Hallo Joachim,
du schreibst:
Das Weglassen des Katheters ging zwischenzeitlich und auch zuletzt einige Wochen gut, jetzt hatte er jedoch einen Harnverhalt (spontan über neuen Katheter 2,5 l entnommen!)
Offensichtlich ist eine spontane Entleerung ja durchaus möglich. Es gäbe also eigentlich gar keinen Grund für einen Dauerkatheter, außer evtl. pflegerischer Erleichterung. Dies als Grund, wird aber als grober Behandlungsfehler angesehen, weil nicht gerechtfertigt und mit hohen Nebenwirkungen und gesundheitlichen Risiken verbunden.
Wenn ein Harnverhalt vorlag, der 2,5 l Harn beim auskathetern hervorbrachte, sollte man eher die pflegerische Versorgung hinterfragen. Dann wird nämlich ganz offensichtlich keine Ausscheidungsbilanzierung vorgenommen, oder nur sehr unregelmäßig. Eine solche Harnmenge baut sich nicht über 1-2 Stunden auf und dein Vater wird sehr, sehr deutliche Symptome über Stunden zuvor gezeigt haben.
Bereits bei
500 ml (und früher) empfinden die meisten Menschen heftigen Harndrang. Ein Liter schaffen die meisten gar nicht, weil Druck und Schmerz extrem werden. 2,5 Liter sind Wahnsinn, auch vor dem Hintergrund das dein Vater ganz sicher in seinem Alter nicht trinkt "wie eine Kuh".
Eine lückenlose Bilanzierung der Ein.-/ Ausfuhr wäre sicher schon einmal eine Möglichkeit. Man könnte über einen gewissen Zeitraum nach Spontanentleerung mittels Fremdkatheterismus (einmaligen Katheterismus) die Restharnwerte bestimmen. Grundsätzlich ginge dies einfacher mittels Ultraschall, wird aber wahrscheinlich in der Situation deines Vaters schwierig bis nicht durchführbar sein (mangels Mobilität und fehlenden Ultraschall im Pflegeheim)?
Kommt es zu Inkontinenzepisoden, wäre das bereits angesprochene Kondomurinal eine Alternative zur aufsaugenden Versorgung. Dies setzt aber immer eine restharnfreie Entleerung voraus. Auch bei einem 94-jährigen wäre der Fremdkatheterismus (einmaliges Katheterisieren) aber sicher eine besser Alternative wie ein Dauerkatheter, falls dein Vater dies toleriert. Ansonsten wäre der Bauchdeckenkatheter dem transurethralen (also durch die Harnröhre) immer vorzuziehen!
Gruß
Matti