Frage Neuland ISK - Frau im Beruf

Hallo zusammen,
Seit kurzem steht fest, dass ich mich nun 5-6x am Tag selbstkathetern muss. Ehrlich gesagt bin ich am Verzweifeln ob der beruflichen Umsetzung und Privatsphäre.
Ich arbeite Vollzeit und bin von 7 bis ca. 17 Uhr außer Haus. Da wir alle zeitgleich Pause haben, stehe ich vor einem großen Rätsel, wie ich die ISK anonym halten soll. Es geht schon damit los, meine Sachen mit auf Toilette zu nehmen, eine der wenigen Toiletten zu blockieren, dass man mitbekommt, dass bei mir iwas anders ist uvm. (Es ist ein größtenteils ehrlich gesagt ein ziemlicher Hühnerhaufen) Ich möchte das nicht. Das macht mich zusätzlich fertig. Eine Behindertentoilette gibt es nicht. Es würde doch eh schon reichen, aber das baut so viel mehr Druck und Stress auf, den ich nicht aufzulösen weiß.
Hat jemand Tipps? Wie machen es die anderen Damen auf Arbeit?
Habt ihr euren Chef informiert? Finde es sehr entwürdigend, das offenzulegen.

Viele Grüße
Babsi

(Hoffe, das richtige Forum ausgewählt zu haben. Es ist mein erster Beitrag. )

Hallo Babsi,

der Stress, den du dir selbst auferlegst, weil du aufgrund einer Erkrankung und den daraus resultierenden Folgen des Selbstkatheterismus leidest, ist belastend und in Wirklichkeit völlig überflüssig. Diese Sorgen sind allesamt imaginär und stehen in keinem Zusammenhang mit der Realität.

Was denkst du, würde geschehen, wenn du offen und ehrlich deine Kollegen darüber informierst? Glaubst du wirklich, dass du monatelang das Gesprächsthema sein würdest, dass man laut durch die Gänge geht und dich als "Pipitante" oder "Kathernutzer" ankündigt? Niemand läuft vor dir her und ruft mit einer Glocke in der Hand "Schande, Schande, Schande...".
Du kannst dir eine Menge Stress ersparen, wenn du keine Geheimniskrämerei aus deiner Erkrankung machst und damit offen umgehst. Mit etwas Übung ist der Selbstkatheterismus auch nicht mehr deutlich vom normalen Urinieren zu unterscheiden. Dass Frauen mit Handtaschen auf die Toilette verschwinden, ist wirklich nichts Ungewöhnliches. Darüber hinaus bieten verschiedene Hersteller Katheter an, die nicht größer sind als ein Lippenstift. Diskreter geht es kaum, denn diesen kann man in der normalen Hosentasche verstauen und einen Mülleimer auf Frauentoiletten gibt es überall.

Gruß
Matti

Hallo Babsi,
schön das du hier bist, mache das jetzt seit über einem Jahr und es ist schon eine Umstellung.

Gerade unterwegs auf Öffentlichen Toiletten ist es schon schwer, nutze wenn immer es geht Behinderten gerechte WC da ist mehr platz und öfter Ablagen für Desinfektionsmittel,Katheter usw.

Kannst dir von deinem Homecare Versorger bei mir publicare einen Euro WC Schlüssel schicken lassen, damit kommst du auf die meisten Behinderten WC.

Auf der Arbeit würde ich es deinem Vorgesetzen sagen, und auch das du ein Behindert gerechtes WC brauchst. Geh damit offen um ist ja nichts Schlimmes.

Wenn du jetzt Dauerhaft ISK nutzt solltest du einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen,das geht ja schnell Online . Ab dem Zeitpunkt der Antragstellung bist du direkt auf der Arbeit als Schwerbehindert zu behandeln bis den Bescheid kommt.

Wenn du noch Fragen wegen kosten Katheter, Desinfektionsmittel, Kompressen usw. hast kannst du dich gerne melden.

Drücke dir die Daumen !

Liebe Grüße
Daniel

Liebe Babsi,
ich kann deine Ängste und Bedenken selbstverständlich nachvollziehen. Es war nicht meine Absicht, den Eindruck zu vermitteln, dass ich kein Verständnis für deine Sorgen habe. Ich möchte hiermit nachholen, wie sehr ich mich über deine Anmeldung freue und dass du deinen ersten Beitrag verfasst hast.

