- und Dranginkontinenz und kann gut nachvollziehen, was dir für Gedanken im Kopf herumschwirren mögen.

Generell kann ich Martin mit seinen Ausführungen nur voll zustimmen. Primär wichtig war für mich die Abklärung, dass nicht eine Ursache hinter der Inko steckt, die Schaden anrichtet kann und unbedingt behandelt gehört. Als dies soweit ausgeschlossen war, habe ich für mich persönlich entschieden, nicht auf Biegen und Brechen auf weitere tiefe Ursachenforschung zu gehen und alle möglichen und unmöglichen Behandlungsversuche zu unternehmen. Ich habe keinerlei Probleme, weder körperlich noch psychisch, meine Inkontinenz einfach mit aufsaugenden Hilfsmitteln zu managen. Sie haben - im Gegensatz zu Tabletten, die mir (unter deutlicher Nennung der Nebenwirkungen) auch angeboten wurden, sowie anderen Behandlungsoptionen, eben keine Nebenwirkungen und ermöglichen mir, mein aktives und soziales Leben nahezu ohne jegliche Einschränkung problemlos weiter zu führen und mir eine sehr hohe Lebensqualität geben. Nun bin ich allerdings auch fast 30 Jahre älter wie du, was vielleicht auch einen Unterschied in der Akzeptanz und der Intensität der Suche nach Abhilfe des Problems macht.

Nichtsdestotrotz, Kopf hoch, vielleicht kommst du mit Hilfe deiner Ärzte auf für dich akzeptable Behandlungsmöglichkeiten, aber selbst wenn nicht - eine Harninkontinenz ist nicht das Ende der Welt und gehört meines Erachtens zu den Dingen, mit denen man noch relativ einfach ein ganz "normales" erfülltes Leben führen kann!

Viele Grüße
Helmut

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11 Aug 2023 07:14 #6 von TimB
@martinK: Ein wenig Restharn waren sowas um die 70ml. Wenn ich mich recht erinnere.

@Helmut 60: Was wurde denn noch so abgeklärt? Ich hätte gerne mal eine grobe Idee was mich noch so erwartet. Ich habe eigentlich nicht die Zeit monatelang von Arzt zu Arzt zu rennen. Ich habe so viele andere Dinge im Leben die genau so noch geklärt werden müssen.
Zugegebener Maßen das ich mit Mitte 30 mich mit so einem Thema auseinander setzen muss hätte ich vor einer ganzen Weile nicht trämen lassen.

@all: Danke für die Rückmeldung.

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14 Aug 2023 11:46 - 14 Aug 2023 12:24 #7 von martinK
Hallo Tim

Die Faustregel besagt, dass ein Restharn von 15% des Blasenvolumens als pathologisch bezeichnet wird; z.B. bei 500 ml Blasenvolumen wären es 75 ml. Was hat denn die Ärztin dazu gemeint? Vielleicht hat sie deswegen Tamsulosin verschrieben.

Betreffend der Untersuchungen hast Du ja schon einiges hinter Dir (Uroflow, Ultraschall, MRT, vermutlich Messung der evozierten Potentiale). Möglicherweise wird Dir die Ärztin eine Urodynamikuntersuchung, eine Blasenspiegelung oder weitere neurologische Untersuchungen vorschlagen, das hängt davon ab, wie sie Deine Situation einschätzt. Der Entscheid, wie es weiter gehen wird, hängt aber sehr stark von Dir ab, wie gross Dein Leidensdruck ist, und wie wichtig es für Dich ist, die Inkontinenz zu behandeln und weiter nach Ursachen zu suchen.

Betreffend der Behandlung kommen in Frage eine konservative Therapie mit Beckenbodenphysiotherapie und evtl. Toilettentraining, medikamentöse Therapien (in der Regel werden bei Dranginkontinenz Anticholigernika evtl. in Kombination mit Alphablockern eingesetzt), Nervenstimulation oder eine Botoxbehandlung um die Blase ruhig zu stellen. Alle Ansätze haben Vor- und Nachteile; ich empfehle Dir, Dich da gut zu informieren und zusammen mit der Ärztin die beste Lösung zu suchen. Rechne aber damit, dass die Inkontinenz nicht von heute auf morgen einfach so weggehen wird, und Du Dich für eine längere Zeit damit wirst beschäftigen müssen.

Ich habe zwar die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die Inkontinenz zumindest teilweise zu reduzieren, konzentriere mich aber in erster Linie darauf, mögliche gesundheitliche Folgen der Inkontinenz zu verhindern. Meinen Restharn konnte ich schon mal reduzieren, das war sehr wichtig. Nun geht es darum zu verstehen, ob mein Blasendruck zu hoch ist. Das wäre unschön….

Alles Gute und herzliche Grüsse
Martin

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