Hallo Matti,
es ist schwer, alles richtig schriftlich auszudrücken, zumal ich davon auszugehen habe, dass Ihr unsere Situation nicht kennt.
Wir haben sämtliche Hilfsmittel, die zu haben sind. So ist am Bett ein Curator (Patientenlift) angebracht, mit dem mein Mann aus dem Bett gehoben werden kann-auch auf den Toilettenstuhl. Die ganze Prozedur bereitet ihm aber Schmerzen. Durch die spastische Lähmung ist alles schmerzhaft verkrampft, sodaß man ihn nicht so leicht auf den Stuhl setzen kann. Bei jeder Bewegung kann er eine Spastik bekommen, sodaß er vom normalen Stuhl, Sessel oder auch Rollstuhl einfach herunterrutscht. Der gesamte Körper ist dann derart steif, dass nichts zu bewegen ist, eher würden die Knochen brechen.
Du siehst, es handelt sich also nicht um ein einfaches Aufsitzen oder Lagewechsel.
Bis dieser Zustand eingetreten war, bin ich mit ihm raus an die frische Luft, konnte er in der Wohnung rollern - aber jetzt in diesem fortgeschrittenen Stadium geht es beim besten Willen nicht mehr. Mein Mann will auch gar nicht mehr - eben, weil alles schmerzhaft ist trotz Schmerzmedikamente und Antispastika.
Er hat beste ärztl. Betreuung, der Pflegedienst kommt morgens, die Krankengymnastik kommt 5 x wöchentlich, sowie die Ergotherapeutin.
Sogar die Krankengymnastik schafft es nicht mit mir zusammen, meinen Mann einmal kurz vor das Bett zu "stellen". Es geht einfach nicht mehr. der Körper macht nicht mehr mit.
Ich glaube, das kann auch nur der verstehen, der auch körperlich so abgebaut hat. Was soll ich meinen Mann noch quälen mit "Aufstehübungen" oder "Sitzübungen" bei denen er zusammenbricht.
Mit der Bettschüssel fühlt er sich jetzt wohl. Er trifft keine Anstalten, auf den Klostuhl zu wollen. Es war halt nur das Ungewohnte, vom Klostuhl auf die Schüssel. Genauso schwierig war die Umstellung vom WC (trotz Erhöhung und Seitenlehnen) auf den Klostuhl. Aber wenn man erlebt, wie der Mann steif wird und einige Male von der Toilette fällt, am Boden verkrümmt liegt und man ihn mit zwei/drei Personen kaum hoch auf den Rollstuhl bekommt, dann gibt es keine Frage mehr, was besser ist.
Solch eine Begebenheit führte dazu, dass mein Mann einen erneuten Schub bekam, was letzendlich zu dieser jetzigen Verschlechterung führte.
Matti, mein Mann ist 100% Schwerbehindert auch mit dem Zeichen H, hat die Pflegestufe 2. Seit zwei Jahren versuche ich, die Stufe 3 für ihn zu erhalten, aber der Medizinische Dienst stellt sich quer. Aber das ist wieder eine andere Sache.
Abends beim Betten lasse ich meinen Mann auf der Bettkante sitzen, halte ihn dabei fest, reibe dabei mit einer Hand seinen Rücken mit Franzbranntwein ein, klopfe, damit er gut durchatmet und lege ihn wieder hin.
So, ich hoffe, dass keine Missverständnisse mehr da sind. Und wenn ich von meinen Beschwerden bei der Pflege geschrieben habe, so deshalb, dass man sieht, dass die Pflegenden genauso betroffen sind, dass sie nicht aufgeben und den Mann einfach in ein Pflegeheim stecken - auch wenn sie selber Schaden davontragen. Das ist nun mal unser Leben!
Tschüß und Dir alles Gute und viel Kraft!
Dicky