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Bauchdeckenkatheter

13 Jan 2017 19:00 #1 von Joachim
Hallo, mein Vater lebt im Pflegeheim (94 Jahre, dement, PG3). Nach einem Schlaganfall vor einem halben Jahr hat er die Kontrolle über seine Blase weitestgehend verloren. Durch die mangelnde Einsicht hat er den Harnröhrenkatheter schon wiederholt herausgerissen, teilweise ohne Folge, teilweise blutig und muss dann jedesmal ins Krankenhaus zur Neuverlegung. Das Weglassen des Katheters ging zwischenzeitlich und auch zuletzt einige Wochen gut, jetzt hatte er jedoch einen Harnverhalt (spontan über neuen Katheter 2,5 l entnommen!) und eine akute Harnwegsinfektion.
Das Pflegeheim und der Hausarzt raten dringend zu einem Bauchdeckenkatheter. Die Klinik, in der er sich momentan befindet, lehnt diesen Eingriff jedoch mit folgender Begründung ab: Wegen der Demenz könnte er auch den Bauchdeckenkatheter herausreißen, mit weit schlimmeren Komplikationen als beim Harnröhrenkatheter.
Welche Möglichkeiten und Erfahrungen gibt es hier ?
Mit bestem Dank für Ihre Hilfe

Joachim

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14 Jan 2017 09:46 #2 von Johannes1956
Lieber Joachim!

Willkommen hier bei uns am Forum des Vereins Inkontinenz-Selbsthilfe. Ein Katheter durch die Harnröhre soll nie eine länger dauernde Lösung darstellen und ist eigentlich nur zur kurzen, akuten Anwendung bei Harnverhalt oder nach einer Operation geeignet.

Dies gilt auch bei alten Menschen. Leider werden gerade alte Menschen, weil es das einfachste scheint, am liebsten mit diesen transurethralen Kathetern dauernd versorgt. Es ist die schlechtesete aller Möglichkeiten.

Ein Bauchkatheter ist bei einer länger notwendigen andauernden Ableitung sicher die bessere Alternative. Sicher kann ein dementer Patient auch diesen herausreißen, da ein Bauchkatheter aber wesentlich weniger störend empfunden wird, als ein Katheter durch die Harnröhre, gewöhnt sich der Patient viel besser daran. Es braucht anfangs viellicht etwas mehr Zuwendung und Zeit, damit sich Dein Vater mit dem Bauchkatheter anfreunden kann.

Der Bauchkatheter muss auch regelmäßig gewechselt werden, das geht aber realtiv unproblematisch.

Eine andere Alternative wäre das Kondomurinal, wenn es sich um Inkontinenz handelt und keine Blasenentleerungsstörung vorliegt. Dies ist anfangs viellicht nicht so leicht anzulegen und es bedeutet einen etwas höheren Pflegeaufwand, hat sich aber bei vielen Betroffenen, auch nach Schlaganfall, bestens bewährt, wenn es einmal gut gemacht wird. Ich weiß, dass sich Pflegestationen damit ungerne beschäftigen, weil das Anlegen und Entfernen des Kondomurinale eben aufwändiger ist, aber man kann die Möglichkeit ansprechen.

Nochmals, dauernder Katheter durch die Harnröhre soll nicht sein und stellt einen Pflegefehler dar. Bei einer Blasenentleerungsstörung, wenn die Blase nicht oder nicht vollständig entleert werden kann, halte ich den Bauchkatheter als die beste Alternative.

Johannes

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14 Jan 2017 11:36 #3 von matti
Hallo Joachim,

du schreibst:

Das Weglassen des Katheters ging zwischenzeitlich und auch zuletzt einige Wochen gut, jetzt hatte er jedoch einen Harnverhalt (spontan über neuen Katheter 2,5 l entnommen!)


Offensichtlich ist eine spontane Entleerung ja durchaus möglich. Es gäbe also eigentlich gar keinen Grund für einen Dauerkatheter, außer evtl. pflegerischer Erleichterung. Dies als Grund, wird aber als grober Behandlungsfehler angesehen, weil nicht gerechtfertigt und mit hohen Nebenwirkungen und gesundheitlichen Risiken verbunden.

Wenn ein Harnverhalt vorlag, der 2,5 l Harn beim auskathetern hervorbrachte, sollte man eher die pflegerische Versorgung hinterfragen. Dann wird nämlich ganz offensichtlich keine Ausscheidungsbilanzierung vorgenommen, oder nur sehr unregelmäßig. Eine solche Harnmenge baut sich nicht über 1-2 Stunden auf und dein Vater wird sehr, sehr deutliche Symptome über Stunden zuvor gezeigt haben.

Bereits bei 500 ml (und früher) empfinden die meisten Menschen heftigen Harndrang. Ein Liter schaffen die meisten gar nicht, weil Druck und Schmerz extrem werden. 2,5 Liter sind Wahnsinn, auch vor dem Hintergrund das dein Vater ganz sicher in seinem Alter nicht trinkt "wie eine Kuh".

Eine lückenlose Bilanzierung der Ein.-/ Ausfuhr wäre sicher schon einmal eine Möglichkeit. Man könnte über einen gewissen Zeitraum nach Spontanentleerung mittels Fremdkatheterismus (einmaligen Katheterismus) die Restharnwerte bestimmen. Grundsätzlich ginge dies einfacher mittels Ultraschall, wird aber wahrscheinlich in der Situation deines Vaters schwierig bis nicht durchführbar sein (mangels Mobilität und fehlenden Ultraschall im Pflegeheim)?

Kommt es zu Inkontinenzepisoden, wäre das bereits angesprochene Kondomurinal eine Alternative zur aufsaugenden Versorgung. Dies setzt aber immer eine restharnfreie Entleerung voraus. Auch bei einem 94-jährigen wäre der Fremdkatheterismus (einmaliges Katheterisieren) aber sicher eine besser Alternative wie ein Dauerkatheter, falls dein Vater dies toleriert. Ansonsten wäre der Bauchdeckenkatheter dem transurethralen (also durch die Harnröhre) immer vorzuziehen!

Gruß

Matti

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14 Jan 2017 19:10 #4 von Joachim
Vielen Dank für die rasche Antwort, ich komme später nach weiteren Rücksprachen nochmals auf das Thema zurück.
Joachim

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14 Jan 2017 19:27 #5 von Joachim
Danke für die Hinweise.
Wird beim einmaligen Katheterisieren jeweils ein neuer Katheter durch die Harnröhre eingeführt ?
Dies wäre leider im Pflegeheim nicht möglich sondern nur ambulant in der nächsten Klinik und somit sehr aufwändig.
Lässt sich ein Bauchdeckenkatheter nach Belieben abklemmen, um sich frei bewegen zu können und ggf. natürlich Wasser zu lassen und von Zeit zu Zeit oder z.B. nachts zur sicheren Restharnentleerung wieder anschließen ?
Wie hoch ist beim Bauchdeckenkatheter das Risiko und die Verletzungsgefahr, wenn er vom dementen Patienten gewaltsam versucht wird zu entfernen ?

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