Teil 2
Diese Vorgeschichte war nun notwendig, um vielleicht etwas zu erahnen, welche Dramen sich derzeit abspielen.
Schwiegermutter starb vor 3 ½ Jahren und Schwiegervater leidet sehr unter ihrem Verlust.
Körperlich baut er langsam ab, was ihm mit nun 88 Jahren auch zusteht.
Seit dem Tod der Ehefrau, haben sich die Töchter nur noch selten, zuletzt fast 2 Jahre gar nicht mehr blicken lassen.
Besagte Schwägerin mit der erschummelten Vollmacht, hatte zwar immer einen Schlüssel, betrat aber, wie wir wussten, die Wohnung nur dann, wenn sie einigermaßen sicher sein konnte, dass ihr Vater nicht zu Hause ist.
Dies fiel ihm auch selbst aus, den 2-3 x kam es vor, dass er krank im Bett lag und seine Tochter erschrocken aufschrie, als er plötzlich vor ihr stand, während sie durch die Wohnung schlenderte.
Den Schlüssel abnehmen wollte er ihr dennoch nicht, hatte er ihn erst nach dem Tod der Schwiegermutter wieder – in der Hoffnung, sie käme öfter einmal vorbei - an die Tochter übergeben.
Er wollte einfach Frieden, einen Haken unter die Vergangenheit setzen und hin und wieder seine Kinder um sich haben, was man ja auch verstehen kann.
Daher versuchten wir ihn auch eher zu ermutigen, statt gegen die Schwägerin zu reden.
Kurz bevor Schwiegervater nun diesen erneuten Harnwegsinfekt bekam, traf er besagte Tochter beim Einkaufen und wie er nun einmal so ist, jammerte er über sein Leid der Unzufriedenheit mit Gott und der Welt, vor allem aber mit seiner Bank, die seine Spargelder verwalten durfte, ihn aber sofort angeschrieben hatte, als auf seinem Konto knapp 30,-€ für die Ausführung einer Abbuchung fehlten.
Dort wollte er sein Geld nicht mehr lassen, es abholen und notfalls verprassen.
Wir, mein Mann und ich, lachten darüber.
Es war, in unseren Augen, genau das, was er auch tun sollte, denn mitnehmen könnte er sein Geld ohnehin nicht, wenn er eines Tages, in hoffentlich noch sehr ferner Zukunft, seinen letzten gang antreten würde.
Meiner Schwägerin gefiel der Plan allerdings absolut nicht.
Plötzlich fand sie den 3minütigen Fußweg zum Vater wieder, kam beinahe täglich vorbei und redete immer wieder auf ihn ein, er sollte seine Spargelder auf jeden Fall zinsbringend anlegen.
Für wen denn?
Um sich ein Haus zu kaufen, wenn er groß ist?
Entschuldigung, aber ohne den Sarkasmus fällt es mir schwer, dies zu schreiben.
In dieser zeit kam eben der besagte Infekt, die Hausärztin nahm die Beschwerden meines Schwiegervaters nicht ernst und so war es schon nicht mehr wirklich eine Lappalie, als er dann endlich ins Krankenhaus kam.
Zeitgleich fingen die Gerüchte und Anspielungen an.
Wie es denn sein könnte, dass niemand dem Vater geholfen habe, ob er denn tatsächlich überhaupt einmal beim Arzt gewesen wäre, warum seine Augen sich weiter verschlechtert hätten und aus weiteren Fragen meinte man – vielleicht sind wir auch zu sensibel – herauszuhören, dass sie meinem Mann vorwerfen könnte, sich nicht genug um den Vater zu kümmern.
Mein Mann ist berufstätig und wir haben noch 3 jüngere Kinder im Haus. Die Kleinste ist gerade 2 ½ Jahre alt.
Nein, er kann nicht rund um die Uhr beim Vater sein, der sich zudem zu viel Hilfe verbittet, selbstständig sein und entscheiden will.
Mehr, als ihn ständig in den Ohren zu liegen, bis er nachgibt und sich zum Arzt fahren lässt, kann auch mein Mann nicht.
