Huhu Matti,
"Wie lange habt ihr euren Arztbesuch rausgeschoben?"
Deine Umfrage habe ich schon lange gesehen. Aber bisher wollte ich nicht darauf antworten, weil mich dieses Thema derart wütend macht.
Heute habe ich mal einen besonders ausgeglichenen Tag, also los gehts.
Zum Arzt gegangen bin ich gut 20 Jahre, b e v o r es wirklich ernsthafte Pobleme gab. Denn ich habe schon gemerkt, da stimmt irgendwas nicht, andere laufen auch nicht alle Stunde zum Klo.
Gefunden wurde 20 Jahre lang nichts. Stattdessen mußte ich zum Psychiater. Der hat mir dann eine Therapie verordnet.
(Auch wegen einer anderen Erkrankung, die ebenfalls auf die Psyche geschoben wurde, bei der dann aber nach 40 (!!!) Jahren die Ursache in der Wirbelsäule festgestellt wurde. Von einem Spezialisten, den ich selber bezahlt habe, vor lauter Verzweiflung. Dessen Therapie hat dann aber auch schon nach drei (!!!!!) Tagen geholfen.)
Mindestens einmal im Jahr habe ich den Urologen generft. Ihm gesagt, da muß doch was sein. "den" Urologen kann ich eigentlich gar nicht schreiben, ich war bei mindestens drei verschiedenen.
Irgendwann habe ich dann auf den Tisch gehauen. Mit meiner Blase ging es langsam, aber stetig bergab. Meine psychische Verfassung war immer gleich gut (bis auf die Wut, die langsam hochkam, so im Laufe der Jahrzehnte). Ich habe dem Arzt gesagt, wenn Sie nicht helfen können, dann schicken Sie mich doch endlich zu einem Kollegen, der mehr kann. Ich glaube, ich habe es etwas vorsichtiger formuliert, aber darauf lief es hinaus.
Und dann bekam ich die Überweisung zu einem Kontinenzzentrum in einem Krankenhaus. Dort wurde dann eine körperliche Ursache gefunden. Und ich bekam Vorwürfe, daß ich nicht eher gekommen bin, denn jetzt könne man nicht mehr so gut helfen, als wenn ich wesentlich früher gekommen wäre.
Was kann man daraus lernen?
Wenn der Arzt keine körperliche Ursache für die Beschwerden findet, dann wird die Diagnose "psychisch" gestellt. Und wenn man sich das bieten läßt, hat man jegliche Chance auf eine Besserung endgültig verspielt.
Und eines habe ich beobachten können im Laufe der Zeit:
Wenn die Behandlung des Körpers in vernünftiger Zeit nicht wirkt, dann wird die Psyche behandelt. So weit, so gut. Wenn aber die Behandlung der Psyche in angemessener Zeit nicht wirkt, dann kommt kein Mensch auf die Idee, es könnte doch was körperliches vorliegen. Zahlreiche ähnlich gelagerte Fälle im Verwandten- und Freundeskreis zeigen mir übrigens, daß ich damit kein Einzelfall bin.
Natürlich ist mir klar, daß auch psychische Ursachen für Blasenstörungen und/oder Inkontinenz (oder auch anderes) vorliegen können. Aber wenn das einzige Problem, das einen drückt, die nicht richtig funktionierende Blase ist, dann darf man sich diese Abschieberei in die Psychoecke keinesfalls gefallen lassen, sonst ist man geliefert.
Nochmal, damit es klar wird: Auf keinen Fall möcht ich jemanden mit psychischen Problemen von einer sinnvollen Therapie abhalten. Es geht mir hier nur um die Fälle, die aus fachlicher Inkompetenz abgeschoben werden sollen. Denn ob man deraratige Probleme hat, daß die Blase nicht mehr tut, das weiß man schon sehr gut selber, denke ich.
An Deiner Abstimmung kann ich jetzt leider nicht teilnehmen, Matti, weil es für mich kein geeignetes Knöpfchen gibt. Möchtest Du vielleicht Deine Auswahl erweitern um den Punkt "schon vor dem ersten Ereignis, weil ich schon gemerkt habe, daß da was nicht stimmt" ?
Sollte ich etwas aggressiv klingen, nehmt es bitte nicht persönlich, das liegt am Thema.
Ich grüße Euch alle, reg mich wieder ab und höre jetzt erst mal auf zu schreiben.
Blaue_Blume
p.s.
Ich weiß, daß hier auch Ärzte mitlesen, und daß es auch sehr gute Ärzte gibt. Dies soll kein Rundumschlag gegen die gesamte Ärzteschaft sein. Sondern eine Ermutigung an die Patienten, auch mal auf ihre eigenen Gefühle zu hören, die könnten nämlich richtig sein.