Hallo Sven,
ich versuche mal alles zusammen zu packen. Dein Fall kommt mir irgendwie bekannt vor
Das Divertikel hatte ich vermutlich auch schon länger (bin 54). Mir war es nur nicht bewusst. Ich hatte halt schon immer ein "Konfirmandenbläschen". Bin häufig zur Toilette und habe nie das Haus verlassen, ohne nochmal zu gehen. Mir war erst im nachhinein klar, dass ich da schon immer die Blase nur zum Teil entleeren konnte.
Na, wenn man so langsam älter wird und der Vater Prostatakrebs hatte, dann geht man halt mal zum Urologen. Dabei wurde dann vor ca. 8 Jahren das Divertikel festgestellt. Bei der Spiegelung sah das Divertikel innen sehr verdächtig aus und es wurden bei einer OP Gewebeproben entnommen. Zum Glück kein Blasenkrebs. Der Urologe hatte damals auch nicht unbedingt gesagt, das Divertikel müsste weg.
Das mit dem Restharn im Divertikel wurde auch nicht weiter verfolgt. Ich war damals auch selbst nachlässig, ich war ja erstmal froh keinen Krebs zu haben.
Ein paar Jahre später beim nächsten Urologen Besuch meinte der dann doch es wäre besser das Divertikel zu entfernen und hat mich damit in die Urologie in Darmstadt geschickt. Dort meinte man die Blase wäre so ausgeleiert, die Entfernung des Divertikels würde vermutlich auch nichts bringen. Da kam das erste Mal die Sache mit der Katheterisierung ins Gespräch. Damals eine Horrorvorstellung.
Auf jeden Fall dachte man, wenn bei einer der Blasenhals erweitert ist und einiges der Prostata abgeschabt, dann könnte die Blase sich event. besser entleeren. Wirklich Hoffnung haben sie mir nicht gemacht. Die Frage war, was jetzt Ursache und Wirkung sind? Der Unterschied zwischen TUR und TUI kannte ich nicht. Auf dem Bericht stand dann TUR.
Anschließend hatte ich ein paar Wochen einen SPK. Das ging soweit ganz gut, ich hatte keinen Beutel (außer nachts) und habe halt regelmäßig über das Ventil entleert. Allerdings war ich in der Zeit krank geschrieben. Arbeiten gehen mit dem Bachdeckenkatheter hätte ich mir auch nicht vorstellen können.
Nachdem der Bachdeckenkatheter entfernt war hatte sich die Blase aber auch nicht komplett entleert, Restmenge ca. 300-500ml.
Seitdem betreibe ich jetzt ISK. Mein Urologe hat das direkt mit dem Versorger (Coloplast) organisiert. Es war eine Dame von Coloplast da, die mir verschieden Modell gezeigt hat und alles erklärt. Allerdings hat sie mir bei den ersten Versuchen nicht geholfen, das wollte ich nicht. Da meine Frau aber Krankenschwester ist konnte die mir ein paar Tipps geben, bzw. ich auch mal fragen. Letztlich ist es so, dass man manches lernen kann, was man sich vorher nicht vorstellen konnte.
Das Problem war aber die immer wiederkehrenden Infektionen mit Antibiotika-Behandlungen. Kaum war es ausgestanden wurde der Urin wieder trüb und es ging von vorne los. Das hat auch erheblich auf die Psyche gedrückt.
Naja, dann hatte ich eine Reha in Bad-Wildungen. Körperlich hat das jetzt nichts gebracht am Zustand, da hat sich ja nichts geändert. Trotzdem waren die 4 Woche wertvoll, um sich mal um sich und sein Wohlbefinden zu kümmern.
Ja und dann war halt der Urologe, der meinte, so lange das Divertikel da ist würde er sich nicht mit der Situation abfinden. Möglicherweise kann sich die Blase besser entleeren wenn das Divertikel mit seinem Windkessel-Effekt weg wäre. Der hat mir dann Villingen-Schwennigen (offenbar sind die jetzt in Donaueschinen) wärmstens empfohlen. Auch weil die dort mit einem Roboter (Da-Vinci) operieren und das wesentlich schonender und genauer operiert werden kann.
Also wurde ich dort vorstellig, obwohl der Weg weit ist. Auch dort hat man mir nicht versprochen, dass sich die Blase anschließend vollständig entleeren würde. Es wäre aber auf jeden Fall wert das Divertikel zu entfernen. Auch weil das ständig entzündete Divertikel immer ein Risiko für Krebs wäre.
Ein Jahr nach der Op ist die Situation jetzt so, das ich immer noch eine Restmenge von je nachdem 200-400ml habe. Besser als vorher, aber ich muss trotzdem wohl bis zum Lebensendet ISK betreiben.
Immerhin sind aber die ständigen Infektionen seitdem weg. Das alleine ist schon eine deutlich Verbesserung der Lebensqualität. Und ich bin sehr froh, dass ich dieses Divertikel mit seinen Risiken los bin.
Solange das Divertikel drin geblieben wäre, hätte ich nie meinen Frieden mit der Situation gefunden.
Wenn du noch Fragen hast gerne! Ich weiß dass es schwierig ist jemanden zu finden, mit dem man darüber reden kann. Über Knie; Schulter, Herz und sonst was kann man mit jedem sprechen, aber über Ausscheidungen will keiner reden.
Gruß Udo