So sehr aus vielen Äußerungen heraus klang – letztendlich aktuell auch im Ort herumgeistern, als Gerüchte, die meinem Mann unterstellen, Vaters Pflegegeld einzustreichen, sich aber um den armen Mann nicht zu kümmern – meinem Mann zu unterstellen, den Vater zu vernachlässigen, redete sie hinter unseren Rücken jedoch auf den Vater ein, er bräuchte keine zusätzliche Pflege, müsste all sein Erspartes an den Pflegedienst geben, würde er einer ambulanten Pflege zustimmen und überhaupt würde sie ihm jetzt einen neuen Hausarzt suchen, obwohl wir diesbezüglich schon einen Wechsel veranlasst hatten.
Betonen möchte ich auch einmal, dass mein Mann niemals das Pflegegeld seines Vaters angetastet hat.
Das geht auf das Konto meines Schwiegervaters und wird von ihm selbst verwaltet.
So wehrte sich Schwiegervater, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus vehement dagegen, dass täglich jemand von der Pflege zu ihm kommt und wenigstens kurz schaut, ob alles in Ordnung ist.
Die Katheterpflege übernähme er selbst und überhaupt bräuchte er keine Fremden, die sich um ihn kümmern.
Wir bettelten den Pflegedienst an, dass jemand täglich nur kurz vorbei schaut, aber man wehrte es verständlicherweise damit ab, dass Schwiegervater das selbst wollen müsste.
Gestern dann das Drama.
Er hatte am Abend den Bettbeutel nicht richtig angeschlossen, der Urin lief daneben und am späten Vormittag rief er bei uns an, wo mein Mann bliebe, er hätte längst bei ihm sein müssen und überhaupt kümmere er sich zu wenig um den Vater.
Wenn mein Mann in den frühen Morgenstunden von der Arbeit kommt, muss er zumindest ein paar Stunden schlafen und kann nicht schon frühmorgens bei seinem Vater sitzen.
Während mein Mann sich nun aufmachte, um noch fehlende Inko-Materialien von der Apotheke zu holen, die nachgeliefert worden waren, schickte er unseren ältesten Sohn, der in der Pflege arbeitet und ausgebildet ist, um nach dem Fehler am Anschluss des Beutels zu suchen.
Schwiegervater ließ aber unseren Sohn gar nicht erst schauen, verlangte nach dem Pflegedienst, den er am Vortag noch weggeschickt hatte.
Währenddessen erschien meine Schwägerin, pflichtete dem Vater bei, sehr arm dran zu sein und dass sie ihm wenigstens nun etwas zu Essen vom Imbiss holen würde, damit er unter all der Vernachlässigung nicht auch noch hungern müsste.
Mein Mann hatte ihn am Telefon noch gefragt, ob er ihm etwas zu essen mitbringen sollte, worauf Schwiegervater polterte, er habe sich doch mit genug Essen eingedeckt und bräuchte nichts.
Der Pflegedienst, den ich wegen des Beutels anrief, konnte nicht sagen, ob es an dem Tag überhaupt noch jemand schaffen würde vorbei zu kommen und als mein Mann, mit den Sachen aus der Apotheke, beim Vater auftauchte, hatte er nicht nur das Essen, das Schwägerin geholt hatte gegessen – was ihm auch absolut vergönnt sei! - er beschimpfte meinen Mann auch noch übel, sich nicht für ihn zu interessieren, nur daran interessiert zu sein, den Vater auszunutzen und verweigere ihm anständige Unterstützung.
Aus jedem Wort sprach die Hetze meiner Schwägerin und meinen Mann verletzte es zu tiefst, sich unterstellen zu, seinen Vater auszunutzen.
Sicher, er ist uns gegenüber großzügig, beschenkt die Kinder, kauft, wenn er mit meinem Mann einkaufen ist, für die Kurzen Süßigkeiten und gibt meinem Mann auch hin und wieder Benzingeld, aber immer nur von sich aus, nicht, weil man es von ihm verlangt.
Verletzt brach es nun auch aus meinem Mann heraus und er wurde, was selten vorkommt, seinem Vater gegenüber sehr laut.
Alles würde er nun hinwerfen, sollte er doch zusehen, wer sich ständig herum scheuchen ließe und dafür noch beschimpft wird.
