Hallo Rudiger
Ich kann Deine Verzweiflung verstehen, hoffentlich findet sich eine gute Lösung!
Zunächst war da die Therapie Deiner schlaffen Blase sicher sinnvoll und wichtig. Obwohl 1 Liter Blasenvolumen und 400-500 ml Restharn bereits pathologisch ist, scheint mir dies nun noch nicht so schlimm zu seine, dass sich die Blase nicht wieder erholen könnte, insbesondere, da Du ja noch Wasser lassen konntest und neurologisch und motorisch alles in Ordnung zu sein scheint. ISK hilft natürlich, um den Restharn zu kontrollieren, aber ohne "Training" (d.h. eigenständige Entleerung) wird der Blasenmuskel sich nicht erholen.
Ich bin kein Arzt, und was ich nun schreiben werde basiert alleine auf meiner Erfahrung als Patient und auf meinem Laienwissen.
Sakrale Nervenstimulation (SNS, Schrittmacher)
Wenn Du die Beiträge zu sakraler Nervenstimulation (SNS, Blasenschrittmacher, Darmschrittmacher) in diesem Forum liest, wirst Du alle mögliche Erlebnisberichte finden. Bei einigen Betroffenen funktioniert die Methode super gut, bei anderen bringt sie gar nichts oder nur wenig. Das hat vermutlich zu einem guten Teil damit zu tun, dass die Methode zwar erprobt und die Wirkung mit Hilfe von Kohortenstudien verifiziert ist, der Mechanismus der Nervenstimulation auf die Regulierung der Entleerung aber nicht ganz verstanden ist. Insofern ist es also nicht unüblich, dass SNS keine Verbesserung bringt. Aus diesem Grund wird auch eine Testphase gemacht.
ISK
Auch hier liest man alle möglichen Erfahrungsberichte, bei einigen klappt's super gut, andere kämpfen damit. Ich persönlich finde ISK die beste Methode, um den Restharn zu kontrollieren, paradoxerweise gehöre ich gleichzeitig zur Gruppe Patienten, welche damit nicht klarkommen, weil ich sehr schnell Harnweginfekte kriege, und der Restharn ähnlich wie bei Dir durch das ISK zunimmt. Bei uns Männern muss der Katheter ja durch die Prostata geführt werden, an welcher sich angrenzend der äussere Blasenschliessmuskel befindet. Auch wenn die heutigen High-Tech-Katheter mit wenig Reibung ein- und ausgeführt werden können, geht es halt nicht ganz ohne Reizung und auch die Sterilität ist auch bei optimaler Handhabung nicht zu 100% gewährleistet. Obwohl ich nie Schmerzen beim ISK spürte, konnte man in der Blasenspiegelung einen gereizten Harntrakt erkennen. Wurde bei Dir etwas ähnliches beobachtet? Wann wurde die letzte Blasenspiegelung durchgeführt?
Beckenboden
Ebenfalls könnte sein, dass sich Dein Beckenboden durch das ISK verspannt hat. Ich spiele viel Tennis und fahre gerne und gut Ski, d.h. ich achte sehr auf eine gut ausgebildete Rumpfmuskulatur, die der Körperstabilität hilft. Damit eingehend habe ich auch genug Kraft im Beckenbodenmuskel, kämpfe aber aber damit, diesen zu entspannen. Insbesondere, da Du Kraftsport betreibst, würde ich ein ähnliches Problem bei Dir nicht ausschliessen. Für die Entspannung kann man Übungen durchführen, allenfalls könnte man mit Medikamenten den Beckenboden entspannen. Da ich eine Zeit lang heftige Krämpfe im Beckenboden hatte, nahm ich Sirdalud ein. Das half zwar, macht mich aber sehr müde. Am Ende half mit am meisten, dass ich Entspannungsübungen durchführe und auch bei der Miktion versuche, zu entspannen. Da könnte eine Physiotherapie evtl kombiniert mit Toilettentraining helfen. Voraussetzung dafür ist aber, dass Du noch Harndrang spürst.
Suprapubischer Katheter
Ein Dauerkatheter, der nicht durch die Harnröhre sondern durch die Bauchdecke verläuft, liesse sich die Harnröhre und die Blase möglicherweise beruhigen. Neben der Schonung des Harnleiters ist der Vorteil dieses Katheters, dass Du auch selber pinkeln kannst, d.h. Du könntest Dir die normale Miktion wieder antrainieren. Neben der Tatsache, dass Du dann eine Zeit lang mit einem Schlauch herumlaufen müsstest und regelmässig den Katheter wechseln lassen müsstest. Zusätzlich ist das ein Eingriff, d.h. es kann zu Komplikationen insbesondere Infektionen kommen. Falls Dein Harnleiter entzündet sein sollte und Du deswegen nicht mehr spontan Wasser lassen kannst, wäre dies temporär vermutlich die beste Lösung, um Deinen Zustand zu verbessern. Aber ja, sie ist nicht ohne Risiken und bedeutet einen Eingriff ind die körperliche Identität.
Trinkverhalten
Du schreibst, dass Du gerne Wasser trinkst. Wieviel trinkst Du am Tag? Es gab hier einige Beiträge von Betroffenen mit einer schlaffen Blase, welche grosse Menge zu sich nehmen. Es ist zwar wichtig, dass man genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, aber man kann auch zu viel trinken und dadurch die Blase überfordern.
Herzliche Grüsse
Martin