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Stuhlentleerungsstörung - Darmschrittmacher

12 Dez 2012 21:33 #1 von wiltrudis
Hallo zusammen,

nach zwei Darmoperationen wegen Stuhlinkontinenz habe ich eine Entleerungsstörung, die sich so äußert, dass ich nur unter sehr starkem Pressen, oft heftigstem Pressen, Entleerungen zustande bringe. Darmentleerungen habe ich mehrmals täglich (zwischen 2 - 6 x pro Tag). Passagehindernisse im Enddarm sind nicht vorhanden; deshalb tun sich die Ärzte schwer damit, den Grund für die Entleerungsstörung festzulegen.
Meinem Gefühl nach liegt das Problem in der untersten Strecke des Darms (zwischen den Anastomose und dem Schließmuskel), die bei den Entleerungen nicht mehr mitarbeitet. Die Anastomose sitzt im Enddarm bei mir. Es fühlt sich für mich so an, als ob dieser Teil meines Darms "gelähmt" ist. Hier bleiben die Entleerungen meinem Empfinden nach immer stecken. Bei einer Darmspiegelung wurde festgestellt, dass die Darmwand in diesem Bereich ziemlich "starr" ist. Die Ärzte sagen aber, dass diese Starre eigentlich keine Auswirkungen auf die Entleerungen haben dürften.
Dass der unterste Teil meines Darms durch die beiden Darm-OPs evtl. kaum noch, bzw. gar nicht mehr nervlich versorgt ist, halten die Ärzte für möglich.
Flosamen, Resolor und Bio-Feedback haben so gut wie keine Besserung gebracht, dafür aber mehr Probleme mit der Blase bzw. dem Schließmuskel verursacht.
eine Schließmuskelschwäche habe ich auch, ebenso eine leichte Beckenbodensenkung. ich bin nach wie vor inkontinent für Luft und flüssigen Stuhl, kann aber immerhin wieder unterscheiden zwischen Luft und Stuhl und kann halbwegs normalen Stuhl auch wieder halten.

Nunmehr wird mir ein sog. Darmschrittmacher empfohlen, der inzwischen nicht nur bei Inkontinenz, sondern auch bei Entleerungsstörungen angewendet wird.
die Funktionsweise des Darmschrittmachers ist mir bekannt. ich frage mich aber, ob diese Therapie sinnvoll ist, wenn im untersten Teil des Darms die Impulse gar nicht mehr umgesetzt werden können (weil die Darmwand dafür zu starr ist).
Der Arzt sagte mir jetzt im Gespräch, dass dieser unterste Bereich auch bei normalen Verhältnissen kaum noch Peristaltik entwickelt und es deshalb nicht darauf ankommt, ob die Darmwand in diesem Bereich starr ist und deshalb dort vielleicht nicht so viele Impulse ankommen. Und wenn es so sein sollte, dass dieser Bereich nicht mehr nervlich versorgt ist, könnte der Darmschrittmacher sogar die Neubildung von Nerven in diesem Bereich anregen.

Das ist mein zentrales Problem: macht es Sinn, den Darmschrittmacher auszuprobieren, wenn er vielleicht genau in dem Bereich, in dem eine Unterstützung am wichtigsten ist, gar nicht wirken kann?
Kann jemand etwas dazu sagen? Vielleicht hat jemand ein ähnliches Problem?

Ich freue mich über jede Antwort
Gruß
Wiltrudis

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13 Dez 2012 08:02 #2 von Chris08
Hallo Wiltrudis,

zunächst einmal - herzlich willkommen hier

Dann zu deiner Frage - so wie es scheint, hast du dich ja schon ausführlicher mit deiner Problematik auseinander gesetzt und die verschiedenen medizinischen Ansätze genauer "unter die Lupe genommen" - das ist sicher ein sehr guter Weg, damit du die für dich beste Lösung finden kannst. Kein Arzt kann das entscheiden, das musst immer noch du selbst für dich festlegen!!!

Ich kann dich in deiner Zurückhaltung in Sachen Schrittmacher nur unterstützen - schau dir die veröffentlichten Ergebnisse genau an und schaue dabei besonders auf die Langzeiterfolge - ich wäre vorsichtig und habe für mich bei einer neuronal bedingten Ursache meiner Stuhlinko entschieden, dass ich (noch) keinen Schrittmacher will, auch wenn von Seiten der Ärzte immer wieder in diese Richtung interveniert wird.