Dann verließ mein Mann die Wohnung seines Vaters, kam heim und brach am Küchentisch weinend zusammen.
Ich rede hier von einem kräftigen, großen und sehr gestandenen Mann, der sich fast immer im Griff hat, ruhig Konflikte löst und an dem Angriffe einfach abprallen.
Er geht so gut wie nie in die Knie und wenn dann nicht, indem er regelrecht weinend zusammen bricht.
All die Sorgen um seinen Vater, die Anschuldigungen gegen meinen Mann von außen, das hetzen seiner Schwester, die Machtlosigkeit, dagegen nichts tun zu können, weil sein Vater Frieden wünscht und auch verdient hat.
Also rief ich erneut die Pflege an und sagte, dass wenn sie uns nicht bei Schwiegervater täglich unterstützen, sie bald auch meinen Mann mit betreuen können.
Vor Wut und Hilflosigkeit schrie und weinte ich selbst in den Hörer und schließlich wurde ich an eine Mitarbeiterin verwiesen, die mir zuhörte, verstand, dass wir zusätzliche Hilfe brauchen, um Schwiegervater letztendlich nicht der Tochter auszuliefern, wie es damals bei der Mutter war und dass mein Mann ebenfalls mit der Pflege entlastet werden musste.
Nach dem Telefonat fielen mir dann einige Sätze wieder ein, die darauf hin deuteten, dass meine Schwägerin bereits bei der Pflege vorgesprochen haben musste, denn ich sagte nie ihren Vornamen, der in der Verwaltung jedoch bekannt war und man war sehr erstaunt, dass es den Sohn als Bevollmächtigten gibt, nicht die Tochter.
Nachdem das klar gestellt war, wir sagten, dass dem Pflegedienst eine Kopie der Vollmacht überstellt wird, niemand gegen Vaters Willen handeln möchte, jedoch die Tochter absolut keine Berechtigung hat, pflegerische Angelegenheiten zu regeln, war man plötzlich auch nicht mehr so dagegen, täglich jemanden zum Schwiegervater zu schicken.
Es mag reine Interpretation sein, aber für mich klang es sehr danach, dass meine Schwägerin beim Pflegedienst als Interessenvertreterin des Vaters vorsprach, der keinen Pflegedienst haben wolle und von seinem Sohn schlecht behandelt, bzw. vernachlässigt wurde.
Man notierte sich sogar extra, dass meine Schwägerin keine Ansprechpartnerin ist und sagte dann sofort mehr Unterstützung zu.
Seit heute kommt nun täglich die Pflege vorbei und seltsamerweise fand Schwiegervater es sogar erfreulich.
Dennoch werden wir weiter auf der Hut sein müssen, vor dem Treiben meiner Schwägerin und wir wissen nicht, wie lange wir dem gewachsen sind, denn mit ihrem Einfluss, ist Schwiegervater zusehends aggressiver meinem Mann gegenüber.
Heute war er es nicht, sondern sogar fast erstaunlich zugänglich.
Er hörte meinem Mann zu, welche Sorgen er sich um ihn macht, dass er beruhigt nach der Arbeit schlafen gehen oder zur Arbeit fahren möchte, ohne dass er in der beständigen Angst lebt, dem Vater könnte etwas zustoßen.
Solange aber meine Schwägerin Lunte wittert, sich an meinem Mann rächen zu können, indem sie einen Keil zwischen Vater und Sohn treibt, weil wir ihr damals vereitelten, sich weiter an ihrer Mutter bereichern zu können, leben wir in Angst um meinen Schwiegervater und versuchen ihn zu beobachten, um da zu sein, wenn sie glaubt, ihr Ziel erreicht zu haben und den Vater wieder fallen lässt.
Und in der Zwischenzeit werden wir weiter alles Wichtige zu regeln versuchen. Dass er alle benötigten Materialien bekommt, ärztlich gut betreut wird, im Haushalt Unterstützung erhält und eben nicht seinem eigenen Kind ausgeliefert ist, das so gewissenlos und selbstsüchtig versucht, ihn in die Isolation zu drängen, damit er dankbarer ihr gegenüber ist, wenn sie als Einzige noch vorbei kommt.