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Aufbereitung von Einmalkathetern ist "verantwortungslos".
- Matti
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Aufbereitung von Einmal-Blasenkathetern ist "verantwortungslos"
Neues Gutachten zur Aufbereitung von Einmal-Medizinprodukten
15.01.2015|04/15|Berlin|
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) lehnt aus Sicht der Patientensicherheit Pläne ab, die Aufbereitung von medizinischen Einmalprodukten zu fördern. So sieht der Vorschlag des Europäischen Parlaments zur neuen europäischen Medizinprodukteverordnung vor, alle bisherigen Einmal-Medizinprodukte grundsätzlich als aufbereitbar zu betrachten, sofern sie nicht von der EU-Kommission als nicht-aufbereitbare Einmalprodukte gelistet sind. In einem nun vorgelegten Gutachten im Auftrag des BVMed nennt der Sachverständige Dr. Hans Haindl die Aufbereitung von Einmal-Blasenkathetern "verantwortungslos". Das Gutachten kann unter www.bvmed.de/isk-gutachten heruntergeladen werden.
Der Sachverständige für Medizintechnik Dr. Hans Haindl kommt in dem Gutachten "Intermittierende Blasendrainage – single-use versus re-use" zu dem Ergebnis, dass es keinen Nachweis für die Unbedenklichkeit aufbereiteter Blasenkatheter gebe. Man wisse "trotz zahlreicher vorliegender Studien und Metaanalysen (…) wenig über den Einfluss der Aufbereitung von Einmal-Blasenkathetern auf die Infektionsrate und andere Komplikationen des Patienten". Einige Studien würden über eine signifikante Verringerung der Rate der Harnwegsinfektionen berichten, wenn hydrophile oder Gleitmittel-beschichtete Einmalkatheter verwendet werden. Keine der Studien befasse sich mit der Methodik der Aufbereitung der Katheter. Haindl: "Es liegt eine bemerkenswerte Leichtfertigkeit darin, eine Methode zu empfehlen, die überhaupt nicht exakt beschrieben ist."
Eine Aufbereitung bedeutet nach dem Gutachten "die Inkaufnahme einer höheren Rate von Harnwegsinfektionen. Diese Harnwegsinfektionen wiederum verursachen nicht unerhebliche Kosten, Morbidität und, nicht zu vergessen, Mortalität."
Zum Hintergrund: Die intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK) der Blase ist bei Blasenfunktionsstörungen in Folge bestimmter Erkrankungen das Mittel der Wahl. In den meisten Ländern mit hochentwickelten Gesundheitssystemen werden hierzu Einmalkatheter verwendet, die dem Patienten die Selbstkatheterisierung unter weitgehend aseptischen Bedingungen erleichtern. Diese Katheter sind steril verpackt in einer Verpackung, aus der heraus sie direkt eingeführt werden können. Zur Verbesserung der Gleitfähigkeit sind sie entweder beschichtet, so dass sie unter Zugabe von Wasser gleitfähig werden, oder es ist in der Verpackung ein Gleitmitteldepot, durch das die Katheter vor dem Einführen automatisch mit Gleitmittel beschichtet werden ("Ready-to-use-Technik").
Quelle: www.bvmed.de/de/bvmed/presse/pressemeldu...st-verantwortungslos
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- Johannes1956
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Wer kommt auf die Idee, Einmalkatheter aufbereiten zu wollen? Ich steck mir sicher keinen Katheter rein oder ich lass mir auch sicher keinen Katheter reinstecken, der schon mal in jemand anderem drinnen war, nicht einmal in mir selbst. Das ist ja wirklich perfide, an soetwas nur zu denken. Zurück ins Mittelalter.
Kopfschüttelnd,
Johannes
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- Pamwhy
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tja Kosten sparen um jeden Preis, obwohl das in diesem Fall nicht unbedingt billiger ist....
Interessant fand ich in dem Gutachten folgenden Satz:
Nicht jede Sterilisation führt zu einem sterilen Produkt.
Bei Absatz 11 habe ich gedacht jetzt schlägt es 13!!!!
Zumutbarkeit für die Patienten
Die Patientengruppe, die die intermittierende Katheterisierung selbst durchführt, ist in der Regel schon mit einem schweren Schicksal belastet. Ein großer Teil der Patienten ist rollstuhlpflichtig und damit von vielen Aktivitäten der Gesunden ausgeschlossen. Selbst die Verrichtung normaler Haushaltstätigkeiten bedeutet für einen Rollstuhlfahrer einen erheblich höheren Zeiteinsatz als für einen gesunden Patienten. Wenn diese Patienten sich selbst katheterisieren, übernehmen sie bereits eine pflegerische Aufgabe, die bei vielen anderen Patienten durch Fremdpersonal durchgeführt werden muss. Insofern tragen sie durch die Selbstkatheterisierung zur Senkung ihrer individuellen Krankheitskosten bei. Was also treibt uns dazu, diese Patienten zwingen zu wollen, ihre gebrauchten Katheter selbst zu reinigen und zu desinfizieren und damit ihren täglichen Zeitaufwand für die Bewältigung ihrer Krankheitsfolgen weiter zu erhöhen, wenn wir dadurch nur wenige Euro einsparen? Es geht zu Lasten der Würde des Patienten, wenn man sich seiner Arbeitskraft bedient, um auf der individuellen Ebene marginale Einsparungen zu erreichen und dabei auch noch Risiken in Kauf nimmt.
Das wäre ja schon eine Zumutung von Firmen aufbereitete Katheter zu bekommen, aber das auch noch selbst durchzuführen..... Es kann ja alleine schon beim normalen ISK so viel schief (Richtung Infektion) gehen....
Auch der dann unter Umständen vermehrte Einsatz weiterer Antibiotika ist in Hinsicht auf immer gefährlichere Keime und Resistenzen, nicht nur ein Kostenfaktor.
Aber, wenn
wie sieht es dann in Ländern aus, die diesen Gesundheitsstandard nicht haben?in den meisten Ländern mit hochentwickelten Gesundheitssystemen Einmalkatheter verwendet werden,
edit: hier gehen mir doch die Smileys aus....
Bis demnächst und ganz, ganz....
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- Johannes1956
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Damit die Smieys des Erstaunens nicht ausgehen: es geht noch mehr.
In USA werden Herzschrittmacher aus Leichen geschnitten, wenn diese eine Restlaufzeit von zumindest 3 Jahren Batterie haben, werden sie nach Indien verkauft um dort Patienten implantiert zu werden.
Hier der Artikel dazu, wars nicht glauben sollte:
www.ajconline.org/article/S0002-9149%2811%2902752-4/abstract
In Frankreich gilt jedoch die Verwendung von aufbereiteten Einmalartikel als Patiententäuschung.
Johannes
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- Bubi-Nora
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Der Beitrag ist von 22.10.2008,
www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/wiede...atheter-1712042.html
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