Zwei Alternativen möchte ich dir vorschlagen:

zum einen habe ich mit Akupunktur erreicht, dass offenbar eine ganze Reihe von Nerven "nachgewachsen" sind - da gibt es also Aussicht auf Erfolg, auch wenn das ein langwieriger Prozess ist - bei mir hat es bis zu einer guten Stabilisierung fast ein Jahr gedauert und zunächst ist es deutlich schlechter geworden. Dieser "typische Ablauf" stellte sich bei jedem neuen Behandlungszyclus ähnlich dar. Ich habe 3 Mal 10-15 Behandlungen bekommen und jeweils bis ca. zur 5. Sitzung hatte ich erheblich größere Probleme, durfte also nie ungeschützt zur Akupunktur gehen, da innerhalb von Minuten bis ca. 2 Std. nach der Behandlung garantiert "was passierte". Das hat sich aber in den Wochen danach hervorragend gebessert und seit 5 Jahren brauchte ich keinen neuen Zyclus und bin so stabil, dass ich einer normalen Berufstätigkeit nachgehen kann.

Wesentlich dazu beigetragen hat aber auch, dass ich durch die Irrigation dafür sorge, dass der Enddarm leer ist. Du findest auf der Homepage alle wichtigen Informationen zum Thema. Auch hier gilt - Geduld ist angezeigt, es dauert etliche Wochen, in denen der Darm noch macht "was er will" und man den Eindruck gewinnen kann - das bringt gar nichts. Heute muss ich sagen, dass ich, solange keine Erkältung, Virus o.ä. die den Darm beeinflussen für etwas anderes sorgt, ein (fast) ganz normales Leben führen kann - mit langen Spaziergängen, Theater- Konzertbesuchen und ähnlichen Aktivitäten.

Wenn ich deinen Schilderungen folge, dann scheint mir ein Versuch mit der Irrigation sinnvoll und wenn du damit klar kommst, dann ist eine OP zu einem späteren Zeitpunkt (mit besseren Methoden und verträglicheren Materialien) immer noch möglich.

In diesem Sinne - machs gut

Chris

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14 Dez 2012 23:37 #3 von wiltrudis
Hallo Chris,

danke für deine Antwort und auch für die Begrüßung - vor lauter Aufregung hatte ich ganz vergessen, mich vorzustellen.

Ich bin 49 Jahre alt und hatte vor fünf Jahren eine Darm-OP, bei der der Dickdarm verkürzt wurde. Die Anastomose damals wurde mittels eines Staplers gefertigt, was mein Darm offenbar nicht so gut vertragen hat: die Anastomose ist nicht abgeheilt und ich hatte monatelang starke Schmerzen. Außerdem hat sich eine Stenose entwickelt, die elf Monate nach der ersten OP reseziert wurde. Seitdem ist es okay.
Geblieben ist leider die Entleerungsstörung. Aber nicht nur die Entleerungsstörung ist ein Problem, sondern auch die Schließmuskelschwäche. Luft halten geht eigentlich gar nicht, flüssigen Stuhl kann ich auch so gut wie nicht halten. Zum Glück komme ich nur sehr, sehr selten in die Situation mit flüssigem Stuhl.
ich kann arbeiten und arbeite Vollzeit. Ich komme von Zeit zu Zeit in echt kritische Situationen, aber irgendwie ging es bis jetzt allermeistens gut.
Von Zeit zu Zeit, immer wenn es zu starkem Nachschmieren kommt (wegen weichem Stuhl) und ich eine hohe Stuhhäufigkeit habe, aber trotzdem nur mithhilfe von starkem Pressen entleeren kann, enstehen heftige Schmerzzustände im Analbereich. Diese werden so stark, dass ich sie nicht mehr aushalten kann. Der Arzt hat festgestellt, dass eine Kryptitis verantwortlich ist für die heftigen Schmerzen. ich bin inzwischen ausreichend mit Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Mitteln versorgt.

Dem Thema Irrigartion, bzw. Klysmen werde ich mich jetzt tatsächlich annähern, obwohl ich aus der Zeit zwischen den beiden Darmoperationen echt schreckliche Erfahrungen mit Einläufen, Klysmen und dergleichen habe.

Aber ich will auch noch ein bisschen "auf Zeit spielen", da mein Arzt mir gerade darüber berichtet hat, dass in der Schweiz gerade ein ähnliches System wie der DArmschrittmacher getestet wird. Es soll sich dabei um eine Art Sonde handeln, die in den Oberschenkel eingebracht wird. Dies soll vollkommen ohne Operation geschehen. Die Funnktionsweise soll ähnlich sein wie beim Darmschrittmacher, aber leider muss man wohl jede Woche in die Klinik, wo die Sonde neu aktiviert / aufgeladen wird. Diese Prozedur soll etwa eine halbe Stunde dauern. Derzeit steht diese Therapie wohl noch nicht zur Verfügung oder sie ist so neu, dass mein Arzt sich noch nicht gut damit auskennt. Er will das aber in Erfahrung bringen.