Möglicherweise bin ich gleich etwas zu direkt gewesen. Ich hoffe, ich habe dich nicht entmutigt und wünsche dir viele positive Rückmeldungen sowie Erfahrungsberichte darüber, wie es anderen gelungen ist, mit der Situation umzugehen.

Herzliche Grüße
Matti

Liebe Barbara,

Ich möchte kurz auf deinen Beitrag antworten, weil es mir vor ein paar Jahren genauso ging wie dir. Ich muss heute noch ca. 7 mal täglich Kathetern.
Ich war auch vollzeit berufstätig, inzwischen aber Rentnerin.

Wir sind zwar damals nicht alle gleichzeitig zur Toilette gegangen, aber die eine oder andere kam schon mal dazu.

Ich hatte immer ein kleines Kosmetiktäschchen mit meinen ISK Utensilien dabei.
Etwas Küchenrolle, um alles auf dem Boden abstellen zu können.

Es kam sehr selten vor, dass mich überhaupt jemand bezüglich meines Täschchen fragte.
Aber falls doch, dann habe ich gesagt, dass ich auf normalem Weg leider kein Wasser mehr lassen kann, sondern einen Katheter zur Hilfe nehmen muss.

Das konnten sich meine Kolleginnen kaum vorstellen und bekamen einen riesigen Schreck und fragten direkt, wie so ein Teil aussieht.

Ich hab ihnen einen Katheter gezeigt und ihnen die Anwendung erklärt.
Ich habe für meinen "Mut", dies machen zu müssen, ausschließlich Hochachtung geerntet.

Sicherlich hat es die eine oder andere weiter erzählt. Aber ich habe nie böse oder seltsame Momente erlebt.

Es wäre mir ehrlich gesagt auch egal gewesen.
Ich hätte eh nichts am ISK ändern können.

Ach so... Und meinem Chef hatte ich nichts erzählt, er hat ja die Damentoilette nicht besucht

Ich kann dir nur den Tipp geben, versuche ganz locker mit der Situation umzugehen.

Ich drücke dir die Daumen, du schaffst das!!!

Liebe Grüße
Angelika

Hallo,

hinzuzufügen wäre noch, dass dir mehr Urlaub zusteht, wenn du einen GdB hast.
Ich bin auch ISKler (6 x tagsüber 1x nachts) mit 50% GdB und habe 5 Tage mehr Urlaub.
Gruß
Tschi

Herzlich Willkommen Liebe Babsi,

schön, dass du hier bist Und auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN!!
Ich kann Deine Ängste und Sorgen total nachvollziehen. Genauso ging es mir damals auch. Ich wusste nicht, wie ich, zum einen damit umgehen soll und vorallem wenn ich unterwegs war(ausser Haus) oder bei der Arbeit. Aber wie Matti so schön geschrieben hat, gibt es ja in der Zwischenzeit echt tolle Produkte. ...ich finde den COLOPLAST SpeediCath Einmalkatheter Compact Eve sehr pratktisch und handlich. Er ist nicht so groß und passt prima in die Handtasche oder den Kosmetikbeutel. Ich bin auch voll berufstätig und hatte es damals offen und ehrlich in meiner Firma angesprochen. Wir haben nur 1 WC und sind auch eine lustige Mädeslgruppe. Und klar, steht da dann auch mal jemand an der Tür....aber ich habe gelernt besonnen und gelassen zu bleiben. Diese ISK passen auch ganz bequem in die Hosentasche oder Jacke. Und einen kleinen Kosmetikspiegel habe ich mir einfach ins WC gelegt. Es dauerte zwar anfangs seine Zeit, bis auch mein Kopf verstanden hat, dass dies nicht schlimm ist und einfach als Hilfsmittel dient. Und wir Mädels benötigen ja auch andere Dinge auf dem WC
(wie Binden, OP....usw). Ich denke, dass du mit der Zeit hier auch bestimmt etwas "lockerer" sein kannst. Und oftmals macht der Kopf sich einfach zu viele (auch unwahre) Gedanken.

Ich wünsche Dir alles Liebe.
Simone

Liebe Simone, weil ich gerade deinen Beitrag gelesen habe.... Ich freue mich immer wieder von dir zu hören/lesen.
Ich hoffe es geht dir immer noch gut mit deinem Schrittmacher.

Sei ganz lieb gegrüßt
Angelika