Interessant fand ich deine Erfahrungen mit Akupunktur. Wie finde ich einen Akupunkteur, der so was macht? Wie muss ich da vorgehen? Kann das jeder Akupunkteur?
Vielleicht wäre das ja auch eine Alternative für mich.

Tja, also erstmal vielen Dank für die Antwort.
Wiltrudis

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15 Dez 2012 12:23 - 15 Dez 2012 12:26 #4 von Ano
Moin Moin Wiltrudis!

Habe gerade mal hier reingeschaut und Deine Beiträge gelesen ...
Ich habe seit ca. 9 Monaten einen Darmschrittmacher.
Ich litt unter kompletter Stuhlinkontinenz nach einer Darm-OP mit Sigmaresektion, die Anastomose auch bei mir im Enddarm-Bereich.
Die Schrittmacher-Op an sich ist nicht dramatisch. Allerdings durchläuft man vorher eine Testphase mit einem externen Schrittmacher und erst, wenn diese erfolgreich ist, bekommt man in einer zweiten (kleineren) Op den Schrittmacher implantiert.
Während der Testphase war ich komplett kontinent und recht euphorisch.
Nach der Implantation des Schrittmachers musste ich einige Male ambulant in die Klinik, um andere Programme auszuprobieren. Der Schrittmacher kann vom Arzt mit verschiedenen Programmen belegt werden, die alle etwas unterschiedliche Stimulationen am Sakralnerv hervorrufen und man muss nun testen, welches Programm am besten "anschlägt".
Ich selbst kann inzwischen mit meiner "Fernbedienung" zwischen vier verschiedenen Programmen wählen und auch die Intensität der Impulse manuell steuern. So weit so gut.

Da ich vorher komplett inkontinent war, ist eine Besserung (vor allem auch meiner Lebensqualität) unumstritten.
Allerdings muss ich im Nachhinein zugeben, dass die Wirkung der Sakralnervenstimulation jetzt nicht mehr die ist, die sie direkt nach der Operation einmal war (liegt es daran, dass die Elektrode jetzt fest eingewachsen ist?)

Ich habe mit dem SNS wieder geregelte Stuhlgewohnheiten (1-2x tägl.) und fühle mich insgesamt wesentlich sicherer. Aber abhängig von der Nahrungsaufnahme oder bei psychischen Belastungen habe auch ich mit "Nachschmieren" zu kämpfen und/oder mit wesentlich öfteren Stuhlentleerungen.

Fazit:
Ich bin relativ zufrieden und habe diese Op bisher nicht bereut, wenngleich die "Erstergebnisse" qualitativ so nicht mehr erreicht werden.

LG, Ano

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16 Dez 2012 22:09 #5 von Chris08
Hallo Wiltrudis,

zwei Punkte - zum Einen, eine Irrigatrion ist nicht mit einem Einlauf oder Klysma vergleichbar. Bei der Irrigation soll auschließlich der unterste Darmabschnitt durch recht rasche Dehnung zur Entleerung angeregt weden. Das macht man, indem er mit körperwarmem Wasser gedehnt wird. Hierzu werden etwa 3-500ml recht zügig eingeleitet (2-3 Mal), mit einer Pumpe oder mittels vorher mit einer Handpumpe (wie beim Blutdruckmessgerät) "aufgeblasenem" Beutel. Außerdem sollte die Irrigation bei weitem nicht so hoch in den Darm hinauf gehen. Es passiert also im Grunde nicht anderes, als dass durch einen Dehnimpuls die Entleerung des letzten Darmabschnittes (wie bei einem sehr gesunden Darm) ausgelöst wird. Somit sollte also weder Wasser zu hoch in den Darm gehen, noch noch nicht ausreichend eingedickter Darminhalt zu schnell nach unten nachrutschen. Wo nichts mehr ist, kann auch nichts (ungewollt) austreten. Die Peristaltik des Darmes in weiter oben liegenden Abschnitten gewöhnt sich recht schnell an dieses Vorgehen. Genau das ist aber die Zeit, die du brauchst, bis das alles "funktioniert" und das ist auch in der Gewöhnung oder Akupunktur Ursache für spontane Entleerungen oder weicher Stuhl, der zur "Unzeit" kommt.

zum Anderen - einen guten Akupunkteur findest du durch Ausprobieren. Ich habe ihn in meinem behandelnden Neurologen gefunden - mehr oder weniger zufällig. Achte darauf, dass du ein gutes Gefühl dabei hast - das Vertrauen ist (mit) Grundlage des Erfolges.

schönen Abend

Chris

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